Der Künstler bleibt das ungeliebte Kind der Massen

Also Herr Threadstarter "Kill yourself" ist eine Auszeichnung! Und "...gegen jede Form von etablierter Musik vorgehen...", also "Kill your Idols" ( sorry Aphex Twin ), ist jetzt nicht so neu, aber immerhin ein bewährtes Konzept. Und Ruhm und Ehre sollten da erstmal keine Rolle spielen. Scheiss auf Talent. Der Aufstieg auf'm Affenfelsen kommt dann von selber mit der Hartnäckigkeit. Aber unterwegs , sollte man sich den Spaß nicht nehmen lassen...
 
Vielleicht ist es für unsere Unterhaltung hier hilfreich, sich mit einer unabdingbaren Voraussetzung einer Künstlerexistenz zu beschäftigen: der Kreativität. Beim Versuch, über den Rand unseres musikalischen Suppentellers zu schauen, stieß ich auf diese Worte von Jan Philipp Reemtsma, die sich mit wenig Mühe auf Musik übertragen lassen:

Kreativität sei nicht "jene Form von Produktivität, die gelernt werden kann und auf diese Weise Variationen bereits bekannten darstellenden Umgangs mit der Welt liefert". Kreativität sei "die menschliche, aber nur wenigen Menschen eigene Fähigkeit, zuvor Ungesehenes zu sehen und in von anderen rezipierbare Form zu bringen: So in Form zu bringen, daß das betreffende Werk für uns unverzichtbar wird, daß wir unser Weltverständnis für defizitär halten müßten, mangelte uns dieser spezielle in ihm uns möglich gewordene Blick."

(Jan Philipp Reemtsma: "Über Arno Schmidt. Vermessungen eines poetischen Terrains." Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2006. S. 79)

Ein sehr hoher Maßstab, zugegeben, aber das muss ja nichts Schlechtes sein.

EDIT: Tippfehlerkorrektur.
 
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Der Künstler bleibt das ungeliebte Kind der Massen? Warum so negativ? Ich denke, wer bei "allen" Personen ankommt, der muss sich viel mehr Gedanken machen. Diese Berufsgruppe genießt dennoch oftmals trotzdem hohe Anerkennung.
 
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Wer aktuell die Anna-Lena Sache anschaut http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=69548 findet etwas, was es schon immer gab, ich postete es im zweiten Beitrag auch - manche können damit nichts anfangen und AFX steht eben für kantige Dinge. Der Rest steht oben - und ich denke es ist nichts weiter als das - bin sicher, dass es früher wie heute auch Gruppen von Leuten gibt, die bestimmte Musik oder Künstler niemals sehen oder hören wollen oder wer tanzen will will halt keinen Freejazz im Club etc.

Musik ist was für bestimmte Gruppen, die da jetzt drauf resonieren.

Ich finde, dass viele Musiker durchaus hochgeschätzt sind, egal ob es AFX, Stockhausen oder andere "andersdenker" sind. Manchen wird es auch trotz des Erfolges schwer fallen, James Last, Tiesto, Jarre oder wen auch immer zu akzeptieren. Auch wenn alle diese Namen höchstbekannt sind und damit mehr Zustimmung haben als sehr kantige Acts, mit ebenfalls hoher Reputation in bestimmten Kreisen - wie Jazz, Elektronik, whatever…

Stimme also dem Klangreisenden auch zu.
 
Ein Zitat...

When a record company makes a mistake, the artist pays for it. When the artist makes a mistake, the artist pays for it.

— Robert Fripp


Recht hat er...


small-robert-fripp.png
 
Wenn es einem ernst ist, muss man sich einen Freiraum schaffen, damit sich die Kreativität entfalten kann. Sklaverei gehört nicht zur Definition von Kunst.
 
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Sklaverei gehört nicht zur Definition von Kunst.
Doch. Abends, nach der langen dämlichen Pflückerei auf dem Baumwollfeld, sitzen wir
Schwarzwälder auf der Veranda unserer halb zerfallenen Holzhütte und machen echten
erstklassigen Blues. Das ist wahre Kunst! Es lebe die Sklaverei!

"Yeah, my Little red Booster..."
 
Sklaverei gehört nicht zur Definition von Kunst.
Doch. Abends, nach der langen dämlichen Pflückerei auf dem Baumwollfeld, sitzen wir
Schwarzwälder auf der Veranda unserer halb zerfallenen Holzhütte und machen echten
erstklassigen Blues. Das ist wahre Kunst! Es lebe die Sklaverei!

"Yeah, my Little red Booster..."
Im modernen Kommerzdschungel führt Sklaverei gegenüber Arbeitgebern und Plattenfirmen meistens eher dazu, Zugeständnisse zu machen. Das gehört nicht zur Definition von Kunst. Es ist richtig: Aus der Unterdrückung heraus haben sich Stilarten des Jazz, des Blues entwickelt. Das ist aber dann eben bei schwarzen Musikern authentischer und tiefgehender, weil auch die Pein, die damit verbunden war, Teil ihre Geschichte ist und zu ihnen und ihren Vorfahren gehört und sie das in sich tragen. Wenn hingegen Weiße sich beispielsweise an Blues versuchen, wirkt das nicht selten bemüht. Mein Fazit: Wer sich an seiner eigenen Erfahrungswelt orientiert, kann meistens eher substanziell agieren.
 
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Aha...wenn ein "schwarzer" Blues oder Jazz spielt ist das also authentischer und tiefgehender...Was wäre denn für einen "weißen" authentisch? Country oder Schlager? Techno?

Edit : Ich habs, es ist Marschmusik
 
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Aha...wenn ein "schwarzer" Blues oder Jazz spielt ist das also authentischer und tiefgehender...Was wäre denn für einen "weißen" authentisch? Country oder Schlager? Techno?

So werden manche Experten argumentieren. Klassik nach Bauart und dem Vorbild der europäischen Meister der letzten Jahrhunderte würde demnach wohl auch dazu zählen und angeführt werden. Authentisch wäre beispielsweise dabei ebenfalls die elektronisch erzeugte Volksmusik aus dem Rhein-Ruhrgebiet.
 


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