Warum mischt der Mainstream so langweilig?

Muss man denn die Popkonsumenten vor etwas Unerwartetem schützen?

Muss McDonalds eigentlich langweilig schmeckende Burger machen, um seine Popmusikhörenden scheißefressenden Kunden nicht mit etwas unerwartetem zu überraschen??

Ich frage mich wirklich woran es liegt, ich war bei einigen Popgschichten dabei und weiß wie dort gemischt und gemastert wird - mir wird dabei fast übel vor langeweile, und der Klientel scheinen diese Fastfood-Mische auch wieder so schnell aufzustoßen, wie sie in den deren Mägen gelandet sind, schaut man sich die Verkaufszahlen an. Und dann das ewige Gejammer der Industrie...verdammt, seit wann braucht Musik eine Industrie? bah...schrecklich - und dann gibts solche Verlegenheitskulturschändungsapparate wie den Eurovision Song Contest, wo nochmal das Beste vom Besten zu einem Trauerkonzert zusammenkommt und sich eine Form ohne Inhalt allen als großes Ereignis präsentiert---wuahhhh---

So genug gelästert, findet ihr auch dass im Mainstream Songs zu langweilig gemischt werden?

Ich wette wenn sich mal ein Popmischer der´s drauf hat was trauen würde, anstatt vor existentialistischer, auf der derzeitigen Marktsituation begründeten, Versangensangst, zu zittern, könnten daraus mal tollere Projekte entstehen - immerhin macht der Misch eines Liedes verdammt viel aus - wenn der lebendig ist, wird die ganze (pop)gruppe lebendig, denn das was die Teenies in der Glotze auf MTV sehen das nehmen sie mit dem Verstand bewusst wahr, aber das was sie hören, und vorallem wie das klingt was sie hören, das nehmen sie emotional wahr und das gibt dem geflimmere von leicht bekleideten Mädchen auf der Mattscheibe erst das Herz - oder eben auch nicht, wie mir leider bei den No Angels scheint.

was meint ihr?

Gruß
tomylee
 
Aber logo, nur im Mix nicht anecken bzw. Muttis 29,90€ Tchibo-Ghettoblaster "in Gefahr" bringen ;-)

Was will man aber auch von einer "Zielgruppe" erwarten, welche mehr Geld für Musik in Form von Sinus/Rechteck-Klingeltönen ausgibt bzw. MP3s <128k konsumiert.
 
Ich glaube ja eigentlich dass die Musik/Kulturschaffenden zuerst da waren, und danach das Publikum, das davon inspiriert wurde, entstanden ist! Man darf nicht vergessen wie feinstofflich Musik ist, und wie sehr es auf einen unterbewusst einwirkt.

Ich hoffe nur dass mp3 und das freie Tauschzeitalter diese Leute (Kulturkasper Majorlabels) ausbluten lässt und wahre Künstler gutes Geld erst ab einem künsterlischem Niveau machen, wo Menschen aufeinmal wieder aus Ehrerbietung, Stolz und Würde seine Werke kaufen und seine Konzerte besuchen! (und nicht weil sie die (teure) werbung im TV gesehen haben->PR, oder sie es sich nicht anderweitig anschaffen konnten (->Kopierverluste bei kassette etc)

So sollte es sein

Neue Mischer werden dazu aber auch gebraucht - wie auch immer, es wird interessant. Am Ende ist MP3 noch der Retter der Musikkultur, was haltet ihr von der Idee?

Gruß
tomylee
 
Ich glaube weniger, dass Musiker den normalen Zuhörer zu irgendetwas inspirieren. Gut, Barry White konnte vielleicht seine Zuhörer zu gutem Sex animieren, aber eine wirkliche Inspiration im Sinn von "künstlerischer Eingebung" findet beim Standardhörer nicht statt. Das war imho auch noch nie so.

Der normale Zuhörer will unterhalten werden. War früher auch nicht anders. Künstler zogen über das Land und brachten eine Abwechslung zu den Königen oder auf die Marktplätze. Da ging es nicht um irgendwelche künstlerischen Ansprüche, sondern um Unterhaltung. Die wenigsten Zuhörer wollen Kopfkino, sondern Ablenkung. Deshalb hat Hollywood auch weltweit so großen Zulauf, weil es genau das bietet. Die wenigsten Leute wollen aus dem Kino kommen und mehr Probleme habe, als sie vor dem Kinobesuch hatten.

Die ganze Diskussion über die "musikalische Verdummung" durch MP3 kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. Es ist doch nicht so, dass der normale Bürger früher High-End-Jünger war und billige Lautsprecher mit schlechter Qualität erst seit den 90er Jahren existieren.

Tatsache ist sicherlich, dass die Musikproduktion immer mehr eine Kommerzialisierung erfährt. Das ist sicherlich unbestritten. Aber es wird immer Nischenlabels geben und es wird immer Nischenkünstler geben. Zusammen werden sie für gewisse Kreise Musik machen, die anspruchsvoll ist. Und der Rest bekommt das, was ihm reicht. Das war früher schon so und wird auch in Zukunft so sein.

Ich sehe nicht, dass der Untergang des Abendlandes bevorsteht, auch wenn er schon seit Jahrzehnten immer wieder beschworen wird.
 
natürlich wird es immer Unterhaltungsmusik geben, soll ja auch so sein, nur wollte ich mit der Idee von der mutmaßlichen Wirkung der Mp3s was anderes darstellen, sozusagen einen unkrautvernichtenden und ironischerweise für andere Künstler lebensspendenden Flächenbrand, der über die Musikindustrie einherbricht, wenn Leute nur noch das kaufen, was gut ist, und die Handytongeneration sich einfach herunterlädt was sie will, ohne der Mühen zu Gedenken, die erbracht Wurden, ein Stück zu produizieren. Aber wie sollten sie auch der Mühen Gedenken, wenn sie bei 0815 Pop und gekasteten Bands einfach kaum existieren?

Entweder die Kommerzmusikindsutrie schafft es irgendwie noch das Internet abzuschalten, downloader zu kriminalisieren und einzusperren, oder sie verliert schön langsam an Macht bis neue Strukturen mit dann hoffentlich besserem Inhalt daher kommen - sie kann sich aber auch ändern und bessere Musik rausbringen, aber sie ist träge und das würde ihr noch schwerer fallen als jeden downloader einzeln zu verfolgen...

so meinte ich das mit den Mp3s - das Abendland wird nicht untergehen, untergehen tut man im Meer, oder im Bach oder im Fluss, oder in der Badewanne, aber eine Welt geht nicht unter, der Äther ist doch keine Badewanne ;-)

Gruß
tomylee
 
tomylee schrieb:
natürlich wird es immer Unterhaltungsmusik geben, soll ja auch so sein, nur wollte ich mit der Idee von der mutmaßlichen Wirkung der Mp3s was anderes darstellen, sozusagen einen unkrautvernichtenden und ironischerweise für andere Künstler lebensspendenden Flächenbrand, der über die Musikindustrie einherbricht, wenn Leute nur noch das kaufen, was gut ist, und die Handytongeneration sich einfach herunterlädt was sie will, ohne der Mühen zu Gedenken, die erbracht Wurden, ein Stück zu produizieren. Aber wie sollten sie auch der Mühen Gedenken, wenn sie bei 0815 Pop und gekasteten Bands einfach kaum existieren?
Ich weiß nicht, ob die Verbreitung von Mp3s wirklich der Industrie die langfristigen Probleme bereiten wird, die Kritiker sich immer wünschen. Die einzigen, die wirklich unter den Problemen der Musikindustrie leiden, sind weniger die Musiker als mehr die Angestellten, die massenhaft entlassen werden. Das ist nämlich die große Konsequenz, die so gerne ausgeblendet wird. Die Musikindustrie wird schon einen Weg finden, auch weiterhin den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Ich persönlich denke nicht, dass sich die große Anzahl der Hörer in den 50er oder 70er Jahren wirklich mehr Gedanken darüber gemacht, wie Musik entstanden ist oder welche Mühen bei der Produktion gemacht wurden. Das ist das übliche "früher war alles besser", was aber Unsinn ist. Ein Hörer will einfach konsumieren, der weiß nicht und will auch gar nicht wissen, wie ein Album entstanden ist. Solche Details interessieren in der Regel nur technikverliebte Fans, das ist aber nicht die Masse.

Das ist übrigens nicht nur beim Pop der Fall, sondern in allen anderen Bereichen der Musik auch. Oder glaubst Du wirklich, ein Klassikfan in der Oper interessiert sich dafür, welche Enge und Hitze ein Musiker im Orchestergraben auszuhalten hat? Das soll gut klingen und dem Tenor oben applaudiert man. Das gleiche Verhalten gegenüber Stars, wie überall. Und was die Castings, die gibt es schon länger: http://de.wikipedia.org/wiki/The_Monkees


tomylee schrieb:
Entweder die Kommerzmusikindsutrie schafft es irgendwie noch das Internet abzuschalten, downloader zu kriminalisieren und einzusperren, oder sie verliert schön langsam an Macht bis neue Strukturen mit dann hoffentlich besserem Inhalt daher kommen - sie kann sich aber auch ändern und bessere Musik rausbringen, aber sie ist träge und das würde ihr noch schwerer fallen als jeden downloader einzeln zu verfolgen...
Also erstens: Die Musikindustrie war schon immer kommerziell ausgerichtet. Schon immer wollte man damit Geld machen, nichts anderes. Das ist der Auftrag einer Firma.
Zweitens: warum sollte die Inhalte besser werden, wenn es den Firmen schlechter geht? In der Regel passiert genau das Gegenteil: man versucht sich mit "noch billiger" über Wasser zu halten.
 
Mich stört nichtmal das Mischen, mich stört eher die aalglatte Art der Chartsongs. Da fällt es sehr leicht sich von Indie und Charts abzuwenden - Immer der gleiche Kram halt. Schlecht gemischt ist das oft nichteinmal, es ist einfach nur nicht spannend genug, es gibt ne Menge Leute die gute Musik machen. Heute kommt alles was spannend ist einfach nur nicht mehr dort hin.

Man braucht ja auch nicht sooo dringend diesen Kram. Kultur und Co findet halt ohne "die" statt.

Das war nicht immer so oder ich bin einfach zu alt und verbittert ;-)
:opa:
 
Hier mal die erfolgreichsten 20 Chartbrecher der kompletten 70er Jahre in Deutschland. Ganz ehrlich: soviele innovative Kracher sind da auch nicht dabei. War früher also alles besser?


Platz Punkte Max. Pos. Start-Jahr Top10 Wochen Lied Interpret

1 436 1 1970 33 A Song Of Joy Miguel Rios
2 424 1 1971 29 Butterfly Danyel Gerard
3 378 1 1978 23 Rivers Of Babylon Boney M.
4 336 1 1975 23 Paloma Blanca George Baker Selection
5 312 1 1976 23 Daddy Cool Boney M.
6 295 1 1970 24 El condor pasa Simon & Garfunkel
7 294 1 1974 23 Rock Your Baby George McCrae
8 277 1 1973 17 I'd Love You To Want Me Lobo
9 272 1 1978 26 Das Lied der Schlümpfe Vader Abraham und die Schlümpfe
10 268 1 1974 20 Sugar Baby Love The Rubettes
11 267 1 1977 18 Mull Of Kintyre Wings
12 266 1 1975 22 Lady Bump Penny Mclean
13 260 1 1978 19 You're The One That I Want John Travolta & Olivia Newton-John
14 259 1 1976 22 Fernando Abba
15 258 1 1974 21 Tränen lügen nicht Michael Holm
16 257 1 1976 21 Mississippi Pussycat
17 256 1 1978 17 Y.M.C.A. Village People
18 255 1 1975 19 Fox On The Run Sweet
19 253 1 1973 17 Get Down Gilbert O'sullivan
20 249 1 1979 21 Born To Be Alive Patrick Hernandez
 
Die frühen 70er waren eh Krampf.
Und die Charts sind eben ganz oben auch nicht immer so toll, egal wann. Aber die 80er gehen da schon besser. Solang es nicht dann noch Bon Jovi und so sein muss.

Texte?

Die Fahrbahn ist ein graues Band, weisser Streifen grüner Rand..
 
tomylee schrieb:
sie kann sich aber auch ändern und bessere Musik rausbringen, aber sie ist träge und das würde ihr noch schwerer fallen als jeden downloader einzeln zu verfolgen...

Als ob illegale Downloads irgendetwas mit der Qualität der Musik zu tun hätten. Wäre das der Grund für den Rückgang der Musikverkäufe, so würde diese "schlechte Musik" doch wohl auch nicht illegal besorgt werden.
 
Moogulator schrieb:
Die frühen 70er waren eh Krampf.
Die Fahrbahn ist ein graues Band, weisser Streifen grüner Rand..

Die Zeile finde ich grandios - ohne Witz.

Und in den frühen 70ern sind doch tolle Sachen entstanden - die frühen LPs von Kraftwerk, Can, TD, Faust, Cluster usw.

Natürlich ist das nicht der "Mainstream" - muss ja auch nicht. Man muss sich zu jeder Zeit die Perlen raussuchen. Nicht nur in der Musik, in allen Lebensbereichen. Es gibt auch nicht an jeder Straßenecke ein gutes Restaurant, das ist doch ganz normal.

Ansonsten schließe ich mich der Meinung von Monolith2063 an.

Gruß,
Markus
 
Moogulator schrieb:
Die frühen 70er waren eh Krampf.
Und die Charts sind eben ganz oben auch nicht immer so toll, egal wann. Aber die 80er gehen da schon besser.

Primär die erste Hälfte der 80er - in der 2. Hälfte war dann u. a. der Synthpoptrend, der auch unterhalb von Depeche Mode einige interessante Sachen hervorgebracht hatte, langsam vorbei - da dominierte dann eher so flacher Discopop à la Stock/Aitken/Waterman die Charts.
 
Wenn man genau hinsieht, kann man für jede Zeit sich die schlechteste Musik rauspicken, man kann aber auch anders. So sollte meine Message lauten oben.

Rätselmode = FALSE.
 
Moogulator schrieb:
Wenn man genau hinsieht, kann man für jede Zeit sich die schlechteste Musik rauspicken, man kann aber auch anders. So sollte meine Message lauten oben.

Rätselmode = FALSE.

Wieso rauspicken? Die Liste zeigt die Sachen, die in den 70er Jahren ganz viel gekauft und gespielt wurden. Das war der damalige Mainstream. Will damit zeigen: auch früher wurde schon viel Scheiß produziert und die Massen wollten genau DAS haben.

Natürlich sind damals auch zahlreiche Perlen entstanden, gerade in dem neuen und (aufgrund der Preise) elitären Bereich "Elektronische Musik". Das sind auch genau die Leute, die auch heute noch in diesem Bereich von ihrer Musik leben können, obwohl der Bereich ansonsten eher mau ist. Aber Mainstream war das damals auch nicht, war aber neu und interessant.

Gute Sachen gibt es heute aber auch noch, im Pop-Bereich ebenso wie in der EM. Da heute aber viel mehr gemacht wird als damals, haben es die wenigen guten Sachen natürlich viel schwerer bis an die Spitze vorzudringen. Dazu kommt sicherlich noch, dass die Musikindustrie heutzutage viel weniger bereit ist, Risiken einzugehen. Gruppen wie Genesis, die in den ersten Jahren ihrer Existenz ja auch nicht wirklich erfolgreich waren, hätten heute keine Chance mehr. In gewisser Weise aber auch nachzuvollziehen: wo früher eine Firma vielleicht 100 Demotapes bekommen hatte, dürften heute wahrscheinlich 500 bis 1000 Demo-CDs im gleichen Zeitraum eintrudeln. Dass eine Firma da nicht bereit ist ewig zu warten, ob sich nicht irgendwann einmal bei der Gruppe Erfolg einstellt, kann man sicherlich verstehen.

Man könnte auch sagen: die Produktivmittel der Musik werden heute viel mehr den Massen zur Verfügung gestellt als früher. Allerdings ist auch zu erkennen, dass das nicht automatisch zu mehr guter Musik führt. Die Masse der Menschen ist eben Mittelmaß und das drückt sich auch in der Musik aus.
Nur haben die Eliten es durch diesen "Demokratisierungsprozeß" eben heute ungleich schwerer, mit ihrer Musik am Mittelmaß vorbeizukommen, wodurch sich der Eindruck erweckt es gäbe keine gute Musik mehr. Es gibt sie schon noch, aber sie muss mehr kämpfen, um nach vorne zu dringen. Und nicht immer gelingt das.
 
Oh, das kam falsch an. Ich wollte herausstreichen: Es gab ne MEnge Musik in jedem Jahrzehnt. die Meistgekauften decken sich zumindest mit der Masse, nicht aber unbedingt mit jedem einzelnen. Ich be2le sogar, dass man das bekommen hat, was man wollte, man bekam was die Regularien der Zeit und der Zugangsformen entsprechend passiert hat. Es gibt wahnsinnig viel gute Musik, die nie in ein Radio gefunden hat oder sowas, weil man das eben aus Trend oder anderen Gründen nicht reinnehmen wollte. Was gehört wird bestimmen die, aber zunehmend wird das heute anders.

EM und Pop? Ich weiss jetzt nicht recht, wie du Musik einteilst. EM ist heute ja fast nurnoch ganz altes Zeug a la Schulze und TD, obwohl der Begriff nur sagt: Das ist elektronisch. Naja, Heino hatte anfang der 80er nen Fairlight. EM?

Ich bin sicher, dass einige Bands eine Chance verdient hätten und einiges garnicht in die Charts müsste. Das bestimmt doch nicht der Kunde! Das bestimmen ganz andere Umstände und Personen. Natürlich muss das nicht alles Schrott sein, es ist jedoch auffällig wie weit das Zeugs zunehmend niemanden mehr interessiert. Schund gabs aber auch schon immer und es gab nie was schlimmeres als die heutige Musik/Jugend/Kultur etc.

Wieso muss man eine alte Gruppe wie Genesis wieder aufbauen, wenn sie mit einem Nicht-Collins und einem Nicht-Gabriel nix mehr bewegen? Es gibt sauviele andere gute Sachen, die auch nicht drankommen. Die Kriterien sind einfach zu glatt und zu "überpefekt". Dabei meine ich nicht mal, es sei perfekt aber evtl kommt rüber, was ich damit sagen will.

Es geht auch nicht um allgemeines genöle über die ach so schlimme Zeit und früher wäre ja alles besser, man sieht ja welch grauenvolles Getute man damals ertragen musste. Es gibt eben die wirklich interessanten und guten Sachen eher außerhalb der MI, werden von ihr aber irgendwann aufgenommen, wenn man selber schon alles selbst hinbekommen hat. Jemanden aufbauen oder lieblos mitziehen ist ja auch sone Sache. Alles und allgegenwärtig sind die MI auch nicht, daher sind sie sicher auch nicht für alles verantwortlich zu machen. Aber irgendwelchen uninspirierten Kram muss man ja nicht übernehmen.

Musik kann jeder machen, der will. Es kostet weniger als je und das Netz machts möglich. Allerdings ist das Interesse daran kleiner geworden. Man nimmt quasi gleich das, was man glaubt was ankäme. Man versucht auf keinen Fall was anderes.

Es gibt also mit Sicherheit Gruppen, die es ohne den Erfolg in den 80ern heute garnicht mehr gebene würde.

Ich gebe dir Recht: Es gibt eben Hobbymusiker, deren Sound mehr zusagen kann als das komplette Angebot des Mainstreams (also heute Indie genannt, welch wundervolle Fügung..)

Ich bin also sogar sehr überzeugt: Es gibt saugute Sachen, der Mainstream scheint sich bewusst davon fernzuhalten wollen, der Indiebereich kocht alte Suppen warm und so finden sich halt heute andere Wege.

Aufmerksamkeit selbst für gute Sachen ist heute schwer zu bekommen. Daher ist es eben leichter eine Heunadel zu ergoogeln.. Man kommt halt nicht zu dir, dem und ihr sondern zu dem, wo man eben was findet, Goldgräberstimmung.

Bin da also positiv, nur kriegen die Leute meist keine Kohle und bestenfalls ein paar nette Gedanken. Derweil feiert sich der Rest selbst und selbst noch bei Auflagen von 300 Stk..
 
Monolith2063 schrieb:
Da heute aber viel mehr gemacht wird als damals, haben es die wenigen guten Sachen natürlich viel schwerer bis an die Spitze vorzudringen. Dazu kommt sicherlich noch, dass die Musikindustrie heutzutage viel weniger bereit ist, Risiken einzugehen. Gruppen wie Genesis, die in den ersten Jahren ihrer Existenz ja auch nicht wirklich erfolgreich waren, hätten heute keine Chance mehr. In gewisser Weise aber auch nachzuvollziehen: wo früher eine Firma vielleicht 100 Demotapes bekommen hatte, dürften heute wahrscheinlich 500 bis 1000 Demo-CDs im gleichen Zeitraum eintrudeln. Dass eine Firma da nicht bereit ist ewig zu warten, ob sich nicht irgendwann einmal bei der Gruppe Erfolg einstellt, kann man sicherlich verstehen.

Nur weil sich jemand finanziell bestimmte "Produktionsmittel" (Bandmaschine, Studioräume, Synthesizer...) leisten kann ist er aber nicht automatisch ein besserer Musiker - Du aber unterstellst in gewisser Weise, die Einkommenselite müsse quasi auch die musikalische Elite sein.

Den Grund für die geringere Risikobereitschaft der Labels würde ich eher in den gestiegenen Kosten v. a. im Promotionbereich sehen, während gleichzeitig die Verkäufe - bedingt u. a. durch illegale Downloads - zurückgingen. Bis in die 80er gab es zB nur 3 Fernsehprogramme, da genügte - siehe Nenas erste Single - u. U. ein Auftritt im "Musikladen" um einen Track in die Top Ten zu schießen. Heute haben wir ungleich mehr Fernseh- und Radiosender, das Internet usw. - und überall dort musst Du präsent sein, um einen Hit tendenziell auch nur zu ermöglichen (nicht zu garantieren!). Früher galt meines Wissens bei den Majors die Faustregel, das ein Track ab etwa der Top 40 die Gesamtkosten wiedereinspielte - heutzutage muss es die Top 20 sein! Da bei "sperriger Musik" (à la Depeche Mode, Björk) das Risiko eines Flops größer ist als bei "seichtem Mainstream" (Britney Spears, Sarah Connor) ist es klar, wofür sich die Majors entscheiden...
 
EinTon schrieb:
Nur weil sich jemand finanziell bestimmte "Produktionsmittel" (Bandmaschine, Studioräume, Synthesizer...) leisten kann ist er aber nicht automatisch ein besserer Musiker - Du aber unterstellst in gewisser Weise, die Einkommenselite müsse quasi auch die musikalische Elite sein.
Nö, das habe ich weder geschrieben noch gemeint. Ich sprach von "Eliten" im musikalischen Sinne. Also Leute, die einfach gute Musik machen, egal aus welcher finanziellen Schicht sie kommen. Die haben es heute schwieriger, weil sich heute z.B. wirklich jeder für wenig Geld einen Synthi kaufen kann, was früher nur die Leute gemacht haben, die sich auch wirklich damit auseinandersetzen wollten und die alles daran gesetzt haben, das Geld dafür aufzutreiben. Dadurch drängt auch viel mehr Mittelmaß auf den Markt, was dann so ein wenig den Blick für die wirklich guten Sachen trübt.


EinTon schrieb:
Den Grund für die geringere Risikobereitschaft der Labels würde ich eher in den gestiegenen Kosten v. a. im Promotionbereich sehen, während gleichzeitig die Verkäufe - bedingt u. a. durch illegale Downloads - zurückgingen. Bis in die 80er gab es zB nur 3 Fernsehprogramme, da genügte - siehe Nenas erste Single - u. U. ein Auftritt im "Musikladen" um einen Track in die Top Ten zu schießen. Heute haben wir ungleich mehr Fernseh- und Radiosender, das Internet usw. - und überall dort musst Du präsent sein, um einen Hit tendenziell auch nur zu ermöglichen (nicht zu garantieren!). Früher galt meines Wissens bei den Majors die Faustregel, das ein Track ab etwa der Top 40 die Gesamtkosten wiedereinspielte - heutzutage muss es die Top 20 sein! Da bei "sperriger Musik" (à la Depeche Mode, Björk) das Risiko eines Flops größer ist als bei "seichtem Mainstream" (Britney Spears, Sarah Connor) ist es klar, wofür sich die Majors entscheiden...
Ich denke, dass es nicht nur einen Grund gibt, sondern dass es verschiedene Gründe gibt, die zusammen zu der heutigen Situation geführt haben. Der von Dir o.g. Grund dürfte einer der Gründe sein, denn Aufwand und Einnahmen stehen nicht mehr in dem Verhältnis, wie sie früher einmal standen. Wenn man sich mal anguckt, was alleine so ein blödes Video kostet... das muß man auch erstmal wieder reinholen.

Ein anderer Grund könnte sein, dass gerade die großen Labels heutzutage häufig nur noch "Abteilungen" großer Medienkonzerne sind und somit unter ganz anderen wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt werden als die Labels früherer Tage. Die mußten zwar auch Geld machen, logisch, aber heute muss der Ertragswinkel permanent steil nach oben deuten, weil man eben nur noch ein "Costcenter" neben vielen anderen ist. Da wird man sich das dreimal überlegen wie lange man einen Act mit durchzieht, wenn die Zahlen nicht stimmen sollten. Zumal eben ein Act heutzutage, wie Du oben ja schon gezeigt hast, deutlich mehr Kosten verursacht als in früheren Zeiten.
 


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