Bitte um praktische Tipps für ein großes musikalisches Werk

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ps4074iclr

Guest
Ich habe zur Zeit wieder eine Phase mit viel Output. Da ich zum Geldverdienen jede Woche 30 Stunden einer musikfremden Tätigkeit nachgehe und außerdem einen Sohn und einen Haushalt habe, komme ich im Moment auf etwa einen neuen Song pro Woche, wobei ich jeweils irgendwas zwischen 8 und 16 Stunden meiner Freizeit in ein Stück investiere. Prinzipiell hätte ich mehr Freizeit, häufig merke ich aber, dass es bei vielen (musikalischen) Arbeiten keinen Sinn macht anzufangen, wenn ich sowieso nur eine oder zwei Stunden am Stück zur Verfügung habe. Nun habe ich zwischen den Jahren Urlaub genommen mit dem Plan etwas ganz großes zu machen. Also EIN Stück, in das ich (wenn nötig) 100 Stunden Zeit zu investieren bereit bin. Ich werde auf jeden Fall genügend Essen vorkochen und ein paar Flaschen Leitungswasser an meinen Platz stellen. Somit gibt es nur noch eine handvoll Gründe, Pause machen zu müssen: Regeneration der Ohren, Klogang, Dehnübungen, Schlaf und ausgiebiges Fluchen, wenn ich wieder aus Versehen das Ergebnis von vielen Stunden Arbeit vernichte.

Da so ein großes Projekt für mich ziemliches Neuland ist, würde mich interessieren, ob ihr irgendwelche weiteren konkreten Tipps für diesen Fall habt. Es geht hier gar nicht unbedingt um musikalische Tipps (ich habe ja schon eine ungefähre Idee, was es werden soll), sondern eher um das ganze Außenrum. Wie geht ihr solche großen musikalischen Aufgaben an?

Außerdem stelle ich mir die Frage, ob ich mir da vielleicht zu viel vorgenommen habe, und mich vielleicht an ein Projekt in dem Umfang lieber vorsichtig herantasten sollte.
 
Ich würde ein größeres Projekt in jedem Falle planen.

D.h. Arbeitsabschnitte bilden, die ein klares Ziel zu einem festgelegten Zeitpunkt erreichen sollen. Es schadet nicht, seine Gedanken geordnet zu Papier zu bringen, noch erforderliche Informationen zu beschaffen und generell in eine Art Tagebuch (auch: Skizzen & Zeichnungen, Notizen, Videoaufnahmen, Fotos, Sprachmemos, Literaturverzeichnisse & Quellen) zu dokumentieren, was man bereits getan und/oder gelernt hat.

Katastrophal und zeitraubend wäre es zum Beispiel, wenn man einen bestimmten Arbeitsschritt sehr spät im Projektverlauf nochmals reproduzieren muss, weil irgendwas nicht genau gepasst hat und man es ums verrecken nicht mehr hinbekommt, weil man die 25 Zwischenschritte einfach vergessen hat, weil es sechs Monate her ist.

Am Ende ist die Dokumentation des Entstehungsprozesses an sich auch ein Werk, das ganz unabhängig vom Hauptwerk entsteht.
 
Ich würde mich nicht so unter Druck setzen.

Beispiel: bei allen Bekannten und Freunden, die ein Sabbatical im Job eingelegt haben, ist aus den großen Plänen, die sie sich vorgenommen hatten, nix geworden. Egal ob sie die Zeit vertrödelt haben, oder ob das Projekt zwar umgesetzt wurde, aber das Ergebnis einfach gequirlte Scheiße war, weil sie es auf Teufel komm raus durchziehen zu müssen glaubten. Bei zweien ist aber später, als sie wieder im Alltag mit Job waren, nebenher viel mehr gegangen.

Ich glaube viel wichtiger an so einer Pause - egal ob Weihnachtsferien oder Halbjahres-Sabbatical - ist, dass man sie genau als solche nutzt: Man sollte Pause machen. Nicht den Alltagsdruck durch den selbstgesetzten Kreativitätsdruck ersetzen. Ruh doch einfach mal aus.
 
^ Habe ich gerade hinter mir: Drei Monate bei einem Bandkollegen gewohnt, wir wollten ein neues Album schreiben... ein ganzes Jahr darauf hin geplant, Versicherungen abgeschlossen (weil Ausland), Arbeitsverhältnis ruhen lassen. Das Resultat: Ein ganz fürchterlicher Hüttenkoller, alle Aufnahmen gelöscht. Haha.
 
Es geht hier gar nicht unbedingt um musikalische Tipps (ich habe ja schon eine ungefähre Idee, was es werden soll), sondern eher um das ganze Außenrum. Wie geht ihr solche großen musikalischen Aufgaben an?
Gibbet auch gar nicht, die Tipps, die auf jeden individuellen Fall anwendbar wären. Aber - was es braucht, sind, sich entwickelnde Routinen, die es ermöglichen, in den Flow zu kommen. Bei mir machte es dann irgendwann Klick, so dass ich genau weiß, wann ich in der Lage bin, 'nen Song zu schreiben. Dazwischen gilt - komplett die Finger lassen von dem ganzen Studiozeugs und den Instrumenten. Ist wie mit dem Hunger. Der kommt dann, wenn man NICHT isst. Halte es generell problematisch, sich da Fristen zu setzen, sich in einem vorher ausgewählten zeitlichen Rahmen zu bewegen. Ich fürchte, da kommt nix bei rum. Kann nur deswegen produktiv sein, weil ich eben viel Zeit habe. Halbtagsjob, kein Kind im Haus, Haushalt in 'ner Singlebude ist auch schnell erledigt. Da kann man sich natürlich viel entspannter der Muse hingeben.
 
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Find ich cool und bin gespannt auf die Ergebnisse.

Bleib bis dahin in guter Stimmung, sei entspannt und schau das
du noch ein paar Einflüße von draußen sammelst, also bisschen
was erleben, Stadtrundfahrten, Weihnachtsmarkt mit Freunden und so´n Zeugs.

Am wichtigsten ist abzuschalten was nervt. Allen voran Betriebssystem/Rechnerscheiss,
nochmal schnell nen Backup vom System und einen Tag bevor es losgehen soll
Router und Smartphone weitweg abgeben, TV auch gleich.

Selbst wenn es nicht läuft, schaltet sich oben was um und du machst was
aus reiner langeweile :D
 
Ist wie mit dem Hunger. Der kommt dann, wenn man NICHT isst.

Das ist ein wichtiger Punkt, den ich gar nicht so richtig auf dem Schirm hatte. Danke!
Ich sollte auf jeden Fall ein paar Tage vorher die Finger vom Musikzeug lassen um dann auch richtig geil aufs Spielen zu sein.
 
^ Habe ich gerade hinter mir: Drei Monate bei einem Bandkollegen gewohnt, wir wollten ein neues Album schreiben... ein ganzes Jahr darauf hin geplant, Versicherungen abgeschlossen (weil Ausland), Arbeitsverhältnis ruhen lassen. Das Resultat: Ein ganz fürchterlicher Hüttenkoller, alle Aufnahmen gelöscht. Haha.

Shit! Hört sich aber auch so an, als hättet ihr euch selbst einen enormen Leistungsdruck gemacht.

Mir geht's ja nur um ein Stück, wo ich mal einfach mal mehr Zeit investieren möchte. Ich konsumiere selber immer wieder Musik, die sich eigentlich so anhört, als hätte ich sie selbst gemacht, nur mir einfach etwas mehr Zeit genommen als sonst. Das ist das Ziel. Einfach ein Stück mit einer ähnlichen Qualität wie das Zeug von Siriusmo.
 
ich denke du musst hauptsächlich von dem glaubenssatz wegkommen, wonach du angeblich nicht dazu in der lage bist nach 7 tagen pause an dem stück von neulich weiter zu machen.

wenn ich raten müsste würde ich denken du hast eigentlich gar keinen workflow sondern machst einfach irgendwie.
 
Ich würde ein größeres Projekt in jedem Falle planen.

D.h. Arbeitsabschnitte bilden, die ein klares Ziel zu einem festgelegten Zeitpunkt erreichen sollen.

ja, wenn pläne und druck, dann verschriftlichen.

ein gesundes maß an persönlichkeitsspaltung hilft da auch. heute bist du dein chef, morgen führst du aus, was er dir befohlen hat.

wenn es nicht klappt und der plan nicht eingehalten wird, hat man dann die chance zu analysieren warum.
 
ich denke du musst hauptsächlich von dem glaubenssatz wegkommen, wonach du angeblich nicht dazu in der lage bist nach 7 tagen pause an dem stück von neulich weiter zu machen.
Für mich stellt es sich eher so da, dass ich die Musik ganz bewusst von Anfang an so gestalte, dass ich zügig zu einem Ende komme. Ich habe lieber eine triviales Liedchen fertig, an dem ich mich immer wieder erfeuen kann, als ein komplexes Stück unfertig auf der Platte liegen, das mir immer wieder Kopfzerbrechen gestaltet, weil ich zuwenig Zeit am Stück finde, um mir zu überlegen wie ich es abschließen kann.

Ich habe prinzipiell kein Problem damit, mich nach 7 Tagen Pause wieder an ein Stück zu setzen.

wenn ich raten müsste würde ich denken du hast eigentlich gar keinen workflow sondern machst einfach irgendwie.
Mein Workflow lautet: Ideen umsetzen, dann dazu passende Audioschnipsel produzieren, dann alles als einzelne Clips in Ableton aufnehmen, die Clips zu nem Stück arrangieren und abschließend tagelang den Mixdown anhören
Gilt das als Workflow oder mach ich einfach irgendwie?
 
Meistens reicht es als Vorbereitung fuer kreatives Arbeiten im Bedroomstudio zuvor einfach den Abwasch zu machen, den Muell runterbringen, Einkauf erledigen, Bett frisch beziehen, Staubsaugen, Post erledigen und Bier kaltstellen und dann einfach machen.

Das Gute, wenn man den Kopf vom Alltagsgedoens FREI hat, dann kommt meistens auch was rum.

Waere halt bloed wenn das mit der Bassline gerade gut laeuft und man denkt dabei nach das man eigentlich noch einkaufen muesste weil der Kuehlschrank leer ist oder Morgen die Olle kommt und man das Bett noch frisch beziehen muss.

Einfach den Kopf frei machen, das ist mein Konzept und als Warm up spuele ich Geschirr.
 
Du möchtest ein Stück machen für das du bereit bist 100 Stunden zu investieren? Was soll ich dazu sagen? 100 Stunden ist wohl extrem viel Zeit für nur ein Stück!
Spontan wird da dann wohl nichts mehr sein ^^ Ich finde daß 100 Stunden mehr als hoch gegriffen sind, selbst für ein ausgefeiltes Stück in einer Länge von 8 Minuten.
 
Du möchtest ein Stück machen für das du bereit bist 100 Stunden zu investieren? Was soll ich dazu sagen? 100 Stunden ist wohl extrem viel Zeit für nur ein Stück!
Spontan wird da dann wohl nichts mehr sein ^^ Ich finde daß 100 Stunden mehr als hoch gegriffen sind, selbst für ein ausgefeiltes Stück in einer Länge von 8 Minuten.

Ich denke konkrete Zahlen sind etwas sehr individuelles, häng dich daran nicht auf.
Mein letztes Lied mich etwa 18 Stunden Zeit gekostet und ist 10 Minuten lang geworden. (
)

Es war aber einfach von Anfang an klar, dass es nicht zuviel Zeit kosten und zügig fertig werden soll. Mir schwebt für Weihnachten was wirklich großes vor, also das darf schon ne halbe Stunde lang werden. Aber der Zeitaufwand steigt exponentiell mit der Dauer des Ergebnisses....
 
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Ich finde 18 Stunden schon ziemlich viel aber jeder arbeitet anders und macht andere Musik.
Ich gebe aber zu bedenken, etliche Hits der 60er enstanden am Frühstückstisch und wurden am Vormittag dann im Studio aufgenomen.

Ich fang Sachen an, wenn ich nicht weiter komm fang ich das nächste an, manchmal kram ich dann Sachen wieder raus
und mach sie fertig. Wobei viele meiner Sachen natürlich minimalistsoch sind so daß sich das nicht übertragen lässt.
 
Jo, ein 3 Minuten Pop Song kann sehr viel arbeitsintensiver sein als ein 6 Minuten experimentelles Instrumental. Ist sogar eher die Regel. Die Arbeit dahinter hört nur niemand, weil ein halbwegs passabler Song fließt. Das ist schwieriger, das hinzukriegen als pures Soundgefrickel und gelayere. Vor allem, wenn man sich vornimmt, wirklich alles im Alleingang unter einen Hut zu kriegen. Die pure Spielzeit eines Tracks sagt erstmal gar nix aus... da muss man schon die Spurenanzahl mit reinrechnen, ggf. den Aufwand für Lyrics und Gesang usw. Schon allein für das Schrauben des Drumsounds kann ggf. mal ordentlich Zeit drauf gehen.
 
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Mir schwebt für Weihnachten was wirklich großes vor, also das darf schon ne halbe Stunde lang werden.
Ne halbe Stunde? o.k. das ist was anderes! Mir kommen dabei 100 Stunden trotzdem noch etwas lang vor ,aber egal. Laß dir Zeit dabei. Es wird dann auf jeden Fall sehr ausgefeilt.
Möchtest du das Teil dann hier hören lassen? Ich wäre sehr gespannt darauf. Und es würde mich freuen wenn es ein Knaller wird.
 
100 Std sind Nichts, wenn es viel Gefrickel mit Automationen sein sollen, evtl viele Layers etc. uswusf
 
Du möchtest ein Stück machen für das du bereit bist 100 Stunden zu investieren? Was soll ich dazu sagen? 100 Stunden ist wohl extrem viel Zeit für nur ein Stück!
Spontan wird da dann wohl nichts mehr sein ^^ Ich finde daß 100 Stunden mehr als hoch gegriffen sind, selbst für ein ausgefeiltes Stück in einer Länge von 8 Minuten.

100 stunden zu arbeiten habe ich zu meinen besten zeiten innerhalb von 5 tagen geschafft.

einige der besten kunstwerke der menschheit wurden über generationen geschaffen.

von nix kommt nix mein freund! :)
 
Ich habe mir auch schonmal überlegt für jeden Move den ich an einem Track mache die Stoppuhr anzusetzten. Aber ehrlich gesagt ist es mir auch egal wie lange es dauert. Es dauert solange wie es dauert
und irgendwann ist es fertig, wenn ich zufrieden damit bin. Ich bin einer von denen die direkt sagen können "ebbe langts"
 


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