Was ist die Tonart hier ?

Speedy75

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Hi,

in englischer Schreibweise

Strophe: Cm, Ebm, Bm, Ebm, Abm, Bb
Chorus: Gb, B, Abm, Bb

1. Bin mir ziemlich sicher dass die Akkorde stimmen
2. Es ist offensichtlich (für mich zumindest) dass hier natürlich Tonartfremde Akkorde mit einfliessen, aber mich interessiert was die eigentliche Tonart ist, und warum die Akkorde funktionieren die eigentlich gar nicht dazugehören. Mein Tip wäre C Moll.

Wen es interessiert, der Song heisst Waiting for the Night von Depeche Mode und die Tonart die Google so ausspuckt passt nicht wenn ich den Song begleite.

Danke schonmal....
 
Du könntest visuell an die Sache rangehen, und mal auf dem Quitenzirkel schauen, ob sich da vielleicht Klumpen bilden. Das könnte dir evt. einen Hinweis geben, ob es ein tonales Zentrum gibt, gegenüber dem die anderen Akkorde nur "Ausreißer" (zwecks Dekoration, Abwechslung...) sind.

Clipboard01.png

(Strophen-Akkorde in Rot, Chorus in Blau)

Es sieht aber auch so weiterhin aus wie Kraut und Rüben. Eine Interpretation könnte vielleicht sein: es gibt einen Schwerpunkt im Bereich Ebm/Abm und deren Durparallelen. Den anderen Akkorde kann man mit Spezialitäten aus dem funktionsharmonischen Werkzeugkasten versuchen beizukommen. So könntest du auf die Verhältnisse Cm--Ebm und Abm--Bm mit dem Begriff der "Mediante" losgehen. Medianten sind so exotisch nicht. Da gibt es eine Fülle von Beispielen aus der Popmusik, die (in ihrer Summe) den Schluss nahelegen, dass unsere Hörgewohnheiten vielleicht doch etwas mehr Bandbreite tolerieren als wir gemeinhin annehmen. D.h. es "funktioniert" vom Höreindruck her deutlich mehr als es auf dem Papier den Anschein hat.

Auch könnte es eine Rolle spielen, dass die "Akkorde" doch vor allem als Arpeggios daherkommen, die recht liberal in andere, auch weit auseinanderliegende Ecken des Quitenzirkels transponiert werden. Vielleicht tolerieren wir solche Rückungen eher als wenn wir sie mit der Lagerfeuerklampfe in durchschlagenen Akkorden darbieten. Hinzu kommt evt. auch, dass es eine durchgängige Gesangslinie gibt, die zusätzliche Orientierung und Kohärenz verschafft und vielleicht ebenfalls so manche der Schrägheiten kaschieren hilft.

Eine abschließende Antwort darauf, "warum das funktioniert", ist also schwierig. Man muss aber auch nicht krampfhaft danach suchen. Man kann sich auch mit der Tatsache begnügen, dass hier (sage ich als dezidierter nicht-DM-Fan) wohl ein Songschreiber am Werk ist, der sich in Kompetenzdimensionen bewegt, die unsereins nie erreichen wird. Wenn ich sowas versuchen würde, dann wäre das letzte, was passieren würde, wohl: dass es "funktioniert".
:kaffee:
 
Fmin die meiste Zeit

Bei der Brigde (?) B Lydian / F# maj (ohne Gewehr)
 
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Fmin die meiste Zeit

Bei der Brigde (?) B Lydian / F# maj (ohne Gewehr)

Ja, irgendwie und dann auch wieder nicht. Was mich so umbreibt, ist das es obwohl der Song in sich absolut stimmig ist, ich irgendwie das Gefühl das habe, es gibt keine eindeutige Tonika/Basis. Danke auf jeden Fall!
 
In der Strophe beginnt es mit c-moll (ich verwende mal die klassische Schreibweise). Dann kommt es-moll, allerdings in einer enharmonischen Verwechslung zu dis-moll, denn es gibt einen kurzen "Abstecher" nach H-Dur, bevor es wieder zu dis-moll (enharmonisch verwechselt von es-moll) wird. Dann kommt der Abstieg nach as-moll, dann b-moll (wobei der Sänger allerdings in Dur singt) und wieder zurück nach c-moll.
 
Depeche Mode machen sehr oft Rückungen, die nicht im klassischen Quintenzirkel "erlaubt" wären. Hier c-moll auf es-moll. Von daher kann man nicht sagen, die Strophe ist in der und der Tonart, die Strophe ist in beiden Tonarten, erst c-moll, dann es-moll.
Der Refrain ist in Fis-Dur (definiert durch den Anfangsakkord auf der Tonika/1.Stufe: Fis-Dur: dann Subdominante/2.Stufe: H-Dur: dann die moll-Parallele zur Subdominante: moll-Sekunde/2.Stufe: gis-moll) endet aber letztlich unaufgelöst in der oberen moll-Parallele zur Tonika, ais-moll. (ich habe hier absichtlich Fis statt Ges benutzt, da die Subdominante ein Ces wäre, das in der Buchstabennotierung eher ungewöhlich wäre).

Beide Besonderheiten, also das Nicht-Auflösen und die Rückung, sind typische DM Markenzeichen.
 
Depeche Mode machen sehr oft Rückungen, die nicht im klassischen Quintenzirkel "erlaubt" wären. Hier c-moll auf es-moll.

...wobei man mit viel gutem Willen sogar sagen könnte, dass es sich bei es-moll um die Mollparallele von c-moll handelt...

Von daher kann man nicht sagen, die Strophe ist in der und der Tonart, die Strophe ist in beiden Tonarten, erst c-moll, dann es-moll.

Stimme voll zu. Es gibt keine deutlich erkennbare Grundtonart. Zusätzlich erschwerend ist das Fehlen durchgängiger Akkorde, da die "Harmonien" durch den Sequencer mehr oder weniger klar erfassbar gebildet werden.
 
...wobei man mit viel gutem Willen sogar sagen könnte, dass es sich bei es-moll um die Mollparallele von c-moll handelt...
Nein, das ist schlechter Wille. moll-Parallel gibts zur Dur-Tonart und umgekehrt, aber nicht moll zu moll.

Zusätzlich erschwerend ist das Fehlen durchgängiger Akkorde, da die "Harmonien" durch den Sequencer mehr oder weniger klar erfassbar gebildet werden.
Nö. Ich höre überhaupt nicht auf die Sequenz, sondern auf Grundton und Gesangsmelodie.
 
Depeche Mode machen sehr oft Rückungen, die nicht im klassischen Quintenzirkel "erlaubt" wären. Hier c-moll auf es-moll. Von daher kann man nicht sagen, die Strophe ist in der und der Tonart, die Strophe ist in beiden Tonarten, erst c-moll, dann es-moll.
Der Refrain ist in Fis-Dur (definiert durch den Anfangsakkord auf der Tonika/1.Stufe: Fis-Dur: dann Subdominante/2.Stufe: H-Dur: dann die moll-Parallele zur Subdominante: moll-Sekunde/2.Stufe: gis-moll) endet aber letztlich unaufgelöst in der oberen moll-Parallele zur Tonika, ais-moll. (ich habe hier absichtlich Fis statt Ges benutzt, da die Subdominante ein Ces wäre, das in der Buchstabennotierung eher ungewöhlich wäre).

Beide Besonderheiten, also das Nicht-Auflösen und die Rückung, sind typische DM Markenzeichen.

Dankeschön!

Und ich dachte ich wüsste alles über Depeche Mode :denk:
 
Ja, irgendwie und dann auch wieder nicht. Was mich so umbreibt, ist das es obwohl der Song in sich absolut stimmig ist, ich irgendwie das Gefühl das habe, es gibt keine eindeutige Tonika/Basis. Danke auf jeden Fall!
ach so ja ne gibt es auch nicht. Ich meinte mehr so das Tonmaterial betreffend. Aber die andere im Thread können das eh besser.
 
Nein, das ist schlechter Wille. moll-Parallel gibts zur Dur-Tonart und umgekehrt, aber nicht moll zu moll.

Meiner Meinung gibt es das. Das lässt sich sogar über die Funktionsbezeichnungen per Groß- und Kleinschreibung deutlich machen. Also wenn Du beispielsweise c-moll als Tonika nimmst (kleines t für Tonika in moll) und dazu die (harmonisch verwandte) Durparallele (Es-Dur) spielst, schreibst Du folgerichtig tP (großes P für Dur-Parallele). Um nun deutlich zu machen, dass eine (wenn auch entfernte) harmonische Verwandtschaft im Gefüge des Musikstücks gegeben ist, es aber keine Paralleltonart im normalen Sinne ist, schreibst Du beide Buchstaben klein. Bei dem Stück von Depeche Mode wäre demnach es-moll die Mollvariante der eigentlichen Durparallele zu c-moll.

c-moll = t
Es-Dur = tP
es-moll = tp

Nö. Ich höre überhaupt nicht auf die Sequenz, sondern auf Grundton und Gesangsmelodie.

Das hilft auch nicht sonderlich weiter, da - wie ich schon sagte - keine Dreiklänge im funktionalen Sinne hörbar sind.
 
Das hilft auch nicht sonderlich weiter,
Doch. Beispiel für den ersten Akkord: Wir haben C als Grundton aus dem Arpeggio (cGC) und er singt: I'm(g) wai(g) ting(f) for(eb) the(f) Night(g). Ab der Silbe "for" auf dem Eb wissen wir, dass es c-moll ist.

So lange die Terz im Gesang vorkommt und der Grundton da ist, brauchst Du für das Erkennen von Moll oder Dur keinen ausgespielten Akkord. Wie sonst würdest Du aus einer zweistimmigen Bachinvention die Tonarten raushören?
 
Wie sonst würdest Du aus einer zweistimmigen Bachinvention die Tonarten raushören?

Bach ist nicht Depeche Mode.

So lange die Terz im Gesang vorkommt und der Grundton da ist, brauchst Du für das Erkennen von Moll oder Dur keinen ausgespielten Akkord.

Es gibt allerdings Grenzen diesbezüglich, so hier z.B. im Stück von Depeche Mode der vorletzte "Akkord" der Strophe in b-moll, durch den Sequenzer gespielt, zu der der Sänger melodisch einen Abstecher nach Dur wählt.

Die Terz über dem Grundton eines Dreiklangs in Grundstellung gibt Auskunft über das Tongeschlecht, aber bei einer harmonischen Analyse wird das Heraushören durch fehlende klare Akkorde etwas fummeliger. Was nicht heißt, dass es unmöglich sei, ich hab's ja schließlich auch heraushören können.
 
so hier z.B. im Stück von Depeche Mode der vorletzte "Akkord" der Strophe in b-moll, durch den Sequenzer gespielt, zu der der Sänger melodisch einen Abstecher nach Dur wählt.
Naja, ich würde eher sagen: da hat sich einer von beiden verspielt ;-)
 


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