Unsere beste Chance besteht darin, auf Kapitalismus, Technologie und internationale Kooperation zu setzen.
Die Finanzmärkte sind dabei, zu einem mächtigen Hebel beim Umbau der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität zu werden. Es bedarf nicht zuletzt neuer Rechnungslegungsstandards: Investoren müssen geschäftliche Risiken, die aus Klimawandel und verschärftem Klimaschutz resultieren, bewerten können. Dann können sie den gigantischen Investitionsbedarf decken. Technologisch wird der Umstieg auf emissionsarme Verfahren, Produkte und Gebäude vermutlich nicht genügen. Um den Klimawandel tatsächlich zu bremsen, brauchen wir Technologien, die klimaschädliche Gase aus der Atmosphäre extrahieren. Ansätze dazu existieren, allerdings im Miniformat. Bei großtechnischer Umsetzung könnte ein riesiger Markt entstehen, auch für die deutsche Industrie. Schließlich braucht es eine internationale Koalition. Mindestens drei der größten Emittenten müssten dabei sein: die EU, die USA und China. Ein Team um den Ökonomen Gabriel Felbermayr hat einen „Klimaklub“ vorgeschlagen. Dessen Mitglieder sollten sich auf einen gemeinsamen Fahrplan verständigen – und verhindern, dass die Produktion an Standorte mit schwächeren Standards abwandert, indem sie Extrazölle auf schmutzige Importe erheben. Dann hätten andere Länder einen Anreiz ebenfalls beizutreten. Davon sind wir leider weit entfernt. Die EU prüft derzeit, einseitig Klimazölle zu verhängen – was mutmaßlich zu einem teuren Handelskrieg führt. Für eine grün geprägte Wirtschafts- und Außenpolitik gäbe es ein weites Spielfeld. Ein historisches Experiment mit großen Chancen – wenn die Politik effektiv und effizient ist.