riesengockel2k schrieb:
Aber gehe ich richtig in der Annahme, dass dieses Gerät kein richtiger Synthesizer ist sondern nur Samples abspielen kann? Die Sache ist, ich möchte die Stücke so originalgetreu wie möglich nachspielen, und wenn bei den ganzen Samples keines dabei ist was ähnlich klingt, bin ich aufgeschmissen... Gibt es nicht auch Geräte mit denen man seine eigenen Percussion-Klänge erstellen kann? Wahrscheinlich wird das ziemlich kompliziert sein, aber trotzdem, wenn so eine Funktion fehlt wäre das für meinen Anwendungszweck nicht so geeignet.
Tjaja - deine Annahme ist immerhin schon einmal, sagen wir, viertelrichtig. Also: Wenn ein Gerät wie der Juno G auf Samples basiert, kann er mit Hilfe anderer klangformender Synthesemöglichkeiten (Filter, Hüllkurven, LFOs, Layer usw. usf.) dennoch ein guter - und echter - Synthesizer sein. Auf der Grundlage von Basiswellenformen (z.B. Sägezahnwelle) kann am Juno G ganz genauso gearbeitet werden wie bei einem substraktiven Analogsynthesizer. Trotzdem hast du zu einem Viertel recht: Ein Synthesizer, der auf Samples basiert, dem fehlen (zumeist) bestimmte Möglichkeiten, die ein Analogsynthesizer hat, z.B. Pulsweitenmodulation oder Oscillatorsynchronisation. Das wird jedoch meistens dadurch ausgeglichen, dass die sample-basierten Synthesizer ebendiese Möglichkeiten, so einigermaßen, als Samples zur Verfügung stellen. Wenn du Percussion-Klänge erstellen willst, kann ein guter Sample-Synthesizer (wie der Juno-G) von großen Vorteil sein: Schichtung verschiedener Klangspektren, große Auswahl von Anfang an hinsichtlich der verfügbaren Drumsounds, große Bearbeitungsmöglichkeiten.
Deine Vorstellung, dass man mit einem "richtigen Synthesizer" praktisch alle denkbaren Sounds der Welt an Bord hat, die ist falsch: Jeder Synthesizer hat seine eigenen, klanglichen Schwächen und Stärken. Kein Synthesizer kann alles. Ein Juno G kann sehr viel - bietet einen sehr vielfältigen Klang und lässt sich ja zudem programmieren, das heißt, es können völlig neue Klänge erstellt werden oder die vorhandenen (oder aus dem Internet geladenen) fertigen Sounds den eigenen Vorstellungen angepasst werden. Nur: Auch mit so einem vorzüglichen Gerät wirst du nicht jeden Sound, den du irgendwo hörst und nachspielen möchtest, eins zu eins übernehmen können. Oft geht es, manchmal so einigermaßen, mitunter auch garnicht. Eine Möglichkeit, "genau" den Klang wie aus einem bekannten Song zu erhalten, bieten Sampler, die - wenn man sie geschickt einsetzt, auch wie ein Synthesizer verwendet werden können.
Ich denke, für dich kommt es darauf an, ein möglichst universelles Gerät zu finden, inkl. Mehrspur-Sequencer, unter 500 Euro, das eine große klangliche Bandbreite bietet und einsteigerfreundlich ist. Die eigentliche Arbeit für dich ist allerdings das Erlernen des Instruments und seiner Möglichkeiten.
Es hängt nicht unbedingt am Gerät. Es gibt Leute, die aus einem relativ beschränkten Sampler mit lediglich 8 polyphonen Stimmen gigantische Stücke heraus holen. Und andere wiederum haben womöglich einen großen Gerätepark, mit dem "alles" möglich wäre - aber deren Stücke sind mangels Fertigkeiten nur verschwommenes Geblubber. Insofern: Es kommt weniger auf den idealen Synthesizer an, als auf einen idealen Synthesizerspieler...
Wie gesagt: Steig lieber erst einmal ausgabentechnisch "klein" in die Sache ein. Mein Tipp mit einem
gebrauchten Roland XP-50 ist schon wirklich gut. Gut vor allem auch für die von Dir vorgesehen Zwecke. Und dann, wenn du dieses Instrument richtig beherrscht - dann erst kommt eventuell die Zeit, wo du dann vielleicht ein leistungsfähigeres Gerät benötigst.
Aber bis dahin musst du erst einmal kommen. :P
P.S.
Der Roland Juno-G hat im Vergleich zum XP-50 nicht nur einen größeren Wellenformenvorrat, bessere Filter, bessere Effekte, und eine noch größere klangliche Bandbreite - er bietet auch einen Sampler. Das heißt für dich: Theoretisch kannst du damit tatsächlich "jeden" möglichen Sound der Welt wiedergeben und als Instrument spielen. Außerdem bietet er im Sequencerbereich einige Verbesserungen. Man kann parallel zum MIDI-Sequencing (Synthesizerstimmen) auch noch bis zu vier Audiospuren (z.B. Gesang) aufnehmen.
Dafür aber zahlst du ca. das Vierfache, wenn du ihn haben willst - und unterliegst einem größeren Wertverlustrisiko. Ich weiß nun nicht, wie begütert du bist, aber für einen 24-Jährigen ist das i.d.R. kein unwichtiger Aspekt. Und wie gesagt: In ca. zwei Jahren, wenn du über den XP-50 hinaus gewachsen bist, kannst du ihn fast ohne Wertverlust wieder veräußern, und dir dann für vielleicht 350 Euro eine Juno-G gönnen - oder etwas noch besseres. 8)