Markus Berzborn schrieb:
Wer sagt das?
Ich habe neulich noch ein Interview mit Lang Lang gesehen (wobei ich dessen Interpretationen oft eher kritisch sehe, aber technisch hat er schon was drauf), da sagte er, er habe eigentlich nur Glück gehabt mit seiner Karriere, es gebe in China Millionen junger Pianisten, die auch nicht viel schlechter seien als er.
Meinst du das Interview im "Süddeutsche Magazin"?
Das bezog sich darauf, dass es zu viel Konkurrenz unter Klavierspieler in der Welt gibt und war lediglich eine Schätzung.
Das der Klavierverkauf zurückgeht schließe ich aus solchen Schlagzeilen:
-"Deutschlands größter Klavierbauer Schimmel insolvent
5. August. Wieder ist ein deutsches Traditionsunternehmen in Not geraten: Der Klavierbauer Schimmel (Braunschweig) ist zahlungsunfähig. Schuld an der Schieflage des größten Klavierbauers in Deutschland sei die Rezession. Wegen der Wirtschaftskrise seien die Aufträge - vor allem auch ... "
"Bechstein verkauft weniger Klaviere".
"Bösendorfer brechen Klavierverkäufe in den USA weg."
"Klavier wird nach wie vor gespielt, denn wie eine Umfrage der Bertelsmann Stiftung am 30. Juli 2010 ermittelt hat, liegt die Klassik den Deutschen immer noch am Herzen. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 15. Juni 2010 wird sogar die Meinung vertreten, 70 Prozent der Deutschen würden gerne Klavier spielen, wenn sie es denn könnten. Die Grundlage für diesen Wunsch ist die hohe Anerkennung und Wertschätzung des handwerklichen Könnens. Denn Können ist und bleibt das Ergebnis von investierter Zeit und Energie. Um eine konkrete Zahl zu nennen: Man spricht von einem Könner bzw. Meister, wenn er sich mindestens 10.000 Stunden mit seinem Thema praktisch auseinander gesetzt hat.
Trotz dieser hohen Anerkennung gegenüber den Künstlern ist die Nachfrage an klassicher Musik auf CD und DVD rückläufig. Zum einen mag dafür die Tatsache verantwortlich sein, dass sich der gesamte Markt für CD und DVD dank der Streaming-Möglichkeiten aus dem Internet auf dem Abwärtstrend befindet. Aber auch die Schnelligkeit der Globalisierung trägt ganz wesentlich zu der veränderten Einstellung gegenüber der Klassik bei. Wie ich weiter unten erläutern werde, liegt hierin eine Chance für die Klassik, nämlich den regionalen Bezug und somit die Wurzeln zur Heimat zu stärken.
Letztendlich sind auch die klassischen Konzerte von der innerhalb kürzester Zeit verloren gegangenen Wertschätzung der eigenen Kultur betroffen. Im Publikum mangelt es daher an jungen Klassik-Fans. Gegen diesen Trend arbeiten bislang nur wenige Konzertveranstalter sowie Musiker erfolgreich: Hervorzuheben sind hier die Berliner Philharmoniker mit einer ganzen Reihe von interessanten Projekten unter dem Stichwort Education sowie der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim mit seiner Idee vom Musikkindergarten, die sich bereits als neues Angebot in vielen Gemeinden etabliert hat. Insgesamt steckt die klassische Musik in der Zukunftskrise. Den Abwärtstrend bestätigen die neusten Zahlen der deutschen Klavierhersteller:
* Die Produktionszahlen sind weiterhin rückläufig.
* Die deutschen Hersteller verkaufen in Deutschland hauptsächlich Zweit- und Drittmarken Made in China.
* 65 Prozent der in Deutschland hergestellten Klaviere und Flügel werden im Ausland gekauft.
Kann sich die deutsche Klavierindustrie gegen den Untergang noch wehren, oder sind die Signale aus der Klavierbranche lediglich ein Satz eines Requiems, das durch den Konzertsaal der Deutschland AG donnert? Wie glaubwürdig sind die neuen Konzepte, wenn erfolgreiche Partner wie Yamaha bei Schimmel aussteigen? Wo sind die Hoffnungen geblieben, auf der Klaviatur des Weltmarktes mitspielen zu können? "