Album-Release: Musiklabel vs. Eigenvertrieb?

ich mache das bereits über 20 jahre, bin also auch ein "alter " hase: habe bereits auf dutzenden labels releast, große festivals mitorganisiert (5000+ gäste), war mit einem früheren liveact relativ bekannt und hab in legendären clubs gespielt.. als joix jetzt 3x in japan auf tour gewesen.. was kannst du da so vorweisen? ;-)

genau mein motto! :) bin damit auch immer gut gefahren bis jetzt..
ich mache ja auch totale underground mucke, da hätte ich niemals die erwartung, dass da viel zählbares bei rum kommt..


das glaube ich nicht und habe es nie erwartet


kann ich so auch unterschreiben ;-) ich habe früh zwischen brotverdienst und kunst getrennt und bin da auch froh drum.. so muss ich mich nicht verbiegen bei der mucke.


das ist absolut korrekt, trifft aber genau genommen auf die meisten jobs zu.. aber das sprengt jetzt den rahmen dieses threads..


noch eine anmerkung zu deinem schreibstil: du kommst hier für mich ziemlich überheblich rüber, das kann aber auch täuschen wegen textueller kommunikation (mit all ihren tücken).. das nur mal so am rande..

Worauf ich noch hinauswollte (ganz vergessen in meiner überheblichen Antwort) -- Du unterstellst mir anhand meiner Beiträge Überheblichkeit, ich unterstelle Dir anhand des Threadtitels und Deiner Beiträge, daß Du noch naß hinter den Ohren bist und gerade erst entdeckt hast, daß man Musik auch physisch veröffentlichen kann und nun enttäuscht bist, daß keiner Deine tolle Musik haben und nach Deinen Vorstellungen spielen will - so viel zum Thema Eindeutigkeit im Internet.

In Japan bin ich noch nie aufgetreten. Ist mir viel zu viel Hallas, und der Aufwand rechtfertigt den Nutzen in keinster Weise. Aus demselben Grund habe ich vor ein paar Jahren müde mit den Schultern gezuckt, als ich eine Tour entlang der amerikanischen Ostküste machen sollte.

Aus diesem Grund trete ich im Prinzip gar nicht mehr auf. Was soll das?

Stephen
 
Mal folgende Frage die mir (leider) erst jetzt wichtig erscheint: Wo willst Du in etwa mit Musik und Absatzzahlen hin?
Die Stückzahl meiner letzten EP-Pressung auf Vinyl betrug vor einem Jahr 200 Stück. Das ist bei meiner Musik bei physischen Tonträgern ungefähr die realistische Stückzahl, die auch abgesetzt werden kann.
Digital war das bei den Labels bisher immer sehr undurchsichtig, da könnte es vermutlich schon eher in Richtung 500 pro Track gehen, wenn die Promo gut läuft.
Mehr erwarte ich nicht..
 
Du unterstellst mir (..) ich unterstelle Dir (..)
Irgendwie kommen wir bei dieser rein textuellen Form der Kommunikation in diesem Forum hier nicht auf einen grünen Zweig.. da scheinen zu viele Missverständnisse aufzutreten.. also lassen wir das hier mal lieber ganz bleiben und diskutieren das im echten Leben bei 1-2 Biers aus, ok? ;-)
 
Kurze, leicht Off-Topic-Frage:
Habe mir mal spaßeshalber auf Discogs unter den Tags "Electronic" und "2018" alle Releases anzeigen lassen.
Es sind (weltweit gesehen) 79.985 vom 1.1.2018 bis zum 20.10.2018.
Habt ihr eine Idee, wie so eine (hohe?) Zahl zustande kommt?
Ist das "normal" bzw. vergleichbar mit "früher" (z.B. vor 10 Jahren)?
Könnte das mit der leichteren Einstellbarkeit von Tracks auf Webmusikplattformen zu tun haben und dass man nicht mehr ein Label braucht, um etwas zu veröffentlichen?
Evtl. könnte es auch damit zu tun haben, dass man mehrere Tags für ein Album vergeben kann.
Da erhält dann z.B. ein Pop-Album mit Gesang auch den Tag "Electronic".
https://www.discogs.com/de/search/?genre_exact=Electronic&type=release&page=1&decade=2010&year=2018
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab auch mal geschaut wieviele Releases das im Schnitt pro Tag waren.
79985 : 293 Tage = 272,9 Releases pro Tag (auf Discogs)
 
Kurze, leicht Off-Topic-Frage:
Habe mir mal spaßeshalber auf Discogs unter den Tags "Electronic" und "2018" alle Releases anzeigen lassen.
Es sind (weltweit gesehen) 79.985 vom 1.1.2018 bis zum 20.10.2018.
Habt ihr eine Idee, wie so eine (hohe?) Zahl zustande kommt?
Ist das "normal" bzw. vergleichbar mit "früher" (z.B. vor 10 Jahren)?
Könnte das mit der leichteren Einstellbarkeit von Tracks auf Webmusikplattformen zu tun haben und dass man nicht mehr ein Label braucht, um etwas zu veröffentlichen?
Evtl. könnte es auch damit zu tun haben, dass man mehrere Tags für ein Album vergeben kann.
Da erhält dann z.B. ein Pop-Album mit Gesang auch den Tag "Electronic".
https://www.discogs.com/de/search/?genre_exact=Electronic&type=release&page=1&decade=2010&year=2018
Diese Zahl dürfte durchaus realistisch sein. Natürlich ist das viel mehr wie früher. Das hat meiner Meinung nach vor allem folgende zwei Gründe:
  1. weltweite Expansion von elektronischer Musik, siehe auch aktueller EDM-Massenhype in den USA. Vor allem auf den amerikanischen Kontinenten, in Europa war es ja schon ab den 90'ern sehr präsent. Man sieht die Expansion aber auch lokal bei uns an der Anzahl der Veranstaltungen mit elektronischer Musik.. musste ich noch in den frühen 90'ern immer weite Reisen nach Ffm usw. auf mich nehmen um Techno im Club zu hören, gibt es das heutzutage mehrfach in jeder mittelgroßen Stadt Deutschlands
  2. keine Filter mehr bei der Veröffentlichung: jeder kann das heutzutage mit geringstem Aufwand tun: waren früher die Geräte noch richtig teuer, reicht heute ein Billig-Laptop mit gecrackter Musik-Software oder ein Smartphone zum Musik-Produzieren völlig aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wahrscheinlich doppelt Off-Topic (wegen anderer Musikrichtung und weil es nur bedingt weiterhilft bei der Frage ob Release auf einem Musiklabel oder im Eigenvertrieb)... aber ich fand diese Einblicke in die Überlebens-Strategien von Independent-Labels interessant (Tapete Records und Grand Hotel van Cleef) :

https://www.brandeins.de/magazine/b...e-vom-lied?utm_source=zeit&utm_medium=parkett

Zitat:
Mehr sein als ein Label
25 Platten bringt Tapete Records jährlich auf den Markt und verbucht rund 1,2 Millionen Euro Umsatz. 2016 blieben davon rund 36 000 Euro Gewinn übrig, nicht mehr als bei einem kleinen örtlichen Handwerksbetrieb. Bei Grand Hotel van Cleef stand im Gründungsjahr 2002 noch ein Jahresverlust von 2500 Euro unterm Strich. Im vergangenen Jahr hat das Label eine Million Euro Umsatz und 117 000 Euro Gewinn gemacht. Zum Vergleich: Universal verbuchte im selben Zeitraum einen Umsatz von 5,7 Milliarden Euro.

Um gegen die Riesen der Industrie nicht unterzugehen, haben sowohl Tapete als auch Grand Hotel van Cleef bereits vor Jahren einen Weg eingeschlagen, der sie vor dem Ruin bewahrt hat: Sie haben sich davon gelöst, nur noch Plattenfirmen zu sein. Bereits seit Mitte der Nullerjahre sind sie auch Musikverlag, also Inhaber der Rechte an den Songs, Booking-Agentur, die sich um die Touren der Bands kümmert, und Versand-Shop in einem. Tapete hat zusätzlich eine eigene Abteilung für Marketing-Kampagnen oder Radiowerbung und mit „Bureau B“ ein kleines Label für elektronische Musik angeschlossen. Damit verdienen sie zwar nicht viel, aber immerhin etwas.

„Wenn wir durchkommen wollen, müssen wir das alles zusammen anbieten“, sagt Buskies. Die großen Labels verkaufen das unter 360-Grad-Management. Das heißt, der Künstler wird rundum von einer Firma betreut. „Ich mag den Begriff zwar nicht“, sagt Buskies, „aber wir haben das schon gemacht, bevor es den Begriff gab. Sonst gäbe es uns schon längst nicht mehr.“ 720 000 der insgesamt 1,2 Millionen Euro Umsatz machte Tapete 2016 mit dem Verkauf von CDs, Platten und digitaler Musik. Der Rest (gut 40 Prozent) entfiel auf zusätzliche Einnahmequellen.

Dazu zählt zuerst der Verlag, der die Rechte des betreuten Künstlers bei der Verwertungsgesellschaft Gema vertritt. Jedes Mal, wenn ein Song gespielt wird, müssen Veranstalter Geld an die Gema überweisen. Davon fließen 40 Prozent an den Verlag und 60 Prozent an den Künstler. 2016 trug der Verlag rund 100 000 Euro und damit fast zehn Prozent zum Gesamtumsatz von Tapete bei. Das sei einfach verdientes Geld, das man früher, als man nur Plattenfirma war, habe liegen lassen. Auch der Grand-Hotel-van-Cleef-Chef Ott sagt: „Je größer unser Katalog an Künstlern und Songs wird, umso größer wird auch das Grundrauschen, das wir durch die Gema-Einnahmen haben.“

Dabei verliert die CD an Bedeutung. Grand Hotel van Cleef hat gerade das neue Album von Kettcar herausgebracht. In dem kleinen Büro in der Nähe der Hamburger Schanze stapeln sich braune Kartons, Mitarbeiter und Praktikanten wuseln umher, Ott und sein Co-Geschäftsführer Reimer Bustorff – selbst Bandmitglied bei Kettcar – bahnen sich ihren Weg durch das Chaos. Das Album ist auf Platz vier in den Charts eingestiegen. „Wenn man früher auf Platz vier eingestiegen ist, waren das um die 30 000 Platten. Heute sind das so 5000“, sagt Bustorff. „Das will man gar nicht mehr vergleichen.“
 
Hallo in die Runde,
ein spannender Austausch.

Aktuell kann ich nicht viel beisteuern. Ich hatte in der Vergangenheit zwei Platten Deals und einen Musikverlag.
Was mich in der Erfahrung nachhaltig geprägt hat ist die Vertragliche Bindung. Es war sehr.. Sehr nerven auftreibend und teilweise nur mit Hilfe von Anwälten möglich da wieder raus zu kommen. Ob du zufrieden oder nicht bist, stellst du erst später fest und wenn du dich für mehrere Alben verpflichtet hast kann dies sehr frustrierend sein. Kann. Es gibt auch super Labels auf jeden Fall!

Die heutigen Möglichkeiten des eigenen Vertriebs empfinde ich als Segen. Ohne Bindung! Klasse! Bei uns kümmert sich meine Frau ums Netzwerk. Ich selber bin da talenrfrei. Aber im Freundes Familienkreis gibt es bestimmt jemand der Lust hat :)
 
Ist heute fast üblich bei kleinen Acts - man ist einfach das Label und macht was auf Bandcamp - und das Label ist nur da, damit man einen Namen (Label im wörtlichen Sinne) hat für das Ding wo man das herholen kann..

Denke es ging nie besser als heute.
 
Es geht doch nichts über die Künsterische Freiheit und das Gefühl ohne Zeitdruck an seinen Werken arbeiten zu können.
Irgendwie tun mir Künstler leid ,die vertraglich von Musikkonzernen quasi genötigt werden. Wie viele Künstler wurden schon
beschissen, verschlissen und dann in die Tonne gekloppt. Die Musikindustrie ist doch gnadenlos.
Lieber ein Noname sein und frei sein von Knebelverträgen und Termindruck. Ich persönlich hätte gar kein Interesse daran mein Hobby zum Beruf zu machen wenn ich ehrlich bin.
Es sei denn wenn ich alle Zügel selbst in der Hand hätte. Sozusagen als freischaffender Handwerker Aufträge an Land ziehen für Filmvertonung zum Beispiel.
Da muß man aber verdammt gut sein. Ein Profi sein. Und wer einem 8 Stunden Job nachgeht der mit Musik nichts zu tun hat, hat schon die Zeit sich soviel mit der Matrie zu befassen
um Profi zu werden.
 
Ist heute fast üblich bei kleinen Acts - man ist einfach das Label und macht was auf Bandcamp - und das Label ist nur da, damit man einen Namen (Label im wörtlichen Sinne) hat für das Ding wo man das herholen kann..
Ich hatte das Label eigentlich nicht nur für meine eigenen Sachen gegründet, sondern bin da auch offen für andere Artists. Aber bin jetzt natürlich erstmal gespannt, ob überhaupt Resonanz kommt..
 
Dh richtig mit Gewerbeanmeldung und so?

Bei anderen Artists, würde mich interessieren was Dir so vorschwebt, dh das Label könnte mich interessieren
als Hörer aber auch als Artist...

Ich hätte ja Bock mal n einen Sampler zu machen auf dem Musik ist zu der meine passt.
Ich kann mir sowas auch als Gemeinschaftsaktion vorstellen.
Fällt mir dazu so ein.
Aber das ist bisschen ein anderes Thema jetzt.
 
Dh richtig mit Gewerbeanmeldung und so?
Ja klar, geht ja nicht ohne.

Bei anderen Artists, würde mich interessieren was Dir so vorschwebt, dh das Label könnte mich interessieren
als Hörer aber auch als Artist...
Deep Techno im weitesten Sinne, siehe Label-Beschreibung:
"Deep, mystical, multifaceted, this is Sounds of Jericho, a secret treasure chamber jam-packed with sounds plumbed from the infinite depths of the universe, a music label singularly devoted to passion-driven electronic music.
You will find no trivial techno tracks produced at an assembly line inside this trove, but strictly only tracks rich in detail and crafted with love and gratitude. "
 


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