Reverb, wieviele, wie benutzen?

hey, war gerade in la und habe einen abstecher bei bigcitymusic gemacht und mir nach längerem rumspielen mit echt geilem zeug :) am ende dann ein eventide space mitgenommen.
das hat mich jet dazu gebracht mich etwas genauer mit reverb. beschäftigen da ich das space ja hier momentan nicht benutzen kann.

ich muss zugeben ich habe reverb und tienstaffelung bisher sträflich vernachlässigt.


jetzt wollte ich einfach mal hören wie andere reverb verwenden, wieviele reverbs nutzt ihr und wie?

ich dachte an zwei, einen etwas kleineren raum und einen größeren.
(mache techno, minimal house, experiental, alles eher reduziert)

dann die reverbanteile der einzelnen sounds durch die sendregler dosieren.

was wäre wenn ich zum beispiel einen reverb als effekt nutzen wollte, solte man für ein homogenes bild die effektierte spur (space bietet da z.b. revers und delay an) auch in einen dieser beiden räume geben? würde gerne mal meinungen und vorgehensweisen von euch hören.

grüße aus mittlerweile san diego
Thomas
 
Wenn Du zwei oder drei Reverbs miteinander kombinierst, reicht das eigentlich schon. Ein kurzer Raum (Platte z. B.) für Ambience auf Drums oder Einzelinstrumenten, ohne etwas im Hall zu versumpfen. Dann einen mittellangen Raum für Flächen, und einen dritten Raum (ultralang oder mit spezieller Charakteristik), in den Du z. B. dub-mäßig einzelne Stimmen fahren kannst, um Akzente zu setzen oder dergleichen.

Hängt aber auch von Deinem Pult und Deiner Arbeitsweise ab.

Stephen
 
reichen für eine schöne tiefenstaffelung denn 2 räume? early reflections und predelay sind dann ja je raum festgelegt. welche rolle spielen dann lautstärke, send anteil, transient shaping für die "entfernung" und kann ich sie einsetzen um mehr tiefenebenen zu schaffen?
 
ich finde von der idee her, weniger räume zuunsten der homogenität attraktiver. zwei fänd ich gut und noch einen effektraum. deswegen würde ih gerne wissen ob und wie ich mit anderen parametern wie sendanteil transientenformung und amplitude die tiefe verändern kann (davon gehe ich aus) und dadurch zwei räume für eine schöne tiefenstaffelun ausreichend sein könnten?
 
Ein wesentlicher Bestandteil für die Tiefenstaffelung ist der Einsatz des EQ. Wenn Du hier im Forum nach Tiefenstaffelung suchst, wirst Du viele Tips finden.
 
Eine ähnliche Frage habe ich mir auch kürzlich gestellt. Und dann habe ich mir einen Reverb vorgestellt, wo man pro Instrument die Position im Raum einstellen kann. Weil je nach Position sich mehrere Hall-Parameter ändern. Z.B. auch das Pre-Delay, das sonst pro Hall-Instanz statisch ist. Und man benötigt natürlich mehrere solcher Räume, weil z.B. große tiefe Trommeln eher einen kurzen Ambience-Reverb benötigen (ok, auf manchen Samples ist schon Reverb drauf oder man mag es lieber trocken, aber die Option sollte man, denke ich, haben). Eine Snare will oft einen anderen, meist längeren Reverb. Wie man sonstige Drum- und Percussion-Instrumente verhallt, sollte man dann schauen... Entweder passt einer der Räume/Reverbs, oder man möchte andere/weitere Räume/Reverbs verwenden. Vielleicht ist hier eben auch das Problem, dass Instrumente sich in virtuellen Räumen nicht positionieren lassen, sondern Parameter wie Pre-Delay pro Reverb-Instanz statisch sind. Neben Drums benutzt man für den Mix noch weitere Instrumente. Und da möchte man vielleicht wieder andere Räume/Reverbs benutzen. Das mit 4 Reverbs wie von intercorni vorgeschlagen könnte vielleicht funktionieren, aber nur dann, wenn einzelne Instrumente sich in diesen Räumen nochmal positionieren lassen. Also verschiedene Pre-Delay Einstellungen, Frequenzdämpfung usw. Hall-Anteile alleine finde ich nicht ausreichend, um eine räumliche Tiefenstaffelung zu erreichen.
 
Das Thema Hall hatte ich auch Jahrelang vernachlässigt. Als ich doch vermehrt damit arbeitete gabs bei mir ein Meilenstein in der Klangqualität.

Also es klingt so als ob du nur mit Hardware ohne Plugins arbeiten willst. Das ist schwierig. Zumindest für mich. Ich brauch eigentlich erstmal nur 2 Grund Reverbs:
Ein aufdringlichen kurzen für Snare/Clap und einen pompösen für Syntmelos oder Chords. Letzterer über Send und gerne für viele andere Spuren wie Strings etc.
Aber wie gesagt: mittlerweile bekommt jedes Hihat, jede Percussion und natürlich Vocal einen eigenen Hall spendiert. Ich nutzt mittlerweile nur noch den Ableton Hall - brauche also keine verschidenen Hall typen.

Für den pompösen Synthi Reverb hab ich mal Hardware Ersatz gesucht. Ein paar Pedale probiert aber war nicht glücklich damit. Lustigerweise taugt mir aber der neue, lange Reverb im Octatrack dazu.

Also meine Antwort auf Hardware-only wäre für mich: mindestens zwei Reverbs! Ein aufdringliches, langes fürs dick Auftragen und ein dezentes, kurzes fürs verfeinern und zusammenschmelzen von Drum- und Percussions etc. Wobei ich jetzt gar nicht weiß wie letzteres als Send klingt weil ich für die ja verschiedene Einstellung nutze. Stell ich mir matschig vor.

Aber gesagt sei noch, daß heuztutage die ganzen Sampleloops ja eh schon mit Reverbs zugeklatscht sind. Da hat sich daß ja schonmal erledigt :floet:
 
danke fürdie antworten, guckt mal hier, d ist ganz passend da ich sehr viele platten von ihm habe und soundtechnisch auch da hin will,
http://youtu.be/
minute 12:15

gleich am anfang minute 1:10 ,

er sagt er nutzt standardmäßig einen kleinen einenn größeren raum und eindelay.

sind das fixe räume und durch die sendanteile setzt er verschiedene instrumente verschieden tief in den raum?

hardwareonly ist kein must, allerdings hab auch einen octa, mal das update aufspielen und schaun was der kann :)

also probiere ich es mal mit zwei räumen (sobald ich zuhause bin)

(nutze keine samples)
 
Also probieren ist da DAS Schlagwort ! Jeder machts ja auch irgendwie (hoffentlich) anders. Aber alle haben rummprobiert bevor sie sich was angewöhnt haben. Ich sach ja immer Producen ist wie Swingerclub: alles darf - nix muss :mrgreen:
 
aber noch eins, er sagt, da hat man snare und clap und legt die eine etwas weiter nach hinten, gibt es andere parameter mit denen man das erreicht oder doch mehr räume, oooder denkt er er redet da gerade von seinen beiden räumen?(das glaub ich irgendwie nicht)

wenn sich jemand mal nen track anhören will und mir vielleicht ne einschätzung geben könnte wäre toll

finde gerade nix, aber das hier z.b.


play:


das finde ich einfach super produziert
 
Manchmal ist "weiter nach hinten legen" auch schlichtweg leiser. Oder eben halt mehr "wet" am Dryregler des Reverbs.
 
q3tommy schrieb:
jetzt wollte ich einfach mal hören wie andere reverb verwenden, wieviele reverbs nutzt ihr und wie?
Hi Tom!

(Übersetzung: Hallo Thomas)

Das hängt zunächst einmal davon ab, wie "ernsthaft" bzw. ambitioniert ein Track bzw. Mix ist. Bei einem sehr ambitionierten Mix sind es bei mir drei bis vier (!) Reverbs, zusätzlich werden gezielt Delays in Kombination eingesetzt. Mein Standardvorgehen ist dabei in etwa Folgendes:

1. Zunächst suche ich ein gut klingendes "Kombinations-Reverb", bei dem ein mittlellanges und ein längeres Reverb miteinander kombiniert werden. Der Wirtz daran ist, dass ich über das Mischungsverhältnis (das pro Instrumentenspure variabel ist) dann eine Art Tiefenstaffelung im Mix erzeuge.

2. Zuätzlich kommen für die Instrumentenspuren zwei bis drei lang laufende (id.R. temposynchronisierte) Delays zum Einsatz (maximal eine Delay-Sorte pro Instrumentspur). Für meinen Hörgeschmack ist es so, dass Instrumentenspuren mit einer Kombination aus Reverb und Delay i.d.R. durchsichtiger, natürlicher, zugleich "magischer"/faszinierender, räumlicher und weniger aufdringlich klingen - verglichen mit Instrumentenspuren, bei denen nur Reverbs zum Einsatz kommen. Das liegt imho auch daran, dass man die Intensität der eingesetzten Reverbs bei vergleichbarer Räumlichkeitswirkung vermindern kann, wenn zugleich Delays zum Einsatz kommen.

3. Für die Drums wird zusätzlich ein drittes Reverb (i.d.R. deutlich kürzer ausfallend) eingesetzt, welches das "Kombinationsreverb" weitgehend (aber nicht völlig!) verdrängt. Die Snare enthält bei mir aber immer noch recht viel vom "Kombinationsreverb".

4. Für die Gesangsstimme bzw. eine besonders markante Instrumentalstimme (es kann aber auch mal ein einzelnes Percussioninstrument sein), wird mitunter ein viertes Reverb eingesetzt, zusätzlich zum "Kombinationsreverb", oft ein besonders stark färbendes (gerne nehme ich hier z.B. ein Roland RV-70 oder ein Zoom 1201). Das macht die betreffende Spur markanter, schafft eine besondere Athmosphäre und lässt die betreffende Spur im Mix stärker heraus stehen, auch wenn man im A/B-Vergleich die Dosis des vierten Reverbs gezielt auf "kaum merklich" setzt.

Alles in allem ist das ein ziemlich mechanisches Vorgehen, und im Prinzip auch sehr leicht handhabbar. Klingt komplizierter als es ist. Der einzige wirlich nennenswerte Trick von mir ist es vielleicht, dass ich den "verwaschenen" Anteil im Kombinationsreverb (bei mir i.d.R. ein Lexikon) auf einen normalen Mischereingang lege an Stelle des normalen Returnweges, und dort dann via EQs etwas "bändige" bzw. dem Charakter des jeweiligen Stückes anpasse. Was die temposynchronisierten Delays betrifft, neige ich dazu, dass ich diese mit Absicht leicht assynchron einstelle.

So also.
 
Das kann doch nur auf einen bestimmten konkreten Fall bezogen sein. Im Allgemeinen gesprochen wäre das einfach nur Blödsinn, weil es nicht nur den einen Raum gibt. Außerdem kommt es auf die Anwendung an.
 
otto auch schrieb:
Klar hat ich gleich dazuschreiben können, aber das solche Pauschalwerte nur zu Orientierung dienen (können), dachte ich wäre klar..
Nee, das stimmt so nicht und war deshalb auch überhaupt nicht klar.

otto auch schrieb:
Die Anwendung ist die Berliner Philharmonie (klein ist der Raum ja nicht)
Und was sagt uns das? Soll jetzt jeder Techno-Track mit diesem Raum verhallt sein oder was? Oder jeder Dialog in einem Film, egal ob er in einem kleinen Zimmer oder in einer riesigen Tiefgarage stattfindet? Soll jeder Klang einer Produktion, ob Kick Drum oder Hi-Hat mit diesem Raum verhallt werden? Alle Musik und alle Schallereignisse dieser Welt sollen wie in der Berliner Philharmonie klingen?... Wenn du selber vorhast die Berliner Philharmonie virtuell nachzubilden, aus welchen Gründen auch immer, dann sag das direkt. Die Gründe wären übrigens auch relevant. Denn so allgemein in den Thread eingeworfen ergibt das Zitat einfach keinen Sinn. So ähnlich wie man zitieren würde "Die Temperatur soll 320 Grad betragen". Ja, schön, wobei?... Insb. wenn es im Thread ums Kochen von Kartoffeln ging. ;-) Siehe im Ausgangspost:
q3tommy schrieb:
mache techno, minimal house, experiental, alles eher reduziert
Und dann kommst du nach zwei Jahren plötzlich mit 2 Sekunden als "Standard" ohne sich auf den Anwendungsfall zu beziehen... :twisted:

otto auch schrieb:
und anscheined ist das sogar fast schon nen Standardwert.. für Orchester..
Tja, Orchester... Ok, zumindest mal ein Anhaltspunkt. In einem Sequencer/Synthesizer-Forum natürlich das Naheliegendste. :lol: Nee, das Thema ist schon ok, soll aber als solches dann auch deutlich gekennzeichnet sein. :school: Bist auch kein Neuling hier, sondern seit über 2 Jahren registriert und mehrere Hundert Beiträge. Lautete die Botschaft jetzt "Nur die klassische Musik gespielt in Berliner Philharmonie ist das Wahre" und deshalb schreibe ich jetzt provozierend das Zitat ganz kommentarlos hier mal rein? :twisted: Wahrscheinlich nicht, aber der Eindruck kann halt entstehen. 8)
 
Schon mal ein Reverb-Effekt benutzt? Da gibt's so Presets wie Large Hall, Small Hall, Room usw. Im Preset Large Hall wirst du wohl den Decay-Wert von so ab 2 Sekunden finden. Bei Small Hall und Room weniger, bei Tunnel mehr usw.

Jetzt kommst du hier mit dem Zitat "Die richtige Farbe ist Grau". Ja cool. Es gibt aber auch andere Farben. Im Nachhinein hast du was ergänzt, ursprünglich stand bzw. steht immer noch nur dieses eine Zitat da. Und ohne Bezug ist das Blödsinn, und überhaupt kein Orientierungswert. Einfach ein mittellanger Hall.

Du kannst dich gerne daran orientieren. Wenn du alles dadurch durchschickst inkl. Hi-Hats usw. wirst du undefinierten Klangbrei bekommen. Anfängerfehler bei General MIDI & Co. Für ein Orchester mag das funktionieren, lässt sich aber nicht auf alles andere übertragen.
 
otto auch schrieb:
Fehler passieren.. auch Experten.
Genau. Ich bin z.B. auch kein Profi, aber auch unter Profis gibt es ahnungslose Dilettanten. :twisted: Das sage ich jetzt einfach so, weil es gerade passt. Betrifft jetzt aber keinen von uns, weil wir ja keine Profis sind. ;-)
 
otto auch schrieb:
Gerade gefunden..
"Wie lange bleibt der Klang im Raum stehen? Als ideal gilt eine Nachhallzeit von zwei Sekunden. Ist der Nachhall länger, verkümmert der Ton. Ist er kürzer, geht dies auf Kosten des musikalischen Effekts." Quelle: EuroArts Music International
Das ist natürlich allgemein gesehen völliger Blödsinn. Wie ich gesehen habe, ist das Zitat einem Online Artikel der Berliner Morgenpost von 2013 entnommen, der Titel ist "30 ungewöhnliche Fakten zur Berliner Philharmonie" http://www.morgenpost.de/kultur/Philhar ... monie.html

Das ist vorsichtig gesagt Gossip zur Unterhaltung des gehobenen Bildungsbürgertums, dem es wichtiger ist, im Konzert gesehen zu werden oder welches Kleid die Fraum vom Oberbürgermeister trägt, als detailierte Fakten über die Raumakusitik des Konzertsaales zu kennen und zu verstehen. Wie aufregend, es wurden Tests mit Revolverschüssen durchgeführt. Dass das eine probate Methode ist, die Raumimpulsantwort hörbar zu machen und in keinster Weise skandalös, wen interessiert denn das.

EuroArts Music International ist auch nicht irgendeine Instanz, die im Bereich der physikalischen Akustik was zu sagen hätte, sondern "EuroArts Music is one of the worldwide leading independent producers and rights owners of audio-visual classical music programs for TV and DVD." Quelle https://www.youtube.com/user/EuroArtsChannel/about

Relevante Quellen wären Fachartikel in renomierten Zeitschriften, z.B. Journal of the Acoustical Society of America oder Acta Acustica (früher Acustica) ebenfalls Bücher renomierter Autoren.

Wer sich wirklich für das Thema interessiert, das hier mag ein Einstieg sein: https://www.akustik.tu-berlin.de/menue/ ... auakustik/

Dort findet sich gutes Material, empfehlen möchte ich
Bild 3.63. Charakteristische Zeitbereiche für instrumentale und raumspezifische Ausklingvorgänge
Bild 3.75. Optimale Nachhallzeiten in Abhängigkeit von Nutzungsart und Raumvolumen
Bild 3.76. Toleranzbänder für optimale Nachhallzeiten über der Frequenz

Leider wird nicht erkärt, wie man zu diesen "optimalen" Werten und Toleranzbereichen kommt. Im Text wird dann auch eine "optimale Raumakustik" zirkulär über eine "Richtige Nachhallzeit in Abhängigkeit von Raumvolumen und Nutzung" definiert. Gut, es ist ein Vorlesungsskript und keine Veröffentlichung.

Wie auch immer, eine optimale Nachhallzeit ist aber abhängig von Raumvolumen und Nutzung, das hat Michael ja schon erwähnt.

Ich hatte übrigens das Vergnügen, einen Artikel über die Ergebnisse der Forschungen im Rahmen meiner Diplomarbeit bei Acta Acustica zu veröffentlichen http://www.ingentaconnect.com/search/ar ... 10&index=1
 
raumakustik ist ein total spannendes gebiet!

viele große konzertsäle haben eine einstellbare nachhallzeit. dort lassen sich dann deckenpaneele aufschieben, oder flügeltüren in den seiten öffnen, um die nachhallzeit noch zu verlängern. nicht dramatisch, aber schon hörbar. mittelgroße konzerthäuser haben zumindest adaptive reflektoren und diffusoren an der decke und den seitenwänden, die sich bewegen lassen, um das verhältnis von erstreflexion und diffushall und deren ausbreitung zu steuern.
intendant und dirigent entscheiden dann von stück zu stück, welche raumkonfiguration für die aufführung gewählt wird.
das zeigt ja auch, dass die als ideal empfundene nachhallzeit nicht fix ist, sondern abhängig vom geschmack der ausführenden produzenten und auch vom stück abhängt.
dass das ganze genreabhängig ist, zeigt ja auch die tatsache, dass kammermusik i.d.r. in kammermusiksälen aufgeführt wird. die sind nicht nur kleiner, was notwendig ist, damit die leute in der letzten reihe überhaupt noch was hören, sondern haben i.d.r. auch eine kürzere nachhallzeit von 700ms bis 1s.

früher (also vor dem 19. jahrhundert) waren die akustischen eigenschaften eines musikaufführungsraumes hauptsächlich baulich getrieben. ein opernhaus ist größer, anders geformt und klingt damit anders, als eine kirche oder ein kammermusiksaal. da die räume oft genrespezifisch genutzt wurden, ergab sich eine typische verknüpfung aus genre und nachhallzeit, die bis heute üblich ist. obwohl die meisten räume heutzutage meist nicht mehr auf ein genre beschränkt genutzt werden. seit dem 19. jahrhundert standen dann mittel zur verfügung, um die nachhallzeit nachträglich zu beeinflussen.

von den großen synphonien (die, s. o. auch nicht zwingend eine fixe nachhalzeit haben) mal abgsehen sind viele konzerthäuser heutzutage ja ohnehin mehrzweckräume, die auch mit PA ausgestattet sind. dort werden dann durch passende bestuhlung und das anbringen akustischer elemente die akustischen eigenschaften (nicht nur die nachhallzeit) zweckgebunden (vorträge, theater, pop, jazz, kammermusik) eingestellt.
 
hey, haesslich, das war jetzt ein super beitrag. :supi: echt jetzt. :D ich denke da nur an unsere alte oper in frankfurt, wo alles mögliche gespielt wird, und dann sicherlich nicht alles mit konstanten 2 sekunden nachhallzeit. :lol:
 
Michael Burman schrieb:
hey, haesslich, das war jetzt ein super beitrag. :supi: echt jetzt. :D ich denke da nur an unsere alte oper in frankfurt, wo alles mögliche gespielt wird, und dann sicherlich nicht alles mit konstanten 2 sekunden nachhallzeit. :lol:

keine ahnung, wie dynamisch der große saal der alten oper konfigurierbar ist, auf der webseite gibt's auch keine infos dazu. aber die alte oper ist ja in den 80ern akustisch komplett neu gemacht worden. da wird man schon einige optionen umgesetzt haben, zumal der raum ja als mehrzweckraum angeboten wird. und wer will schon z. b. ein bankett in einem komplett überdämmten, oder einem komplett verhallten raum veranstalten? ;-) es gibt ja immer mittel und wege: häuser, die das volumen des raums nicht vergrößern können, können ihn zumindest oft quasi verkleinern. dann befinden sich in den wänden schalldämmende elemente. diese kann man dann wahlweise abdecken (dann trägt das wandelement regulär zum hall bei), oder offen lassen (das wandelement trägt nicht zum nachhall bei, der raum wird quasi kleiner). aber das beeinflusst natürlich dann auch die early reflections.

alles in allem jedenfalls einer der gründe, weshalb konzertkarten in solchen sälen so teuer sind. ;-)
 
haesslich schrieb:
alles in allem jedenfalls einer der gründe, weshalb konzertkarten in solchen sälen so teuer sind. ;-)
ach so, jetzt wird mir einiges klar... :sad: habe da stellenweise über 100 euro bezahlt, weil ich ja auch ganz vorne sitzen wollte, sonst kann ich gleich zuhause dvd schauen. habe da schon ewf und george benson und pat metheny gesehen und gehört. keine 2 sekunden nachhallzeit. :lol: pat metheny vor langer zeit und da saß ich weiter hinten und es war nicht so spannend. der klang war zwar gut, wenn auch zu laut, aber gesehen habe ich wenig. seitdem lieber teurere karten gekauft, dafür dann weit vorne. george benson aus 4er reihe, al jarreau aus erster reihe (war sehr teuer weil mit großem orchester) usw. aber die erste reihe war dann auch nicht so gut. zu weit vorne. die 4te reihe bei george benson war schon sehr angenehm. einmal klassiches streichensemble gehört. die akustik war da auch eher trocken, sprich keine sehr langen nachklingzeiten. aber so wie du schriebst 700 ms könnten evtl. schon gewesen sein. habe damals nicht so darauf geachtet. ist jetzt nur noch aus der erinnerung geschätzt.
 
Ich komme aus Frankfurt und konnte den Umbau quasi live verfolgen, es gab immer Updates in der FAZ. Wenn ich recht erinnere, ist da nichts veränderbar, einziges spannendes Detail war, dass man die Decke nach oben offen gelassen hat, um so mehr Raumvolumen zu haben. Die sichtbare Decke besteht deher aus einem Metallnetz.

Ich kenne den Raum als Konzertgast, Musiker auf der Bühne (jeweils symphonische Musik) und auch vom Opernball, die Akustik ist OK, aber nicht speziell gut. Wenn man sich die Kommentare online anschaut, so kommt der Saal nicht so gut weg. Aber auch alles eine Sache des Geschmacks. Die hochgelobte Tonhalle hier in Zürich fand ich dann nicht so spannend wie erwartet...
 
Wahrscheinlich werden für Pop-/Jazz-Konzerte zusätzliche Absorber installiert. So ähnlich wie man bestuhlt/unbestuhlt machen kann, wird man wohl auch ein paar mehr oder weniger Absorber installieren können. Habe nicht so darauf geachtet. Evtl. kommen die Absorber an die Decke. Bei Pat Metheny war die Decke, glaube ich, mit weißen Elementen zugekleistert. Weil ich weiter hinten saß, haben die Elemente schon quasi auf den Kopf gedruckt. Das war vor so langer Zeit, wo ich noch gar nix über Raumakustik wusste. Kann mich nur an das erdrückende Gefühl erinnern und weiße Decke und evtl. auch Seitenteile. Evtl. hat Pat Metheny auch was eigenes mitgebracht. Es war auch sonst viel Deko dabei. Nichts ausgefallenes, aber es war doch etwas mehr gestaltet als bei sonstigen Konzerten.
 
Denke euch :nihao:

@swissdoc: Zumindest der Ort wo das Zitat eingesetzt wurde, hat schon Bunte Style oder so. Umgekehrt denke ich mir, das Sie diese Werte nicht aus den Ärmeln geschüttlet haben. Schaue ich bei Wiki wird ja auch die Aussage von haesslich bekräftigt, wenn auch leicht abweichend: 1,2 bis 1,6 s für Kammermusik und halt Orchestermusik 1,7 bis 2,2 s. Und dann kann man auf z.B. nem Filmscoringblog nachlesen, das man versucht den perfekten Nachhall (klar wider "nur" für Orchester) zu ermitteln und diese an besten Konzerthallen ausgerichtet hat, in dem Fall der Boston Concert Hall und wie lang ist der Nachhall dort, 2s.

Um falschen Anschuldingunen gleich zu vermeiden. Das dies nur Richtwerte sind hatte ich bereits (nach anfänglichen "vorraussetzen") geschrieben, und auch das dies Anwendungsabhängig ist auch, umgekehrt behaupte ich das man das zum gewissen Grad (auch auf andere Musikrichtungen) übertagen kann. Warum? Ihr schreibt ja auch das meine eine "passende" Raumwirkung erzielen will und dabei nicht unbedingt die negative räumliche Gegebenheiten mit Archivieren will!?

Ich denke zudem weiterhin, das der erste Teil des Zitats, also das es ein gewisse Mindestnachhallzeit benötigt wird (denke darüber müssen wir nicht schreiben), das man den Effekt überhaupt wahrnimmt und am anderen es irgendwo ein Grenze gibt die noch sinnvoll ist. Wo diese obere Grenze liegt kein Plan.

Wo (also zeitlich) fängt diese Grenze an, was musikalisch noch sinnvoll ist. Also wenn ich es richtig verstanden habe, ist das Direktsignal ja irgendwann mal leiser wie der Nachhall und ich denke spätestens da ist man schon über das Ziel geschossen. Wenn 1,2 - 1,6 s ner Kammer entspricht, knapp 1,7 - 2,2 s gross ist..

Auf Wiki steht auch: "Bei Räumen für Musikdarbietung ist die optimale Nachhallzeit die Nachhallzeit, die von den meisten Zuhörern und auch von den Mitwirkenden als besonders geeignet bezeichnet wird. Sie hängt vor allem von der Art der Schalldarbietung sowie vom Raumvolumen ab. Die optimale Nachhallzeit für die Aufführung von sinfonischer Musik hängt von der Art der Komposition, der Orchesterbesetzung und dem Zeitgeschmack ab. Darum sind die „Richtwerte“ für die optimale Nachhallzeit stark streuend und vorsichtig zu beurteilen (Nachhallzeiten zwischen 1,5 und 3 s)." Also richtig: ja abhängig von der Musik und Raum aber es gibt sowas wie ein Idealwert und ich mein die Spanne ist jetzt nicht so gross ;-) Und wenn wir uns mit 6 s bereits in einer leeren Kirche befinden, die 53 m lang ist, denke ich ist man mit spätestens 13 s (allerdings auch 144 m) Kölner Dom weit über die Grenze.

Wobei man bei dem Vergleich vermutlich mindestens zwei Sachen beachten sollte A) sind diese Werte für Orchesterbesetzung bezogen für ein vollbesetztes Haus.. also "nackte" Nachhall ist höher und B) so ein Kirche ist halt für Orgel und Chor optimiert und weniger für Rock- und Popkonzerte und so.

Wobei vielleicht noch ne Verständnisfrage/Annäherung: Mir würde spontan nur Filmmusik und evtl. noch Ambient einfallen und ja - haha - Kirchenmusik , die noch grösser aufgeblassen ist, wie Orchestermusik. Dann würde ich meinen, 2 s (manch grosses Obernhaus hat nicht mal so einen langen Nachhall) vermittelt bereits ein sehr grossen Raum und bei welchen Musikarten will man eine noch grössere Raumwirkung. Techno und co. ist doch eher Bunker (finden auch eher selten in Kirchen statt), Rock und Pop und was sonst so auf kleiner bis grosser Bühne passiert, eher Kammer bis Orchester..

Und kurz wegen der Alten Oper und von wegen keine 2 Sekunden nachhallzeit. So ein Zufall aber auch :mrgreen:

Michael hat (vermutlich - weiss nicht ob dieser Wert von vor oder nach dem Umbau ist) Recht, es sind keine 2 Sekunden sondern nur 1,95 :P
Alte Oper FFM (BJ 81): Tm (mittlere Nachhallzeit) = 1,95 s Quelle: Prof. Dr. Jürgen Meyer

Der übrigens Nachhall grösser 2 s Kirchen "zuordnet"..

Gruss
Otto
 


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