SZ- Artikel über Ableton Live

Einserseits: das Werkzeug nimmt einem nicht die Kreativität ab. Wenn ich keine Idee habe, was ich malen soll, nützt mir der schönste Pinsel nix.

Andererseits: ich habe bisher time-line-orientiert in Samplitude gearbeitete, seit dem Sommer nutze ich auch Maschine (das ist ja mit Ableton/Push vergleichbar). Und ich merke schon, wie das Tool vorgibt, was man damit machen kann. Klar: mit einem Hammer kann ich ja auch keine Fenster putzen. Aber der Einsatz von Drums, den ich bei meinen bisherigen eher dronigen Sachen vermieden habe, drängt sich ja gradezu auf.

Presets und Libraries: kann man nutzen, muss man nicht. Bei Synths nehme ich lieber meine eigenen Sounds, höre mir aber gerne mal die Factory Prests an, um zu sehen, was man mit dem Gerät so machen kann. Bei Samples hingegen hab ich da mal gar keine Hemmungen: ich kann weder einen Steinway-Flügel noch ein Ölfass so absamplen, wie das in einer halbwegs vernünftigen Library der Fall ist. Mittlerweile habe ich mich sogar mit Kinetic Metal angefreundet - zuerst war ich davon recht enttäuscht, aber wenn man den Finger einfach mal auf der Taste lässt, fangen manche Sounds an, ein interessantes Eigenleben zu entwickeln, das ich selber so nie hinbekäme.
 
Was gelernt. "genialistisch" hätte ich ja noch gekannt. Mit dem Wort sollte man aber extrem sparsam umgehen. ;-)
 
Ist das wirlich so, dass Live ein Industriestandard in obengenannten dicken Studios ist? Das man Live am Anfang einer Produktionskette gerne einsetzt ist klar, und im Amateurbereich sowieso, aber für die Endproduktion ebenfalls, oder nicht eher Protools/Logic? Ernste Frage.
 
und dann gibt's noch Cubase. Ich kenne Zahlen nicht, aber die Aussage mit Industriestandard halte ich für falsch.
Es ist wohl eher so, dass für bestimmte Bereiche und für bestimmte Arbeitsweisen Ableton Live ein Standard ist, aber für andere Bereiche und andere Arbeitsweisen auch Cubase ein Standard ist, behaupte ich mal.
ansonsten meine ich mich erinnern zu können dass man bei Hans Zimmer eher Cubase auf den Monitoren sieht.
ich vermute der Autor macht selber keine Musik, hat sich für diesen Artikel in der Ableton Live Szene erkundigt und beraten lassen und gibt hier nur wieder, was er aufgeschnappt hat. Ableton Jünger werden ihm erzählt haben dass dieses Program Industriestandard ist.
 
Genau darauf wollte ich hinaus. Danke. Sogenannte Fachjournalisten mit dürftiger, subjektiver Recherche. Ich kenne solche Leute persönlich. Damit sage ich garnichts gegen Ableton, ist hoffentlich klar.
 
"Industriestandard"? Naja ... man hat sich ziemlich schnell in die Software ´reingefummelt. Ist also für Anfänger oder MalNebenbeiAusprobierer eine gute Wahl. Und wie es so ist, bleibt man dann halt oft bei dem, was man kennt. In Recordingstudios wird es sich niemals durchsetzen.
 
Live hat ein Problem.. das MPC ähnliche Sample/Block Arbeiten... nimmt der Musik jeden Groove..
Ich kenne niemanden mit Live der lange Phrasen aufnimmt.
 
Ja genau. Ableton nimmt der Musik jeden Groove. Ausserdem klingt es vieeeeeeeel schlechter, als alle anderen.
Ausser man benutzt Ableton auffem Mac. Dann klingt das direkt viel besser . Auch ohne Groove!!!!!1!11!!!!
 
Verstehe ich auch nicht. Nutze Live "ganz normal" in der Arrangement-Ansicht. Dass ich keine längeren Phrasen aufnehme, liegt nur daran, dass ich ein Stümper bin.
 
Lassen sich im Live MIDI Editor mittlerweile zumindest zwei Tracks gleichzeitig/überlagert anzeigen? Ich habs ganz gerne die Noten von Bass, Akkorde und Melodie bei editieren gleichzeitig im Blick zu haben, da sieht man schneller wenn die Tonhöhe oder Position nicht stimmt.
 
Soll wohl mit Live10 kommen, überlagerte Ansicht. Ich fände es ja wie bei Cubase cool, mehrere Clips untereinander sehen zu können.
 
Nach all den Jahren passiert es mir immer noch, dass ich Ableton Live starte, das Push zum Leben erwacht und ich mir denke "Scheisse, ist dieses Programm genial!"

Ich recorde durchaus lange Sequenzen, verstehe nicht, wo der workflow in Live das verhindert, für mich das Gegenteil. Kenne kein anderes Programm, wo man so schnell Ideen festhalten kann, die Clipview ist voll mein Ding. Manchmal denke ich noch mit schaudern an Logic zurück, wie an eine Beziehung wo es nicht gut lief und man danach merkt, dass das Ende dringend notwendig war :)

Tod der Timeline!
 
In Recordingstudios wird es sich niemals durchsetzen.

Das ist in dem Artikel (ohne dass ich den verteidigen wollen würde -- fand ihn, als nicht-Live-Nutzer, auch recht unspektakulär) auch nirgendwo behauptet. Sondern: Wenn man irgendwohin geht, wo Popmusik produziert wird (so lese ich das), dann ist die Wahrscheinlichkeit außerordentlich groß, dass dort Ableton Live im Einsatz oder zumindest verfügbar ist. Das macht zumindest dann Sinn, wenn man annimmt, dass Popmusik heute vor allem = elektronische Musik im weitesten Sinne ist. Dass also ein »Recording« im klassischen Verständnis (Band kommt an, spielt ihre Songs ein, und verschwindet nach ner Woche wieder) kaum noch stattfindet. Deinem Einwand kann man also schon zustimmen, nur trifft er halt nicht den Punkt des Artikels.

Und es lohnt sich schon, auch mal über das Wort »Industriestandard« hinauszulesen. Dies Wort darf der Autor übrigens durchaus benutzen, denn er ist eben kein

sogenannter Fachjournalist

sondern schreibt für Feuilletons (SZ...), Kultur- und elektronische Musikzeitschriften (Spex...) und -Bücher, also für diejenige Zielgruppe, die im Literaturbetrieb »Publikum« heißt (im Gegensatz zur »Fachwelt«), und darf daher Dinge in anderer Weise zuspitzen als das die Kollegen in den einschlägigen Fachorganen (damit meinen wir welche genau? Gitarre&Bass, Keys?) tun.

Jedenfalls fänd ich's mal interessant zu wissen (weil ich mir gar keine Einschätzung zur relativen Bedeutung von Live gegenüber den Konkurrenten erlauben will)...: welche anderen Produkte können von sich behaupten, dass sich um sie herum ein vergleichbarer Diskursbetrieb entwickelt hätte?

...im Pop-Bereich das, was Photoshop in der Fotografie oder der Avid-Schnittplatz im Film ist: die Software, die zum Industriestandard geworden ist. Im Feuilleton würde man darüber sonst womöglich nicht schreiben, allerdings hat der Hersteller Ableton vor Kurzem zum dritten Mal das frühere DDR-Funkhaus an der Spree in Berlin-Oberschöneweide angemietet, um sein jährliches Musikmacher-Gipfeltreffen abzuhalten: Loop.

Drei Tage lang diskutierten hier um die zweitausend aus aller Welt angereisten Produzenten, Sound-Designer, DJs, Autoren, Programmierer und Theoretiker auch die neuen Funktionen von Live 10, der neuesten Version der Software, aber eigentlich die großen Fragen: Wie wird Musik in Zukunft klingen, und welche Rolle wird der Mensch dabei spielen? Wie kann der historisch neue Typus des Laptop-Musikers, der ganz auf sich gestellt und mit so vielen kreativen Freiheiten ausgestattet ist wie noch nie, mit seiner Freiheit auf Dauer klarkommen, ohne einen Burn-out zu bekommen? Auch: Perpetuieren die "Presets", die Voreinstellungen einer deutschen Musik-Software, automatisch ein westliches Verständnis von Harmonik und Rhythmik, und wenn ja: Wie ließe sich das vermeiden?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja genau. Ableton nimmt der Musik jeden Groove. Ausserdem klingt es vieeeeeeeel schlechter, als alle anderen.
Ausser man benutzt Ableton auffem Mac. Dann klingt das direkt viel besser . Auch ohne Groove!!!!!1!11!!!!
Du verstehst das was falsch.. es geht um die Arbeitsweise die auf kurzen Blöcken basiert..
 
Zum einen das, zum anderen gibt es auch Leute, die die Clipansicht gar nicht erst benutzten,
sondern mit der linearen Ansicht arbeiten, halt so wie mit allen anderen DAW's auch.
Bei mir ist es völlig unterschiedlich, manchmal nehme ich Clips auf, und baue daraus
ein Grundgerüst zusammen dass ich dann in der anderen Ansicht arrangiere.
Manchmal nehme ich einige lange Spuren in die Arrangementansicht auf.
Manchmal nehme ich einfach direkt die Arr.Ansicht, und zerschnibbel und rearrangiere
Audiofiles die ich aus anderen Tracks lade.
Manchmal mache ich daraus wieder Clips, die ich in die Clipansicht ziehe und
schaue, ob sich hier und da was interessantes kombinieren lässt, wo ich vorher
nicht drauf gekommen bin...oder oder oder....man ist eigentlich nur so beschränkt,
wie man sich selbst dabei beschränkt...
 
Ja genau. Ableton nimmt der Musik jeden Groove. Ausserdem klingt es vieeeeeeeel schlechter, als alle anderen.
Ausser man benutzt Ableton auffem Mac. Dann klingt das direkt viel besser . Auch ohne Groove!!!!!1!11!!!!
Du verstehst das was falsch.. es geht um die Arbeitsweise die auf kurzen Blöcken basiert..

Wenn man mit Protools / Logic / Cubase / whatever immer mit nur kurzen - am besten noch gleich langen Blöcken - in allen Spuren - arbeitet, klingt es da nicht minder öde. Wo wäre da der Unterschied? Auf was die Arbeitsweise basiert bestimmt man immer noch vollkommen selbst. Live hat auch wenig bis gar nichts mit der eher Pattern-basierten Arbeit einer MPC zu tun.
Viele die Live professioneller einsetzen, verwenden eh' den Arrangement-Modus der sich kaum von anderen DAWs unterscheidet - es gibt lediglich kein dediziertes Mixer-Fenster. Hier kann man aber wunderbar den Clipmodus verwenden da sich auch beide Modi gleichzeitig in zwei Fenstern anzeigen lassen.
Live ist halt ein völlig anderes Konzept - muss man ja nicht mögen.
 
Ich arbeite seit Jahren nur noch im Arranger View, den Mixer in der Clipansicht kann man nach oben ziehen so dass nur noch der Mixer zu sehen ist - dann habe ich auf einem Bildschirm das lineare Arranger Fenster und auf dem anderen den Mixer - quasi eine normale lineare DAW.

Ich wollte zwar schon öfter wechseln, aber ich bin seit über 10 Jahren bei Live und ausserdem hat Live sehr gute Instrumente und FX.
 
Ich arbeite auch in der Session View oft mit langen eingespielten Aufnahmen und kurzen Loops gleichermaßen.
Ich liebe Ableton, kann nix schlechtes drüber sagen. Im Vergleich zu Logic ist für meine Arbeitsweise alles darin intuitiver, schneller, kreativer.
Netter Artikel, allerdings kommt es darin ein bisschen so rüber als hätte nur Live das kreieren elektronischer Musik vereinfacht. Das gilt doch für alle DAWs und den Rechner generell. Die nehmen sich eh alle nicht viel von den Möglichkeiten her. Was einem halt mehr liegt...
 
Dies Wort darf der Autor übrigens durchaus benutzen, denn er ist eben kein

sogenannter Fachjournalist

sondern schreibt für Feuilletons (SZ...), Kultur- und elektronische Musikzeitschriften (Spex...) und -Bücher, also für diejenige Zielgruppe, die im Literaturbetrieb »Publikum« heißt (im Gegensatz zur »Fachwelt«), und darf daher Dinge in anderer Weise zuspitzen als das die Kollegen in den einschlägigen Fachorganen (damit meinen wir welche genau? Gitarre&Bass, Keys?) tun.
Hatte den Artikel eigentlich hauptsächlich gepostet, um mich über die Vorstellung lustig zu machen, dass "Beyoncé ... ihre Musik mit Ableton live produziert." Aber du hast natürlich recht: Bei der feuilletonistischen Darstellung darf auch mal so unpräzise und zugespitzt formuliert werden, dass das Fachpublikum die Hände über dem Kopf zusammenschlägt.

(Finde die Behauptung des "Industriestandards" trotzdem unglücklich, siehe die Einwände von Lauflicht)
 


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