Immerhin 403 Mitglieder tummeln sich im "Friesennerze und Regenkleidung"-Club, wo die "Freunde dieser ›eigentlich normalen Kleidung‹" unverblümt zur Sache kommen: "Berichtet Eure Gefühle beim Tragen, Eure Erlebnisse und stellt ein paar Bilder in die Galerie…" So intensiv, wie die Gefühle beim Tragen von Regenmänteln normalerweise sind, so rege und aktiv ist hier auch das Clubleben. Die Mitglieder tauschen unablässig Adressen von Bezugsquellen aus, z.B. für Regenmäntel in angesagten Farben, die man nach übereinstimmender Meinung am besten unter
www.friesenkaufhaus.de bezieht. Doch sie erkundigen sich auch nach Terminen für Fetisch-Partys ("Am liebsten eine im Freien, damit ich unter meinem Friesennerz mit Gummimaske nicht so schwitze") und berichten von frappierenden Glückseinkäufen ("Habe vor 3 Wochen einen weißen Nerz bei Sport-Karstadt in Kiel erstanden"), wenn sie nicht gerade versuchen, einander bei der Suche zu helfen ("Für schweres Ölzeug habe ich aber auch keinen Tip").
In der Friesennerz-Szene ist man deutlich anspruchsvoller als bei den Faltenröcken und gibt sich mit Katalogbildern nicht mehr zufrieden: "Endlich mal ein normales Mädel, das Spaß an erotischer Kleidung hat, und nicht so ein Model, das eh nichts mit unserem Fetisch am Hut hat…", freut sich Clubleiter Chris über neue Fotobeiträge. Doch bei den Friesennerz-Liebhabern werden nicht nur Bilder von Szene-Göttinnen wie "Kapuzengirl (20)" getauscht, man wagt auch den Schritt hin zu wirklichen Kontakten! "Welches nette Girl oder Frau hätte Lust, mit mir (34, m, Rhein-Main-Gebiet) in Nylon gehüllt durch den Regen zu spazieren?" fragt beispielsweise knebel_2000, während sich axel_oil erst einmal ordnungsgemäß vorstellt: "Am liebsten trage ich eine gelbe Latzhose und ziehe eine Regenjacke drüber (z.Z. blau-gelber Friesennerz). Zur Krönung setze ich mir noch manchmal einen Südwester auf, aber der ist doof, weil er zu groß ist."
Berührungsängste kennt man hier jedenfalls nicht. Weder gegenüber "Haushaltshandschuhen" oder der Lack- und Latex-Szene, noch gegenüber wirklich schmutzigen Wünschen wie diesem: "Hallo, ich bin Mitte 30 und würde gerne mal im gelben Friesennerz eine Schlammschlacht machen."
Die Hoffnung nämlich, auch mit den kauzigsten Ansinnen fündig zu werden, beflügelt hier offensichtlich alle Mitglieder. Kein Wunder, wenn einem hier so was widerfahren kann: "Wahnsinn, was ich entdeckt habe: Es gibt ein wirklich nettes und vor allem ehrliches Mädel, das auch gerne unsere Klamotten trägt und sich sogar gerne darin fotografieren läßt." Freilich für fünf Mark pro Foto, aber was soll's: "Ich habe Fotos von ihr in einem süßen Friesennerz bekommen und war super zufrieden…"
Resümee: Ein partnerschaftlicher Club, der seine Mitglieder nicht im Regen stehen läßt. Erste Anzeichen der Professionalisierung sind unverkennbar: Amateurmodels und Versandhandel treten auf den Plan und ergänzen die auf Selbstversorgung basierenden Clubstrukturen. Der Campingplatz unter den Fetischclubs.