Alte virtuell analoge Synthesizer aus heutiger Sicht

Rasenmähermann

||||||||||
Gerade in der heutigen Zeit, wo Analogsound und generell analoge Synthesizer als klangliche Speerspitze gelten, freue ich mich wenn man auch noch Leute findet, die einen Synthesizerklang nicht aufgrund ihrer technischen Realisierung bewerten. Obwohl ich mich selbst lange Zeit davon blenden habe lassen, bin ich schon seit langer Zeit auch weg von dieser Denkweise. Klang ist doch immer subjektiv, weshalb ich den Analoghype eben auch so nennen muss.
Versteht mich nicht falsch, es gibt großartig klingende analog vintage,- als auch neuanaloge Synthesizer, aber eben auch das Gegenteil.
Die VA's haben sich schon aufgrund ihres Namens immer mit ihren analogen Vorbildern messen müssen, ohne schon damals zu bemerken, wie eigenständig und großartig ihr Klang doch ist. Ja, die alten digitalen Nachahmer klangen meist anders. Aber genau darin liegt deren Reiz imho. Denn auch kein Analoger klingt wie sie. Heute, wo es fast nur noch darum geht, digitale Virtuelle möglichst authentisch klingen zu lassen, schaue ich gern zurück und weiß den einzigartigen und charaktervollen Sound, der durch damalige technische Einschränkungen und fehlendes Wissen überhaupt erst entstehen konnte, sehr zu schätzen.
Imperfection is the perfection! An was erinnert euch das?
Der harte und schimmernde Sound eines Waldorf Q. Der dünne aber königlich anmutende Klang eines Nord Lead 2x. Der edle und anmutige Yamaha An1x. Der einzigartige künstliche Klang des Alesis Ion und der super schöne Jp800 mit Laserschwertfilter sind nur ein paar Beispiele.

Ich finde, dass es Zeit wird die alten VA's mal aus einer anderen Perspektive zu sehen und mal den Versuch zu starten sich für deren "schlechten" Klang zu öffnen. Ob man sie mag oder nicht, es ist der Sound vergangener Tage, der einzigartig war und den wir wahrscheinlich so nicht mehr auf dem Markt zu sehen bekommen.
Ich finde sie verdienen weit mehr Beachtung.
 
Viele Leute, die einfach nur Musik machen und nicht in erster Linie einen Gerätefetisch haben, schätzen diese Synths doch durchaus. Wie viel Lob ich schon für den AN1x gehört habe - ihn selbst aber leider noch nie im wahren Leben. Ich habe früher mit dem Kawai K4 extrem inspirierende (für mich selbst zumindest, ob andere das gut fanden, ist ja erst man egal) analogische Sounds geschraubt. Heute ist ein Microkorg (neben einem Stagepiano) als einziger Synth fester Teil meines Bühnensetups in einer meiner Bands.

Die Kisten sind mMn noch zu jung, um legendär zu sein, aber in der Praxis bei vielen doch ganz angesehen. Oder nehme ich das falsch wahr?
 
Für mich sind VA einfach Klangerzeuger, die einen beseren Zugriff als klassische Digitale bieten, aber auch weitergehende Optionen als klassische Analoge. Demenstprechend ambivalent ist zuweilen der Klangcharakter. Ich mag das. Als unglücklichen Ersatz für etwas ganz anderes würde ich die nicht hernehmen, sondern mir dann gleich das passende Werkzeug anschaffen. Das ist ja heute nicht mal mehr eine Preisfrage (ggf. eine Gewissensfrage, aber davon versteh ich nix).
 
VA-Synthesizer haben mich lange nicht interessiert. Rompler und Sampler haben mir genügt als Klangerzeuger.
Die ersten VA-Synthesizer habe ich Ende 90er als Plugins kennengelernt. Kein Wunsch so etwas in Hardware-Form zu haben aufgekommen. Im Jahr 2000 habe ich eine Creamware Pulsar gekauft, aber nicht wegen der Synthesizer, sondern wegen dem Sampler STS-4000 und der Mixing-Möglichkeiten mit Effekten. Besonders am Anfang wollte es nichts so ganz funktionieren – wegen einem PC-Mainboard, wie es sich später herausgestellt hat, und so habe ich dann doch wieder einen Hardware-Sampler gekauft, den AKAI S3000XL.
Dann, viele Jahre später, kam mir die AKAI MPC5000 ins Haus, und die hat einen VA-Synth mit an Board. Als weiteres kam mir der KORG Electribe Sampler ins Haus, und der hat auch einen VA-Synth mit an Board. Dann habe ich mir gezielt einen VA-Synth in Hardware gekauft, weil der Preis attraktiv war: Novation Ultranova. Ja, ganz nett, aber ... Als letztes wurde es eine Roland MC-707, die VA-Synthese mit integriert hat. Die Besonderheit dabei ist, dass die Oszillatoren hier nicht vor der weiteren Bearbeitung durch Filter, Hüllkurven usw. gemischt werden, sondern jeder Oszillator (oder eine Struktur aus zwei Oszillatoren) erst die eigene Bearbeitung durch Filter, Hüllkurven usw. bekommt, und erst dann alles zusammen gemischt wird, bzw. der Klang, bestehend aus bis zu vier Oszillatoren mit jeweiliger Nachbearbeitung, anschließend mit Effekten bearbeitet wird. Das Ding klingt ziemlich gut und hat gute Effekte integriert.
Der VA-Synth der MPC5000 klingt übrigens ziemlich altbacken wie ein sehr alter VA-Synth. Der hat Artefakte auf mehreren Ebenen. Sowohl starkes Aliasing, als auch Artefakte bei Portamento/Glide-Sounds, wie man sie von Romplern und Samplern kennt, die durch Transponierung von Samples entstehen. Ich würde mal behaupten, der ist nicht mal ein richtiger VA-Synth, sondern ein geschummelter VA-Synth. Eigentlich noch älter als alt. Wer einen noch schlechteren VA-Synth kennt, kann gerne berichten. :P
 
Zuletzt bearbeitet:
Die alten analogen Klassiker waren teuer in der Herstellung (2 Osz pro Stimme * 8, Filter und Amp * 8) und sind es in polyphonen Nachbildungen immer noch. Computerpower wurde dagegen immer günstiger. Daher der Versuch, die analoge Architektur in Software nachzubilden. Inzwischen gelingt es fast, auf diese Weise den gewünschten Klang zu erreichen. Aber damals gelang es noch nicht. Es klang - dünn und künstlich.
Und nun kommt jemand und sagt, die Versuche, als das, was man eigentlich wollte, technikbedingt noch nicht umsetzbar war, klangen doch eigentlich gar nicht so schlecht. Ich würde sagen, im Verhältnis: Doch.
 
Ja, im Verhältnis mag das stimmen. Das trifft aber nur die, die das falsche Instrument angeschafft haben.

Ich denke auch, man sollte dem Marketing nicht die Auswahl seiner Sounds und Tools überlassen. Oder würdest Du mit der TB303 einen Bassisten ersetzen wollen? Der Sinn / Kult dieser Sounds fand sich - ähnlich wie beim MS20 oder der 909 - in ganz anderen Bereichen, als vom Hersteller anvisiert.
 
Ich finde, dass es Zeit wird die alten VA's mal aus einer anderen Perspektive zu sehen und mal den Versuch zu starten sich für deren "schlechten" Klang zu öffnen.


wie du selbst schon sagtest kommt es aud den klang bzw das subjektive empfinden an, und wie du selbst schon sagtest klingt selbst ein AN1X oder ein waldorf micro q viel wärmer als ein virus A.

insofern stellt sich mir beim thema "ältere virtuell analoge" einfach die frage, welche mir gefallen und welche nicht.

und als vor 20 jahren muon mit dem 64 bit anfing und dann auch schon recht bald marc lindahls moog filter in den model-e wanderte, dann war das der moment, in dem man gemerkt hat, dass man jederzeit immer noch irgendwas tun kann, um die sache besser zu machen.

und spätestens bei den g-force plug-ins ging dann so manche augenbraue hoch, wenn man darauf hingewiesen hat, dass sich sowas im jahr 2000 jetzt am computer realisieren lässt.

der waldorf Q brauchte noch die optionalen analog filter um richtig gut zu klingen. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann hier bei "alte" nur für Nordlead2 und AN1X sprechen. Die haben absolut ihren Charakter.
Wenn man sich vom A bei VA verabschiedet, sind das tolle Synths die ich nicht missen möchte, scharf, bissig, kantig. Da geht es (mir) auch nicht drum wer von denen das schönste "Jupiter 8-Silky Pad" kann.

Imho eine super Ergänzung zu "real" Analogen.
 
bedauerlicherweise gibt es nur noch digitale nachbildungen von analogen originalen. das ist echt langweilig.

NEUE VA synths sind absolute mangelware.

wo ist z.b. das hardware-pendant von VCV rack?
 
bedauerlicherweise gibt es nur noch digitale nachbildungen von analogen originalen. das ist echt langweilig.

NEUE VA synths sind absolute mangelware.

wo ist z.b. das hardware-pendant von VCV rack?
Du meinst die wieder n Hardware gegossene Emulationssoftware aktueller Hardware. Oder gibts inzwischen schon "vintage" Module, die dermassen einflussreich waren, dass man ohne deren Emulation man nicht leben kann?
 
Ich finde, dass es Zeit wird die alten VA's mal aus einer anderen Perspektive zu sehen und mal den Versuch zu starten sich für deren "schlechten" Klang zu öffnen.

Also ich finde am Sound meines AN1X nichts "schlechtes", und würde auch sonst nicht pauschal VAs mit "Imperfection" assoziieren. Weil ich VAs gar nicht so sehr als Mittel einer 1:1-Imitation echter Analoger sehe (braucht man ja auch nicht, denn das machen echte Analoge ja schon ganz wunderbar). Das Interessante an VAs ist für mich, dass sie ihn ihren technischen Möglichkeiten und der klanglichen Komplexität weit über die echten Analogen hinausgehen können (ähnlich wie auch schon bei Hybriden à la ESQ1). Und da ist der AN1X ein 1A Beispiel ...ach ja, und klingen tuter auch astrein, aber das haben wir schon ausgiebig besprochen. Die "Imperfection" liegt dann eher im Bedienkonzept. Wobei auch das ist beim AN1X besser als sein Ruf, und letztlich einfach der Preis, den man für die gesteigerte klangliche Komplexität (gerne) zahlt.
 
Du meinst die wieder n Hardware gegossene Emulationssoftware aktueller Hardware. Oder gibts inzwischen schon "vintage" Module, die dermassen einflussreich waren, dass man ohne deren Emulation man nicht leben kann?

von AN1X über virus bis zu roland boutique war die hardware jeweils vor der software da, was sich wohl vor allem durch die mangelhafte rechenleitung von PCs erklärt.

interessanterweise sind modularsynthesizer von der entwicklung insofern verschont geblieben, als dass dort immer mehr digitale module ins rack einzug finden und wohl niemand ein interesse daran hätte, eine rein digitale virtuell analoge patchwand voller virtual analoger A-100 und PEX-500 module zu laden.

im grunde genommen entwickelt es sich aber in diese richtung. irgendwann wird es nur noch 1 modul geben, was alles kann, weil es einfach rein digital ist und eine entsprechend dynamische oberfläche hat. das kauft man 30 mal, und dann stellt man an jedem ein wofür man es gerade benutzen möchte.


ach so, und um deine frage zu beantworten, die virtuell analoge version von so manchem modul wäre natürlich um einiges billiger.

zumal man ja bei einem geschlossenen system auch die wandler weglassen könnte und einfach die digitalen signale mit kabeln patcht.
 
ich bin mit meinem JP-8000 total zufrieden und würde ihn nie wieder hergeben. Das Gerät ist eigentlich auch ein echtes Workhorse, es gibt eigentlich nichts was er nicht könnte, und ist sehr vielseitig. Dennoch, weil es immer auch Leute gibt die als Pendant den AN1X so beschwören, reizt es mich auch diesen eines Tages zu kaufen. Die Bedienung soll nur etwas .. naja.. sein ?
 
Die Musik wird durch einen analogen polyphonen Synthesizer ja nicht unbedingt auch besser, da laufen doch Viele dem Hype hinterher.
Jetzt ist das eben Trend, so wie man glaubt, das es ohne Modularsystem nicht mehr geht.
Ich setze immer das ein, wo ich denke, das es möglichst optimal klanglich passt. Welche Technik da drin werkelt, sollte doch egal sein, Hauptsache der Track wird klasse.
 
weder der jupiter noch die 101 sind rompler.

für mich ist das alles aufgewärmte billige kopien der originale.

naja, nix dagegen! sind natürlich billiger und stimmstabil undsoweiter. nur eben nicht neu, was irgendwie schade ist.
 
Die VAs der 90er haben Charisma.

Das fehlt mir generell bei modernen Klangerzeugern.

Ob nun Virus bis einschl. C, Microwave 1/2, JP80x0, An1x oder Nordleads, ja, sogar der microQ, dessen Klang ich nie mochte,alle haben sie Charisma.

Aus heutiger Sicht? Über ne Neuauflage würd ich mich freuen
 
Die VAs der 90er haben Charisma.

Das fehlt mir generell bei modernen Klangerzeugern.

Ob nun Virus bis einschl. C, Microwave 1/2, JP80x0, An1x oder Nordleads, ja, sogar der microQ, dessen Klang ich nie mochte,alle haben sie Charisma.

Aus heutiger Sicht? Über ne Neuauflage würd ich mich freuen
Ich glaube die MW1 ist eher hybrid und die MW2 zwar digital aber bestimmt nicht "virtuell analog". Es sei denn der ganze Wavetablekram geht als etwas ausgeuferte virtueller LangeweiligeWellenformenOszillator(tm) durch ;-) Die Q Familie ist dagegen eindeutig VA und kann nur hilfsweise Wavetablen. Charakter haben sie allerdings alle. Also auch die ganzen anderen genannten.
 
Mir ist das total Wumpe wo ein Klang her kommt, ob nun Analog, Virtuell-Analog, Digital oder ein Kinder-Glockenspiel.
Entscheident ist für mich das der Sound zum Song passt, bzw. das er den Song weiter, oder überhaupt erst mal Entwickelt und weiterbringt.

Ob das Gerät oder die Software einen Charakter hat, ist aus meiner Sicht egal. Letztendlich sind das Musikinstrumente.
Und da zählt am Ende die Musik die dabei herauskommt.

Man kann mit einem seelenlosen und charakterlosen Synth absolute Schrott-Musik machen und einige Musikanten schaffen es mit den Teilen
was wunderschönes zu fabrizieren. ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
MW2 zwar digital aber bestimmt nicht "virtuell analog"

Der MW2 hat schon viele Eigenschaften eines 90s VAs bis hin zu FilterFM (das können nur wenige VAs aus dieser Zeit) Ringmod, FM, Noise und Oszillator Sync.
 


Neueste Beiträge

News

Zurück
Oben