Warum musiziert man heute so viel alleine, bzw. bringts das?

Gemeinsam mit anderen Leuten Musik machen bringt wichtige Erfahrungen. Das ist der erste Ort, wo man direktes Feedback bekommt für das was man so tut. Alleinmusiker haben selten eine gute Selbsteinschätzung, und halten sich entweder für nich so dolle oder umgekehrt für Genies. Im Ensemble zeigt sich das dann schnell und hilft einem, sich angemessen selbst einordnen zu können und auch zu schauen, wo den die nützlichen Stärken und weniger nützlichen Schwächen liegen. Auf sowas lässt sich aufbauen.

Alleine vor sich hinwurschteln ist dann gut, wenn es keine weiteren Ambitionen gibt, die über Wohnzimmermusik rausgehen oder man ist dermaßen talentiert, dass Kompromisse im Ensemble ein Abbremsen der Kreativität bedeuten würde.

Ganz ungezwungen ist aber immer das Allerbeste, finde ich. So spricht nix dagegen, es einfach mal mit anderen Leuten zu probieren. Auf die Gefahr hin, dass es unter Umständen aus Versehen ne Menge Spaß machen könnte :D
 
Bei mir war das so, dass wir eine Elektronik-Musikgruppe mit Schulfreunden hatten. D.h., wir waren vorher schon befreundet und sind in die Musik wie in den Umgang mit den Geräten hereingewachsen sozusagen und das alles in ständigem Austausch.
Erst im nachhinein habe ich kapiert, was das für eine tolle Sache und für ein Privileg war und bin heute noch dankbar für diese schöne Zeit.

Parallel dazu habe ich natürlich auch immer klassische Kammermusik in den verschiedensten Besetzungen gemacht. Da lernt man Präzision und Aufeinanderhören im Grunde automatisch, denn sonst kommt nur Mist dabei heraus.

Rückblickend muss ich auch sagen, dass ich durch Tanzmusik einiges gelernt habe, wenn mir auch die Musik selbst nicht zusagte. Z.B. einfach mal ein Stück irgendwie spontan verlängern oder eine Pause mit irgendwelchen Improvisationen überbrücken. War ja damals noch alles live ohne MIDI-Files und so.

Auch im Uni-Chor habe ich gerne gesungen. Da lernte man sehr gut, auf sich und andere zu hören, insbesondere im Hinblick auf feinste Tonhöhen- und Lautstärkeschwankungen.
Also man kann - und sollte - sich m.E. überall etwas mitnehmen, was für die eigene Entwicklung nützlich ist.

Gruß,
Markus
 
fab schrieb:
live sounds spontan schrauben wäre ideal und entspricht auch meiner jazz idee - ich schaffe das bisher ledier nicht wirklich. selbst meine paar rhodes efffekte muss ich vorbereiten, wenni ch anfange da viel rumzuschrauben werde die mitmusiker sofort nervös- " du starrst ja nur auf dein equipment".

Das schafft keiner. Leider hält sich die Mär, dass Soundschrauben live möglich ist, hartnäckig in den Foren.
Du machst das doch genau richtig, ein paar Controller für die gewünschten Klänge vorbelegen und fertig.
 
Bluescreen schrieb:
Das schafft keiner. Leider hält sich die Mär, dass Soundschrauben live möglich ist, hartnäckig in den Foren.

Natürlich ist das möglich.
Die Frage ist nur, ob es in den jeweiligen musikalischen Kontext passt.
 
Kommt ja auch noch auf die Arbeitsweise im Studio drauf an. Ich hab jahrelang (pre 1997) alles mit der maus eingegeben,auch melodien. Ich hatte gar kein keyboard :D Klang dann auch dermaßen bescheuert. :twisted:
So stell ich es mir schwierig vor da zusammen zu abeiten, wennman nur mäuseschieber und potidreher ist.
Die Arbeitsweisen können schon sehr extrem sein, ich hab da auch einiges ausprobiert.
Für eine Band macht man auch zwangläufig ander stücke als wenn man nur ins blaue rein bastelt.
 
naja, es gibt auch leute, die fangen ihr konzert mit einem leeren PD-patch an... generell ist in musikalischen bereichen, wo der prozess der soundentwicklung selbst im vordergrund steht sowas moeglich.

ansonsten ist dieses live soundschrauben wohl eher minimalistischerem gear vorbehalten... einen acid-bass auf einer tribe ist schnell hingerotzt, ein aufwaendiges pad mit interessantem resonanzverhalten und multiplen effekten selbst auf einem radias wohl eher nicht so...

aber wie schon gesagt, es kommt auf die musikalischen rahmenbedingen an.
 
Bluescreen schrieb:
Mit welchen Instrumenten ? Mit einem simplem subtraktiven analogen kann ich mir's eventuell noch vorstellen.

Natürlich eignet sich am besten ein Instrument mit unmittelbarem Zugriff auf alle Parameter. Erst durch irgendwelche Menüs zu blättern ist natürlich da nicht das Wahre.
Thomas Lehn z.B. nimmt für seine Live-Improvisationen gerne einen EMS.

Im Trio:
http://www.youtube.com/watch?v=ACIzI0aq ... re=related
http://www.youtube.com/watch?v=GrJjCM2NdDY

Mit Paul Lovens (Super-Typ, mit dem habe ich auch mal gespielt):
http://www.youtube.com/watch?v=bf_Dpfmu ... re=related

Im Quartett:
http://www.youtube.com/watch?v=DoR97YV1 ... re=related
http://www.youtube.com/watch?v=R7YmKSXH ... re=related

Gruß,
Markus
 
snowcrash schrieb:
aber wie schon gesagt, es kommt auf die musikalischen rahmenbedingen an.

So ist es. Gehen tut nämlich alles, wenn man will und es ein schlüssiges Konzept dafür gibt.

Vor allem erstmal für sich bzw. das Ensemble.

Ob sich jeweils ein dankbares Publikum findet ist dann die Anschlussfrage. Und wenn das nicht gelangweilt wieder von dannen zieht, dann stimmt die Sache.
 
Heute hat mich im Team Ulm, unser Internetportal ein Drummer angeschrieben und gefragt ob wir zusammen mal was musikalisch auf die Füsse stellen können, ich habe mich sehr gefreut darüber. Ich wäre froh mal mit jemand aus der Nähe was zu machen und nicht immer nach Österreich oder in die Schweiz fahren zu müssen.
 
Bluescreen schrieb:
fab schrieb:
live sounds spontan schrauben wäre ideal und entspricht auch meiner jazz idee - ich schaffe das bisher ledier nicht wirklich. selbst meine paar rhodes efffekte muss ich vorbereiten, wenni ch anfange da viel rumzuschrauben werde die mitmusiker sofort nervös- " du starrst ja nur auf dein equipment".

Das schafft keiner. Leider hält sich die Mär, dass Soundschrauben live möglich ist, hartnäckig in den Foren.
Du machst das doch genau richtig, ein paar Controller für die gewünschten Klänge vorbelegen und fertig.

Mit komplexen Synthesizern schon, aber mit nem SH101, Jupiter 6 oder sowas kann man doch getrost auf der Bühne komplett arbeiten ohne Vorbereitung.
 
bei mir klingt das so... -> hier harcht click0rn (keine bange beats sind auch am ende drin :roll: )

naja, ich bin halt ein loopverseuchter reaktorfrickelheinz... das geht live halt und mir machts laune :dunno:
 
Noiseprofessor schrieb:
Ich bin mir nicht sicher, ob die überhaupt musizieren. Hurtz!


Also ich sag da generell: Wenn's Spaß macht isses ok. Ich meine zwar auch, dass es hinterm Bauzaun bei uns um die Ecke genauso klingt, die nehmen hat ne Flex und solche Sachen, aber Publikum haben die auch nicht mehr, schätze ich. Sowas geht auch prima in Räumen und so, halt unter sich, und dann gib ihm. Was da oft unterschlagen wird ist die Angabe, welche Substanzen da zu sich genommen werden seitens der Akteure. Das spielt ja schon eine Rolle, denn völlig breit klingt die selbstgemachte Mucke ja für einen selber oft schwer geil :D
 
Noiseprofessor schrieb:
Bluescreen schrieb:
Markus Berzborn schrieb:

Cool. Wobei ich mir da nicht so sicher bin ob die zusammen oder einzeln musizieren.

Ich bin mir nicht sicher, ob die überhaupt musizieren. Hurtz!

Ich hatte das nicht mal abwertend gemeint, siehe kpr "Wenn's Spaß macht isses ok." Ich meinte eher "Musizieren die gemeinsam oder nur gleichzeitig?" Bei dieser Art Musik ist es für mich schwer vorstellbar, wo die Interaktion zwischen den Musikern, das Einfühlen auf den anderen usw liegt.
Vielleicht liege ich aber auch falsch. Möglicherweise liegt die Säge des einen in Harmonie mir der Flex des anderen.
 
Schon okay, war Ironie meinerseits. Erinnert mich an die Hape Kerkeling Hurtz Performance - ich fühl mich beim Anhören in etwa so wie sein Publikum sich dabei fühlen musste.

Aber: Dass ich es nicht verstehe, heißt ja nicht dass es künstlerisch nicht wertvoll ist.
 
Ich denke nicht, dass da besonders viel hineinzuinterpretieren ist.
Die haben einfach Spaß an ihren Geräuschen und Klängen.

Gruß,
Markus
 
Spaß am Moment ist ja auch was feines, aber ich frage mich grade ob das einfaches Trial and Error und Krach machen vor Publikum ist oder ob da sogar Reproduzierbarkeit und System drinsteckt?
 
Markus Berzborn schrieb:
Die haben einfach Spaß an ihren Geräuschen und Klängen.


Eben. Und das sollte man sich auch gönnen. Mit die besten Erlebnisse habe ich mit Improvisationen. Man trifft sich, haut kräftig rein, und geht selig wieder heim. Das muss nicht öffentlich passieren, im Proberaum oder der Garage geht das ganz wunderbar. Öffentlich hab ich das auch schon gemacht, war jeweils ein Wagnis, hat aber immer geklappt und das Publikum mochte es. Doppelter Spaß für alle.
 
Moogulator schrieb:
[...] In Elektronik sinds komischerweise oft Ambientsachen, [...]

So komisch ist das eigentlich gar nicht. Ambient hat nämlich ein entscheidendes Merkmal: Es ist langsam. Das setzt die technischen Hürden niedriger und ermöglicht viel Kommunikation während des Spielens.
Wer das Genre mag, hat also Glück: Es gibt funktionierende Improvisationskonzepte ohne Profi-Anforderungen. Treffsichere klanglich-musikalische Urteilskraft muss man zwar schon haben, aber keine treffsicheren Finger. Mit genügend Leuten mit dem richtigen "Ambient-Mindsetting" und erstaunlich wenigen Absprachen kann man mindestens viel Spaß bekommen. Und es passiert leicht, dass dann ein paar Phasen zu richtig guten Stücken werden.

Also, worauf wartest du also eigentlich noch, Illya F. Droneman? ;-)
 
Sogar mit Non-Keyboards kann man versaubeuteln. Naja, jedes Ding muss man halt rüberbringen, aber Jams sind super, man lernt viel dabei idR. Praxis ist gut!
 
Jens Groh schrieb:
Ambient hat nämlich ein entscheidendes Merkmal: Es ist langsam. Das setzt die technischen Hürden niedriger und ermöglicht viel Kommunikation während des Spielens.
Wer das Genre mag, hat also Glück: Es gibt funktionierende Improvisationskonzepte ohne Profi-Anforderungen. Treffsichere klanglich-musikalische Urteilskraft muss man zwar schon haben, aber keine treffsicheren Finger. Mit genügend Leuten mit dem richtigen "Ambient-Mindsetting" und erstaunlich wenigen Absprachen kann man mindestens viel Spaß bekommen.

Langsam ist schwieriger richtig gut hinzukriegen als schnell.

Treffsichere Finger sind da sogar noch viel wichtiger, denn eine einzige "falsche" Note fällt da viel eher auf. Schnell und langsam ist sowieso nicht das worauf es ankommt. Wichtig ist einzig der AUSDRUCK. Technik ist nur Mittel zum Zweck und blöd für den, der vergessen hat zu üben, weil er sich dann immerzu damit befassen muss, anstatt mit dem Ausdruck.

Mindsetting ist wiederum was anderes, nämlich das Synchronisieren mit den Kollegen. Das ist SEHR entscheidend für das Gesamtresultat und natürlich auch für den Wohlfühlfaktor von einem selber. Nichts ist beknackter als der Moment während der Session zu bemerken, dass man die falsche Person am falschen Ort ist.
 
Hmm, die Drones sind ja evtl auch live herzustellen, insofern wäre es doch durchaus möglich, mit anderen dann zusammen was hinzukriegen. You're the Drone und die anderen der Rest..?
 


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