Deutschland sucht den Supersynth

Zotterl schrieb:
Noch ne Vision, die sich jetzt schon abzeichnet:
Ausgehend davon, das der Trend weitergeht, dass Hard-/Software immer ausgefeilter
wird und auch weniger Begabte recht gute Ergebnisse hinkriegen, werden auch immer
weniger Menschen in der Lage sein, sogen. gute von schlechter Musik zu unterscheiden.

(jetzt kommt bestimmt die Frage, was ist gute und was ist schlechte Musik)

Welche Folgen hat das?
Interessant ist ja die Vorstellung, dass die "weniger Begabten" dann vielleicht gar keine so schlechte Musik machen. Vieles ist "soziale Übereinkunft", da streitet jede Generation dann wieder neu mit ihrer Nachfolgegeneration (Wagner/Bruckner, Strawinsky, Jazzgedudel, Beatles und andere, Techno - gab immer die gleichen Auseinandersetzungen, die man im Nachhinein doch eher belächelt.)
Andreas
 
AndreasKrebs schrieb:
Interessant ist ja die Vorstellung, dass die "weniger Begabten" dann vielleicht gar keine so schlechte Musik machen.
Nun ja, diese "gar keine so schlechte Musik" macht ja dann eher die visionäre Hard/Software.
Der Anwender ist dann eher...nun...eben eher Anwender, denn Musiker.

Oder reicht etwa die Aussage "Hauptsache es gefällt! Es muß kein Studierter sein, der die
Musik kreiert hat"?
 
AndreasKrebs schrieb:
Zotterl schrieb:
Noch ne Vision, die sich jetzt schon abzeichnet:
Ausgehend davon, das der Trend weitergeht, dass Hard-/Software immer ausgefeilter
wird und auch weniger Begabte recht gute Ergebnisse hinkriegen, werden auch immer
weniger Menschen in der Lage sein, sogen. gute von schlechter Musik zu unterscheiden.

(jetzt kommt bestimmt die Frage, was ist gute und was ist schlechte Musik)

Welche Folgen hat das?
Interessant ist ja die Vorstellung, dass die "weniger Begabten" dann vielleicht gar keine so schlechte Musik machen. Vieles ist "soziale Übereinkunft", da streitet jede Generation dann wieder neu mit ihrer Nachfolgegeneration (Wagner/Bruckner, Strawinsky, Jazzgedudel, Beatles und andere, Techno - gab immer die gleichen Auseinandersetzungen, die man im Nachhinein doch eher belächelt.)
Andreas

und jedes mal schliesst sich der kreis von neuem..es bleibt ein kreis.
 
Zotterl schrieb:
AndreasKrebs schrieb:
Interessant ist ja die Vorstellung, dass die "weniger Begabten" dann vielleicht gar keine so schlechte Musik machen.
Nun ja, diese "gar keine so schlechte Musik" macht ja dann eher die visionäre Hard/Software.
Der Anwender ist dann eher...nun...eben eher Anwender, denn Musiker.

Oder reicht etwa die Aussage "Hauptsache es gefällt! Es muß kein Studierter sein, der die
Musik kreiert hat"?
Das, was ein Bruckner "handwerklich" beim Komponieren gemacht hat ist deutlich unterschiedlich zu dem, was ein Stockhausen handwerklich gemacht hat oder die Herren Beatles (oder wer auch immer, dem man nun das Prädikat "Musiker" zugestehen möchte). Wie und wer das Ding kreiert, ist dann eigentlich egal, oder?
Andreas
 
Sehr interessanter Artikel, wenn auch für meine Bedürfnisse da etwas arg viel "gejammert" wird (z.B. über die mangelnde Präsenz der EM) und die eine oder andere Argumentationskette nicht überzeugt (die Passage, in der es um "Durchsetzen" von Ideen in den Naturwissenschaften vs. in kulturellen Domänen geht ist schon etwas platt).
Andreas
 
Roland SH-101 schrieb:
und jedes mal schliesst sich der kreis von neuem..es bleibt ein kreis.

vielleicht ist es auch nur eine spirale von vorn betrachtet :waaas:

erkenntniss hat man, wenn man den blick leicht zu neigen beginnt :floet:

p.s. und ein wenig zeit verstreichen lässt :opa:
 
soundmunich schrieb:
Und ich kene immer mehr Leute, meist jüngere, die halt den Stift nicht einsetzen können für eine Performance oder sowas. Es geht hierbei nicht darum, dies zu bewerten. Es ist aber schon nicht selten. Und vielleicht entwickeln die ja Lust daran, eine andere Sache auszuprobieren, vielleicht auch eine die deutlich weiter geht als "nur" einen normalen Stift aufzuwerten.

Und ich kenne immer mehr Leute, meist jüngere, die halt den Mund nicht richtig einsetzen können für eine Performance oder sowas. Es geht hierbei nicht darum, dies zu bewerten. Es ist aber schon nicht selten. Und vielleicht entwickeln die ja Lust daran, eine andere Sprache auszuprobieren, vielleicht auch eine die deutlich weiter geht als "nur" seinen normalen Mund aufzuwerten.

Damit Platz für frische Gedanken geschaffen wird. Im Kreislauf den irgendwie fast jeder hat: alte gelernt Dinge in Frage zu stellen und um dabei seine eigene Identität finden zu wollen.
Und nicht zu selten stellt man dabei fest, das die "alten" schon wussten was sie taten und vieles schon mal gedacht bzw durchdacht und vorallem wirklich gut so war. (vielleicht auch nur für die damalige Zeit... doch auch dokmen sollten sich mitentwickeln dürfen :floet: )

musik hatte irgendwie schon immer einen gesellschaftlichen sinn verankert in ritualen :opa:
 
Zotterl schrieb:
Gab ja schon Experimente in diese Richtung: Gedankenströme zu kontrollieren
und diese dann in Musik umzusetzen. Ergebnis? Naja, noch flau.
Die Kunst liegt u. a. auch darin - wie oben schon bemerkt wurde - die eigenen
Gedanken zu beherrschen/kontrollieren ;-)
wie langweilig, nix mehr mit falschem sound geladen, falsches kabel reingesteckt, falscher port ...
 
Ein paar Prognosen meinerseits:

Die Elektronik-Revolution, in der sich arhythmische, disharmonische, allen Regeln von Kompositions- und Harmonielehre widersetzende Musik, gespielt von dedizierten Sequencern und auf alternativen Controllern, wird sich nicht durchsetzen. Das wird Musik von Freaks für Freaks bleiben, derweil die großen Acts weiterhin Tanzflächenerfolge mit Four-to-the-Floor und dergleichen bauen. Es wird immer einen neuen House, einen neuen Goa, einen neuen Dubstep geben.

Ebenso unausrottbar: der Live-Covermucker. Fragt sich, was der spielt. Yamaha wird weiterhin rein samplebasierte Workstations an eine konservativere oder die Einfachheit liebende Kundschaft (plus Tausende Endorser) verkaufen. Korg wird weiter auf Multisynthese und Plugins setzen, da wird die Luft dann angsam dünn, siehe weiter unten. Roland wird nach weiteren an den Zielgruppen vorbeigeplanten Fiaskogeräten die große Workstation zu Grabe tragen.

Statt dessen werden sich Geräte durchsetzen, die schlicht und ergreifend Docks sind für iPhone oder iPad (glaubt man nich, daß da jemals was anderes als iOS unterstützt wird), auf denen entsprechende Apps laufen. Damit entfällt in ein, zwei Jahren die Frage, wohin mit dem Laptop auf der Bühne, weil Laptops auf der Bühne aussterben werden, weil sich alle iPads in ihre Keyboards rammen. Auch Hardware-Plugingeschichten (Noah, Plugiator, V-Machine, Receptor) sind damit hinfällig, ohne daß irgendwo ein Klapprechner stehen muß. In ein paar Jahren laufen auf dem iPad auch Sachen wie Komplete oder Live. Workstationtaugliche Docking-Keyboards werden dann, ausgestattet mit Transporttasten und einem aufstellbaren statt eingelassenen Dock, den großen Arrangern bei Alleinunterhaltern den Rang ablaufen. Gefährlich wird's, wenn's Streamingangebote für MIDI-Files gibt.

Stichwort Software: Hier werden vermeintlich oder tatsächlich neue Syntheseformen auftauchen, aber Exoten bleiben. Indie-Schmieden wie Xils werden weiterhin ungeklonte Analogklassiker als Software klonen. Vielleicht werden Analogorgeln der 70er (also ungleich Vox Continental und Farfisa Compact) als neue zu emulierende Kultgeräte entdeckt.

A propos, ich rechne damit, daß Modulhersteller weiterhin fleißig Einzelteile analog-diskret-spannungsgesteuerter Klassiker in 3HE-Format abbauen werden. Irgendwann wird es billiger sein, sich einen VCS3-Klon aus Nachbaumodulen im Euroformat zu bauen, als the real deal zu kaufen. Gut, einen VCS3 nicht gerade, da achtet EMS-Rehberg genau drauf, daß den keiner klont...

Eventuell wird Korg als einziger Japaner weiter an Analogsachen arbeiten. Wie es generell mit Echtanalogen außerhalb von Modularsystemen weitergeht, ist schwer zu sagen, etwa ob es da einen ähnlichen Boom bei speicherbaren Polyphonen geben wird wie seinerzeit bei VAs, und wer alles daran teilnehmen wird.

Den reinen VA gibt's ja kaum noch, jedenfalls nicht in höheren Preisklassen. Da entwickeln sie sich mehr und mehr zur EWS mit Wavetables und Samples und allem. Der Trend wird weitergehen, aber nicht zum Vorteil der klassischen analogen Synthese, also nicht das Bekenntnis zur großen Vintage-Filterauswahl wie bei Alesis, Arturia oder beim Moogfilter im Virus.

MIDI wird weiterhin existieren, weil zum einen niemand ein Nachfolgesystem als freien Standard etablieren wird und zum anderen das ganze Prinzip noch nicht zu Grabe getragen werden kann. Irgendwas gibt's immer, wo CV/Gate/Sync, USB, Firewire und $ProprietäreLösungEinesHerstellers nicht greifen.
 
Zotterl schrieb:
Zukunftsvisionen?

Was glaubt Ihr: wie sieht die Zukunft des Synthesizers aus?
Wird der Trend der Software-Synths weiterentwickelt in eine Art Cloud-Synth?
Also statt Standalone-Software auf Eurem Rechner dann Zugriff per Netz auf
einen großen Host; z. B. mit Pads; gegen Gebühr?
Dieser hätte dann das Rundumsorglosprogramm mit allen möglichen Synthesearten.

Oder alles Blödsinn, Rückkehr und/oder Weiterentwicklung zur Hardware? Also die
üblichen Retro-Wellen.
Hierzu fällt mir die „CD-fällt-weg-2012“-Diskussion ein. Wird es genügend Fans geben,
die die Hardware „mittragen“?

Ich denke, die Spaltung wird immer deutlicher zutage treten: Einerseits die Leute, die sagen "Scheiß auf die Hardware, mir doch egal, wo der Furzsound, den ich mache, herkommt!", und andererseits diejenigen, die niemals auf Hardware verzichten würden. Das wird so sein wie der Unterschied zwischen MP3-Downloadern mit McDonald´s-Downloadgutschein und Hi-End-Klassik-Vinylfetischisten, die niemals auch nur eine CD ins Haus holen würden.

Dieses Szenarium mit der Internetcloud halte ich für nicht unwahrscheinlich, obwohl ich denke, daß die Leute dann vor lauter Optionen nicht mehr zum Muiskmachen kommen werden. Auch eine Möglichkeit, Kräfte -- kreative und intellektuelle -- zu binden. Andererseits werden diese Spielereien mit irgendwelchen Tamagotchis überhand nehmen, weil sie a) jedem zugänglich und b) darüberhinaus auch noch erschwinglich sind. Das wird eine wahre Flut von Scheinmusikern mit sich bringen, die glauben, sie wären Musiker, bloß, weil sie mit irgendwelchen Apps umgehen können. Das sind dieselben Leute, die glauben, sie wären sportlich oder womöglich sogar Athleten, bloß, weil sie ein Telespiel mit Gymnastikprogramm im Wohnzimmer stehen haben.

Die interessantere Frage wäre, ob durch mehr kreative Möglichkeiten auch tatsächlich der kreative Output angekurbelt wird. Ich halte das für äußerst unwahrscheinlich und halte mich lieber an das Eno-Motto "Begrenzungen zwingen einen dazu, kreativ zu werden." Alles andere wäre ein Ausufern, und irgendwann treibt man auf dem großen weiten Ozean der Entscheidungsmöglichkeiten und weiß gar nicht mehr, was eigentlich der Kurs war...

Stephen
 
ppg360 schrieb:
obwohl ich denke, daß die Leute dann vor lauter Optionen nicht mehr zum Muiskmachen kommen
Andererseits werden diese Spielereien mit irgendwelchen Tamagotchis überhand nehmen,
wahre Flut von Scheinmusikern mit sich bringen,
Diese Dinge zeichnen sich heute schon ab. Ich frage mich jedoch, ob man diese Entwicklung einfach
extrapolieren kann, oder ob es wieder die berühmten "Wild Cards" geben wird. Also nicht vorhersehbare
Entwicklungen, die in eine ganz andere Richtung gehen - sei es technischer oder gesellschaftlicher Natur.
das Eno-Motto "Begrenzungen zwingen einen dazu, kreativ zu werden." Alles andere wäre ein Ausufern, und irgendwann treibt man auf dem großen weiten Ozean der Entscheidungsmöglichkeiten und weiß gar nicht mehr, was eigentlich der Kurs war...
Vorsicht, Eno hat inzwischen Gartenzwergstatus... ;-)
viewtopic.php?f=47&t=63110&hilit=neue+musik+neue&start=50#p653783
 


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