Featuritis

Hallo,

Ich habe die letzten Tage immer wieder sowas gelesen:
  • Nimm lieber eine DAW, die kann das auch
  • Heute braucht kein Mensch mehr Hardware, jeder Computer kann das
  • Kaufe dir lieber Gerät XYZ als Gerät WVU, das kann zusätzlich auch A, B, C und D zum selben Preis.
  • Zu dem Preis müsste das auch noch das und das können
  • usw.
Es geht darin immer wieder um Features. Schon die Stores, wo wir einkaufen sind komplett darauf ausgelegt. Auf den Seiten für ein Produkt gibt es ein zwei Sätze, die sagen, was das ist, und dann kommt erst einmal eine ganz lange Liste, in der alle Features aufgezählt werden. Ich glaube, das ist ein Irrweg bei elektronischen Instrumenten. Das heißt jetzt nicht, dass wir Geräte ohne Features bauen sollten, aber da wird aus Marketinggründen ein großer Vorteil elektronischer Musikinstrumente gegenüber traditionellen Instrumenten nicht ausgespielt: Nämlich die Trennung von Klangerzeugung, die alle Features beherbergt, und der Nutzeroberfläche.

Ein Großteil der Schwierigkeiten, die Menschen mit Musik haben, sind eigentlich gar keine Schwierigkeiten mit Musik, sondern mit Nutzeroberflächen. Man nehme eine Akustikgitarre und betrachte Griffbrett und Saiten als Nutzeroberfläche. Ein Großteil der Zeit zum Üben an der Gitarre hat ganz wenig mit Musik zu tun, sondern nur mit dem beherrschen der Oberfläche. Viele Musiker, die als Virtuosen gefeiert werden, beherrschen eigentlich nur die Oberfläche meisterhaft, musikalisch ist das, was sie machen, eher mittelmäßig.

Bei einer Gitarre kann man die Nutzeroberfläche aber nicht vereinfachen, weil sie zugleich die Klangerzeugung ist. Bei elektronischen Musikinstrumenten fand ich schon immer großartig, dass man Nutzeroberfläche und Klangerzeugung trennen kann. Die Gestaltung des einen wird nicht durch das andere vorgegeben. Ich kann darum Instrumente bauen, die Oberflächen haben, deren Bedienung nicht mehr jahrelang geübt werden muss, um ernstzunehemende Musik zu machen. Der Minimoog war in seiner Zeit beispielsweise so genial, weil er im Verhältnis zu dem, was er kann, eine Oberfläche bietet, die relativ einfach zu erlernen ist. Wer schonmal vor dem Teil oder ähnlichen Synths gesessen hat, weiß welche Spielfreude davon ausgeht, und zwar auch dann, wenn man nicht Klavier spielen kann und die Features limitiert sind.

Leider geht der elektronische Instrumentenbau heute oft in die entgegengesetzte Richtung. Es werden aus Marketinggründen und um möglichst viele Nutzer anzusprechen möglichst viele Features eingebaut. Da die Features heute fast immer in der Software stecken, ist das auch auch ohne große Mehrkosten möglich. Nutzeroberflächen aus hochwertigen Schaltern, Potis, Hebeln und Tasten geschweige denn speziell entwickelten Bedienelementen sind dagegen teuer. Gerade wenn das Gerät in hohen Auflagen hergestellt werden soll wird dieses Verhältnis richtig krass. Wenn ich nämich X Geräte herstelle, dann teilt sich der Preis für das Schreiben der Software durch X. Wenn ich aber ein Poti mehr einbaue, dann multiplizieren sich die Kosten für das Poti mit X. Was das bedeutet, kann man sich mit ein Zahlenbeispielen leicht selbst ausrechnen.

Diese Rechnung ist vermutlich der Grund für den kläglichen Anblick, den elektronische Musikinstrumente heute oft bieten. Ein riesiger Funktionsumfang, mit doppelt und dreifach belegten Tastern, Affenkrallen, verschachtelte Menüs in winzigen Displays, oft darf man sogar nur an Potiachsstummeln drehen, weil es nicht einmal für einen Knopf gereicht hat. Andere Geräte haben verschiedene umschaltbare Modi, in denen die Nutzeroberfläche mal dies und mal das tut, aber nie beides auf einmal.

Jetzt sind wir wieder an dem Punkt, wie bei der Akustikgitarre. Bevor ich mit einem neu gekauften Gerät ernst zu nehmend Musik machen kann, muss ich wieder umständlich den Umgang mit der Nutzeroberfläche erlernen. Besonders bei Groveboxen, die auf dem Markt sind, und die ich selbst besssen habe, ist mir das aufgefallen. Leider wird dadurch wie gesagt Potential verschenkt. Die Trennung von Oberfläche und Klangerzeugung ist ein Potential elektronischer Instrumente, das heute nur ganz wenige Instrumente wirklich ausschöpfen.

Sorry für den langen und enttäuscht klingenden Beitrag, aber das musste mal raus.

Viele Grüße
Martin
 
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+1 für das Finden seines Weges, es ist Geschmackssache. Im Wissen um meinen Unwillen, mich tiefer in Benutzeroberflächen einzugraben als notwendig, greife ich immer zum einfacheren Instrument und werde persönlich mit einem schnell erreichten und in der Regel sehr nutzbaren Sound belohnt. Das kommt allerdings von meiner "Arbeitsmaxime" - der einfachste Weg ist oft die Beste. Aber da greift meine "Featuritis" weiter:

Anstatt ein Instrument als EIN Instrument zu sehen, ist das Studio als Ganzes mein Instrument, schlicht dadurch, dass ähnlich einem Modularsynth alles untereinander patchbar ist soweit mit meinem Budget und Platz bisher zu realisieren.

Ist zwar persönlich nicht mein Traum, eine komplexe Fläche aus einem Hybrid-FM-LA-Modularsystem zu holen, aber ich kann jeden verstehen, der auf die Klangforschung schlicht Bock hat. Der wird dann auch mit dem technischen Äquivalent der Enterprise glücklich.
 
Wenn ich auch viele der Punkte nachvollziehen kann, so brauche ich nur meine Geräte aus den verschiedenen Zeiträumen zu vergleichen, um da durchaus unterschiedliche Dinge zu sehen.

Worst case: Racksynthies TG77 / WSA1 / Roland Rompler JV Serie : sehr komplexe Struktur und nahezu gar keine Bedienelemente, 1 (!) Fader und ein paar Taster. Zeitraum: early to late 90ties
das lässt die meist auch zur Presetschleudern verkommen.
Dagegen ist ein moderner ASM Hydrasynth / Modwave / Summit aus der Neuzeit schon richtig gut zu bedienen. Da kann ich auch mal eben im Prozess einen Sound erstellen, oder anpassen.

Mittelmässig: MPC One / Nautilus / Kurzweil : relativ komplex, wenige Bedienelement, aber immerhin meist ein aussagefähiges Display.

Aber in der Tat nutze auch ich von den vielen Features in den meisten Geräten nur einen Teil. Aber evtl. einen anderen Teil, als die anderen Käufer. Die Features die ich nicht nutze, stören meist nicht.
 
ein großer Vorteil elektronischer Musikinstrumente gegenüber traditionellen Instrumenten nicht ausgespielt: Nämlich die Trennung von Klangerzeugung, die alle Features beherbergt, und der Nutzeroberfläche.
Da stimme ich Dir völlig zu. Deswegen ist mein Lieblings-Synth der Juno6. Weil der nur wenig kann, aber das ordentlich.

Der Erfolg des DX7 aber auch später von Romplern ist darauf zurückzuführen: bei beiden ist der Zugriff auf die Features eigentlich irrelevant. Es gibt einfach Sound-Presets und fertig. Die Leute können sich aufs Musikmachen konzentrieren.

PS: Wenn die Leute - wie oben @maschinenmusik - das Wort "Preset-Schleudern" verächtlich nutzt, dann zeigt es den gleichen "Irrweg": da reden Leute, die nicht am Musikmachen, sondern am Soundschrauben interessiert sind. Wer Musik machen will, muss nicht an Sounds schrauben.
 
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Das kann man unter jeden Beutrag in diesem Forum schreiben und ist natürlich immer wahr 😉
🙃😉
Nicht ganz (klugscheiß ;-) ) - um bei der Gitarre zu bleiben, um Joy Division zu spielen muss ich nicht Dream Theater können und erst Recht brauche ich keinen kochenden Marshall mit eingeschleiftem Ring Modulator.

Form bzw. Feature sollte bei der Kaufentscheidung unbedingt der Funktion folgen, nicht alles ist für alles geeignet - und dann, ja, lernt man die Dinger wie eine Gitarre. Man kann immer über Features schimpfen, wenn man sich nie damit befasst hat, was das Feature eigentlich macht, ist das Feature natürlich unnötig für DEINEN Workflow.
 
Deshalb habe ich meine Gerätschaften mit Bedacht ausgewählt und über die Jahre hinweg aussortiert.

Ableton Live als DAW kann alles, was ich brauche zum Aufnehmen und Arrangieren. Alles in einem Fenster. Genau das Gegenteil von dem, wo ich für Cubase schon einen dritten Monitor gebraucht hätte und dann trotzdem noch alles viel zu überfüllt und erschlagend war.

Meine Hardwaresynths sind alle "vollbeknopft" und können für meine Zwecke ohne Displays und Menüdiving erst mal alles, was ich im ersten Moment brauche zum Klangschrauben. Nicht sofort zugängliche Funktionen, die ich trotzdem öfter brauche, habe ich mir auf Controller oder Knöppe in Live gelegt, z.B. die Osc-FM Depths im Novation Peak. Und wenn es mal sein muß oder ich gerade Bock darauf habe, dann kann ich immer noch voll in die Untiefen der Untermenüs abtauchen oder einen Editor bemühen.

Dieser Weg, oft einfachere Tools zu nutzen, bringt für mich persönlich höheren Nutzen, als tausende von Funktionen, die sich nicht einprägen, die ich nie brauche oder die ich im Bedarfsfall erst mal umständlich suchen muß.

Da muß aber jeder für sich auf seine eigene Weise spinnen.
 
Das kann man unter jeden Beutrag in diesem Forum schreiben und ist natürlich immer wahr 😉
🙃😉

Ja, kann man. Warum ich das hier geschrieben habe hat den Grund, dass du da von "den Menschen" sprichst - dabei aber mutmaßlich dich selbst und deine Erfahrungen meinst.
Generell ist dein zweiter Absatz etwas überheblich, wenn ich das so sagen darf. Hast du sicher nicht so gemeint.
 
Ja, kann man. Warum ich das hier geschrieben habe hat den Grund, dass du da von "den Menschen" sprichst - dabei aber mutmaßlich dich selbst und deine Erfahrungen meinst.
Generell ist dein zweiter Absatz etwas überheblich, wenn ich das so sagen darf. Hast du sicher nicht so gemeint.
Hallo,

ich glaube, du hast dich verlesen. Ich verwendete genau einmal das Wort Mensch, nämlich in "... Schwierigkeiten, die Menschen haben ...". Da ist "die" ein Relativpronomen, das sich auf "Schwierigkeiten" bezieht. Ich sage nicht, dass alle Menschen, oder der Mensch an sich solche Probleme hat. Nichts läge mir ferner, ich mag diese Pauschalisierungen nicht. Das wäre in der Tat überheblich.

Ich spiele übrigens mehrere traditionelle Instrumente und habe auch mehrere Jahre Instrumentenunterricht gegeben. Ich weiß also, was beim Lernen Schwierigkeiten macht. Es ist selten das Musikempfinden sondern die Tücke des Objekts. Genau das ist es , was toll an elektronischen Instrumenten sein kann, sie müssen keine tückischen Objekte sein, wenn man es richtig anstellt.

Viele Grüße
Martin
 
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Ich hab nicht alles durchgelesen, aber: Da muss jeder seinen Weg finden.
schwach! Noch schwächer es auf diese Weise kundzutun und dann noch mitzureden! Und es gibt sogar noch Leute die das lustig finden. ..blöd! Ich finde er hat vom Prinzip her Recht.
Ich finde allerdings daß es gerne noch "doller" sein darf als nur Minimoog um überschaubar zu bleiben, spielpaß zu bieten hat und ne cool bedienbare Oberfläche ist. Ich erwähne die BS2 die
ich spielerisch dem Minimoog immer vorgezogen habe als er noch hier stand weil mir der Minimoog einfach zu begrenzt war.
 
Bei elektronischen Musikinstrumenten fand ich schon immer großartig, dass man Nutzeroberfläche und Klangerzeugung trennen kann. Die Gestaltung des einen wird nicht durch das andere vorgegeben. Ich kann darum Instrumente bauen, die Oberflächen haben, deren Bedienung nicht mehr jahrelang geübt werden muss, um ernstzunehemende Musik zu machen.
Vielleicht kann man unterscheiden zwischen Klang erstellen und Klang spielen. Klang erstellen kommt meiner Meinung nach nicht ohne eine mehr oder weniger komplexe Oberfläche aus.

Was Klang spielen angeht, da bin ich mittlerweile Fan von frei belegbaren Macro Knobs. Auch wenn ich zu 100% ITB unterwegs bin, so könnte ich mir das auch in Hardware vorstellen. Das müssen gar nicht viele Regler/Encoder sein, es geht ja nicht darum den gesamten Synth abzubilden.
 
Den Rev2 möchte ich bei dieser Gelegenheit erwähnen. Hat ne Menge Features! Richtig! Ist aber nix verschachtelt und doppeltbelegt. Der große Unterschied ,und ja...die Industrie wird "uns" in Zukunft Dinge vorsetzen
die nicht viel kosten aber viel können. ...wenn man bereit ist sich mit dem Scheiß rumzuquälen. Das Zeitalter der Hebelchen ,Regler und Knöpfe wird vorbeigehen glaubt mir! Die Industrie ging schonmal in diese Richtung
und wird es wieder tun. All der analoge ,übersichtliche Kram der momentan erscheint wird heiß umkämpft sein in der Zukunft. Mir kann das egal sein, weil ich das wahrscheinlich nicht mehr erleben werde, bzw. als Greis
immer noch meine alten Maschinen ,oder einen Teil davon haben werde. Aber eure Nachkommen werden gezwungen sein Musik machen zu müssen auf Touchscreens. Sie werden in Museen gehen um Regler und Schalter
anfassen zu dürfen (was für uns immer selbstverständlich und schön war)
 
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Das Problem ist, wenn Features eingebaut werden, die nur dazu dienen, die Feature-Liste auf den Produktseiten zu füllen. Das ist leider nicht nur bei Instrumenten so. Wenn ich an unseren alten Honda Jazz von vor über zehn Jahren denke und wie ich über die Anpreisung von zehn Getränkehaltern in einem Fünf-Sitzer gelacht hatte, merke ich auch, dass das schon länger so ist 😅
Aber eine große Menge an Features beispielsweise in einer Groovebox ist ja gewollt. Ich will mit dem Gerät ja unter Umständen auf einer Bühne stehen oder auf der Couch sitzen. Da geht es ja schon darum, möglichst viele Funktionen abzudecken, ohne jetzt eine Masse an Pedals, Synths etc. hinterzuhängen. Und je mehr Features drin sind, umso verschachtelter wird es. Es ist halt auch nur begrenzter Platz für Regler, Schalter etc.. Und dann muss ich mich natürlich auch mehr einarbeiten in so ein Gerät. Das ist halt der Preis für ein komplexeres Gerät.
Der Punkt ist, dass diese Features sinnvoll sein müssen. Die müssen einerseits zu dem Gerätetypen passen und andererseits auch in einer geeigneten Qualität verbaut sein. Ein Sequencer in einem auf Pads spezialisierten Synth wäre jetzt vielleicht kein passendes Feature. Ein Mischpult mit zwanzig verbauten Effekten bringt mir auch nichts, wenn die Effekte so schlecht klingen oder nicht sinnvoll konfigurierbar sind, dass ich nachher sowieso alles mit externen Effekten machen muss.
Es gibt in meinen Augen daher zwei Aspekte. Der eine ist der oben genannter Produkte, deren Features nur dazu gedacht sind, das Typenblatt aufzumöbeln, aber die im Betrieb sinnlos sind, wie du ja geschrieben hast.
Der andere Aspekt ist, dass ein komplexes Gerät Einarbeitung braucht. Es gibt viele Leute, die meinen (ist auch oft (Social-)Media-induziert), dass sie ein hochwertiges Gerät mit vielen Features kaufen und damit dann schnell und professionell abliefern können. Hier fehlt oft die Einsicht, dass ein hochflexibles Gerät halt Einarbeitung braucht.
 
schwach! Noch schwächer es auf diese Weise kundzutun

Möglich. Ich hab nur keine Ahnung, wo diese "Oberflächentheorie" hinauslaufen soll. Für mich ist das einfach Blödsinn.
Gepaart mit Behauptungen wie:
Viele Musiker, die als Virtuosen gefeiert werden, beherrschen eigentlich nur die Oberfläche meisterhaft, musikalisch ist das, was sie machen, eher mittelmäßig.

Mir wird auch einfach zu viel verallgemeinert in dem Sermon. Als ob ALLE Synths kompliziert sind heutzutage.
Es werden einfach Sachen behauptet, die nicht so stimmen. Sowas triggert mich einfach. Sorry.

Eine Gitarre ist eine Gitarre und ein Minimoog ein Minimoog.
Man beherrscht bei einer Gitarre keine Oberfläche. Man kann sie mehr oder weniger gut spielen oder eben nicht.
Bei einem Synth gibt es eine Klaviatur und ein Bedienpanel (von mir aus Oberfläche)
Spielen muss man den auch können. Der Rest ist doch hier tausendmal durchgekaut worden.
Die einen schrauben lieber Sounds, die anderen machen lieber Musik. Und viele so dazwischen.

Musik spielen, Musik Produzieren und Musik komponieren sind dann auch noch mal drei völlig unterschiedliche Sachen.

Ein studierter, virtuoser Posaunist im C-Orchester Meiningen ist genau so Musiker wie der Bettkantenproduzent, der keine Note kann.

––––––––––

Davon mal weg:
Mir ist "einfaches" Gear auch lieber, als zu komplexe Sachen. Ich möchte ein Gerät auch nach zwei Monaten Pause sofort bedienen können.
 
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Ich gehöre auch zu den Leuten, bei denen "Musikmachen" und "Sounds schrauben" zwei weitgehend getrennte Prozesse sind. An einem Tag mache ich das eine, an einem anderen Tag das andere.
Wichtiger (und häufiger) ist aber das Musikmachen.
Featuristis ist insofern weniger ein Problem für mich, weil es mich nicht am Musikmachen hindert.
Das Erlernen eines Synths mit sehr vielen Features fällt mir meistens leicht, weil ich schon so viele gehabt habe. Wenn irgendeine Kiste mich mit ihrem UI abtörnt, stoße ich sie ganz schnell ab.
 
Der Minimoog war in seiner Zeit beispielsweise so genial, weil er im Verhältnis zu dem, was er kann, eine Oberfläche bietet, die relativ einfach zu erlernen ist. Wer schonmal vor dem Teil oder ähnlichen Synths gesessen hat, weiß welche Spielfreude davon ausgeht, und zwar auch dann, wenn man nicht Klavier spielen kann und die Features limitiert sind.

Leider geht der elektronische Instrumentenbau heute oft in die entgegengesetzte Richtung. Es werden aus Marketinggründen und um möglichst viele Nutzer anzusprechen möglichst viele Features eingebaut. Da die Features heute fast immer in der Software stecken, ist das auch auch ohne große Mehrkosten möglich
Mit Hallion 7 kann man sich eigene Bedienoberflächen bauen. Potentiometer kann man platzieren, wohin man will. Ich habe mich nie damit beschäftigt, ich weiß nur dass es möglich ist :D

elektronischer Instrumente, das heute nur ganz wenige Instrumente wirklich ausschöpfen.
Der Sequencial Take 5 hat eine schöne übersichtliche Oberfläche. Da ist nichts verschachtelt und das wirkt auch ästhetischer
 
Als ob ALLE Synths kompliziert sind heutzutage.
Es werden einfach Sachen behauptet, die nicht so stimmen. Sowas triggert mich einfach. Sorry.
darf man nicht so eng sehen. Ich denke er hat es einfach nur überspitzt formuliert weil ja doch schon was dran ist. Die Hersteller sollen
schon wissen daß dem Musikus direktzugriff lieber ist als zuviel Möglichkeiten ineinanderein verschachtelt um Regler zu sparen.
Naja...ich habe es wohl ein ein bißchen zu eng gesehen ungeachtet deiner wirklichen Meinung. Direkte Abweisung und empörtheit wirkt allerdings verdächtig ;-)
Der Herr hat ein anliegen also kann man ja nett darüber diskutieren und Fakten auf den Tisch legen. Dann kann jeder der will etwas lernen. Peace!
 
Dankenswerterweise geht die Tendenz bei vielen Herstellern genau in diese Richtung.
 
Ableton Live als DAW kann alles, was ich brauche zum Aufnehmen und Arrangieren. Alles in einem Fenster. Genau das Gegenteil von dem, wo ich für Cubase schon einen dritten Monitor gebraucht hätte und dann trotzdem noch alles viel zu überfüllt und erschlagend war.

Das kann ich dann wiederum nicht bestätigen aber vermutlich ist das auch einfach Gewöhnung, wenn man 10 Jahre lang Cubase nutzt. Mich nervt es zB, wenn alles in ein Fenster gepresst wird, anstatt es auf zwei zu packen, die ich nach belieben verschieben oder oder in den Hintergrund klicken kann.
 
Ich stell mir grad ein Meeting bei Korg vor, wo sich die Produktmanager und Engineers überlegen, ob sie neben opsix und modwave auch einen DSS-1-nostalgie-clon rausbringen wollen sollen können. Zum gleichen Preispunkt. Natürlich mit Tasten. Ob mini entscheidet der Mobile-Faktor: Im Urlaub am Strand am Korg DSS2 rumbasteln, wäre ne tolle Social-Media-Story für den Bobo oder den Chukoo, oder beide, die sich gerne mal an die kretische Südküste für ein werbefreies Check-up-Video vor die blauen Ägäis – passend zu dem blauen Schriftzug auf dem Gehäuse – fliegen lassen, um an den Knöpfchen rumzuschrauben.

Und sie überlegen, ob der dSS2 auch granular und resampling können soll und 4 analog-Filter hat und 4 Einzelausgänge mit Multimode und natürlich einen Sequencer mit Paralock und Effekten, die modulierbar sind. Vielleicht ist sogar noch ein chaosspad drin, mit dem man 4 Klänge morphen kann. Plus, natürlich, "normalen" PCM-Wellenformen. Man weiß ja nie ob man doch mal Jump damit spielen muss (das kann man mit dem Opsix und dem modwave ja nicht so gut. Anderes "Konzept").

Wer jetzt anfängt zu sabbern, hat Featuritis. Wer den Choppi für 700 Euro besser findet, nicht.
 
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Ich vergaß: Die Bedienung.
Wie gehabt: die kleinsten, billigsten Knöbbches. Etwa soviele, wie auf dem Modwave mit mind. Doppelbelegung und Minidisplay für komfortables Diving im Menü-Mariannengraben. Für bezahlbaren Direktzugriff auf insgesamt 392 Parameter. Ohne Modmatrix mit 93 Zielen. Verbaudichte Knöbbis: 1,2 mal japanische Kleinkinderfingerkuppen. Der eurp. User ist es ja mittlerweile gewöhnt.

Obwohl. Vielleicht bauen sie doch lieber gleich den Fairlight nach.

Ich weiß, ich bin tendenziös. Sorry.
 
aber vermutlich ist das auch einfach Gewöhnung, wenn man 10 Jahre lang Cubase nutzt
Cubase war mein einziger Softwaresequencer seit Atari ST bzw. einzige DAW seit Cubase SX1.0. Ich bin bzw. war Cubase gewöhnt bis Version 8.5, dann wurden es mir einfach zuviel Features und Funktionen, die ich nicht will oder brauche. Alles zu voll und überladen. Bin dann eine Zeit lang zweigleisig gefahren mit Cubase und Live. Langfristig hat dann Live gewonnen. Live kann man übrigens seit vielen Jahren auch mit zwei Fenstern auf zwei Monitoren fahren, wenn man dasn möchte.
 
Hallo,

Ich habe die letzten Tage immer wieder sowas gelesen:
  • Nimm lieber eine DAW, die kann das auch
  • Heute braucht kein Mensch mehr Hardware, jeder Computer kann das

Software hat den großen Vorteil, dass man oft die Benutzeroberfläche umschalten kann. Die Easy Page mit den wichtigsten Elementen und einigen Macros, die andere Ansicht mit dem vollen Umfang.
Da sollte dann eigentlich für jeden was dabei sein. Und bei einer DAW kann man sich ja auch oft nur die Sachen anzeigen lassen, die man wirklich braucht.
 
Vielleicht kann man unterscheiden zwischen Klang erstellen und Klang spielen. Klang erstellen kommt meiner Meinung nach nicht ohne eine mehr oder weniger komplexe Oberfläche aus.

Was Klang spielen angeht, da bin ich mittlerweile Fan von frei belegbaren Macro Knobs. Auch wenn ich zu 100% ITB unterwegs bin, so könnte ich mir das auch in Hardware vorstellen. Das müssen gar nicht viele Regler/Encoder sein, es geht ja nicht darum den gesamten Synth abzubilden.

Korg und Arturia featuren das ja inzwischen auch ziemlich heavy in manchen ihrer Geräte.

Es ist halt die Frage, ob du beim Klang spielen nicht gleichzeitig erstellen möchtest. Wenn ich live mit den Botiques am Circuit arbeite, dann hab ich gerne das komplette Feld vor mir - so n Juno ist da schon recht praktisch ohne grosse Doppelbedienung.

Wenn ich dagegen mit nem Projekt losgehe, das nicht auf Basteln beruht, sondern auf Performance... huiuiui. Makro ist kein Ausdruck mehr, da killt das Steuerset teils Zuweisungen am Controller, nachdem die entsprechende Passage wo man ihn theoretisch benutzen kann, wieder vorbei ist. Und ich denke schon laut drüber nach die Pad-LEDs an den Controllern ebenfalls zu midifizieren, damit in Passagen, wo man da nix kloppen sollte, auch nix leuchtet.
 
Es ist halt die Frage, ob du beim Klang spielen nicht gleichzeitig erstellen möchtest. Wenn ich live mit den Botiques am Circuit arbeite, dann hab ich gerne das komplette Feld vor mir - so n Juno ist da schon recht praktisch ohne grosse Doppelbedienung.
Bei Synths die für sich schon sowas wie ein einziges großes Macro sind, braucht man natürlich keine Macros mehr 🤡
 


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