evt. Sendeschluss im UKW, Mi, 11.4.2018

NickLimegrove

NickLimegrove

Flexiganer
»GEZ-Skeptiker« oder Freunde des liberalisierten Privatrundfunks wird es sicher wenig tangieren -- für alle anderen vielleicht eine Nachricht von Interesse.

https://www.welt.de/wirtschaft/arti...droht-vielerorts-das-Aus-fuer-UKW-Sender.html

„Bis zu zehn Millionen Hörer könnten schon ab kommendem Mittwoch von einer Abschaltung ihrer UKW-Radiosender betroffen sein“, sagte Media-Broadcast-Chef Wolfgang Breuer im Gespräch mit WELT. Das Unternehmen hat in der Vergangenheit einen Großteil des UKW-Sendebetriebs in Deutschland übernommen, trennt sich nun aber von dem Geschäft.

Grund für den drohenden UKW-Blackout sind unterschiedliche Preisvorstellungen für die Nutzung der UKW-Antennen in Deutschland. Sollte es tatsächlich zur Abschaltung kommen, stünde die Liberalisierung des Radiosendebetriebs vor einem Scherbenhaufen. Denn statt Vielfalt und Wettbewerb herrschte dann erst einmal Stillstand. Das komplizierte Konstrukt, das hinter dem technischen Radiomarkt in Deutschland steht, hätte schlichtweg versagt.

Lange Zeit war der UKW-Sendebetrieb in Deutschland ein Monopolmarkt. Erst betrieben von der Deutschen Post und später von der Deutschen Telekom und ihrer Tochter Media Broadcast, die inzwischen an Freenet verkauft wurde. Der Sendebetrieb wurde von den privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland bezahlt, was für die Betreiber ein lukratives Geschäft war.

Doch vor sechs Jahren hat sich der Gesetzgeber entschieden, den UKW-Markt zu öffnen, dann setzte 2016 die Bundesnetzagentur eine Preisobergrenze für die Nutzung der Antennen fest.

Im Telekommunikationsmarkt hat das gut funktioniert. Konkurrenten müssen heute der Telekom eine behördlich festgelegte Miete für die letzten Meter der Telefonkupferleitung in die Wohnungen zahlen.

[...]

Doch die Freenet-Tochter Media Broadcast sah das UKW-Geschäft auf Grundlage dieses regulierten Preises nicht mehr als lohnend an und verkaufte ihre Antennen Ende des vergangenen Jahres an etwa 30 Unternehmen, darunter auch Finanzinvestoren, die sich ihrerseits allerdings nicht mehr an den regulierten Preis gebunden sehen. Tatsächlich gibt es nun keine Monopolsituation mehr, was eine freie Preisgestaltung möglich macht.

Sollten die Beauftragungen der verbleibenden Programmveranstalter und Sendernetzbetreiber nicht bis zum Wochenende bei Media Broadcast eintreffen, trifft der UKW-Blackout nicht nur die Hörer von NDR in Mecklenburg-Vorpommern, von MDR und Deutschlandradio, sondern auch eine Vielzahl von größeren Privatsendern, deren Sendebetrieb Media Broadcast in der Vergangenheit übernommen hatte, darunter Anbieter wie ffh, Big FM und Radio NRW. Für diese Sender könnte ein Blackout auch wirtschaftlich schmerzhaft werden, da sie keine Gebühreneinnahmen haben und ausschließlich von Werbeeinnahmen leben, die sich nach der Zahl der Zuhörer bemessen.

Der überwiegende Teil der Menschen in Deutschland hört Radio über UKW. Nach Angaben der Landesmedienanstalten sind dies knapp 93 Prozent der Bevölkerung. Nur knapp 16 Prozent sind in der Lage, Radio auch über den digitalen Funk DAB+ zu empfangen. Gut zehn Prozent haben außerdem Zugang zu Internetradiogeräten.
 
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Danke, Privatisierung. So kann man die Analogabschaltung auch forcieren. Der Eigentümer von Media Broadcast war schon vor 20 Jahren, als die Firma noch Debitel oder Freenet oder Mobilcom hieß, unseriös.

So kommt es wegen einem bisschen Profit zum Ende der Ära des mit einfachsten Mitteln und frei empfangbaren Radios. Nachdem schon das Ende der Ära der mit einfachsten mitteln möglichen Telefonie durch All-IP-Anschlüsse beendet wurde ("Tut mir Leid, mein Router spinnt wieder").

Irgendwann ist Krieg, Jahrhunderflut, Bombenfund, Gasleck, Tornadowarnung, Chemieunfall, Unwetter oder was auch immer. Und ausgerechnet die vernünftig gebliebenen Menschen trifft's, die nicht täglich Radio streamen können oder keins von diesem Sinn- und Empfangsbefreiten Radiocomputern für Digitalradio haben wollten, denen die vermeintlichen "Vorteile" egal sind.

Die kleinen Stationen gehen nachhaltig kaputt, da sie sich die Digitalausstrahlung nicht leisten können. Damit wären sie defacto nur noch Internetradiosender – falls das die Werbekunden noch finanzieren wollten.

Nur zur Erinnerung … Digitalradio über DAB gab es schon seit 1987! Es hat in Deutschland nicht sehr gut funktioniert, so dass es bereits abgeschaltet wurde und wir uns seit 2011 im zweiten Versuch mit dem Standard DAB+ befinden. Es hat zwei Jahre gedauert, bis allein alle staatlichen Sendanstalten sich in DAB+ eingeklinkt hatten :D Und heute? Immer noch miserabel, 50% Empfangsabdeckung mit Zimmerantenne! Bei Mediamarkt und Co. stehen Repeater, damit die Radios überhaupt Empfang haben, hihi. :D DAB/DAB+ konnten nur deshalb einen "hohen" Anteil von 10 bis 15% am Radioempfang erlangen, weil es ab und zu vorsorglich im Autoradio oder HiFi-Gerät eingebaut ist.

Hier noch mal zur Erinnerung die Grafik aus der "Welt":
DWO-WI-UKW-Reichweite-ag-jpg.jpg


Danke, aber ich finde UKW besser. Es ist effizient, robust, einfach empfangbar, gut verbreitbar, hat keine unnötigen "Features" und man versteht selbst bei schlechtem Empfang noch was, wo mit Digitalübertratung Artefaktgeblubber oder kompletter Blackout ist.

Tschüß Küchenradio, tschüß Radiowecker, tschüß Badezimmerradio, tschüß Werkstattradio, tschüß originaler Ghettoblaster, tschüß Autoradio und vor allem tschüß ehemals teure HiFi-Anlage – das sind allein meine UKW-Empfänger im täglichen Einsatz.
 
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Gibt es für Freenet eigentlich auch so eine schöne Verballhornung wie Debiltel und Mogelcom? Kritische Infrastruktur sollte in der öffentlichen Hand bleiben, aber der Zug (der auch) ist wohl endgültig abgefahren.
 
Hier noch mal zur Erinnerung die Grafik aus der "Welt":
DWO-WI-UKW-Reichweite-ag-jpg.jpg
Wobei mich hier die Fragestellung interessieren würden.
Wurden die Leute gefragt, wie sie empfangen können oder wie sie's tatsächlich nutzen?

Ich könnte z.B. über Kabel Radio empfangen, nutze das aber nicht.
 
@Eliza: Danke für die Hintergründe. Wenn DAB+ denn flächendeckend funktionieren würde und die Empfangsgeräte Standard und günstig wären, könnte man evt. auf UKW verzichten. Aktuell allerdings kaum.
 
Gibt es für Freenet eigentlich auch so eine schöne Verballhornung wie Debiltel und Mogelcom? Kritische Infrastruktur sollte in der öffentlichen Hand bleiben, aber der Zug (der auch) ist wohl endgültig abgefahren.
Hier in Berlin wurden 2012 die Wasserbetriebe auf Druck der Öffentlichkeit (Volksentscheid) wieder zurückgekauft. Geht also auch andersrum.
 
ich finde es ungeheuerlich das solche Basisinfrastruktur einfach verkauft und privatisiert wird

bei einem eventuellen Megahack der große Teile der Digitaltechnik stören könnte sind wir sicher froh über eine analoge Informationsübermittlungsmöglichkeit
 
wenn irgendwann einmal die Sonne furzt und alle Sateliliten plötzlich weggepustet werden, können wir ja trommeln oder Rauchzeichen geben. Dann geht hier nichts mehr, da kommt nicht mal mehr ein Tropfen Wasser aus der Leitung. Wir können uns mit der App ja eine Kerze anzünden.
 
Cool, ich hab so einen kleines Bluetooth auf UKW-Sender Gerät im Auto, damit bin ich dann bald der Star an jeder Verkehrskreuzung. Dann hören alle mit! Ich glaub ich kauf mir noch einen Verstärker dafür. Piratensender Powerplay. Yeah!

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ich finde es ungeheuerlich das solche Basisinfrastruktur einfach verkauft und privatisiert wird
da wurde eben jahrelang auf die Regierung eingeprügelt, damit privatisiert wird um den Wettbewerb anzukurbeln, damit alles billiger wird
bei einem eventuellen Megahack der große Teile der Digitaltechnik stören könnte sind wir sicher froh über eine analoge Informationsübermittlungsmöglichkeit
keine Angst, in einem UKW Sender stehen auch Computer
 
Als erstens wurde bisher kaum gesagt wer nun Besitzer ist, eh schon der Hammer und dann ist das wieder nur der Druck ihr billgen DAB+ Rotz unter die Leute zu bringen! Was will ich mit DAB bei 80Kbit/s, wo ich selbst im Auto den Unterschied zu UKW höre, ja Halloooo??? Und den Leuten wird noch CD Qualität und sonst was vorgelogen, sowas ist ansich abmahnwürdig. Gegen ein saubers,analoges, unkomprimiertes UKW Signal kommt DAB nicht an, im Netz oder über DVBS sieht die Sache natürlich anders aus. Ich würde jedenfalls kein Geld ausgeben für DAB, meine UKW Radios im Auto und sonst so sind am dudeln,die reichen mir, verbrauchen wenig Strom, haben guten Empfang usw. Wenn sowas parallel läuft habe ich kein Problem mit, wer das haben will solls sich das kaufen, alles andere ist in meinen Augen Abzocke und nur damit noch mehr Sender kommen die eh alles das gleiche dudeln. Normal sollten GEZ Gelder lieber un UHD Testsender oder überhaupt erstmal in eine 1080P infrastrktur der ÖRs investeriert werden, wo es wirklich wichtig wäre, anstatt die bisherige HD Ready 720P Bildqualität! ;-)
 
keine Angst, in einem UKW Sender stehen auch Computer
Man könnte aber einen manipulierten Stream senden, um eine mögliche Schwachstelle in den Decodierungsroutinen der Radiofirmwares auszunutzen. Weiß nicht im Detail wie DAB funktioniert, aber es gibt sicher Sendepakete (ähnlich wie bei DVB) – dann wäre es nicht mal unbedingt nötig, dass der Digitalradiohörer bewusst einen der Sender anwählt :D
 


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