Kanone an Spatz: Bumm

moogli

Technobubi
Ich hatte neulich mal ein paar grundsätzliche Gedanken zur "sinvollen Equipment-Menge". Hier die Zusammenfassung meiner Überlegungen, ich bin auf eure Meinung sehr gespannt!


Funktional strukturverwandte Synthesizer (also etwa solche der Kategorie "subtraktiv, gut ausgestattet") können sehr, sehr ähnliche Sounds produzieren. Ich laß mich gerne schlagen für diese Unterstellung. Ich find sie aber logisch. Drei gefilterte Sägezähne sind erstmal eben drei gefilterte Sägezähne. Das ist ja auch bei akustischen Instrumenten so... Klaviere unterschiedlicher Hersteller haben ja auch in etwa dieselben Funktionen ;-) Diese sind unter der Haube zwar anders realisiert worden, klingen aber alle auf eine gewisse Art sehr ähnlich.

Der Hauptunterschied, klanglich, ist der "Charakter", der "Grundklang" eines Gerätes. Moogulator - und ich hoffe, das ist jetzt sinngemäß zitiert - rät z.B. relativ oft, eher auf jenen Klangcharakter zu hören, als sich allzusehr auf die Features zu versteifen.

Was ist das für ein Konstrukt, der Grundklang? Sägezahn ist nicht gleich Sägezahn, Filter ist nicht gleich Filter. Ok. In der Theorie aber schon. In der Praxis gibt es Unterschiede, hauptsächlich doch aber in der Obertonstruktur, wenn man sich die Beschreibungen so durchliest.

Synthesizer XY klingt zu mittig? Zu warm, zu kalt? Zu digital, zu analog? Mal ganz dumm gefragt, DAS ist doch eigentlich ein klassischer Fall für nen EQ, und nicht unbedingt für die nächste Synth-Anschaffung. Oder?

(Ich stelle das hier alles natürlich zur Diskussion, lasse ich auch gerne belehren und bin gespannt auf andere Meinungen!)

Bei Synth-Ratespielchen wird ja auch sehr oft eingefordert, daß keine Nachbearbeitung verwendet wird, also kein EQ, oder keine Effekte.

Die Frage, die ich nun nochmals ketzerisch stelle, ist: Wenn doch schon so ein blöder EQ den Grundklang so verbiegt, daß man kaum noch eine Chance hat, das Gerät aus anderen zu erkennen - und das obwohl hier massenhaft synth-kompetente Menschen mithören: Warum haben so viele dann nen dermaßen riesigen Maschinenpark? Klar, da ist viel Liebhaberei bei, das versteh ich auch aus eigener Erfahrung sehr gut. Aber ist das sinnvoll? Notwendig? Ökonomisch? Erleichtert es das Ausüben der Kunst (sowohl des Klangdesigns als auch der Komposition selbst), oder erschwert es das vielleicht sogar?


Ein ähnlich gelagertes Thema ist - ich weiß nicht, ob es sich mir nur so darstellt, oder tatsächlich modern geworden ist - die Verwendung verschiedenartig klingender Mikros, Preamps, Kompressoren, und deren Kombination je nach Einsatzzweck.
Durch und durch kapiert hab ich die Motivation dahinter bislang ebenfalls noch nicht. Auch hier: Ein bischen am EQ gedreht - wer erkennt da noch den Preamp? Das Mikro? Den Kompressor?

Früher hatten große Studios - neben ein bischen Outboard - doch hauptsächlich eben eine Konsole, eines Herstellers, mit demselben EQ in *jedem* Kanal. Damit wurden hervorragend klingende Aufnahmen gemacht, die dann teilweise eben einen bestimmten, charaktervollen Sound hatten. Will man das heute nicht mehr? Will man sich heute nicht auf einen Charakter festlegen, festlegen lassen?

Wenn man sich hier im Forum Demos anhört, die nur mit einer einzigen, guten Kiste gemacht wurden... da fliegt einem doch manchmal das Blech weg, einfach weil sowohl die klangliche Qualität als auch die klangliche Vielfalt betreffend kaum Wünsche übrig bleiben. Sowas macht mich dann schon ein bischen nachdenklich...

Ist diese Flexibilität, die sich hauptsächlich in den Grundklang-Nuancen widerspiegelt, wirklich sinnvoll? Immerhin ist das Vorhalten verschiedenster Gerätschaften ein immens teures Vergnügen, und erfordert auch eine zusätzliche Ebene an Kreativität durch die zusätzlichen Freiheitsgrade. Ist es das wert?

Beherrscht man 20 Synths im Studio genauso "tief", wie man vielleicht lediglich 3 strukturell oder klanglich eher verschiedenartige Instrumente beherrschen würde, die man in-und-auswendig kennt?
Hat man mit der (häufig üblichen) Materialschlacht dann tatsächlich etwas gewonnen, oder eher etwas verloren? Im Effekt, künstlerisch, unterm Strich?


Was denkt ihr so?


Viele Grüße von eurem gleichermaßen Gearporn- und Minimalismus-Begeisterungsfähigen
Moogli
 
moogli schrieb:
Hier die Zusammenfassung...

Ist denn die Uncut-Fassung ein Buch? :P


Naja, das, was viele Menschen aus Synths herausholen, entspricht
oft einem gewissen Schema. Irgendwo las ich, dass ein hoher Prozentsatz
der Synthesizersounds natürliche Instrumente nachbildet.
Und wieso zählen wir so oft auf 4/4 statt 3/4 oder 7/8?

Ich weiss auch, dass meine Synth-Kauf-Geilheit nicht sein muss.
Aber es gibt ja Sonntagsfahrer, die ihren Cadillac sechs Tage lang
putzen, um ihn am 7ten spazieren zu fahren. Ich putze meine "Cadillacs"
alle paar Jahre und "fahre" sie gerne alle paar Tage/Wochen und in
verschiedenen "Stellungen" bzw. Situationen. Nutzen gegen Leidenschaft.

Und somit gibt es Synths, die sich besonders für bestimmte Elektronik
eignen und Synths, die in einer Band funktionieren, ohne nach Elektronik
oder Ähnlichem zu klingen. Das ist weit mehr als Charakter.

Aber bei deiner Überlegung hast du wohl Modularsynths und deren Raum
für Experimente nicht mit einbezogen - wobei viele Modularsounds
wiederum oft nach Bekanntem klingen bzw. auch nicht ins Unendliche hineinklingen.

Jeder kennt auch das Gefühl, nach Tagen experimenteller Musik mal
wieder ein "Abgehstück" zu hören. Es liegt wohl an der menschlichen
Natur, wieso wir immer wieder zu eingängigen und einfachen Mustern
neigen. Sonst gäbe es lauter experimenteller Scheiben in den "Scharts".

Zudem ist es immer so: Je tiefer und länger man in einem
Musikstil/Subkultur drinsteckt, desto mehr Nuancen und Details entdeckt
man. Für manche sind dann so Fragen wie Oldschool/Newschool oder
Vintage/Stand der Technik überflüssig und für andere unausweichlich.

Das Wichtigste ist, die Geräte auszureizen und sich immer wieder
vom Ausgelutschten wegzubewegen. Ich kenne es selbst, dass man oft
mit einem flexiblen Synth produktiver ist, als mit sechs verschiedenen.
Das habe ich immer wieder erlebt. Weniger ist mehr. Überblick. Aus
dem Vorhandenen alles herausholen. Weniger schrauben, mehr durch
die Spielweise erzeugen. Und so weiter.

Aber mit einem EQ wird man wenige Digitalsynths wie einige Analogsynths klingen lassen.

Deine Fragen haben zu viel Stoff für nur eine Philosophiestunde...


Gringo.
 
Naja, da ist neben Liebhaberei auch viel Bequemlichkeit dabei. Lieber einen monophonen für die Basslinie, einen für Effekte oder Leads, dazu eine Fläche aus einem Rompler, ein paar Chords aus nem polyanalogen usw. So muss man eben nicht alles direkt aufnehmen und kann munter herumprobieren.

Wenn es nur darum geht, Musik zu machen: Klar, dazu reicht ein guter Synthesizer. Achwas, dazu reicht eigentlich ein Rechner mit Freeware. Den Hörer interessiert das mal kaum, womit die Musik gemacht wurde.

Dazu kommt, dass es einem einfach ein gutes Gefühl gibt, mit einem High End PreAmp aufzunehmen. Ist teuer, muss ja gut sein ;-)

Achja: Ein paar Gerätschaften hier im Studio sind übrigens - ich gebe es zu - hauptsächlich noch da, um Kunden zu blenden. Leider klappt das. Die fühlen sich wohler, wenn zB. eine Larc auf dem Pult liegt, das ist so. Gekaufte Kompetenz, wie Herr Matten sagen würde.
 
gringo schrieb:
Ist denn die Uncut-Fassung ein Buch?

Keine Ahnung, wieviele Seiten das Thema in meinem Hirn umfasst ;-)

gringo schrieb:
Aber es gibt ja Sonntagsfahrer, die ihren Cadillac sechs Tage lang putzen, um ihn am 7ten spazieren zu fahren.

Das ist dann aber der Aspekt der Liebhaberei. Wie gesagt, völlig nachvollziehbar für mich. Das ist bestimmt oft ein Grund für ein entsprechendes elektronisches Arsenal.

gringo schrieb:
Aber bei deiner Überlegung hast du wohl Modularsynths und deren Raum für Experimente nicht mit einbezogen - wobei viele Modularsounds wiederum oft nach Bekanntem klingen bzw. auch nicht ins Unendliche hineinklingen.

Ist austauschbar. Ein VA neben einem Modular würd ich nicht als zwei strukturgleiche Synths bezeichnen. Einen analogen Modular neben einem analogen Modular schon. Wobei man die ja zusammenschalten kann, und dann im Grunde wieder "einen" Synthesizer hat. Ist also kein so "einfaches" Beispiel.

gringo schrieb:
Aber mit einem EQ wird man wenige Digitalsynths wie einige Analogsynths klingen lassen.

Ein moderner "hifi" Analoger und ein moderner Digitaler liegen klanglich nicht so weit auseinander, daß man sagen könnte, die künstlerisch/musikalische Funktion ist eine grundlegend andere. Oder?
Und ich glaub schon, daß man mit guten EQs und Outboard selbst verwöhnte Ohren schwerst zum Narren halten könnte. Aber das lässt sich natürlich nicht ohne Untersuchung belegen...

gringo schrieb:
Deine Fragen haben zu viel Stoff für nur eine Philosophiestunde...

Ich weiß!

Noiseprofessor schrieb:
viel Bequemlichkeit dabei. Lieber einen monophonen für die Basslinie, einen für Effekte oder Leads, dazu eine Fläche aus einem Rompler, ein paar Chords aus nem polyanalogen usw.

Gut, das seh ich teilweise auch ein... Würdest dann aber auch propagieren: Bequemere Multimodes, und etliche Synths würden für Dich obsolet? :)
 
moogli schrieb:
Würdest dann aber auch propagieren: Bequemere Mutimodes, und etliche Synths würden für Dich obsolet? :)

Na sicher, mittlerweile habe ich gar nicht mehr so viel Zeugs. Im täglichen Einsatz benutze ich sehr oft Softsynths oder digitales wie den G2 bei kommerziellen Produktionen. Die paar alten Analogen, die hier noch stehen, sehe ich mehr als Spielzeuge mit Spaßfaktor. Hobby halt. Da steh ich drauf 8) Der ein oder andere Kunde freut sich aber auch mal drüber, wenn der Minimoog den Bass macht ...
 
Interessante Fragestellung

Ich unterteile das ganze mal in 3 Punkte :
1. Wie entscheidend ist der Grundklang "funktional strukturverwandte Synthesizer" ?
Für das Endergebnis stimme ich dem Noiseprofessor zu : Irrelevant, aber für den kreative Fluß kann der Grundklang entscheidend sein. Ich empfinde die Unterschiede im Grundklang gerade beim Erstellen eines Sounds aus dem Nichts (Init Sound) heraus als wichtiges Element. Wenn der Grundklang in eine Richtung geht, dann verschlägt es mich beim Programmieren oft in diese Richtung. Ein kalter Grundklang läßt mich zumeist kalte Sounds programmieren - das ist zum Teil eigene Unfähigkeit aber halt Tatsache. Insofern sind Presets oder Sounds anderer Leute als Inspirationsquelle wichtig.
2. Wie stark kann ein EQ den Grundklang aufheben ?
Ein EQ kann den Grundklang in eine neue Richtung lenken, aber nicht komplett verändern. Eine geschickte Kombination aus Parameterwahl im Synth und EQ kann eine Menge bewirken. Gerade im Mix mag der Unterschied dann untergehen.
3. Flexibilität kontra Beherrschung der Geräte
Hier glaube ich nicht, dass ein "normaler" Mensch wirklich die ganzen Möglichkeiten die einem heute geboten werden ausnutzt. Wer ausser absoluten Freaks und Profis hat wirklich die Zeit, das Gehör und das Gespür diese Möglichkeiten wirklich zielgerichtet einzusetzen.
Verliert man oder gewinnt man durch die Möglichkeiten ?
Ich denke man verliert den Spaß und gewinnt in seltenen Fälle den besser klingenden Mix.
Warum jammern viele - ich auch - darüber, dass sie mit einem oder wenigen Geräten produktiver waren ? Man verliert sich in den Möglichkeiten. Die Frage "Nehme ich jetzt die Fläche aus Kiste A, B oder C " wird schnell zum kreativen Waterloo.
Von der Frage welchen EQ man im Mix nimmt möchte ich schon gar nicht reden.

Meine 20 Cent dazu mögen widersprüchlich sein, aber ich versuche das Problem folgendermaßen anzugehen :
Wenige dafür gut klingende Geräte, möglichst selten Geräte austauschen (gelingt mir wegen G.A.S. nicht gut) und Zeit zum Einarbeiten nehmen (Job, Ungeduld und das Leben in allgemeinen stehen da gerne im Weg)

Ich träume immer noch von der einen Maschine die mir zum Musikmachen genügt.
 
also ich brauche einfach von allen synths die ich wirklich gut finde genau EINEN ... wenn ich dann den panakustischen überblick habe, also meine kOMPLETTE soundsammlung dann verkaufe ich wieder alle bis auf drei lieblinge ... oder so ist zumindest der plan ... mir gehts dabei nicht ums besitzen sondern darum den überblick zu haben, das ist so wie wenn man in den bergen auf dem höchsten gipfel sitzt und alle grossen gipfel um einen herum bewundert ... ob ich die alle wirklich sinnvoll einsetzten kann ist mir eigentlich vollkommen egal.
 
für mich stellen sich da mehr fragen als antworten grade!

kommen wir da nicht zu der frage was ein synthesizer von einem "natürlichen" stromlosen instrument unterscheidet?
und wieso muss (soll)ein synth einen eigenen charakter haben?
ist charakter nicht eine schwäche für ein instrument das univerSELL ;-) sein soll?
wird "gute" musik von den leuten gemacht die ihre instrumente gut beherrschen?




ich bin gegen Minimalismus und gegen geräte-parks ......
Minimalismus ist keine konzept für mich
Geräte-parks will ich nicht verwalten und pflegen (bezahlen) müssen...
ich bin für den Individualimuswahn, wie auch immer er sich darstellt ausserdem ist es mir egal ob die geräte digital ,analog oder sonst was sind solange ich damit ihrgenwas erzeugen kann womit ich glücklich bin...

eigetlich brauchen wir doch alle nur einen guten flexiblen sampler!!!!! ;-)
 
moogli schrieb:
Moogulator - und ich hoffe, das ist jetzt sinngemäß zitiert - rät z.B. relativ oft, eher auf jenen Klangcharakter zu hören, als sich allzusehr auf die Features zu versteifen.
Kann ich bestätigen sofern das Zitat stimmt. Wenn der Klang gefällt dann lassen sich fehlende Funktionen auch anderweitig kompensieren. Bei einen SoftSynth z.B. öffnet man einfach ne Instanz mehr, oder ersetzt das nicht vorhandene zweite Filter durch nen gutes Filterplugin. Bei Hardware lässt sich dafür z.B. Overdub nutzen....

moogli schrieb:
Synthesizer XY klingt zu mittig? Zu warm, zu kalt? Zu digital, zu analog? Mal ganz dumm gefragt, DAS ist doch eigentlich ein klassischer Fall für nen EQ, und nicht unbedingt für die nächste Synth-Anschaffung. Oder?
Ääää, nö. Schonmal ausprobiert? Wenn Du mit nen EQ anhebst/absenkst dann klingt Synth XY immer noch wie Synth XY. Halt nur mit mehr/weniger Mitten, oder Bass. Davon mal abgesehen: Was nicht da ist das kann man auch nicht anheben. Also mal eben nen Synth höhenreicher oder analoger machen ist meist nicht...

Gruß
 
Sehr gute Fragestellung. Aber damit mal eine Gegenargumentation, die ne Menge Befreiung bringen könnte:

Man kann aus einem Moog keinen http://www.sequencer.de/syns/roland Roland oder Yamaha machen durch anlegen eines EQs.

Man kann dennoch sicher auf dem und diesem und noch einem funktional den gleichen Klang erzeugen.

Oder anders: Ich denke, man kommt idR mit einer kleinen und feinen und effektiven Auswahl aus. Das kann so bei 1-5 liegen und hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Es ist in der Tat eine vielschichtige Unterschiedlichkeit. Wenn ich aber sehe, was die Leute haben und fragen: Da wird schon auch mal "doppelt" gekauft. Hätt man sich sparen können. Die Hersteller verstrechen den neuen Sound wie keine andere Gattung, was zzt sogar eher schädlich zu sein schein. Wer genauer hinsieht, wir keine Stilaugen auf Bühnen bekommen, um zu sehen womit das gemacht wird.

Ich würde schon sagen, dass ein guter Musiker (das ist für mich einer, der Sound und Töne beherrscht, wenn er elektronische Musik macht) mit erstaunlich einfachen und komplexen Instrumenten ganz gut ähnliche Ergebnisse herstellen kann.


Zum Grundklang: Ja, es macht nicht viele Vorteile, wenn man einen Synthesizer kauft, dessen Grundklang man nicht ab kann, während man sogar weiss, dass man einen andere abgöttisch liebt oder ohne jede Manipulation gut findet.

Das liegt an sehr vielen Elementen: Rechenform, Technik, Sound und Verhalten div. Bauteile oder Codeabschnitte, Handling und Zugriff/Arbeitsweise. Wir haben es eben mit Instrumenten zu tun. Man muss aber sicher kein Sammler werden, um zum Ziel zu kommen.
 
Moogulator schrieb:
Ich würde schon sagen, dass ein guter Musiker (das ist für mich einer, der Sound und Töne beherrscht, wenn er elektronische Musik macht) mit erstaunlich einfachen und komplexen Instrumenten ganz gut ähnliche Ergebnisse herstellen kann.

Das sehe ich ganz genau so.

Oder wie Klaus Schulze in einem Interview mal sagte: "It's the player, not the tools".

Womit ich natürlich nichts gegen einen schönen Moog gesagt haben will. :P
 
Ich gehe selbstverständlich auch so weit, dass der Spieler kein Spieler im klassischen Sinne sein muss. Er muss nur wissen, wovon er redet.

Dann ists auch fast egal, ob es eine Electribe, ein Moog, ein Modularsystem oder zB Massive ist. Es kann auch vielleicht nur ein Schnittsystem sein und rel. kleine Mittel, Klänge zu erzeugen.

Es gibt sicher Leute, die Beschränkungen unterliegen und da nicht so flexibel sind. Es ist natürlich auch hilfreich, wenn etwas (ein Instrument, Ein Computer, eine Software, ein Sequencer etc.) eine eingegen kommt.

Auch wenn das von mir wohl keiner erwartet: Der schööööne http://www.sequencer.de/syns/moog Moog ist mir ansich ziemlich wurst, wenn ich mein Album mache.
 
moogli schrieb:
Synthesizer XY klingt zu mittig? Zu warm, zu kalt? Zu digital, zu analog? Mal ganz dumm gefragt, DAS ist doch eigentlich ein klassischer Fall für nen EQ, und nicht unbedingt für die nächste Synth-Anschaffung. Oder?

Der kann auch nur im Signal vorhandene Frequenzen anheben, keine fehlenden Transienten oder seidige Filtersweeps erzeugen. Obwohl sich Transienten und Filtersweeps bei gut ausgestatteten Synths (aka Parametergraebern) in weiten bereichen manipulieren lassen, da spielt der Grundsound imho eine deutlich geringere Rolle.

Bei Synth-Ratespielchen wird ja auch sehr oft eingefordert, daß keine Nachbearbeitung verwendet wird, also kein EQ, oder keine Effekte.

Geht ja auch darum den Synth und nicht die Effekte zu erraten. Was die Qualitaet betrifft, ist der Aufwand den man bei der Nachbearbeitung betreiben muss imho kein unwichtiges Krikterium. Zudem gibt es Stilrichtungen und Sounds bei denen intensiver Effekteinsatz eher fehl am Platz ist.

Warum haben so viele dann nen dermaßen riesigen Maschinenpark?

In meinem Fall am Spass an Soundbasteln, da hat jeder Synth seine Eigenheiten und Spezialitaeten. Ansonsten, wenn's nur um's Musik machen gehen wuerde, koennte ich mit deutlich weniger auskommen. Da reichen mir so ein paar Geräte aus der Monster-Klasse.

Erleichtert es das Ausüben der Kunst (sowohl des Klangdesigns als auch der Komposition selbst), oder erschwert es das vielleicht sogar?

Sound-/Patchdesign macht mir genauso viel Spass und kann genauso kreativ oder unkreativ wie Musik machen sein...
Ansonsten kommen mir die besten Melodien/Ideen fuer Tracks beim Sounddesign, zumindest wenn ich Sounds fuer mich selbst mache...

Wenn man sich hier im Forum Demos anhört, die nur mit einer einzigen, guten Kiste gemacht wurden... da fliegt einem doch manchmal das Blech weg, einfach weil sowohl die klangliche Qualität als auch die klangliche Vielfalt betreffend kaum Wünsche übrig bleiben. Sowas macht mich dann schon ein bischen nachdenklich...

Mit Spezialisten kommt man aber in der Regel schneller zum Ziel, z.B. weil die entsprechenden Presets schon vorhanden sind oder weil man sie mit diesen Kisten leichter erzeugen kann. Der Spassfaktor beim Soundbau ist aus meiner Sicht aber deutlich geringer und man muss meist deutlich tiefer in die Tasche greifen...

Beherrscht man 20 Synths im Studio genauso "tief", wie man vielleicht lediglich 3 strukturell oder klanglich eher verschiedenartige Instrumente beherrschen würde, die man in-und-auswendig kennt?

Wenn es einen nur ums Musik machen geht, wie das bei vielen der Fall ist, warum sollte man sich intensiv mit dem Equipment beschaeftigen? Die Materialschlacht ist fuer viele mit Sicherheit die einfacherer Loesung...
Es gibt Musiker die, weil sich ihre Keyboard nicht transponieren laesst, lieber mit 'ner Box MIDI-Daten transponieren, als das verschieben der Tonhoehe am Synth zu lernen. Eine Diskussion dir mir gerade in 'nem anderen Forum untergekommen ist...

...Summa
 
ich habe nur 3 hw synths (plus noch nen halben), aber mit dem mixer, der software, drumcomputern, sequencer (hw und soft), interfaces, effekten und controllern ist das schon ein richtiger maschinenpark, wäre da noch viel mehr vorhanden ich würde ich mich ziemlich verlieren... Muss dazu aber sagen das ich auch sehr viel plug ins nutze, als reiner hw nutzer hätte ev. ich mehr synths...
 
Ich habe einfach mehr Spass an Hardware rumzuschrauben als mit der Maus rumzuschieben. Bei mir tötet das die Kreativität und es kommt nichts bei raus. Zu viele Möglichkeiten lenken von eigentlichen, dem Musizieren nur ab. Natürlich reichen 2-3 Hardware Synths völlig aus, aber was soll man machen wenn man bei einem geilen Synth schnell schwach wird... ;-)
 
moogli schrieb:
.

Wenn man sich hier im Forum Demos anhört, die nur mit einer einzigen, guten Kiste gemacht wurden... da fliegt einem doch manchmal das Blech weg, einfach weil sowohl die klangliche Qualität als auch die klangliche Vielfalt betreffend kaum Wünsche übrig bleiben. Sowas macht mich dann schon ein bischen nachdenklich...

Dazu ist folgendes zu sagen: Diese Demos, die mit einem Synth gemacht wurden, können nur deshalb so gut funktionieren, weil da 1. ein dicker Rechner, 2. hochwertige Software, 3. womöglich ein unter Audio-Gesichtspunkten hochwertiges Mischpult und Abhöre u.v.m. hinten dranhängt. Nicht zu vergessen: Die Kompetenz und Erfahrung des Musikers, der mit seinem Equipment und mit seinen Ohren über viele Jahre umzugehen gelernt hat.

Die Demos mit den historischen Synthesizern, die beispielsweise unser Freund Noiseprofessor fertigt, wären zu der Zeit, als diese Synths produziert und verkauft wurden (Ende 70er/Anfang 80er Jahre), in dieser Form wohl kaum möglich gewesen. Erst durch die "Verfügbarkeit und Verbesserung der Produktionsmittel" plus der Erfahrung, die sich der Kollege in vielen Jahren erworben hat, können solche Demos entstehen.
 
moogist schrieb:
Die Demos mit den historischen Synthesizern, die beispielsweise unser Freund Noiseprofessor fertigt, wären zu der Zeit, als diese Synths produziert und verkauft wurden (Ende 70er/Anfang 80er Jahre), in dieser Form wohl kaum möglich gewesen.

Das sehe ich selbst anders, auch wenn man solch ein Lob gerne liest ;-) Eigentlich haben viele Leute in den 80ern nicht wesentlich anders gearbeitet. Ob Vince Clark (zB Yazoo und der Pro One), oder in Deutschland Chrislo Haas (DAF/Liaison Dangereuses), Kraftwerk usw.- damals wurde (eher noch mehr als heute) mit Overdubbing gearbeitet. Der Computer und die damit einhergehenden Möglichkeiten nahezu unbegrenzter Spuren, vereinfachter Schnitt und Nachbearbeitung mögen das Ganze vereinfachen. Grundsätzlich konnte man das damals aber auch.
 
Ich habe einfach mehr Spass an Hardware rumzuschrauben als mit der Maus rumzuschieben. Bei mir tötet das die Kreativität und es kommt nichts bei raus. Zu viele Möglichkeiten lenken von eigentlichen, dem Musizieren nur ab.

Word.

Wobei es mir auch vor allem um die Bedienung geht. Ein CS80 ist unter anderem auch deshalb so genial, weil die Spielhilfen und deren Bedienung so besonders sind. Darum ist es ein Riesenunterschied ob ich einen weit entfernt ähnlichen Klang habe und zu einem schönen CS80 Bildchen die Maus über den Monitor schubse, oder ob ich tatsächlich am echten CS80 eine Fläche mit dosiertem polyphonen Aftertouch aufpeppe.

Und auch jeder Hardwaresynth hat ein unterschiedliches Konzept und unterschiedliche Bedienungsmöglichkeiten, dh. selbst wenn ich (was ich bezweifle) mit XY genau den Sound von XX bekommen würde, das spielen an einem Matrix 12 ist einfach anders als an einem Elka Synthex und somit sind auch der kreative Output und die Ideen verschiedene.

Zum Sound
Wie ich aus einem Memory Moog die identische Fläche eines Oberheim OBX bekommen soll, muß man mir erstmal vormachen. Meinetwegen auch mit Para EQ.
 
Synthesizer müssen für mich gar nicht so viele Möglichkeiten haben. Ich brauche kein Gerät, das "alles" irgendwie kann. Dafür müssen meine Geräte allerdings auf ihren speziellen Gebieten/für ihre speziellen Aufgaben potentiell unschlagbar sein!
 
moogli schrieb:
Beherrscht man 20 Synths im Studio genauso "tief", wie man vielleicht lediglich 3 strukturell oder klanglich eher verschiedenartige Instrumente beherrschen würde, die man in-und-auswendig kennt?
Hat man mit der (häufig üblichen) Materialschlacht dann tatsächlich etwas gewonnen, oder eher etwas verloren?
Mit nur 20 Synthies komme ich nicht aus, wirklich nicht.
;-)

Soundmäßig?
Ein Roland SH5, wird niemals auch nur annähernd wie ein Korg MS-20 klingen können. Das Korg Travellerfilter kann durch keinen Moogfilter ersetzt werden. Die EMS Synthies haben einen ganz besonderen einzigartigen Klang, ebenso einzigartig, wie z. B. ein Roland System 700, ein Polivoks oder ein PPG-Modular.

Bei mir stehen derzeit rund 100 Synthies im Studio und auf keinen würde ich gerne verzichten. Hier gibt es kaum ein Gerät, das nur sinnlos doof herumsteht und vollstaubt und das nicht für etwas ganz spezielles, immer wieder eingesetzt wird.

Zweitens.
Auch wenn sich einige Maschinen vielleicht in den Sounds ähneln, so mag man dennoch oft nicht darauf verzichten, denn eine intuitive Bedienung ist nämlich die andere Seite:
Nimm z. B. eine Electribe.
Klaro, die Sounds sind nix besonderes, aber von der Bedienung möchte ich live darauf nicht verzichten.
Oder einen popeligen Kaossilator.
Ist klanglich auch nix dabei, was der Virus nicht auch könnte. Aber die Show, die man damit reißen kann, ist schon was besonderes. Das gilt natürlich auch für das Tenori-On, den Airsynth/Air-FX oder diverse Rolandkisten mit D-Beam-Controller.
Oder ein Synclavier.
Mit einem kompakten TX816 bekomme ich viele Sounds auch gut hin, wirklich komfortabel bedienbar, ist jedoch nur das Synclavier.
Das Memotron ist zwar auch "nur" ein Sampler, aber die Spielweise des Mellotrons bekommt man hier aufgezwängt und ist schon daher näher am Original.
Da könnte ich jetzt noch seitenweise weitermachen...
 
Hier gehts ja rund, freut mich!


Erstmal so ein bischen zur Klarstellung, daß man keine identischen Ergebnisse erzielen kann, ist mir schon auch klar.

Klangliche Nachbearbeitung ist dennoch sehr umfangreich möglich. Equalizer heisst ja auch Angleicher. Die Hypothese war daher: Wenn man zwei Synths mit EQs aneinander angleicht, sind die klanglichen Unterschiede dann noch *groß genug*, daß der materielle Aufwand (Besitz) noch im Verhältnis zum Effekt steht.

Daß es andere Aspekte gibt als den reinen Klang, ist mir auch klar. Das kann eine inspirierende Oberfläche sein, besondere Performancemöglichkeiten etc. Mir ging es ja aber ganz speziell um den Sound.

Bernie: Die von Dir genannten Synths, die sich niemals aneinander angleichen ließen sind teils aber auch ziemliche Charakterteile. Um die ging es mir ebenfalls nicht - ich bin da sogar eher ideologisch verbohrt, und denke, idealerweise sollte ein Synth einen dermaßen heftigen Charakter nicht *zwangsweise* haben. Als Funktion oder Effekt gern, aber nicht unüberbrückbar eingebaut.

Dieselbe Fragestellung kam auch vom "schaf": "und wieso muss (soll)ein synth einen eigenen charakter haben?
ist charakter nicht eine schwäche für ein instrument das univerSELL sein soll?"

Das ist unbedingt einen Gedanken-Anstoß wert... Es ist mir natürlich bewusst, daß es da auch andere Herangehensweisen, Philosophien gibt: Vielen ist es egal, ob der Synth nun eher universell ist, oder nicht. Und vielen *kann* es auch egal sein, wenn sie neben den Spezialisten noch die Universalisten, und alles dazwischen eben auch besitzen ;-) Oder eben eine sehr einheitliche Klangästhetik verfolgen. Ist ja alles legitim, alles unterschiedliche Denken.

Schaf schrieb auch: "eigetlich brauchen wir doch alle nur einen guten flexiblen sampler!!!!!"

Sogar das ist gar nicht soo daneben... Was man mit einem Sampler und einem kleinen Synth alles reissen kann! Oder nur mit einem Sampler... Die großen Emus etwa, haben eine wirklich sehr umfangreiche Syntheseabteilung. Und kosten fast nix mehr... Klar, da gibts auch funktionale Einschränkungen, keine Ringmod, kein FM, keine superschnellen Hüllkurven. Und die Bedienung. Dafür aber an anderer Stelle wesentlich mehr... Ein guter Sampler ist ein seeehr mächtiges Tool, find ich...

Bequemlichkeit ist auch einer der von euch mehrfach genannten Aspekte, hier nur kurz zusammengefasst: Wieviel Nachbearbeitung gibt man sich bis man beim Soundideal ist? Wieviel Einarbeitung in die tiefen des Synths ist man bereit zu opfern, bis er genau das tut, was man von ihm möchte?


Ach und noch ein ganz anderer Gedanke ist mir gekommen zu diesem Satz hier vom Moogulator:"Man kann dennoch sicher auf dem und diesem und noch einem funktional den gleichen Klang erzeugen."

Ergänzung: ...oder man erzeugt sogar nen funktional anderen, und die gesamte Komposition und das Sounddesign geht in der Folge eben in eine andere Richtung, die nicht schlechter sein muß. Wär ja auch denkbar und künstlerisch ist das ebenfalls nicht unbedingt schlimm, jedes Handwerkszeug hat seine Beschränkung, und "lenkt" damit immer die künstlerische Entfaltung.

Lässt man sich auf diese "Lenkung" ein? Oder ist vielleicht GAS in Wahrheit das sich-aufbäumen gegen diese Ketten? Jetzt wirds wirklich philosophisch :)

Oh, und in Kombination hiermit, auch vom Moogulator...:"Ich würde schon sagen, dass ein guter Musiker [...} mit erstaunlich einfachen und komplexen Instrumenten ganz gut ähnliche Ergebnisse herstellen kann."

...könnte die These sogar lauten, daß sich die Ketten, die man mit GAS sprengen möchte, tragischerweise in einem selbst begründet liegen :oops:

Das Thema beschäftigt mich schon ne ganze Weile, und ich hab dafür den Begriff "Akquise virtueller Möglichkeiten" erfunden. Manchmal reicht es bereits aus, die virtuellen Möglichkeiten zu haben. Das ist beim notorisch überfüllten Kleiderschrank der Mädels irgendwie sogar dasselbe. Oder bei so mancher Luxusküche. Virtuelle Möglichkeiten. Ich find sowas sehr faszinierend!

Es ist mir klar, daß sich durch diese Thesen so mancher auf den Schlips getreten fühlen könnte. Es liegt mir aber völlig fern, jemandem an die Karre zu fahren. Erstens *betrifft* dieses spezielle Thema beileibe nicht jeden, zweitens ists glaub ich auch einfach menschlich/natürlich. Psyche halt :roll: Kannste nix machen :)


Vom moogist noch ein Zitat: "Diese Demos, die mit einem Synth gemacht wurden, können nur deshalb so gut funktionieren, weil da 1. ein dicker Rechner, 2. hochwertige Software, 3. womöglich ein unter Audio-Gesichtspunkten hochwertiges Mischpult und Abhöre u.v.m. hinten dranhängt. Nicht zu vergessen: Die Kompetenz und Erfahrung des Musikers, der mit seinem Equipment und mit seinen Ohren über viele Jahre umzugehen gelernt hat."

Ja, das sehe ich auch so. Und darum gehts mir ja auch teilweise. Diese klangliche Erfahrung kann man anstreben, dann sind unter Audiogesichtspunkten hochwertige Möglichkeiten sicherlich kein Schaden. Und: Da muß man dank Digitaltechnik gar nicht mehr so arm bei werden... Klar, das erfordert eben bestimmte Kompetenzen. Nicht daß ICH die jetzt unbedingt hätte, aber ich denk schon: Man kann zur Ausübung der lieben Kunst eigentlich nie genug Kompetenzen haben :geige:
 
moogli schrieb:
Klangliche Nachbearbeitung ist dennoch sehr umfangreich möglich. Equalizer heisst ja auch Angleicher. Die Hypothese war daher: Wenn man zwei Synths mit EQs aneinander angleicht, sind die klanglichen Unterschiede dann noch *groß genug*, daß der materielle Aufwand (Besitz) noch im Verhältnis zum Effekt steht.

Aberjadoch.

Dieselbe Fragestellung kam auch vom "schaf": "und wieso muss (soll)ein synth einen eigenen charakter haben?
ist charakter nicht eine schwäche für ein instrument das univerSELL sein soll?"

Keinesfalls. Wo steht denn, dass ein Synthesizer universell sein soll?
Das wäre stinklangweilig.
Ich bin z.B. froh, wieder mehr Hardware zu haben, da ich mich bei den vielen sehr ähnlich klingenden Softsynths oft nicht entscheiden konnte.

Schaf schrieb auch: "eigetlich brauchen wir doch alle nur einen guten flexiblen sampler!!!!!"

Sogar das ist gar nicht soo daneben...

Aber nur, wenn er alle bekannten Synthesearten in allen ihren Spielarten und Hardwarevarianten beherrscht. ;-)

Lässt man sich auf diese "Lenkung" ein? Oder ist vielleicht GAS in Wahrheit das sich-aufbäumen gegen diese Ketten? Jetzt wirds wirklich philosophisch :)

Oh, und in Kombination hiermit, auch vom Moogulator...:"Ich würde schon sagen, dass ein guter Musiker [...} mit erstaunlich einfachen und komplexen Instrumenten ganz gut ähnliche Ergebnisse herstellen kann."

...könnte die These sogar lauten, daß sich die Ketten, die man mit GAS sprengen möchte, tragischerweise in einem selbst begründet liegen :oops:

Ich denke zwar, dass G.A.S. ein erheblich komplexeres Phänomen ist, aber diese Komponente ist sicherlich oft ein starker Faktor.
 
Moogli, deine Gedanken sind absolut sinnvoll. Besonders aus rein musikalischer Sicht. Glaube kaum, dass das so schlimm ist ;-)

Dazu noch diese Gedankenversuche:

1) Virtuelle Möglichkeiten ist viel besser als gekaufte Kompetenz, dennoch ist es natürlich in der Natur des Menschen, sowas wie Tapetenwechsel gelegentlich mit wechselnden äußeren Umständen zu verbinden. Ein Logic, Cubase und co ist ja im Ansatz und im Wesentlichen gleich geblieben: Es ist ein Schnittplatz, es ist unser Aufnahme und Schneidesystem und damit machen die meisten hier Musik. Die andere und kleinere Gruppe arbeitet mit Hardware/Sequencer Zeugs und damit sind die Arbeitsrahmen dann auch rund. Ob soein Computer dann ein HD Rec-System ist, spielt keine Rolle und bleibt "Computer".

Also insofern ist SAMPLES also AUDIO bearbeiten die Grundlage, weshalb das Sampling eine Sonderform darstellt, die man übertragen gesehen so ziemlich JEDEM Musiker unterstellen kann: Das braucht man und nutzt das: Von Stockhausen bis Tentemøller

Die EMus oder andere Sampler haben aber auch Grenzen, zB bei den EMus die langsamen LFOs und so weiter, weshalb man diesen oder jenen Sound dann wohl mit Synthese herstellen muss und dann im Sampler einsetzen und zusammensetzen könnte. DAW und Sampler ist wohl heute austauschbar. Oder?



Charakter: Ja, ein Syntheser ist sicher einiges: Er soll gezielt Klänge generieren und nicht zu sehr dann in eine Richtung tendieren. Man kann aber wohl sagen, dass nichtmodulare Synthesizer fast ausschließlich irgendeinen Charakter haben. Allerdings meinte ich bei meiner Aussage, dass dieser Charakter in der Musik garnicht mal so stark eine Rolle spielt wie man denken mag.

Es mag Diskussionen geben, wozu für jeden Einzelnen die Synthesizer da sind: Sie sind aber sich nicht da, um nach Minimoog zu klingen, nach Geige oder nach wasauchimmer, sondern nach dem, was man einstellt: Dann doch eher WASAUCHIMMER ;-)

Dieses Potential ist nicht einmal virtuell, es ist nur bei bestimmten Systemen generell möglich potentiell "alles" zu können, aberwie ich auch andeutete: Mit ner popeligen Tribe MX und dem Sequencer kann man teilweise Dinge tun, die eben das auch wieder auflösen kann. Es geht um eine gezielte Steuerung von Obertonstrukturen. Wenn diese etwas weniger exakt ist - Also mehr oder weniger so, also stets nie perfekt - Dann sind es eben Modelle, die aber für unser Ziel schon tut was es soll. Ernsthaft kann ich mir kaum Kompositionen vorstellen, die nur ein Moog kann und nicht etwa ein Reaktor oder sowas. Das fertige Stück wird die Aspekte dann schon haben. Ich gehe natürlich nur eben davon aus: Der Musiker kann das! Der kennt seine Mittel und setzt sie auch um.

Man würde erstaunt sein, wie viel dann doch mit einem einfachen Ding geht.

Dennoch klingt der einzelne Klang an sich mit viel EQing nicht plötzlich wie ein anderer. Das ist ja dann auch nur ein Versuch eine statische Obertonveränderung als Ersatz für ein idR komplexeres Verhalten zu nutzen. Allein weil das statisch ist geht das nicht wirklich.

Dennoch kann man sicher einen MS20 ersetzen und keiner würde nach Abgabe des Werkes sagen: Das geht ja jetzt garnicht.

Ich hoffe, ich krieg das rüber. Das sind eben 2 Paar Schuhe.

Man kann mit ein bisschen EQing aus einem DX7 keinen Moog Modular machen und umgekehrt. Man kann aber mit einem Grundsoundunterschie ganz gut leben. Ganz ehrlich: ARP oder MOOGs wird wohl kaum ein Musikkonzept total sprengen, bewusst diese beiden ansich ähnlichen Dinge mal als Beispiel genannt.

Ich pers. finde daher auch die lustigen Bildchen div. Klassiker mit dem Hinweis, es klänge wie das Original eher absurd. Nicht weil es wirklich nicht so klänge oder sowas, sondern die Tatsache das es genau so gemacht wird und so angeboten wird. Das Bild einer Trompete wäre da auch nicht so viel anders. Es ist dann eher eine Karrikatur, mit der man aber dennoch selbstredend ebenfalls super arbeiten kann. Weil es eben darauf nicht ankommt.

Es stimmt, dass die Teile alle unterschiedlich klingen und die Frage bleibt wohl da: Charakter vs. neutal: Es gibt ja garkein wirklich neutrales Klangbild. Es gibt selbst bei digitalen Systemen solche Charaktere, die aufrund technischer Unzulänglichkeit zustandekommen. Manchmal oder oft klingt das sogar dennoch mehr so, wie man es als neutral bezeichnen würde.

Lange Rede:

Es stimmt zu einem gewissen Maße alle Aussagen, sie müssen aber so zueinander angeordnet werden, dass man wirklich eine Essenz hieraus ziehen kann. Wenn du zB einen Synth bauen willst und baust einen EQ dran (von mir aus ENV-gesteuert), so kannst du da dennoch nicht dranschreien: Da brauchst' koa annern mehr, Bub!

Da sagen sie alle schon seit Matrix 12 und sonstwas.

Und es stimmt: Man kann mit dem M12 komplette tolle Tracks machen. Kann man auch mitm G2 oder Reaktor oder FM8 oder nem TG77 oder..

Wichtig ist nur: Der Bediener sollte wissen was er tut, dann kann er das auch mit nem Kamm und dem Computer. Siehe Atom Heart aka Uwe Schmidts Musikzimmer. Da steht nen Microkorg und nen Mac und sonst kaum was. Das ist imgrunde alles, was man braucht, aber es ist auch ein Dogma. Genauso wie das Dogma des Maximalismus oder auch sogar das des 1-4 Synths. Das ist alles nicht als Modell für jeden zu nehmen. Diese Gleichschaltung (ohne Vorwurf bitte zu verstehen) bringt nicht so viel.

Ich kenn auch Leute, die besitzen NICHTS und machen Musik dort, wo sie sind. Geht auch. Es gibt verschiedene Formen von Minimalsmus und Maximalismus und dazwischen. Diese haben nach meiner Auffassung keinen Einfluss auf den Musikstil oder die Ausführung. Man muss nur so arbeiten können und wollen und innerlich damit klar kommen.

Essenz? Ja, also trenne diese Dinge und stelle sie alle als Variable dar in dein Koordinatensystem. Es gibt wohl kein so einfaches Mittel, was das eine in das andere Instrument überführen lässt, DENNOCH kann man aber damit zu guten Zielen kommen.

Die Neutralitätsfrage ist dabei zwar untersuchbar, denke aber hier handelt es sich um ein spezielles Phänomen, was in der Musik weniger einer Rolle spielt als man denken könnte. Ja, es gab Musik, die durch diese oder jene Eigenheit befördert wurde. Aber sicher nicht mehr als das. Man hätte es sinngemaß auch mit anderen Dingen machen können. Auch eine 303 hätte durch andere Sachen ersetz werden können. Das spielt keine Rolle, ob es Casio Bendings oder Minimalanaloge sind. Die Hörer hören nur noch das ERgebnis. Schwer wäre es nur, mit dem kaputten Casio die 303 nachzubauen und umgekehrt, evtl kann man aber selbst da was finden, was sinngemäß und funktioniell passt. Somit musikalisch auch PASST.

Oberflächen und Co sind imo eher Hürden auf einer Ebene, die mit ausreichender Abstrakionsfähigkeit auszugleichen ist. haptik ist überbewertet. Es ist gut für uns, es macht aber nur bequemer. Wir hätten viele Dinge wie Herr Stockhausen auch mit Bandgeräten und Impulsgeneratoren zusammenbauen können. Aber ob man das zB für Clubmusik so machen will und wie viel Zeit man dazu braucht ist ein Faktor, der grade beim heutigen Zeitgeist kaum mehr jemandem auffällt: ES GING und es geht immernoch, die Zeit ist halt länger. Heute wollen ja viele einfach nur nicht mehr so viel nachdeenken oder sich einsetzen oder sich einer Sache widmen etc. Hobby und Zeitmanagement und so hin, Musik her.

Verfügbarkeit und Schnellebigkeit sind für mich keine wichtigen Argumente. Wenn die Musiker ihre Musik wirklich so machen wollen, können sie das mit fast allen mitteln. Wenn sie es nicht können, fehlen oft eben nur solche Zeitgeistmittel.
 
Es geht doch letztendlich auch um Spaß. Wenn ich nur im Musikbusiness wäre und möglichst viel Chartkompatibelen Kram oder Werbejingels raushauen müßte, würde ich wahrscheinlich nur mit Software arbeiten.

Im Semi-Bereich war der Spaßfaktor für mich immer genauso wichtig wie das Endresultat. Und ich habe viel mehr Spaß beim anfassen und schrauben an vielen Synths, als an einem oder, Gott beware, nur Software. Ich liebe es wenn es überrall im Studio blinkt und viele unterschiedliche Soundmöglichkeiten in Form von verschiedenen Synths vorhanden sind.

Brauchen um Musik zu machen, tut man viele Synths nicht. Im Endeffekt kann man sogar ganz darauf verzichten und auf einem Kamm blasen, oder Beatboxing betreiben. Ob es das aber für einen selbst wirklich bringt, ist die andere Frage.

Ich kenne Leute mit unheimlich vielen Softsynths, aber wenn die auf Bernies Seite gehen, kriegen die glänzende Augen. Warum wohl ?

Musikequipment und Freundinnen, kann man nie zuviel haben. :mrgreen: ;-)
 
guter thread! ich schlag mich auch grad mit sowas rum. mir fehlen halt auch noch maßstäbe...ich wusste in den 90ern, dass ich die damals möglichen rhodes, klavier- etc. samples nicht mochte. benutzt dennoch, denn klaviere und selbst rhodes schleppen ist so eine sache - klang aber immer doof.

jetzt bin ich dort, wo ich weiß: meine rhodes samples mit meinem doepfer spielen sich besser als eigentlich alle rhodes, die ich in proberäumen, heimstudios etc. so traktiert habe. ich mag ein rhodes, klar, sieht auch gut aus. aber spielt sich halt nur gut, wenn es richtig gut in form ist und ist dann live ein für mich nicht vertretbarer aufwand - ich vermiss da auch wirklich nichts mehr mit meinen samples.

bei synths fehlen mir da noch die maßstäbe. wenn ich klavierisch/rhodesig/clavinet-technisch jetzt nicht gut klinge, liegts 99,9% an mir, max. 0,1% am instrument.

bei meinen soft synths bin ich da noch unsicher - ultra analog, bald auch zebra. ist das jetzt vollkommen ok, um einen guten lead/bass whatever zu spielen oder muss ich mir nicht mindestens einen der hier gehypten hardware moog clones kaufen, um in die zone 99,9% vs 0,1% zu geraten? wie verhält sich das zu meiner fingertechnik (sorry, mic, ist bei mir ein wesetnlicher faktor) und meinem gefühl für time, meinen pitchwheel-künsten etc. ?

weiß es noch nicht. ausprobieren hieße da erstmal kaufen. umständlicher lernprozess...

lG f
 
Schnell ist nicht immer zugunsten Software, IMHO. Auch das ist eine individuelle Frage.

Rhodes und Akustik: Da sind die Karten anders gemischt.
 


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