Das Format ist echt heftig -- ein Schinken, den man nur schwer auf den Knien balancieren kann. Und zwei Spalten, dichtbedruckt, sind schon eine Menge Information, die es zu verarbeiten gilt.
Ich bin froh, daß ich die deutsche Version bestellt habe, denn die ist -- was Rechtschreibung, Interpunktion und vor allem Worttrennung angeht -- eher gren-zwertig. Da hätte ein vernünftiges Lektorat Wunder gewirkt, wäre aber wahrscheinlich 500 Euro unter'm Strich teurer geworden. Man könnte aber sagen, daß Froese nicht nur musikalische Grenzen, sondern auch die der Rechtschreibung sprengen wollte...
Unter diesem Aspekt möchte ich nicht wissen, wie verhackstückelt die englische Fassung wohl sein mag -- zwar soll der muttersprachliche Übersetzer selbst auch wissen, wie ein Synthesiser aussieht, aber darauf gebe ich nichts. Der Übersetzer der Neubauten-Lyrics ist ebenfalls englischer Muttersprachler, der dummerweise nur überhaupt keinen Schimmer von deutscher Idiomatik hat, und genau da liegt die Kuh im Pfeffer und der Hase auf dem Eis...
Was mich bis jetzt irritiert, ist, daß Froese keine Erwähnung findet für seine Wurzeln -- wo komme ich her, wo bin ich großgeworden, was war für mich die Initialzündung, Musik zu machen, warum habe ich Malerei und Bildhauerei studiert, wie kam es zum Kontakt mit Dalì, welche Erfahrungen haben mich geprägt, wie sah mein Leben als Künstler vor TD aus? Eigentlich wichtige Bestandteile einer Autobiographie, weil man solcherlei keinem Außenstehenden zur Interpretation überlassen sollte. Unwichtig scheint es ihm nicht gewesen zu sein, warum sonst sind soviele Kinder- und Jugendfotos im Bildteil zu finden (und verhältnismäßig wenig gear porn)? Interessant auch, daß Jerome weder in den Credits erwähnt wird, noch großartig von ihm die Rede ist im Buch. Franke kommt verhältnismäßig glimpflich davon, scheint selbst aber wohl eine eher spezielle Natur zu sein.
Das Kapitel über die Produktion von Stratosfear erinnerte mich verblüffend an die Produktion meines letzten Albums... dass da am Ende überhaupt etwas zustande gekommen ist, grenzt an ein Wunder.
Unter'm Strich sehe ich jemanden, mit dem ich mehr als nur den Geburtsort unserer Väter (Froese) bzw. Großväter mütterlicherseits (ich) gemeinsam habe -- manche Statements hätten auch von mir stammen können.
Stephen