Weihnachtsmusik,- /Lieder

marcelfrehse

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Ich habe mich begonnen zu fragen, warum Weihnachtslieder für uns immer so nach "Weihnachtszeit" klingen. Also diese Stimmung in uns erzeugen oder verstärken, all das gemütliche usw, und was wir damit verbinden. Die Liederchen werden ja regelmäßig zu dieser Zeit immer wieder hervorgeholt und wir assoziieren damit ja auch diese Stimmung. Sicherlich ist da ganz viel Sozialisierung dabei, in den USA z.B. ist es halt auch anders, ok - da gibt es unsere "alten" Stücke auch, aber die Weihnachtsmusik dort ist meiner Ansicht nach trotzdem in andere Stile weiterentwickelt, z.B. im Frank Sinatra-Style usw.

Was mich dabei eigentlich interessiert, wenn ich von unserer klassischen Weihnachtsmusik spreche, ist die musiktheoretische Sicht darauf. Liegt das an den Tonleitern dass wir diese Empfindungen damit verbinden? Viele der Stücke die wir kennen stehen ja auch in den Gesangsbüchern der Kirche, also war meine Überlegung ob das im weiteren Sinne dann eigentlich mit den Kirchentonleitern zu tun hat? Rein vom Gefühl her - weil ich nicht weiß wie ich es anders ausdrücken soll - finde ich, dass aufgrund der Melodien bzw. Noten die Stücke halt immer nach "Weihnachtszeit" klingen, dieses besinnliche usw. - was mich zur Überlegung geführt hat dass an den Notenfolgen etwas ist was in anderer Musik nicht auftaucht. Weiß da jemand mehr ? Wie seht ihr das ?
 
ich habe ja von der klassischen Weihnachtsmusik gesprochen. steht auch so oben.
natürlich ist mir klar, dass es auch neuzeitliche Weihnachtslieder gibt die dem nicht entspringen, aber angelehnt sind. Gabs ja auch schon auf den alten DDR Weihnachtsplatten. Und da war es ja auch gemischt.
 
Man nennt das Konditionierung. Mein Hund muss immer Sitz machen, bevor er seine gefüllte Fressschüssel hingestellt bekommt, und darf erst an die Schüssel, wenn ich es ihm erlaube. Das ergibt eine doppelte Konditionierung:
1.) Wenn er was zu Fressen im Gebüsch sieht, setzt er sich hin und schaut mich erwartungsvoll an (das ist die von mir erhoffte Konditionierung)
2.) Wenn ich im zB im Straßenverkehr sage, dass er Sitz machen muss, dann schleckt er sich das Maul, weil ihm das Wasser im Mund zusammenläuft (die Konditionierung ist nicht geplant, aber nicht vermeibar).

Genauso ist es mit dem normal-Konsumenten mit dem Weihnachtslied. Wenn man es sich richtig gemütlich gemacht hat, dann legt irgendjemand ein Weihnachtslied auf. Das konditioniert dahin, dass man Gemütlichkeit mit Weihnachtslieder verknüpft. (wenn dann das Weihnachtslied auch in der Betontiefgarage des Supermarktes läuft, dann stört einen das auch, wegen dem Wahrnehmungsclash).

Ich hab in meiner Zeit als Toningenieur jedes Jahr im Juli und August diverse Weihnachtsplatten aufgenommen (das war der Mindest-Vorlauf, damit die CD im November beim Supermarktgroßhandel verfügbar war). Für mich sind Weihnachtslieder unabdingbar mit Eiskaffee und einem Bad in der Isar nach getaner Arbeit verbunden.
 
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@fanwander
ok, auf deiner Konditionierung mit Isar und Eisbecher basierend würde ich jetzt vermuten dass dich Weihnachtslieder ansonsten dann um diese Zeit nicht mehr in die Stimmung versetzen?

Vielleicht hätte ich statt Konditionierung dann doch besser schreiben sollen, dass es mir um die musiktheoretischen Wurzeln geht. Ich meine, auch darüber muss doch eine Konditionierung stattgefunden haben für die Menschen, oder nicht? Oder ist an den Melodien / Notationen etwas, was in anderen Genres nicht ist? Z.B. Stille Nacht heilige Nacht ist ja D Dur. Aber laut Wiki gibts noch andere Merkmale die da reinspielen.

Vielleichts liegts aber auch an meinem Empfinden und Sozialisierung, da ich viele der Weihnachtslieder immer in der Kirche gehört habe und Weihnachten sehr stark mit der Kirche verbunden habe, da war mein Gedanke dass es irgendwie auch mit Kirchentonarten zu tun haben könnte bzw. angelehnt ist.
 
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Klassische Weihnachslieder von Punk Bands vorgetragen haben nichts besinnliches mehr. Darum liegt es wahrscheinlich neben den Notenfolgen, an der Art und Weise (feierlich) wie diese Stücke gespielt werden, um eine behagliche Stimmung zu verbreiten.
 
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Ich denke schon, dass da viel Sozialisierung mit reinspielt. Nehmen wir mal die modernen Weihnachtslieder wie Last Christmas oder All I want for Christmas is you. Sind halt eingängige Melodien wie sonst bei Pop auch, aber es kommen halt immer so Glöckchenmelodien mit rein. Die Zeit, wann sie erscheinen/gespielt werden und die Videos tun ihr übriges.

Wenn man noch so alte Filme kennt und die Szenen in Ägypten hatten immer so träge Wüstenmusik, ist das auch ein rein eurozentristisches Gefühl, da es Europäer waren, die diese Musik machten aber die eigentliche Musik von den Leuten dort klingt ganz anders.
 
Vielleichts liegts aber auch an meinem Empfinden und Sozialisierung, da ich viele der Weihnachtslieder immer in der Kirche gehört habe und Weihnachten sehr stark mit der Kirche verbunden habe, da war mein Gedanke dass es irgendwie auch mit Kirchentonarten zu tun haben könnte bzw. angelehnt ist.

Die meisten Weihnachtslider sind stinknormal 08/15 Dur.
Ausnahmen sind z.B. "Veni redemptor gentium".
"Maria durch den Dornwald ging" und "Es kommt ein Schiff geladen" zählen nicht, das sind Adventslieder.

Das Tempo ist ja i.A. eher 'feierlich'. Vielleicht gilt deswegen für Dich 'Morgen kommt der Weihnachstsmann' nicht als 'klassisches Weihnachtslied', keine Ahnung.

Grüße
Omega Minus

PS:
Nein, 'Last Christmas' ist kein Weihnacntslied, eher ein Emetikum.
 
Vielleichts liegts aber auch an meinem Empfinden und Sozialisierung, da ich viele der Weihnachtslieder immer in der Kirche gehört habe und Weihnachten sehr stark mit der Kirche verbunden habe, da war mein Gedanke dass es irgendwie auch mit Kirchentonarten zu tun haben könnte bzw. angelehnt ist.
Die sog. "Kirchen"onarten haben eher nichts mit der Musik in der Kirche zu tun. Die klassischen Weihnachtslieder sind harmonisch und musiktheoretisch überbanal und sicher dem typischen Kinderlied verwandt. Vielleicht ist diese Eingängigkeit auch wichtig dafür, dass sie leicht mit bestimmten Situationen assoziiert werden.
 
ich habe ja von der klassischen Weihnachtsmusik gesprochen. steht auch so oben.
natürlich ist mir klar, dass es auch neuzeitliche Weihnachtslieder gibt die dem nicht entspringen, aber angelehnt sind. Gabs ja auch schon auf den alten DDR Weihnachtsplatten. Und da war es ja auch gemischt.
Was ist denn jetzt "klassische" Weihnachtsmusik? Hast du da Beispiele und was unterscheiden die vom Weihnachtsmann der morgen kommt?
 
@betadecay

klassische Weihnachtsmusik ist für mich (und darauf liegt die Betonung) die, die einen kirchlichen Ursprung hat, also in den Kirchengesangsbüchern zu finden ist bzw. in diesem Kontext entspringt.
 
@betadecay

klassische Weihnachtsmusik ist für mich (und darauf liegt die Betonung) die, die einen kirchlichen Ursprung hat, also in den Kirchengesangsbüchern zu finden ist bzw. in diesem Kontext entspringt.

Danke für diese Klärung. Evangelisch oder katholisch?
Oder gibt es "Vom Himmel hoch, da komm ich her" von Martin Luther auch in der kath. Ausgabe?

Grüße
Omega Minus
 
@Omega Minus
darüber habe ich mir ehrlich gesagt keine Gedanken gemacht, aber da ich damals evangelisch getauft wurde beziehe ich mich auf den ev.-luth. Aspekt.
 
Ich persönlich verbinde Weihnachten mit dem Weihnachtsoratorium und Mahalia Jackson, weil wir das früher zu Hause immer gehört haben.
Es muss aber eine ganz bestimmte Aufnahme sein, sonst funktioniert's nicht.
Klassische Konditionierung halt.
Meine Frau hat vor ein paar Jahren ein schönes Weihnachtslied geschrieben und aufgenommen, das gehört mittlerweile für mich auch dazu.
Für andere ist es halt die Weihnachtsbäckerei von Rolf Zuckowski, für andere die Demo-LP von Faceless Society "X-Mas + You" für den Schweizer Analogsynthesizer "Millioniser", alles gut.

Mein Onkel hatte eine Weihnachtsplatte mit einem Lied drauf mit der Zeile "Hei jackeldigickeldigackeldiguck, der Weihnachtsmann ist da!" (kein Scheiß - wörtlich!).
Ich finde das im Netz nicht - wenn's jemand kennt, bitte hier rein, danke!

Schöne Grüße
Bert
 
"Eine Muh, eine Mäh, eine Tätärätätä...." Ist auch ein Weihnachtslied, obwohl es eher nach Saufbegleitung für den Karneval klingt.

Immerhin hat es das Lied in die DAHR (Discography of American Historical Recordings) geschafft. *) Das muss man erst einmal schaffen!

Der Autor des Textes hat dort auch andere Klassiker wie "Trudchen du kitzalst so". **)

Grüße
Omega Minus

*)

**)
 
ich würde hier auch eher auf "Sozialisierung" tippen. Ich bin mit den "typisch deutschen" Weihnachtsliedern großgeworden, wo "Maria durch ein Dornwald ging" schon als verkopfter Katholikenkram galt. Bei uns wurde das eher einfache Zeugs gehört (mit der oben schon beschriebenen Nähe zu Kinderliedern), und ab dem 1. Advent durfte ich dann zuhause auf der Heimorgel kräftig Gas geben (wichtig dabei: die Nachbarn sollten ja hören, dass man Weihnachtslieder selber spielte). Ein Trauma, das bis heute seine Schatten wirft.
 
Mir will scheinen, dass dieser Thread mal wieder zeigt, dass Musiktheorie zu kaum was nütze ist, denn es gibt Weihnachtslieder in Dur wie moll, festliche, besinnliche und fröhliche, weltliche und kirchliche sowie ältere und neuere - und 'harmonisch einfach gestrickt' trifft auch für Ibiza-Sommerhits zu, ist aber sowieso kein Qualitätsmerkmal.

Über Kindheit, TV, Kaufhaus, Kirche, Film und Feier ist man wohl auf Kerzen, Glitzer, Melodien und Geschenke sozialisiert; zumindest Letzteres sorgt dann auch beim eingefleischtesten Weihnachtsmuffel für die positive Konnotation.

Ich habe als Kind gern die Mozart-Variationen "Ah, vous dirai-je..." gespielt und mochte Tochter Zion, Kommet Ihr Hirten und Stille Nacht. Auf die Stimmung 'Tannenzweig, Kerze, Bach' stehe ich noch heute.
 
Sicherlich ist da ganz viel Sozialisierung dabei, in den USA z.B. ist es halt auch anders, ok - da gibt es unsere "alten" Stücke auch, aber die Weihnachtsmusik dort ist meiner Ansicht nach trotzdem in andere Stile weiterentwickelt, z.B. im Frank Sinatra-Style usw.

Dafür gibt es bei uns, bzw den Niederländern, sowas hier, das ist für mich einer der Klassiker der in der Weihnachtszeit regelmäßig gehört wird und auf den richtigen Radiosendern läuft der auch. Es muss also auch nicht immer ruhig und besinnlich sein, auch wenn der Text das natürlich vorgibt, mit dem Rave/Hardcore Unterbau geht die Nummer immer noch schön ab.


https://www.youtube.com/watch?v=olC3hrsw3Hw


Oder zB das hier:
https://open.spotify.com/album/0GHvkwP9xA5vg658fJppdZ
 
Oha! Espen Kraft hat sich Last Christmas von Wham sehr genau angehört und analysiert/nachgebaut. Ist mir vorher noch nie aufgefallen, dass die Snare so abwechslungsreich ist… George Michael hat die Spuren wohl selbst komponiert mit ner Linndrum und nem Juno 60.

 


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