Wartungskosten von TR-808 und TR-909

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thecity

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Hallo,

wie ist es denn mit der Warbarkeit von 808 und 909 2013? Gibt es da bestimmt Bauteile (beide Drumcomputer haben ja auch einen digitalen Speicher), die vielleicht schon rar sind oder werden könnten?
Oder sind die eher einfacher in Zukunft zu warten, vielleicht so wie ein diskret aufgebauter Analogsynthesizer?
 
thecity schrieb:
Hallo,

wie ist es denn mit der Warbarkeit von 808 und 909 2013? Gibt es da bestimmt Bauteile (beide Drumcomputer haben ja auch einen digitalen Speicher), die vielleicht schon rar sind oder werden könnten?
Oder sind die eher einfacher in Zukunft zu warten, vielleicht so wie ein diskret aufgebauter Analogsynthesizer?
Die RAM-Bausteine der 808 gibt es nur noch gebraucht, oder bei irgendwelchen Restpostenhändlern. Da gehen die ersten schon mal kaputt. Für den Prozessor der 808 gibt es gar keinen Ersatz. Prozessor kaputt -> 808 tot.

Das größere Problem sind aber die mechanischen Bestandteile: Taster und Schalter. Sowohl bei der 808 als auch bei der 909.
 
Wenn man die worst case scenarios mal außen vor läßt, halten sich die Wartungskosten -- gemessen am derzeitigen Einkaufspreis -- wirklich im überschaubaren Rahmen.

Das mit dem Hauptprozessor bei der 808 finde ich allerdings beunruhigend.

Naja, gut, ich bin PPGestählt...

Stephen
 
Um die RAMs der 808 würde ich mir auch den wenigsten Kopf machen, das sind 1kx4 SRAM, die lassen sich durch aktuellere Typen ersetzen, bei denen man dann nur den halben Datenbus benutzt, aber die Chipselects zusammenfassen muß.

Der Prozessor ist ein sehr alter, maskenprogranmierter Singlechipper von NEC, der hier offenbar im 4Bit Modus genutzt wird. Wenn sich das Ding auslesen läßt und zu irgendwas Anderen befehlskompatibel ist, gäbe es da auch Möglichkeiten.
Das mit dem Auslesen scheint durchaus möglich, steckt doch in der TB303 die gleiche MCU drin (mit anderer Programmmaske) und da gibt's ja sogenannte CPU-Upgrades dafür.
 
Also mit den aktuellen Rams kann man Pech haben. Es gab schon den Versuch bei der 303 auf Derivate auszuweichen mit der Folge das das Ram dann im ausgschaltetem Zustand mehr Strom gezogen hat und dann die Batterien schnell leer waren.
Bei der 808 sind die Tasterframes das grosse Problem. Diese koennen beim Ausbau der alten Taster leicht kaputt gehen. Dafuer gibts nur noch Ersatz aus alten Tasterboards. Komischerweise stellt TT die Austauschboards nicht mehr her, obwohl ein grosser Bedarf vorhanden ist....
Ansonsten sollte man die Spannungsregler nebst Kondensatoren vom Netzteil austauschen lassen, dann geht auch nichts so schnell kaputt...
 
Die Tipptaster fürs Lauflicht - die sind irgendwann etwas kontaktarm. Dafür gibt es aber Ersatz.
Aber man kann alles irgendwie hinkriegen. Es hat grade für so bekannte Maschinen immer findige Lösungen gegeben.
 
Damals wie heute gibt's verschiendene Typen SRAMs: die Lowpower-Typen und die normalen. Für Batteriepufferung muß man logischerweise einen Lowpower-Typ nehmen. Ich habe schon etliche Geräte umgerüstet und damit keinerlei Probleme gehabt. Bei meiner GEM konnte man ja eine RAMDIsk nachrüsten, die aus 4 SRAMs bestand, und alles wurde durch eine einzige 2032 (nach meinem Umbau) gespeist, ebenfalls problemlos.

Man sieht das auch sehr schön in den Schaltplänen entsprechender Synths, zB beim DX7. Als sogenanntes Scratchpad-RAM steckt ein normaler 6116 drin, die Batteriegepufferten dagegen sind TC551x von Toshiba.

Was immer geht, ist der Ersatz dieser SRAMs durch den Toshiba TC5514. Ist ebenfalls ein 1kx4 SRAM und wird offensichtlich noch hergestellt bzw ist noch verfügbar. Steckt im Polysix drin bzw dort als Ersatztyp für den 2114L nutzbar. Die Pinbelegung ist zu den in der 808 und 303 verwendeten Typen kompatibel.

Wenn man größere SRAMs reinsetzt und entsprechend ansteuert, kann man den Speicher erweitern, habe ich zB beim Polysix so gemacht gehabt.
 
microbug schrieb:
Der Prozessor ist ein sehr alter, maskenprogranmierter Singlechipper von NEC, der hier offenbar im 4Bit Modus genutzt wird. Wenn sich das Ding auslesen läßt und zu irgendwas Anderen befehlskompatibel ist, gäbe es da auch Möglichkeiten.
Das mit dem Auslesen scheint durchaus möglich, steckt doch in der TB303 die gleiche MCU drin (mit anderer Programmmaske) und da gibt's ja sogenannte CPU-Upgrades dafür.
Die CPU Upgrades der 303 sind Nachprogrammierungen. Der Prozessor der 303, der 808 und des PG200 haben das Leseschutzflag gesetzt. Die können nicht ausgelesen werden. Senso von Vintageplanet hat ja Replacement-Kits für alle CPUs, die auslesbar waren im Programm (zB den SH-101).

Mich wundert immer noch sehr, warum niemand ein replacement Kit für die 808 anbietet: MIDI-Clock, MIDI-Notenansteuerung und WritePlay-Umschaltung im laufenden Betrieb, sonst alles wie gehabt (vielleicht noch eine Track/Pattern-Copy funktion). Das wäre sicher ein Verkaufsschlager.
 
Super, vielen Dank für die Infos.
Am Besten also ne Miami und ne echte 808 anschaffen, dann hat man immer einen aktuellen Backup ;-)
 
florian_anwander schrieb:
Mich wundert immer noch sehr, warum niemand ein replacement Kit für die 808 anbietet: MIDI-Clock, MIDI-Notenansteuerung und WritePlay-Umschaltung im laufenden Betrieb, sonst alles wie gehabt (vielleicht noch eine Track/Pattern-Copy funktion). Das wäre sicher ein Verkaufsschlager.

Das wundert mich allerdings auch. Vielleicht nimmt sich ja Kiwitechnics dieser Geschichte an, mach ihm doch mal den Vorschlag :)

Ist allerdings deutlich mehr Aufwand, weil man das Verhalten der Maschine analysieren muß, anstatt Code auslesen, analysieren und nachprogrammieren.

Danke für die Info mit dem Leseschutzflag. Ich hatte schon sowas befürchtet.
 
microbug schrieb:
Das wundert mich allerdings auch. Vielleicht nimmt sich ja Kiwitechnics dieser Geschichte an, mach ihm doch mal den Vorschlag :)
Naja, Murray ist da inhaltlich etwas weit weg. Ich hätte da eher an Acid-Lab-Klaus gedacht. Der hätte das dann gleich als Software für seine Miami verwenden können und parallel als Upgrade für die echte 808 anbieten können. Tja, in unserer belieten Reihe "verpasste Chancen" lasen sie heute Teil 723.456...
 
Stimmt, Klaus wäre da näher dran.

Ich liebäugel ja auch immer mal wieder damit, solche Mods zu machen, nur bin ich schon zu lange aus dem Reverse Engineering raus, müßte mir die Tools selbst schreiben und hab keine Lust auf Intel-Assembler ...
 
microbug schrieb:
Stimmt, Klaus wäre da näher dran.

Ich liebäugel ja auch immer mal wieder damit, solche Mods zu machen, nur bin ich schon zu lange aus dem Reverse Engineering raus, müßte mir die Tools selbst schreiben und hab keine Lust auf Intel-Assembler ...
Ich denke es macht kaum Sinn da Reverse-Engineering zu betreiben. Da setzt man eine eigene CPU auf einen Adapter, der die HW-Schnittstellen bedient, und programmiert das dann neu.

Ich bin jetzt selber kein Programmierer (bis auf ein bisschen Perl oder Java), aber ich stelle mir jetzt vor, dass eine Lauflichtrhythmusmaschine nicht grade extrem kompliziert sein kann.
 
Nö, sonderlich kompliziert sollte das nicht sein, gerade wo 808 und 303 noch 4bit-Architekturen sind.

Wenn man da allerdings adaptiert, dann auch gleich die Speicherchips mit auf die neue Platine packen, alles Andere hat keinen Sinn.

Ich hab früher sehr viel Assmblerzeugs gemacht, vor allem Codeanalysen mit Rockwell und Motorola-CPUs, war sehr lehrreich. Kann aber wirklich nur Assemblersachen, alles Andere (außer BASIC und bissl Forth) wollte nie an mich gehen :)

Das Dumme ist, daß im Musiksektor diese ganzen Intel/Zilogkisten fürchterlich verbreitet sind. In den 80ern fand man vor allem 8048/51, Z80 und auch 6803 vor, später dann 6809, 68000 und die ersten H8. Ebenfalls oft vertreten sind HD64180 und die NEC78xx-Serie (Z80-Abkömmlinge) sowie deren V-Prozessoren (die vom 8086 abstammen). H8 ist von der Maschinensprache deutlich an Rockwell/Motorola dran, was das Ganze durchaus sympathisch macht, jedenfalls für mich. An den Intelkisten hab ich mich (zusammen mit Rainer Buchty) mehrfach versucht, dann aber aufgegeben.

Ich mußte leider feststellen, daß was ich von Roland an Firmware bisher zu Gesicht bekam, mir ausnahmslos Bauchschnerzen bis Brechreiz verursachte. Übelstes Beispiel war die Assignerfirmware des JX-10, siehe Kommentar von Colin Fraser auf dessen Homepage. Hätte ich meinen JX-10 noch, wäre der ein prima Einstiegsprojekt, um die von Colin begonnene Arbeit zu vollenden.

Bei Roland kam es offenbar auf das Entwicklerteam an, welcher Prozessor genutzt wurde. In der TR909 zB steckt ein uPD 7811 von NEC (mit Z80-Kern), die TR707/727 dagegen basieren auf einem 6803 bzw der CMOS-Version 6303 von Hitachi. In der TR-626 steckt faktisch wieder ein 6803, allerdings wieder CMOS und entweder mit ROM-Maske (6301) oder als Version 63701 mit OTP-EPROM. Der D50 hat einen 78312 drin (Z80-Basis, aber 16Bit), die kleineren D-Modelle dagegen basieren auf einem Intel 8097.

Inzwischen findet sich bei den meisten entweder der H8, SuperH oder neuere Varianten davon. Yamaha setzte schon seit den 90ern, also als der erschien, auf diesen Prozessor. Findet sich seit dem SY77 in nahezu jedem der Geräte.
 
Dietmar, Deine Ausführungen sind sehr interessant, danke dafür !

BTW: Man kann doch einen modernen Prozessor einsetzen, z.B. Atmel oder so. Dann kann man die Firmware schön in C programmieren, das geht doch auch schneller von der Hand.
 
Wenn man denn C kann, ja. Ich kann's nicht, hab's etliche Male versucht, daher bleib ich bei Assembler :)

Natürlich einen modernen Prozessor, muß ja nicht immer Atmel sein, allerdings sind die ja schon sehr verbreitet und vor allem in Projektfreundlichen DIP-Gehäusen zu haben. Gibt allerdings weitaus schönere MCUs wie R8C/M16C, da braucht's leider immer einen Adapter wg SMD. So einen gibt's dank Elektor wenigstens für den R8C.
 


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