Ob Rockband, Funkband, Oldie oder Top-40 ist ziemlich egal. Live in einer Band kommt es auf einige Qualitäten an, die etwas anders sind als beim Lieblings-Synthesizer.
Das bedeutet eine große Auswahl an Sounds zu haben die an die jeweilige Situation anwend- oder anpassbar sind.
Was mir dabei wichtig ist:
1. "Situation-Awareness", kann ich also sofort erkennen "wo" das Instrument gerade ist, kann ich das visuell schnell erfassen? Man kann in der Regel nicht einfach irgendwelche Tasten drücken um mal "zu testen" wie zu Hause. Das geht dann alles über eine PA und niemand will das hören. Das ist unprofessionell. Zumal Du Dich selbst bisweilen je nach Situation nicht mal besonders gut hören kannst.
2. Kann ich schnell auf Transpose zugreifen? Sehe ich das was gerade eingestellt ist? (Siehe Punkt 1)
3. Kann ich viele Sounds gleichzeitig darstellen? Je nach Genre wird vom Keyboardplayer viel verschiedenes pro Song verlangt. Da reicht es nicht nur ein Piano zu spielen. Kann ich gleichzeitig Loops, 1-3 Synth, One-shot Samples abspielen, ohne herumschalten zu müssen, was bisweilen vom Song zu sehr ablenkt? Also flexible Splitmöglichkeiten, Controller oder genug Tasten über mit denen Samples abgefeuert werden können und das ganze auch noch ohne dabei zu sterben in relativ kurzer Zeit programmierbar sein. Dazu noch ein Hinweis: Auch wenn das langweilig klingt, gutes Piano und Orgeln werden nie alt und immer wieder gebraucht. Vor allem Orgel/Hammondsounds sind oft eine Schwachstelle. Wenn das nicht rockt, macht es einfach keinen Spass.
Als Keyboardplayer wirst automatisch Du angeschaut wenn es um irgendwas anderes als Gitarre, Drums oder Bass geht. Immer. So sind se halt.
4. Ich trage das Ding öfter herum. Wiegt das einen Tonne? Will/kann ich das?
5. Fühle ich mich wohl mit dem Instrument? Komme ich technisch als auch künstlerisch mit dem Teil als "Verlängerung meiner Selbst" klar?
6. Klingt es auch bei hohem Schalldruck gut, fügt es sich gut in einen Bandsound ein? Viele Instrumente in der Kategorie haben sehr "aufgepumpte" Sounds mit zu viel Reverb, zu viel EQ, das wird laut und Live sehr schnell sehr unangenehm. Es schreit.
Ich kam von Roland D70, dann Korg in den 90gern, später mit Yamaha Expandern, dann mit Yamaha Motif letztlich bei den damals aktuellen Kurzweil PC3 an. Bis heute spiele ich live im Bandkontext nur noch Kurzweil. Kurz einen NordStage4 getestet. Das war aber nix. Teuer und kann nix. Da ich mit Kurzweil sehr vertraut war, habe ich mich nur gewundert warum das Ding dieses und jenes nicht kann. Ist aber einfach zu bedienen und klingt relativ gut. Fügt sich nicht ganz so gut im Bandkontext ein.
Ein reiner "nur Synthesizer" ist in meiner Erfahrungswelt viel zu eingeschränkt um da viel Nutzen herauszuziehen. Der deckt die Soundbedürfinsse einfach nicht ab. Also muss es schon ein Workstation-Dingsda sein, oder mindestens ein Stagepiano mit Synthesizersounds, wie die erwähnten Nord Stages oder Yamaha YC88 oder YC61. Da sind die Hammondsims auch amtlich.
Schau Dir die Liverigs von professionellen Playern an, dann bekommst Du einen Eindruck was die so benutzen. Das hat Gründe was Du da findest.