Dann bin ich mal hier – hallo!

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Offline bis Juli '24. Erreichbar via PN.
Hallo in die Runde,

hm, eigentlich bin ich auf der Suche nach dem richtigen Unterforum für Fragen bzgl. Bedienung von Sound-Portalen ("Kann man bei SoundCloud.com in die Trackbeschreibung CC-Badges einfügen?"). Aber wo ich schon mal hier gelandet bin, kann ich ja meiner Schreiblust freien Lauf lassen ...

Hallo, ich heiße Florian, wohne in der Nähe von Heidelberg, arbeite in der Informationstechnologie und hatte bis März '17 fast nichts mit Musik am Hut gehabt. Na gut, so ganz stimmt es nicht, also meine Vorerfahrungen kommen früh aus nem Kinderchor, irgendwann in der Grundschule hatte ich Keyboardunterricht – einhändig mit links, die rechte Seite übernahm ein Klassenkamerad, auf diese Weise hatten wir uns die Stunde geteilt. Meine musikalischen Neigungen haben sich irgendwann von der elektronischen Musik weg bewegt, hin zur klassischen, ursprünglich aus dem profanen Grund, dass nur diese halbwegs passabel aus dem Radiowecker an meinem Bett kam und der Sender meiner Wahl mich zudem nach wie vor nicht mit Verkehrsmeldungen und Werbung belästigt.

Irgendwann hatte ich es mal mit einem MIDI-Sequenzer probiert, ich glaube, das Programm hieß "MIDI-Orchestrator 2.0 for Windows 3.11" oder so, habe noch das Cover der 3,5"-Diskette ungefähr im Kopf, und es lief sogar auf Windows 95. Damit hatte ich sogar ein ~2min-Stück gebaut, das ich bis heute durchaus hören kann ohne in Scham zu versinken. Leider fand ich, dass ich, nachdem späterhin das MIDI-File mit TiMidity unter Linux synthetisiert als WAV vorlag, das MID ja wegwerfen könnte. Heute bereue ich die Entscheidung, ich hoffe, ich stoße doch mal wieder auf die MIDI-Datei in meinen Backups, meine Suche war erfolglos wie auch nach Computerprogrammen zum Reverse-Engineeren von polyphoner Musik, gibt es sowas?

Jedenfalls hatte ich wenig Spaß am bloßen MIDI-Sequencing mit dem PC, denn ich war festgelegt auf die Wavetable-Synthese meiner Soundkarte und die fand ich damals schon tendenziell grottig. Schon immer hatte ich die Möglichkeit vermisst, Sounds selbst von Grund auf zu machen. Mit Audacity kann man Wellen freihändig malen (u.v.m.), aber hej, ich will ja auch mal fertig werden.

Ich wusste, es gibt Synthesizer, und dass diese, wenn sie wirklich was konnten, den unerfahrenen Anwender in eine Meer von Schiebe- und Drehreglern und Steckkontakten versenken. Darauf hatte ich nicht Lust genug mein Taschengeld zu verwenden, schon damals hatte ich überhobene Ansprüche, und außerdem wirkt die modulare Soundsynthese nach wie vor für mich nicht sonderlich attraktiv.
Ein Vogel, wenn er singt, braucht dazu kein Studio, keine Filter oder Plugins. Da ist Luft und Organe, bei Instrumenten festes Material, nur Physik, der Ton entsteht in einem Rutsch und bis heute reift meine Überzeugung, man sollte besser auch in der Klangnachbildung in Kontinuen denken, statt in abgegrenzten Stufen und Modulen. Der Unterschied ist derselbe wie in der Architektur: Man vergleiche die Heidelberger Bahnstadt mit dem Hundertwasserhaus – was wirkt da mehr aus einem Guss, wie gewachsen?
Dabei behaupte ich aber nicht, dass stufenorientierte Synthese im Vergleich dazu nur minderwertige Ergebnisse hervorbringen kann, und ich verkenne auch nicht ihre Vorteile (Echtzeit!). Im Gegenteil ist es doch klar wie Kloßbrühe, dass das von mir neu erfundene Rad erst mal ne Weile unrund läuft, bis ich nicht nur weiß, wie man es entwickelt, sondern auch seine Anwendung beherrsche, bis ich zur modularen Synthese qualitativ aufschließe.
Persönlich investiere ich halt lieber mein Geld in konventionellen Klavierunterricht (seit Oktober 2017) und absehbar in ein richtiges akustisches Klavier, als in allerlei Kästchen, Displays und Kabellage, Hardware zur Klangsynthese, meine Wohnung will ich mit so wenig Geräten wie möglich teilen. Obwohl ich eigentlich gern mal ein Tonstudio von innen sehen, einige Fragen etwa zu Begrifflichkeiten loswerden möchte, über den Rand meines Teebeuteltablettchens gucken. Aber dazu habe ich mich ja hier angemeldet.

Ich war also über ein Jahrzehnt lang reiner Konsument von Musik. Aber 2017 bin ich eher zufällig auf die Seite https://de.wikipedia.org/wiki/Klangspektrum gestoßen, das war der Inkubator von allem, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, alle Wissensbruchstücke, die sich über die Zeit unter meinem Schädeldach angesammelt haben, fügten sich ins Bild. Wenn das je im Physik- oder Musikunterricht behandelt wurde, weiß ich davon nix, ich musste geschlafen haben oder es stand einfach nicht im Lehrplan.

Ich besorgte mir allerhand Literatur zu Musiktheorie, Akustik und Instrumentenbau, und begann das Programm zu schreiben. Netter Nebeneffekt: Ich lerne Python, kannte bis dahin nur Perl, was auch neuen Projekten auf der Arbeit zu Gute kommt.
Dabei habe ich den Anspruch, auf keine Software zu bauen – im Sinne von Abhängigkeiten, die ein Anwender meiner Software installieren muss –, die ihrerseits speziell für den Musikbereich entwickelt wurde. Dem am nächsten kommt das Modul, das aus einer Reihe von Zahlen, die die Samples repräsentieren, eine Audiodatei generiert, die von irgendeinem Player abgespielt werden kann. Das ist gerade so nicht musikbezogen, so kann man ja auch z.B. reine Geräusche oder Sprache erzeugen. gell. Aber zum Beispiel schon die ganzen Algorithmen, die Kontinuen jedweder Art realisieren, habe ich mir von Grund auf erarbeitet, meine Quellen waren alles analoge, physische Bücher und Mathematikseiten im Netz (z.B. diese). Darauf bin ich stolz. Auf mathematischer Ebene sind multidimensionale Kontinuen n-gradige Polynome, wie sie auch bei Bézierkurven im Grafikbereich Anwendung finden. Etwa die Frage, wie man zwischen zwei Polynomen verschiedenen Grades interpoliert, musste ich ganz auf mich allein gestellt lösen, denn wie ich danach suchen könnte hatte ich keinen Schimmer. Zum Glück hatte noch ein Tafelwerk aus der gymnasialen Oberstufe aufgehoben.
Trivia: Bis heute bin ich vollkommen ohne komplexe Zahlen ausgekommen. Im kompletten Quelltext meines Programms findet ihr keine komplexe Zahlenlogik. Und das, obwohl man früher oder später damit konfrontiert wird, wenn man über Klangsynthese recherchiert.

So, ich glaube, ich habe jetzt fertig mit meinen Mängeln an Ahnung geglänzt. Wenn ihr Fragen habt, beantworte ich sie gerne hier, bzw. in dem Thread zum Sompyler-Projekt, nimmt einfach den, wo es am ehesten reinpasst.
 


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