Reduktion auf das Wesentliche in der eigenen Musik

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Anonymous

Guest
Ich habe in den letzten zwei Jahren bei meinen Sachen festgestellt, dass ich immer mehr dazu neige, nur die Elemente in meiner Musik noch drin zu haben welche ich für unabdingbar halte. Jetzt mal rein fiktiv, könnte ja aber jemand daher kommen und behaupten, dass da aber eben doch etwas fehlt und hier und da müsste man ja aber, etc.. Ich würde da aber nicht in Erklärungsnöte geraten, da ich es eben so, reduziert, eher mag. Nur.. früher habe ich das ganz anders gesehen, eher nochmal geschaut wo noch Platz im Mix war und dann halt noch etwas hier und da reingebastelt. Nun mache ich natürlich auch eher ganz andere "Musik" als früher und da reicht es eben auch aus was ich da jetzt mache, meiner Meinung nach.

Wie ist das bei euch und eurer Musik so ? Ich finde es mittlerweile eben angenehm, wenn Sachen nicht mit Füllstoff zugekleistert sind, mir in der Birne Freiraum gelassen wird und ich mich auf wenige oder nur ein Element konzentrieren kann/muss.
 
wichtiger als vieel Füllstoff ist Abwechslung und Kontraste.
Ob jemand alles zukleistert oder Raum zum denken lässt
ist jedem selbst überlassen muß dann nicht jedem gefallen.
Es gibt halt drei Arten:die lasche,die mitte und die extreme
 
"Große Vollendung muss wie unzulänglich erscheinen,
so wird sie unendlich in ihrer Wirkung.

Große Fülle muss wie leer erscheinen,
so wird sie unerschöpflich in ihrer Wirkung."


(Tao-Te-king)



prost! :)
 
knob twiddler schrieb:
wichtiger als vieel Füllstoff ist Abwechslung und Kontraste.
Abwechslung kann aber eben genau so gut Füllstoff sein. Dazu mal ein Beispiel das erklären soll wie ich das meine. Nehmen wir mal an, jemand hat, wie ich als ich damals anfing Musik zu machen, sehr wenig Geräte. Man könnte dann ja meinen, der MUSS jetzt Abwechslungsreich sein, da seine "Palette" recht wenig hergibt um seine Musik interessant erscheinen zu lassen. Ich hoffe das ist jetzt halbwegs verständlich was ich meine.
 
Das kommt ganz auf die Intention an. Manchmal habe ich eine Vision in mehreren Ebenen, da kommt es gelegentlich zwangsläufig zu melodischem und rhythmischem Gedränge. Ein anderes Mal ist die Szene oder Geschichte, die mir vorschwebt, linear und es gibt quasi nur einen Protagonisten (Leitmotiv), dann kann das für den Zuhörer "reduziert" klingen. Auch habe ich immer wieder Songs, die ich in verschiedenen Versionen produziere, und der Höreffekt ist jedesmal anders. Gerade mit "vollem" und "leerem" Arrangement hab ich das schon ausprobiert, interessante Sache. Als kleines Fazit habe ich bei meinen Sachen rausgefunden, dass die Klavierversion gut sein muss, alles andere ist eigentlich egal. Ich kann das dann voll orchestrieren, und zwar sowohl eher klassisch orientiert als auch elektronisch, im Grunde spielt das dann gar keine Rolle, denn der Kern der Sache ändert sich ja nicht. Es kommt dann eher drauf an, sich das Resultat mit dem Mix nicht zu zerkloppen, egal ob das Full Orchestra ist oder nur Piano. Die Klangfarben spielen da eine untergeordnete Rolle. Ist wie bei der Malerei, Bleistift- oder Tuschezeichnung vs. in Öl auf 30 Meter Wand, inhaltlich immer gleich. Nur die äußere Hülle ist anders :D
 
Interessant. Genau diese Gedanken hatte ich neulich auch.
Als ich anno 1985 mit 2 Geräten anfing, waren meine Songs zwangsläufig auf das Wesentliche reduziert.
Heutzutage mit den N gegen unendlich strebenden Möglichkeiten ist ein gehöriges Maß an Selbstdisziplin gefordert, nicht zuviel reinzupacken.
Oft dünne ich Arrangements nachträglich wieder aus.

Vor Kurzem habe ich "Zen oder die Kunst der Präsentation" von Garr Reynolds gelesen.
Zwar hat das Buch eigentlich nix mit Zen zu tun und handelt von PowerPoint-Präsentationen aber die Kernaussage "Reduktion aufs Wesentliche" wird sehr anschaulich und angenehm mit Beispielen verdeutlicht.
Die Tips lassen sich prima auf Musik und andere Medienproduktionen ummünzen.
 
kpr schrieb:
Als kleines Fazit habe ich bei meinen Sachen rausgefunden, dass die Klavierversion gut sein muss, alles andere ist eigentlich egal. Ich kann das dann voll orchestrieren, und zwar sowohl eher klassisch orientiert als auch elektronisch, im Grunde spielt das dann gar keine Rolle, denn der Kern der Sache ändert sich ja nicht.
Prima, damit kann ich etwas anfangen. Wenn ich den Kern der Sache nicht übertünche bleibt eigentlich alles wie es ist und schmückendes Beiwerk zerstört da nichts dran. Danke für den Tipp! :D

Nachtrag:
Vielleicht sollte ich manches auch mal mit einer Klavierversion starten. Erstens fange ich dann auch wieder an zu spielen und zweitens wäre das bei manchen meiner Sachen ausreichend, zumindest bei Ausarbeitung von Ideen. Ich probiere das mal mit meinem DS-55 aus. Da habe ich zwar nur E-Piano Klänge, aber den kann ich auch nutzen ohne das ich dafür den Rechner einschalten brauche. Vielleicht ist das ja ein Guter Weg für mich.
 
kpr schrieb:
Als kleines Fazit habe ich bei meinen Sachen rausgefunden, dass die Klavierversion gut sein muss, alles andere ist eigentlich egal.
Dem ist kaum was hinzuzufügen.
Sogenannte "Evergreens" zeichnen sich eben dadurch aus, daß sie mit Minimalbesetzung (Klavier oder Gitarre) funktionieren und Emotionen auslösen.
 
In der Musik ist es wie in der Malerei.
Mal gefällt einem eine einfache Bleistiftskizze mit wenigen Linien, die ein Gesicht erahnen lassen. Ein anderes Mal erfreut man sich an einem großen, hyperrealistischen Ölbild bei dem man immer wieder neue Details erkennt .
 


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