Moin,
welches Loopingtool Du verwendest, hängt ganz stark von Deinem Anwendungsbereich ab. Der Electrix Repeater ist eigentlich nichts anderes als ein Boss RC-20XL/RC-50, da sein Hauptanwendungsbereich Phrase Sampling ist. Da ist er sehr flexibel, Du kannst vier Mono- oder zwei Stereospuren gleichzeitig laufen lassen, hast Echtzeitregelmöglichkeiten für Pitch Transposing, Time Shift/Compression, Tap-, MIDI- und Beat-Sync, und kannst Deine Loops auf CFC speichern. Ich benutze den Repeater live meist zum Abfeuern von Oneshot-Samples, Drones und Atmos bzw. nehme live zusammengebaute Atmos on the fly im Repeater auf, um sie nochmal weiterzuverarbeiten (deshalb sieht´s meist auch so aus, als stünde ich nur am Mixerrack und würde sonst nix machen...). Ich habe meinen Repeater jetzt seit über vier Jahren, und bisher hat er immer -- klopft auf Holz -- das gemacht, was er soll. Viele Funktionen, die er hat, sind für mich überflüssig, aber für Livemangling längerer Passagen ist er super geeignet und wesentlich intuitiver zu verwenden als ein normaler Sampler. Audioqualität ist hervorragend (da kommt mehr Dampf raus, als man reinsteckt, habe ich manchmal das Gefühl), aber die leisen Clicks in der Wiedergabe von CFCs sind -- gerade bei leisen Passagen -- recht störend. Wenn Du nur Phrasen abfeuern möchtest, kannst Du genausogut das RC-50 von Boss nehmen; der Repeater hat ein paar Specials an Bord und ist supersimpel zu bedienen (ganz wichtig für Deppen wie mich!), aber ob man das unbedingt braucht, muß jeder selbst entscheiden.
Das Oberheim Echoplex Digital Pro ist eine ganz andere Abteilung, da ich es nicht für Phrase Samples benutze (das kann es auch, dafür wurde es sogar mal entwickelt und bietet einem sehr ausgefuchste Möglichkeiten des Overdubbings, Löschens von Phrasen, einsetzen von Phrasen etc.), sondern für extrem lange Loops von mehr als drei Minuten, womit sich im Laufe eines Konzertes herrliche Atmos bauen lassen. *Sowas* kann der Repeater nicht, da bei ihm der interne Speicher bzw. der Speicher auf der CFC anders verwaltet wird und irgendwann einfach Schluß ist. Das EDP ist etwas, das ich "dynamischer Looper" nenne, da es permanent aufnimmt und wiedergibt und ich ihm nicht erst sagen muß, wann es mit der Aufnahme anfangen soll; das macht es sehr für´s Einschleifen ins Pult geeignet, da ich auf diese Weise jederzeit Sounds in die EDPs routen kann, ohne mir noch zusätzlich einen Kopf machen zu müssen, ob ich denn nun die Aufnahme scharfgeschaltet habe oder nicht. Einmal Looplänge definiert, Feedback aufgedreht, und los geht´s. Audioqualität ist prima, ein kleines bißchen noisy, aber das bekommt man in den Griff. Auf jeden Fall sollte man bei älteren weißen Modellen die Gain Structure modifizieren lassen, dann sind sie wesentlich pegelsicherer und haben auch mehr Ausgangsleistung. Ob man die Specials der Loop IV-Software von Aurisis braucht, muß man selbst entscheiden. *Ich* brauchte sie bis dato nicht; zuviele Specials, zuviel Nachdenken, was mich alles vom Musikmachen abhält. Leider sind EDPs hier ziemlich selten (und nach wie vor teuer), weil sie immer *sehr* teuer und schwer zu bekommen waren, aber in den USA lassen sie sich relativ problemlos über den Musikhandel ordern, wenn man nicht fies ist vor Käufen in den USA. Wer kann, sollte sich die schwarzen EDPs zulegen, das ist die letzte Serie, die von den meisten Kinderkrankheiten befreit worden ist und das Loop IV-Betreibssystem schon als Standard mit an Bord hat. Ach ja, Memory Upgrades bei den älteren Modellen ist auch so eine Sache, da man sich auf die Suche nach SIMMs begeben muß, die es schon seit zehn Jahren nicht mehr gibt; der Einfachheit halber sollte man sehen, daß man ein voll aufgerüstetes EDP mit 198 Sekunden Loopzeit bekommt, sonst muß man u. U. viel Zeit auf die Suche nach geeigneten Bausteinen verschwenden. evilBay ist zwar voll davon, aber es gibt SIMM-Typen, die besser geeignet sind als andere, das kann zu Trial and Error ausarten, wenn man die falschen erwischt.
Der Lexicon Jam Man (nicht das Digitech-Reissue!) macht im Prinzip dasselbe wie das EDP, nur sind bei ihm mit maximal 32 Sekunden die Loopzeiten deutlich kürzer (dafür aber überschaubarer). Er ist mono, klingt aber sehr fett und eignet sich hervorragend für kürzere Atmos von Einzelinstrumenten, die immer wieder eingeflogen werden können. Eigentlich wollte ich meinen verkaufen, als ich das zweite EDP (für echtes Stereolooping) bekam, aber irgendwie konnte ich mich nicht von ihm trennen, daher ist er immer noch in meinem Rack und leistet treue Dienste. Auch hier gilt: Wenn möglich, dann nur mit voll ausgebautem Speicher kaufen, da die Bausteine für den Jam Man noch spezieller sind als die im EDP. Vor geraumer Zeit konnte man noch ein Upgradekit bei Musik Produktiv in Ibbenbüren bekommen, aber ob das weiterhin noch zu bekommen ist, weiß ich nicht (zumal neulich ja der Laden abgeraucht ist
).
Fazit:
EDP und Jam Man sind wunderbare Looptools für ambiente Musik, weil sich mit ihnen unhörbare Loops bilden lassen; bei EDP, RC-20/50, EH 2880/16 Second Delay, Boomerang und allen anderen hört man leider deutlich, *wo* die Loops sitzen. Das sind mehr Phrase Sampler, während EDP und JM die echten Frippertronics-in-a-Box sind.
Stephen