Als Starter des Wettbewerbes wollte ich beide Vorgabe sehr ernst nehmen. Es sollte eine echte Aufführung sein und die Partitur sollte gespielt werden, wie sie ist. So ist
Aufnahme C (die mit den Vögeln)
entstanden. Es ist genau genommen eine von ungefähr 10 Aufnahmen, die ich gemacht habe.
Ich wohne auf dem Land in Mecklenburg in einer ausgebauten Scheune. Wir haben jede Menge Landschaft und Natur (das wars fast auch) und in der Scheune habe ich eine Galerie, auf der ich Musik mache. Die hat ein großes Fenster, das immer offen steht und durch das gut höre, was draußen los ist.
Mein Beitrag ist vollständig im Zoom R4 aufgenommen und auch gemixt. In der DAW habe ich nur auf MP3 konvertiert und die Blenden am Anfang und ganz am Ende gesetzt. Ich wollte keine Studioversion produzieren sondern meine Aufführung dokumentieren, wie sie war.
Das R4 kann aber nur zwei Spuren aufnehmen und so stand ich vor der Wahl, eine interessantere Stereo-Drone zu aufzunehmen, und auf eine Raumspur zu verzichten oder ehrlich das aufzunehmen was ich höre. Ich habe nämlich nur einen Gitarrenverstärker hier stehen. Ich habe mich für die ehrliche Variante entschieden.
Dafür habe ich ein Mikrofon mit breiter Nierencharakteristik in den Raum in der Nähe des Fensters gestellt, so dass es aufnimmt, was ich von draußen und aus dem Verstärker höre.
Mit der zweiten freien Spur des R4 habe ich nur die Drone direkt durch eine DI-Box aufgezeichnet. Ich habe also eine Aufnahme mit Direktsignal und Raummikro zur Ergänzung gemacht. Das ist ganz normale Praxis für einen Live-Mitschnitt. Beim Mixen habe ich das dann in etwa so im Stereopanorama verteilt, wie ich es beim Spielen gehört habe.
Als Instrument kam eine E-Gitarre zum Einsatz, bei der zwei Saiten einer E-Gitarre auf die passenden Töne gestimmt waren, damit ich nichts greifen muss. Die Gitarre hing einfach im Ständer. Ich habe die beiden Saiten angeschlagen und an der Gitarre sonst gar nichts mehr gemacht, das ging dann ins Effektboard, der R4 liegt links daneben. Das Mikro stand auf dem Cajon mit "Blick" auf das Fenster.
Das Signal der Gitarre ging durch meine drei Lieblingsdelays und sonst gar nichts. Alle meine Aufnahmen der Woche unterschieden sich in der Einstellung der Delays und dem, was von draußen durch das Fenster zu hören war. Manchmal war es mehr die Landstraße hinter dem Haus, mal das Schlagen einer Autotür, wenn die Nachbarn kamen. Einmal kam die Feuerwehr und hat mich aus dem Konzept gebracht. Insgesamt war es eine schwierige Aufgabe und ich war vor allem mit der Drone nie zufrieden.
Einige Tage regnete es, da hatte ich immer Regengeräusche auf der Mikrofonspur. Das fand ich richtig gut, aber die Drone gefiel leider mir immer noch nicht. Dann an einem Morgen war der Regen weg und die Vögel holten das Zwitschern nach, das sie sich die vorigen Tage wegen des Wetters verkniffen haben. Da passte auch die Drone und ich wusste, ich brauche keine weitere Aufnahme mehr.
Die Delays waren da so und in genau dieser Reihenfolge geschaltet. Die anderen Effekte waren zwar auf dem Board, weil ich sie zum Live Spielen in meinem Stummfilmprojekt brauche, aber sie waren da im Bypass. Auch den Kompressor habe ich nicht verwendet.
Boss DD-8: Im Reverse Mode mit sehr langer Delayzeit und fast maximalen Feedbacks. Das trockene Originalsignal der Gitarre ist ausgeblendet. Durch dieses Delay entsteht das langsame Pulsieren der Drone und weil es Reverse ist, gibt es keine Transiente, wenn der Ton einsetzt. Die ganze Drone ist genau so lange, bis das letzte Repeat des DD-8 verklungen ist. Dieses Delay habe ich während der ganzen Spielzeit nicht mehr angefasst.
Boss TE-3: Dieses Delay ist wirklich eigenartig und speziell. Ich will dazu nicht viel schreiben, guckt einfach mal selbst bei Youtube. Es reagiert aber mit jedem Effekt zusammen irgendwie anders und immer überraschend.
Die Delayzeit des TE-3 ist fast maximal, und Feedback kurz vor der Selbstoszillation. Der Volumenregler erlaubt es mir eine ganze Weile zu kompensieren, dass das DD-8 von Repeat zu Repeat leiser wurde. Ich habe das TE-3 also schrittweise lauter gemacht, um die Drone möglichst lange zu halten. Am Ton Regler habe ich auch etwas gearbeitet, um die Klangfarbe der Drone zu verändern, ebenso am Feeback Regler.
Nux Tape Echo: Ich habe alle drei Tonköpfe aktiviert und die Delayzeit so eingestellt, dass eine rhythmische Verschiebung zum DD-8 entsteht. Das ist das etwas schnelle Pulsieren in der Drone. Auch hier ist das trockene Signal ganz ausgeblendet. Dadurch konnte ich die Tape-Saturation (90%) als „Masterkompressor“ meiner Klangkette nutzen. Auch hier habe ich nachgeregelt, um die abfallende Lautstärke aus dem DD-8 zu kompensieren und auch hier habe ich mit den Klang- und Feedbackreglern gespielt.
Je nachdem, ob ich mehr am TE-3 oder Tape Echo gegen Absterben der Repeats des DD-8 habe habe, hat sich der Klang der Drone verändert. Die Drone war durch die drei kaskakadierten Delays mit langer Delayzeit unglaublich träge. Aufsummiert müssen es locker über 10 Sekunden Delayzeit gewesen sein und das bei fast maximalen Repeats. Aber es war irgendwie schön mit einem Öltanker aus Klang durch das Vogelgezwitscher zu navigieren.