Auf einmal ist Ghostproducing ein Thema

Zolo

Zolo

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Bei Bands jetzt vielleicht nicht, aber heutzutage sind "Artists" ja nicht selten kleine Firmen die in Wirklichkeit gar nicht (mehr) selbst Musik machen, sondern quasi Angestellte dafür haben.

Auf einmal ist das in Facebook voll das Thema. Ich weiß nicht was passiert ist, aber aufeinmal interessieren sich die Leute dafür. Hat jemand mitbekommen was passiert ist ?

Ich sag immer dass eigentlich die Konsumenten selbst daran schuld sind... Die meisten interessiert doch gar nicht mehr wer wo wie Musik macht. Die kaufen die neue Madonna scheiben und finden Madonna toll. Mehr wollen die gar nicht. Also kein Wunder dass es die Musikleute bis auf die Spitze treiben.

Ich selbst kenne einen Fall wo ein Interview (in einem sehr bekannten Magazin) übers Produzieren der "eigenen" Songs gegeben wurde obwohl man selbst 0 damit zu tun hat. Es gab vorher ein Meeting wo der Ghostproducer vorher bestimmte Phrasen sammelte mit denen das Magazin abgespeist werden sollte. Dieser Ghostproducer erzählte mir dass dann (bevor das Interview erschien) und machte sich darüber lustig.

Ein Thema war übrigens das analog Sound ja auch angeblich viel geiler sei. Zitat: "Sowas wollen die Leute doch immer hören - auch wenn ich nur rein digital (ghost) produziere"..
 
Um welche Art von Musik geht es denn ?
Ich nutze bei FB nur den Messenger, da kriege ich sowas nicht mit.

Dass Schlagersänger wie Madonna u.ä. oft keine Songwriter sind, sondern nur fertige Lieder aussuchen oder ausgesucht bekommen, welche sie dann mit ihrer Stimme besingen, das ist doch seit Jahrzehnten so.

Elvis Presley z.B. hat auch nur bei einer handvoll seiner ca. 700 Songs Writer-Credits (oder Co-Autorenschaft) gehabt.
 
Solange den Angestellten Mindestlohn gezahlt wird...

Im Ernst: ich halte diese Entwicklung für eine logische Konsequenz der aktuellen Musiklandschaft.
Auch wenn es ähnliches auch früher schon gab, vor allem im Bereich Schlager und volkstümliche Musik.

Insgesamt find ich das jedoch sehr schädlich für die Musik bzw. deren Qualität.

Wenn jeder Musiker wirklich nur noch selber komponieren dürfte, dann würde auf einen schlag sehr, sehr viel Musik vom Markt verschwinden ;-)
 
Ich verstehe absolut kein Wort. Warum geht es hier? Bin wohl schon zu alt für so etwas.

Da kommt Musik auf den Markt, an dem mehrere Personen beteiligt waren. Und weiter? Was wird jetzt diskutiert?
 
Das Thema selber ist ja megaalt.
Wenn man mal mitbekommt welcher "Artist" welchen Song garnicht selbst geschrieben hat wird einem schon anders.
Habe letzt z.B. eine Doku über den Chic-Gitarristen Nile Rodgers gesehen, was der so als Ghost geschrieben ist schon der Hammer(David Bowie:Lets Dance, Duran Duran:Wild Boys, Madonna:Like a Virgin,Sister Sledge:Lost in Music...).
 
Ist doch bei Büchern auch Gang und gebe und viele große Künstler habe ja auch für andere Künstler produziert. Natürlich interessiert den Konsumenten nicht wie die Wurst hergestellt wurde, sondern ob sie schmeckt. Alles was zählt ist ob die Musik gefällt, mehr nicht.
 
Ich kann mir eigentlich nix schöneres als Ghost-producing vorstellen ..... da erspart man sich das ganze Medien und Fan Tam-Tam.
 
Einschub: mit Credit-Angaben auf Tonträgern muss man auch vorsichtig sein.

Bei Ozzy Osbourne Alben stand z.B. schonmal drauf 'Written by Ozzy Osbourne".
Damit war aber nicht der gute Ozzy persönlich gemeint, sondern die Band insgesamt, welche ja auch 'Ozzy Osbourne' hieß.
Und wer von denen jetzt genau was geschrieben hatte, das war dann auch nur intern prozentual genau aufgeschlüsselt für die Verwertungsgesellschaften usw.
 
Aha, so langsam kapier ich, worum es geht. Ganz ehrlich: das letzte mal habe ich mich darüber gewundert bzw. aufgeregt, das war bei Milli-Vanilli. Danach dann nie wieder. Selbst bei Madonna wußte ich instinktiv beim allerersten Song schon, daß die kleene Pornoaktrise damit nicht viel zu tun hatte.

Wieso kommt so etwas jetzt auf? Sind die Menschen alle doof geworden? :roll:
 
Wer Dosenfutter isst, ist selbst schuld und solange da kein Glutamat, künstliche Aromen oder Konservierungsstoffe drin sind, ist doch alles gut...

Selbes gilt für Markenartikel auf denen bekannte Band-Labels drauf stehen. Größtmögliche Effizienz, bei geringstmöglichen Kosten.

Man kann nicht immer nur Hummer und Kaviar essen. Manchmal muss es halt auch mal der billige Texas-Feuertopf mit Jagdwurst sein.
 
Es ist auch eine Riesenunteschied was den Produzenten interessiert, der im extrem Fall auf jeden Kabelquerschnitt Wert legt und alles auf die Golfwaage legt, oder dem Hörer der wenn es hoch kommt Stereo von Mono unterscheiden kann.

Als Produzenz interessiert man sich ja für die Entstehung der Werkes und da kann es schon interessant sein wer denn eigentlich die Musik hinter den großen Namen produziert. Es gibt aber auch Künstler wie Deadmau5 die wirklich alles selbst mit ihrem Ableton machen. Auf YouTube sind viele Livemittschnitte seiner Studioarbeit zu sehen.



 
Zolo schrieb:
Hat jemand mitbekommen was passiert ist?

Vermutlich ist der gelinkte Artikel der Anstoß. Würde es zumindest erklären.

NickLimegrove schrieb:
Liebe Selbsthilfegruppe,

zu unserem Problem, mindestens mittelbar, gibt es heute einen Artikel in der SZ (und ein sicher interessanteres Buch, auf das der Artikel verweist).

Online hier: http://www.sueddeutsche.de/kultur/melod ... -1.2836723

Finde ich alles langweilig und nicht einer Diskussion würdig. Derartige Musik hab ich aus meinem Lebensraum vor knapp 15 Jahren entfernt und sehe auch bisher keinen Anlass dies rückgängig zu machen.
 
Naja bei Kuenstlern wie z.B. Madonna usw ist es einem doch eigentlich klar bekannt oder zumindest naheliegend, dass sie nur Interpreten sind und keine Songwriter. Ich denke es geht hier eher um so Leute wie David Guetta oder sonstige bekannte "DJs", dort wird der Track auch von jemand anderem produziert, aber es wird dann so verkauft, als haette er das alles selbst geschrieben. Und dass das ein paar Leute anpisst, kann ich schon verstehen, weil man ja quasi "verarscht" wird. Was aber im Falle von Madonna usw ja nicht der Fall ist.

Mir selber ist das aber auch irgendwie wurscht; solang es rechtlich alles untereinander geklaert ist, koennen die ja machen, was sie wollen. Und was da jetzt genau fuer ein Artist dransteht, ist ja letztendlich auch egal, es geht ja letztendlich nur um das Lied, und wenn mir das gefaellt, ist es doch wurscht ob da David Guetta oder irgendwas anderes dransteht. Bei dieser Sorte Musik jedenfalls (die ich eh nicht hoere :mrgreen: ). Ist quasi nur eine Erweiterung des Songtitels ;-)
 
Psychotronic schrieb:
Vermutlich ist der gelinkte Artikel der Anstoß.

An den musste ich auch denken. Der Artikel selbst liest sich ja wie die Beschreibung eines Produktionsablaufes in einer Fabrik inkl. Qualitätsmanagement. Deswegen auch mein Vergleich mit dem Dosenfutter weiter oben.
 
Generator schrieb:
Es gibt aber auch Künstler wie Deadmau5 die wirklich alles selbst mit ihrem Ableton machen. Auf YouTube sind viele Livemittschnitte seiner Studioarbeit zu sehen.

Der hat aufgrund dieser Streams meinen Respekt zurückgewonnen, den er mit seinem furiosen "We all press play" Blog Artikel verspielt hatte. Habe meinen Frieden mit seiner Tätigkeit gemacht. Ich mag zwar seine kommerziellen Produktionen nicht, aber wenn der im Keller sitzt und an seinem Modular abstraktes Zeug fummelt, bin ich hier und da recht angetan.
 
DerGanner schrieb:
Psychotronic schrieb:
Vermutlich ist der gelinkte Artikel der Anstoß.

An den musste ich auch denken. Der Artikel selbst liest sich ja wie die Beschreibung eines Produktionsablaufes in einer Fabrik inkl. Qualitätsmanagement. Deswegen auch mein Vergleich mit dem Dosenfutter weiter oben.

Genau das ist es ja auch. Man beachte das "Industrie" in "Musikindustrie".
 
MilliVanilli, einige Kabarettisten, auch andere Musiker und Buchautoren, die Liste der nicht selbstständig arbeitenden "Berühmtheiten" ist lang.
Ab ganz klar, dieses Verhaltung verachte ich zutiefst.
Daraus ein Geschäft zu machen und selber nichts dafür zu tun, als Geld zu bezahlen, ist unterste Schublade.
Nicht für die Ghosts aber die die den Ghost nutzen.

Das zerstört ja das ganze Bild einer Person die mit ihrer eigene "Kunst" gemocht wird.
Würde man das aufdecken wäre alles hinüber dieses Risko einzugehen um "berühmt" zu sein, ist sicher nicht die erste Wahl.
Warum tut man das?

Ich schätze das Verträge einen gewissen Druck auf Artists ausüben.
 
øsic schrieb:
Warum tut man das?

Die Ghostproducerin aus dem suedeutsche Artikel hat ein Buch über ihre Tätigkeit als Ghost geschrieben. Der Artikel ist nichts weiter als Werbung für das Buch. Warum sie das Buch geschrieben hat, ist eine Frage die nur sie beantworten kann. Vielleicht steht es auch im Buch. Ich vermute aber mal, sie hat es geschrieben um damit Geld zu verdienen.
 
Das zweiköpfige Mullorakel von EA sagt: Dieser Thread wird sich aufgrund seiner Themenlage zu einem "Was ist Kunst und welche Kunst hat Bedeutung" Streit entwickeln.

Es wünscht euch viel Spass bei der Diskussion. :supi:
 
Deadmous5 braucht sich als Künstler der elektronischen Musik vor keinem Kraftzwerk etc. verstecken. Der ist für mich ein richtiger erfolgreicher Künstler. Mir gefallen seine Studioarbeiten auch teilweise besser als das was dann raus kommt. Aber kommerziellen Titel sind auch "nur" zum Geld verdienen da und nicht immer zum Zeigen was man drauf hat.

Ein Künstler macht keine gute oder schlechte Kunst. Ob die Werke gut oder schlecht empfunden werden entscheiden andere.
 
Keine Sorge so viel Kraft haben die in den letzten Jahrzehnten nicht mehr gezeigt, als das man darüber reden müsste :mrgreen:
 
Den SZ Artikel finde ich eher mau, da stehen ja nur Sachen drin, die jeder, der sich dafür interessiert, seit Jahrzehnten wissen kann.
Wer sich damit noch nie befasst hat, für den ist es aber natürlich evtl. interessant.

Bei den ganzen Popsängerinnen ist es ja nunmal meistens so, dass diejenige singen darf, die sich am besten als sexy vermarkten lässt. Traurig aber wahr.
Mit Autotune trifft ja sogar Britney Spears die Töne.

Weil es im Artikel auch um Sia geht :
Bisher schrieb Sia halt die Hits für Rihanna und Co. und dümpelte solo eher rum.
Jetzt, wo Sia selber mal nen richtigen Hit hatte, ist sie ja öfter auch in TV Shows gewesen usw.
Da hab ich dann mitbekommen, was für eine Vollblut-Künstlerin das ist.
Sie macht den ganzen Quatsch, den Frauen normalerweise als Popsängerin machen müssen, halt einfach nicht mit sondern hat ein ganz anderes künstlerisches Konzept für solche Auftritte.
Finde die Dame grandios.
 
Oh ich habe mich zu schwammig ausgedrückt !!

Es geht um Leute die behaupten dass sie Musik machen, es aber gar nicht machen.

Z.B. wenn der hier zitierte Deadmau5 in Wirklichkeit gar keine Musik selbst macht :school:
 
Ich habe eigentlich bisher nie verstanden warum sich wer überhaupt darüber aufregt. Producer und Interpret sind in meinen Augen zwei komplett unterschiedliche Berufe mit komplett unterschiedlichen Anforderungen.
Würde ich dementsprechend producen können, würde ich auch wen anderen auf die Bühne stellen.
 
Generator schrieb:
Deadmous5 braucht sich als Künstler der elektronischen Musik vor keinem Kraftzwerk etc. verstecken. Der ist für mich ein richtiger erfolgreicher Künstler. Mir gefallen seine Studioarbeiten auch teilweise besser als das was dann raus kommt. Aber kommerziellen Titel sind auch "nur" zum Geld verdienen da und nicht immer zum Zeigen was man drauf hat.

Ein Künstler macht keine gute oder schlechte Kunst. Ob die Werke gut oder schlecht empfunden werden entscheiden andere.

Wer ist das denn überhaupt, kennt man was von dem?
 
programchange schrieb:
Ich habe eigentlich bisher nie verstanden warum sich wer überhaupt darüber aufregt. Producer und Interpret sind in meinen Augen zwei komplett unterschiedliche Berufe mit komplett unterschiedlichen Anforderungen.
Würde ich dementsprechend producen können, würde ich auch wen anderen auf die Bühne stellen.
Es ist aber leider andersrumm. Leute die nichts können aber Berühmt sein wollen, kaufen sich für wenig Geld (z.B. 100 Euro pro Song) Songs um Berühmt zu werden und auch Geld zu verdienen. Oftmals gehts dann in solchen Fällen um mehrere Tausend Euro Gage pro Gig. Bei 4-10 Gigs pro Monat wohlgemerkt.

Die Ghostproducer leben nicht selten derweil am Existensminimum. Oder machen das nebenbei sie normal Marlochen gehen nach Feierabend.
Wird versucht ein besseren Preis für die Produktionen zu erziehlen, wird einfach der nächste Ghostproducer genommen.

Das Problem dabei: sind die Leute erstmal erfolgreich, können sie billigste Mistmusik veröffentlichen, ohne negative Konsequenzen zu fürchten. Viele Musikhörer scheinen qualitative Musik gar nicht mehr unterscheiden zu können. Kurzum: Polen ist offen. Alles geht. Das Geld liegt für alle abgewichsten Gierschlunde offen auf der Strasse der Clubszene rumm.

Menschen feiern Fakes und nicht mehr derren Musik.
 


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