Wie sinnvoll ist heutzutage noch ein analoges Mischpult?

Horn

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Die im Betreff genannte Frage stellt sich mir ganz konkret. Bei mir laufen alle wichtigen Signale zum Teil über eine Patchbay, dann in mein Mackie Onyx 1640, das ich nur noch analog verwende (ohne die Firewire-Option), und von dort aus dann in mein Thunderbolt-Audio-Interface (zurzeit ein Zoom TAC-8).

Ich habe nur wenig anderes analoges Equipment, das mir allerdings sehr wichtig ist: ein dbx 160A für Kompression, ein H&K Tubeman als Preamp für Gitarre und Bass, zwei Vermona VSR3 Spring Reverbs und ein Dynacord VRS23 Analog-Delay. Gerade diese analogen Outboard-Geräte legen für mich die Verwendung des analogen Mischpults nahe, da ich nicht recht weiß, wie ich sie mit den gängigen Audio-Interfaces vernünftig einbinden sollte. Andererseits frage ich mich, ob das heutzutage nicht verzichtbar ist angesichts solcher Geräte wie den MOTU-AVB-Interfaces, die ja gleichzeitig komplexe Mixer sind.

Wie seht Ihr das?
 
Ich verwende einen kleinen analogen Mixer fürs Monitoring oder anders ausgedrückt einfach zum Hören und Lautstärke(n) regeln, und zum Klang auf mehrere Boxen-Paare und Kopfhörer geben. Andererseits aber auch zum analogen Mixen von ankommenden Signalen – sowohl zum Monitoring als auch zum Recording der Summe. Klar kann man auch einzelne Spuren im Rechner aufnehmen (auch parallel) und in der DAW mixen. Aber analoges Mixen stellt auch eine eigene Qualität dar. Einzelspuren sind aber andererseits praktisch, wenn man den Mix / das Arrangement ändern möchte ohne einen analogen Mix neu machen zu müssen.
 
Michael Burman schrieb:
Ich verwende einen kleinen analogen Mixer fürs Monitoring oder anders ausgedrückt einfach zum Hören und Lautstärke(n) regeln, und zum Klang auf mehrere Boxen-Paare und Kopfhörer geben. Andererseits aber auch zum analogen Mixen von ankommenden Signalen – sowohl zum Monitoring als auch zum Recording der Summe. Klar kann man auch einzelne Spuren im Rechner aufnehmen (auch parallel) und in der DAW mixen. Aber analoges Mixen stellt auch eine eigene Qualität dar. Einzelspuren sind aber andererseits praktisch, wenn man den Mix / das Arrangement ändern möchte ohne einen analogen Mix neu machen zu müssen.
Danke, Michael, könntest Du letzteren Satz noch etwas präzisieren? Was genau meinst Du damit?

micromoog schrieb:
Viele Wege führen nach Rom...
Ja, ich glaube, das wissen wir alle. Aber mir wären hier schon ein paar etwas konkretere Meinungsäußerungen wichtig. Sorry.
 
Sinnvoll liegt im Auge des Betrachters.
Manche mischen gerne Analog über Fader ab.
Ich recorde meine Synthesizer direkt auf einzelne Spuren über mein Interface direkt in Cubase.
Pegel anpassen kommt danach.
Das einzige was bei mir Analog ist sind meine Analoge Synthesizer und die A\D Wandler vom Interface.
Aber jeder wie er mag.
 
Ich bin damals aus Platzgründen auf Analoge Summierung umgestiegen, wobei die damit verbundene Outboardintegration mir wichtiger als die Analoge Summierung selbst war. Preamps etc. die ein Vorteil eines guten Desks sind hatte ich zuvor schon.
 
PWM schrieb:
Sinnvoll liegt im Auge des Betrachters.
Manche mischen gerne Analog über Fader ab.
Ich recorde meine Synthesizer direkt auf einzelne Spuren über mein Interface direkt in Cubase.
Pegel anpassen kommt danach.
Das einzige was bei mir Analog ist sind meine Analoge Synthesizer und die A\D Wandler vom Interface.
Aber jeder wie er mag.
Bei mir ist das ja ähnlich. Es geht bei mir (fast ausschließlich) um die Eingangsseite der Signale. Ich mische in der DAW ab. Allerdings möchte ich vorher analoge Effekte einbeziehen: analoge Kompression, Federhall, Analog-Delay.
 
SynthUser0815 schrieb:
Danke, Michael, könntest Du letzteren Satz noch etwas präzisieren? Was genau meinst Du damit?
Na am aufwändigsten ist es, wenn man den Mix oder/und das Arrangement eines Songs ändern möchte ohne Einzelaudiospuren zu haben, es wieder analog neu mixen möchte, und der Mixer aktuell nicht passend zu diesem Song eingestellt ist. Hätte man alle Bausteine In-The-Box und würde man den Mix auf der DAW neu machen, wäre der Aufwand um einiges geringer.
 
Michael Burman schrieb:
SynthUser0815 schrieb:
Danke, Michael, könntest Du letzteren Satz noch etwas präzisieren? Was genau meinst Du damit?
Na am aufwändigsten ist es, wenn man den Mix oder/und das Arrangement eines Songs ändern möchte ohne Einzelaudiospuren zu haben, es wieder analog neu mixen möchte, und der Mixer aktuell nicht passend zu diesem Song eingestellt ist. Hätte man alle Bausteine In-The-Box und würde man den Mix auf der DAW neu machen, wäre der Aufwand um einiges geringer.
Ah ja, okay, darum geht es mir gar nicht. Ich nehme immer alle Spuren einzeln in der DAW auf. Den Mixer verwende ich nur eingangsseitig, um Signale zu routen bzw. um z. B. das Mikrofon-Signal durch den Kompressor im Insert eines Kanals zu fahren - dann erst aufzunehmen - und dann über die AUX-Busse an die analogen Reverbs und Delays weiter zu senden, die simultan ebenfalls als Einzelspuren aufgenommen werden.
 
Dark Walter schrieb:
Hast schonmal versucht über Software I/Os Plug Ins die Signale zur Hardware und zurück in die DAW zu führen?
Nein, wegen der Latenzen. Das geht gar nicht. Man muss sich das vorstellen - einmal A/D-Wandlung zum Computer - Verarbeitung in der DAW - dann D/A-Wandlung zur Hardware - dann wieder A/D-Wandlung zurück zum Computer. Und alles in Echtzeit? ... ... ...
 
SynthUser0815 schrieb:
Gerade diese analogen Outboard-Geräte legen für mich die Verwendung des analogen Mischpults nahe, da ich nicht recht weiß, wie ich sie mit den gängigen Audio-Interfaces vernünftig einbinden sollte.
Wenn du aber schon eine Patchbay verwendest... Ich habe (noch) keine. Wenn man aber schon welche verwendet, warum dann nicht alle Outboard-Geräte dort anschließen, mit Patch-Kabeln die nötigen Signalketten bilden und anschließend in das Interface zwecks Recording (inkl. Hardware-Monitoring) leiten?...
 
Michael Burman schrieb:
SynthUser0815 schrieb:
Gerade diese analogen Outboard-Geräte legen für mich die Verwendung des analogen Mischpults nahe, da ich nicht recht weiß, wie ich sie mit den gängigen Audio-Interfaces vernünftig einbinden sollte.
Wenn du aber schon eine Patchbay verwendest... Ich habe (noch) keine. Wenn man aber schon welche verwendet, warum dann nicht alle Outboard-Geräte dort anschließen, über die Patchbay die nötigen Signalketten bilden und in das Interface leiten?...
Ja, genau, das frage ich mich auch, aber wie binde ich dann z. B. einen analogen Kompressor nach der Vorverstärkerstufe ein? Diese Interfaces haben alle keine Inserts nach der ersten Gain-Stufe (für Mikrofon/Instrument)! Sie haben meistens auch keine Effekt-Send-Return-Wege. Was also mache ich mit meinen analogen Reverb- und Delay-Geräten?
 
SynthUser0815 schrieb:
Sie haben meistens auch keine Effekt-Send-Return-Wege. Was also mache ich mit meinen analogen Reverb- und Delay-Geräten?
Wenn du Mixer-Funktionen wie Send-Wege in Echtzeit benötigst, dann benötigst du eben einen Mixer. Ob analog oder digital wäre dann die nächste Frage. Inserts gehen auch direkt über die Patchbay.
 
Dein aktueller Mischer bietet ja eine ganze Menge an Routingoptionen an, auch kannst Du viel Zeugs anschliessen und einen Kompressor beispielsweise über die Inserts einschleifen. Haptisch direkt im Zugriff und auch das Routing sehr intuitiv direkt am Gerät. Meiner Meinung nach ideal für die Nutzung von analogem Outboard und Effekten.

Wenn Du alles ITB machen magst, also auch Nutzung von Plugins für FX, dann ist ein Ansatz mit einem Mehrkanalinterface sicher richtig. Aber Du magst ja den analogen "Krempel" und dann liegt der Vorteil eher bei einem analogen Mischer. Es geht zwar auch das mit einem Mehrkanalinterface oder einem Digitalpult, aber dann geht die Intuition flöten oder Du musst noch in einen grossen Mischpultcontroller investieren.

Ein Midas Venice F32/VF32 oder so wäre auch eine Option. Da hast Du dann quasi beides. Aktuell gibt es aber wohl nur noch den VF24. Ist mit ca. EUR 1700 aber auch kein Schnäppchen...
 
Ist ne Frage des Interfaces, mit teureren geht das, andererseits ist ne Summing Box ideal um outboard zu integrieren und den größten teil des mixing prozesses noch immer auf total recall in the box zu haben
 
swissdoc schrieb:
Dein aktueller Mischer bietet ja eine ganze Menge an Routingoptionen an, auch kannst Du viel Zeugs anschliessen und einen Kompressor beispielsweise über die Inserts einschleifen. Haptisch direkt im Zugriff und auch das Routing sehr intuitiv direkt am Gerät. Meiner Meinung nach ideal für die Nutzung von analogem Outboard und Effekten.

Wenn Du alles ITB machen magst, also auch Nutzung von Plugins für FX, dann ist ein Ansatz mit einem Mehrkanalinterface sicher richtig. Aber Du magst ja den analogen "Krempel" und dann liegt der Vorteil eher bei einem analogen Mischer. Es geht zwar auch das mit einem Mehrkanalinterface oder einem Digitalpult, aber dann geht die Intuition flöten oder Du musst noch in einen grossen Mischpultcontroller investieren.

Ein Midas Venice F32/VF32 oder so wäre auch eine Option. Da hast Du dann quasi beides. Aktuell gibt es aber wohl nur noch den VF24. Ist mit ca. EUR 1700 aber auch kein Schnäppchen...
Insgesamt verstehe ich Deinen Beitrag so, als sei ich Deiner Meinung nach für meine Art der Anwendung ganz gut aufgestellt und sollte lieber erst einmal bei meinem analogen Mischer bleiben, wenn ich nicht sehr viel Geld ausgeben möchte?

Natürlich ist bei mir der analoge Kompressor (dbx 160A) abwechselnd in verschiedenen Inserts zu finden. Die Effekte (Vermona VSR3 und Dynacord VRS23) werden über AUX 1-3 angesprochen. Mein Rack-Tuner über AUX 6. AUX 4 und 5 sind sogar noch frei.
 
Ich hab vorhin dummerweise immer zwischen den Beiträgen kommentiert, evtl. wurden meine Teile gar nicht gesehen. Soll ich jetzt mal mein Feedback auf oebengenanntes miteinbringen?
 
Dark Walter schrieb:
Ich hab vorhin dummerweise immer zwischen den Beiträgen kommentiert, evtl. wurden meine Teile gar nicht gesehen. Soll ich jetzt mal mein Feedback auf oebengenanntes miteinbringen?
Dein Feedback interessiert mich sehr. Auf Deinen ersten Beitrag habe ich direkt geantwortet, zum zweiten Beitrag fiel mir allerdings keine Antwort ein, da ich nicht wusste, worauf Du Dich beziehst. Also ...
 
Okay, also ich war damals speziell um hochwertiges externes equipment zu integrieren an externe Summierung angelangt. Also alle Spuren inkl. Effektwege auf den Summierer und zurück in die DAW. Die generellen Themen die mit der Summierung zusammenhängen (straffere Bässie, bessere Auflösung, mehr 3D Eindruck und speziell den Hype darum hab ich aussen vor gelassen. Hat für mich sehr gut funktioniert.

Andererseits hab ich einen sehr speziellen Summierer von Phoenix Audio, den Nicerizer der den Mix durch die Verstärkungsstufen und Übertrager heftig färbt. Wenn ich über den Summierer arbeite mixe ich üblicherweise deutlich lauter (normalerweise -10db) pushe hier den Nicerizer sehr stark, drücke dafür am dannach folgenden Input des Fatsos den Pegel ein bisschen und komprimiere hier in der Regel um ca. 3 db.

Später hatte ich die Gelegenheit über ein besseres Interfaces (Apogee Symphony) und einem superkurzem Roundtripping von 2 ms externes Gear via Logic I/O Plugin direkt rein und rauszuschicken.

Mein Hauptgedanke bei den ganzen Interfaces und Mixern war immer der folgende: Ich mag kein hochqualitatives Gear durch Mixer schicken bei denen ein Einzelkanal (In Hinblick auf den Preis pro Kanal) eher Low Budget ist.
 
Analoge Pulte haben je nach Klasse klangliche Aspekte, nicht nur die rein haptischen.
Wie reagieren sie bei den EQs? Das Routing? Der Klang insgesamt? Das Verhalten bei Übersteuerung? Wie viel Headroom haben sie und wie wird das genutzt? Das können auch Liveaspekte sein, weshalb es auch Bands gibt, die live mit einem großen Pult performen.

Dieser Aspekt ist aber nur in einer gewissen Klasse relevant, so wie man nicht über analoges Summieren redet, wenn man eigentlich irgendein Behringer 12 Kanal Dingsi verwendet.
Zugriff KANN ein Aspekt sein, aber so ein digitales Pult kann auch schon verdammt zugänglich sein, heute.
 
Japp, darüber hatte ich vor ca. einem Monat auch schon geschrieben als es um die Zeitgemäßigkeit von Analogpulten ging. (Da wurde übrigens schon vieles diskutiert). Sie können ungemein rocken, sind dann meist aber richtig richtig teuer.
 
Ich mische in der DAW und habe alle meine Effekte am Wandler direkt angeschlossen. Der Latenzausgleich der DAW funktioniert bei mir tadellos (Ableton & Cubase). In der DAW hab ich mir Templates angelegt, in welchen das ganze Studiolayout abgebildet ist. Insgesamt habe ich momentan 8 Recording Busse, 4 Stereoeffektwege und ein Monoeffektweg.

Ich vermisse manchmal die Analogen-Fader, das muss ich schon zugeben. Mit einem guten DAW Controller könnte ich das aber auch haben. Für ein richtig gutes Analogpult fehlt mir leider das Geld und der Platz. Der Vorteil der DAW ist halt Total-Recall.
 
Moogulator schrieb:
Analoge Pulte haben je nach Klasse klangliche Aspekte, nicht nur die rein haptischen.
Um die geht es mir eigentlich nicht. Ich benutze mein Mischpult eigentlich nur um die Signale möglichst sauber in den Rechner zu kriegen. Ich muss auch zugeben, dass ich, glaube ich, gar nicht gut genug höre, um die Nuancen verschiedener Mischpulte und/oder Preamps so richtig herauszuhören. Mir hat vor Kurzem jemand seinen neuen Preamp vorgeführt und mir begeistert die Unterschiede verschiedener Ausgangsübertrager demonstriert und das dann mit seinem Mischpult verglichen und während er da irgendwas hörte, klang für mich eigentlich alles ungefähr gleich.

Irgendwo im Netz gibt es auch einen Klangvergleich verschiedener Preamps. Ich höre da zwar Unterschiede, könnte aber nie sagen, warum der eine jetzt 200,- Euro kostet und der andere 4000,- ... Als Referenz war übrigens auch der Onyx-Preamp aus den Mackie-Pulten dabei und sogar der Tester schrieb, er schneide vergleichsweise gut ab.

Gut an meinem Mischpult ist das sehr geringe Eigenrauschen. Und es ist halt sehr bequem, dass ich alle meine Geräte einfach angeschlossen lassen kann und dann dahin route, wo ich sie haben will. Ich glaube, ich werde dabei bleiben und versuchen, mir nicht so viele unnötige Gedanken zu machen.
 
SynthUser0815 schrieb:
Insgesamt verstehe ich Deinen Beitrag so, als sei ich Deiner Meinung nach für meine Art der Anwendung ganz gut aufgestellt und sollte lieber erst einmal bei meinem analogen Mischer bleiben, wenn ich nicht sehr viel Geld ausgeben möchte?
Korrekt. Mic und Dark Walter bringen Aspekte ein, die meiner Meinung nach die Kosten treiben und eher (sorry Jungs) die Esoterik-Ecke bedienen. Ich will hier weder provozieren, noch einen Krieg der Knöpfe anzetteln. Ich habe einfach Spass and Synths und Effekten, der Mischer ist mir relativ wumpe, Hauptsache, er mischt und ich kann viel Krams dranhängen und ohne viel Stöpseln im Mischer routen. Auch kann der Rechner ausbleiben.
 
@Swissdocs: Weil es hier mehr um Workflow und Integration geht haben wir den klanglichen Part guter Desks auch nur angeschnitten. Bzw. hatte ich bei Summierern die Möglichkeit der Outboardintegration höher bewertet als den Summierprozess selbst ;-)
 
Trotz bester Vorsätze lässt mich die Grübelei nicht los.

Gerade habe ich mal meine Outboard-Effekte direkt an die Ausgänge des Zoom TAC-8 gehängt. Das ist überhaupt kein Problem. Einzig der Kompressor zum Einschleifen passt da natürlich nicht rein. Aber irgendwie drängt sich doch der Gedanke auf, das Mischpult rauszuschmeißen und dafür in einen hochwertigen Preamp mit Einschleifweg zu investieren.

Die Zahl der Möglichkeiten ist so groß ... Luxusprobleme! :shock:
 


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