Der Klang von Modularsystem-VCOs

T

t2s

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Mal eine Verständnisfrage in die Runde: Gibt es eigentlich relevante "Klang"unterschiede zwischen verschiedenen Modular-VCOs bei gleicher Kurverform? Von meinem eher aus der Elektronik als der Musik stammenden Verständnis eines Modularsystems ist ein VCO der Lieferant für das musikalische "Ausgangsmaterial" im Sinne der verschiedenen Signalformen, seine Qualitätskriterien sind Stimmstabilität, Linearität (bzw. gutes Einhalten der 1V/Oct. Charakteristik), Anzahl der Signalformen und vielleicht noch Zusatzfunktionen wie Sync, mehrere Steuereingänge usw.

VCA- und ADSR- Module sind relativ unspektakuläre Dinger die halt einfach tun was sie sollen. Und den eigentlichen Charakter oder "Sound" bekommt das Signal durch den/die Filter und die Modulationen.

Betrachtet man nur die nackten VCOs kommt da z.B. Sinus, Rechteck oder Sägezahn raus. Was unbearbeitet eben so klingt wie Sinus, Rechteck und Sägezahn nunmal klingt. Und das sollte bei verschiedenen VCOs bei gleicher Amplitude und Frequenz eigentlich nicht zu unterscheiden sein! (...???)

Stimmt das so oder übersehe ich etwas wichtiges? Wäre damit zu erklären warum Doepfer so viele Filter aber nur sehr wenige VCOs anbietet?

Danke für Eure Meinungen - t2s
 
Jeder VCO produziert die Schwingungsformen unterschiedlich und nie sind sie exakt das, was man mathematisch darunter verstehen würde. Also weichen VCOs durchaus klanlich voneinander ab.
 
vco s klingen alle unterschiedlich ist auch geschmackssache, serienstreuung,
analog , digital usw, die vielfalt vom doepfer filter angebot hängt , so denke ich, eher von
der nachfrage ab. ich benutze auch gerne mehrere unterschiedliche filter gleichzeitig.
 
Ein perfekt erzeugter Sägezahn muß nicht besser klingen, als ein leicht
"angebogener". Geschmackssache.
 
swissdoc hat es schon auf den Punkt gebracht. Real existierender Sinus≠real existierender Sinus.
Ausserdem sei noch auf das krass unterschiedliche Syncverhalten (sowohl bei Hard- als auch bei Softsync) von Dreieck- und Sägezahnbasierten Oszillatorkernen hingewiesen.
Wenn man nun zum Syncverhalten des Kerns noch die subtilen Abweichungen der VCO Wellenformen vom jeweiligen Ideal hinzunimmt, ist das Endergebnis im Klang sehr "relevant" unterschiedlich.

Zur Veranschaulichung des Syncverhaltens bei Sägezahn und Dreiecksbasiertem Oszillatorkern:



Und wenn jetzt noch unterschiedliches Ansprechen auf lineare Frequenz, exponentielle Frequenz, -modulation, Phasenmodulation etc hinzukommt, ist der Unterschied zwischen zwei Oszillatoren bei gleicher Ausgangswellenform sehr groß.

Zur Bemerkung VCAs und ADSRs seien "unspektakuläre Dinger die einfach tun was sie sollen", würde ich nur gerne anmerken, dass diese Funktionsblöcke (vor allem die VCAs) meiner Meinung nach häufig unterschätzt werden, vor allem bei einem eher einseitigen Musikverständnis in Bezug auf Klangsynthese. Die VCAs im Minimoog Modell D sind/waren maßgeblich klangbildend für den Modell D Klang, obwohl sie für den Anwender 'unsichtbare' Funktionsblöcke sind. Und wegen genau dieser Unsichtbarkeit wurde immer gesagt, das Filter im Modell D sei das wichtigste Element.
Natürlich ist das Filter wichtig für den Klang, aber ohne die Ungenauigkeiten in den OTAs und VCAs, oder ohne die Geschwindigkeit/Kennlinie der ADSRs wäre der Minimoog Klang nicht das was er ist (siehe Klangunterschied Modell D<>Voyager, diskreter und integrierter VCA Aufbau).
 
Danke für die interessanten Infos, das leuchtet alles sehr ein. Insbesonders auch die Bemerkungen zu VCAs und ADSRs, die habe ich scheinbar unterschätzt. Habe bisher nur Dauersignale mit konstanter Frequenz und Amplitude verglich, konkret Rechteck und Sägezahn von MS-20, A-110 und einem Funktionsgenerator. Ohne irgendwelche Sync oder Modulation - daß damit dann beliebige Unterschiede aufkommen ist mir klar. Aber beim statischen Ton klingen die für mich völlig gleich und auf dem Scope ist auch kein großer Unterschied zu sehen. Jeder Millimeter an irgendeinem Poti eines beliebigen Filters hat jedenfalls mehr "Klang"-Einfluss als die Hin- und Herschalterei zwischen diesen drei Rechteck/Sägezahnquellen. Denke mal, beim immer irgendwie "nichtideal" hergestellten Sinus könnten eher hörbare Unterschiede durch die verwendete Schaltungstechnik entstehen, bei symetrischem Recheck ist dagegen wenig Variation zu erwarten.

Mal schauen was sich noch ergibt... t2s
 
Ich habe mal ein paar Wellenformen auf dem Oszilloskop dargestellt und einige Bildschirmfotos gemacht:

http://s111.photobucket.com/user/dualmo ... 0Waveforms

Quellen:

Moog Source (post Filter, Cutoff 100%, Reso 0%)
Moog Little Phatty (post Filter, Cutoff 100%, Reso 0%)
Moog Voyager (pre Filter)
Korg MS-10 (post Filter, Cutoff 100%, Reso 0%)
Cwejman S1MKII
MakeNoise DPO

Hier einige Auszüge:
Korg MS-10 Sägezahn (haha, wohl mal ein Service fällig):




S1MKII (grün)/DPO VCO A (rot) Sägezähne, sehr schön hier zu sehen: der typische Unterschied zwischen Dreieck- (DPO) und Sägezahnkernoszillator (S1MKII):




Little Phatty Pulse 50%:




Moog Source Pulse 50%:




S1MKII (grün)/DPO VCO A (rot) Sinus:

 
Ich tendiere seit Jahren dazu VCO's zu mögen, die auf einem Triangle-Core basieren. z.b. Wiard, Buchla, AFG von Livewire und Bubblesound. Ausnahme: Doepfer High-End-VCO. Sägezahn-Core VCO's mag ich meistens nicht so (z.b. Pittsburgh, Blacet, Oakley....). Der Malekko-bzw. Richter-VCO ist übrigens Sägezahn-Core (der Anti-VCO ist aber Tri-Core).
 
Das sind ja üble Kurven, dualmono ;-). Beim MS-20 vermute ich einen erheblichen Einfluss durch das Filter, auch wenn es auf neutral gestellt wird. Bei mir sieht das direkt am VCO-Ausgang auf der Platine abgenommen deutlich besser aus. Beim A-110 sind Rechteck und Sägezahn wie aus dem Lehrbuch abgemalt, der Sinus ist deutlich "überrundet" und das Dreiecksignal hat eine Spitze beim Maximum, die aber im direkten Vergleich mit dem Funktionsgenerator keinen (für mich) hörbaren Effekt hat. Poste demnächst auch mal Fotos, das gestaltet sich wegen meinem ollen Röhrenoszi nur etwas umständlich... t2s
 


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