Interview mit Raymond Kurzweil

http://www.tvprogramm.sf.tv/details/27a ... 9619276b75

oder als Podcast:

http://podcastsource.sf.tv/nps/23322911 ... u9_mq1.m4v

vor einer Weile las ich mal ein Interview in einer Zeitschrift, und fand Raymond Kurzweil intelligent, zukunftsweisend, aber auch verführt und verblendet durch seinen grossen Intellekt. Ihn nun in diesem TV-Interview zu sehen hat an diesem Eindruck nichts geändert, er scheint mir sogar noch verblendeter als ich dachte. Nur schon seine Behauptung, vor 1000 Jahren (und früher) wären die Menschen nicht älter als 23 geworden, ist fraglich. Offenbar geht er von einer stetigen Entwicklung aus, die meiner Meinung nicht stetig ist. Wenn er noch über Krebsstammzellen fabuliert, wird seine Blindheit gegenüber der Realität ersichtlich. Er ist ein Vertreter einer Denktradition, die mit Technologie und Petrischalen alle Probleme der Welt zu lösen glauben. Auch wenn seine Vorstellungen über künstliche Intelligenz oder biologische Systeme meiner Meinung nach enorm fraglich sind, ist es immerhin interessant, diese Denktradition zu studieren und zu verstehen. Und seine Keyboards und Synthesizer gehören zweifellos zu den besseren Produkte auf dem Markt.
 
Phil999 schrieb:
Auch wenn seine Vorstellungen über künstliche Intelligenz oder biologische Systeme meiner Meinung nach enorm fraglich sind, ist es immerhin interessant, diese Denktradition zu studieren und zu verstehen.
Warum sind seine Vorstellungen enorm fraglich? Vielleicht verstehst Du ihn ja nicht? :)
 
Kurzweils Prophezeiungen bezüglich Nanotechnologie und anderen Späßen haben ein bißchen so den Groove der "im Jahr 2000 wird die Welt untergehen" Wanderprediger - mit umgekehrten Vorzeichen. Die Apokalypten sind aus naheliegenden Gründen auf 2012 und Maja-Kalender umgeschwenkt - Ray aktualisiert seine Thesen auch immer mal, weil manche Dinge halt noch nicht eingetreten sind. Manchmal erinnert er ein bißchen an die zukunfts- und technologiegläubigen Projekte aus den 50ern, wie z.B. den Ford Nucleon mit Kernkraftantrieb :shock: http://en.wikipedia.org/wiki/Ford_Nucleon :shock: Damals fand man Atom ganz toll, die letzten Jahre war´s dann halt Nanotechnologie, von der Kurzweil gerne schwärmt.

"The Age of the Spiritual Machines" hab ich mir vor Jahren mal gegeben, kann ich wärmstens empfehlen. Auch wenn man nicht alles für bare Münze nehmen muss, was da steht, so gibt es doch deutlich mehr Denkanstöße und Ausgangspunkte für eigene Überlegungen als bei vielen anderen Autoren. Aber Kurzweil ist nicht Brian, kein Grund die Sandalen zu heben. Utopien realisieren sich nur teilweise und jede Technologie hat auch ihre Schattenseiten. Deswegen sollte man nicht gleich die Finger davon lassen, aber eine kritische Distanz bewahren.

Die Weltuntergangsfreunde muss man nicht 100%ig beim Wort nehmen, aber wenn sie einen zum Nachdenken über Endlichkeit des Daseins bringen, dann haben sie ihren Zweck erfüllt. Klar kann man auf anderen Wegen zum Nachdenken kommen... es ist einfach ein weiterer Weg, was ich nicht schlecht finde. So geht´s mir auch mit Kurzweil, das is wie mit Beton: Es kommt drauf an, was man draus macht.
 
b166er schrieb:
Manchmal erinnert er ein bißchen an die zukunfts- und technologiegläubigen Projekte aus den 50ern

so ging es mir auch. Das ist genau dieser Spirit: alles ist möglich, und nur eine Frage der Zeit. Kurzweil ist noch ein Relikt aus diesem Denken. Damit will ich seine enormen Leistungen nicht schmälern, die sind Tatsache.

Ich fand noch schade, dass er nicht gefragt wurde, wie er künstliche Intelligenz definiert. Computerbasierte Spracherkennung z.B. ist für mich keine KI oder AI. Nach meiner Definition wird und kann es AI gar nicht geben, denn ich setze voraus, dass ein selbständiger Denkprozess in der Maschine stattfinden muss. Das ist in Computern, Handies, etc., die Kurzweil als Beispiele für AI anführt, nicht der Fall. Wenn man sich die Welt sooo einfach macht mit reduktionistischem Denken, dann ist es wahrlich einfach, die Welt zu erklären.
 
Phil999, ich vermute eher, dass Du noch viel Brot essen musst um Kurzweil zu verstehen. In diesem Forum verstehen viele ja einfache Midi-Controller und deren nicht vorhandene Intelligenz nicht, geschweige denn Ray's Ideen?
 
ich habe nur ein Interview gelesen und diesen Filmbeitrag gesehen. Bücher habe ich keine gelesen von ihm, daher kenne ich sein Werk kaum. Dennoch glaube ich, eine bestimmte Denkart erkannt zu haben in seinen Äusserungen und Mimik.

Was mich stört sind seine Ehrendoktortitel, dass er als Berater in hohen Kreisen wirkt und Vorträge vor staunendem Publikum hält. Es schleicht sich bei mir der Verdacht ein, dass viele Leute sich von seinen bisherigen Leistungen und süffisanten Worten einlullen lassen und gar nicht gross nachdenken, ob das überhaupt alles stimmt, was er sagt. Vieles ist korrekt und auch wertvoll, das stelle ich ja gar nicht in Frage. Doch es kann bei einem hochintelligenten Menschen wie Kurzweil zu einer Art Überheblichkeit führen, wenn niemand auf gleicher Augenhöhe Kritik anbringt. Ich nenne das das "Guru-Syndrom", also wenn der Guru von seinen Jüngern angebetet wird, selbst wenn er schon lange den rechten Pfad verlassen hat. Niemand merkt es, auch der Guru nicht.

Auf manche Fragen scheint er gar nicht nachzudenken, er hat die Antwort schon parat. Eine Antwort, die sich nicht selten gar nicht auf die Frage bezieht, es tönt einfach gebildet und klug, ist es aber nicht unbedingt. Sie ist in gewissen Fällen sogar falsch. Das wird dann aber eben nicht in Frage gestellt, man lässt ihn einfach kritiklos in Ruhe und stellt die nächste Frage. Das ist es, was mich stört. Wenn eine kritische Frage gestellt wird, z.B. in Bezug auf nicht eingetretene Vorhersagen und krasse Fehleinschätzungen, dann weicht er aus und verweist auf die anderen 90% seiner richtigen Vorhersagen. Das beeindruckt sofort, 90% ist ja schliesslich eine formidable Rate, und man lässt den eigentlich interessanten Aspekt einfach liegen.

Was mich gleichzeitig abstösst und fasziniert ist diese Art und Weise, wie unbequeme Themen unter den Teppich gewischt werden und mit "key words", also Schlagwörtern, die Diskussion in sichere Gewässer abgelenkt wird. Das ist nicht nur unwissenschaftlich, das ist Selbsttäuschung und Selbstbeweihräucherung.


Ob ich seine Lieblingsthemen überhaupt nachvollziehen und verstehen kann, das kann ich selber natürlich nicht beurteilen, das können nur Aussenstehende. Ich würde es noch begrüssen, wenn wir einzelne Themen hier aufgreifen und zusammen diskutieren könnten. Das war auch mein ursprüngliches Anliegen mit diesem Thread. Fangen wir mal mit AI an. Was ist in euren Augen Artificial Intelligence, künstliche Intelligenz?
 
Phil999 schrieb:
Auf manche Fragen scheint er gar nicht nachzudenken, er hat die Antwort schon parat. ... verweist auf die anderen 90% seiner richtigen Vorhersagen. Ich würde es noch begrüssen, wenn wir einzelne Themen hier aufgreifen und zusammen diskutieren könnten. Das war auch mein ursprüngliches Anliegen mit diesem Thread. Fangen wir mal mit AI an. Was ist in euren Augen Artificial Intelligence, künstliche Intelligenz?
Na gut, in der Schule bekommt man ab 85% die Schulnote 1, wieso sollte es bei Zukunftsschätzungen anders sein? Was künstliche Intelligenz ist, reichen die Wikipedia Seiten dazu nicht aus? Wenn, dann müsste man schon sehr spezielle Themen aussuchen. Kurzweil hat auf manche Fragen vermutlich deshalb die Antwort schon parat, weil er wohl diese Frage nicht zum ersten mal hört. Im Youtube gibt es aber noch viele andere Videos und Interviews von Kurzweil.

Auf jeden Fall passt Ray Kurzweil zu diesem Forum mit Maschinen und Musik sehr gut hinein, vielleicht am optimalsten! Für Vocoder-Stimmen könnte man sich viele Ideen holen begleitend zu den Electro-Breakbeats.
 
TonE schrieb:
Kurzweil hat auf manche Fragen vermutlich deshalb die Antwort schon parat, weil er wohl diese Frage nicht zum ersten mal hört.

zweifellos, und genau das kann zu Simplifizierungen führen, wenn die Antwort schon vielmals "funktioniert" hat. Das kenne ich von mir selber, und muss mir immer wieder Mühe geben, nicht in einen alten Gedankentrampelpfad zu treten, der eben bei näherer Betrachtung falsch sein kann.

Ich stimme auch zu, dass Kurzweil hervorragend in dieses Forum hier passt. Da wird so ziemlich alles abgedeckt, was uns täglich beschäftigt.

Wikipedia oder ein Kurzweilinterview reicht für mich nicht zum Thema AI. Ich bin von Natur aus nicht einer, der liest, was andere sagen, um es widerzukäuen. Ich stelle lieber meine eigenen Gedanken an, auch für Grundsatzfragen.
 
Man schaue sich mal den Entwurf der aktuellen ROHS Richtlinie zum Thema Nanotechnonogie an.
Abgesehen davon hatten wir schon in den 70gern "Nanotechnologie". Es wurde nur nicht so genannt.
KI ist z.B. im Industriebereich der Automatisierungstechnik so gut wie nicht vertreten. Da laufen nur deterministische Programme durch. Maximal laeuft mal eine Bilderkennung wo ein Muster erkannt wird fuer die Qualitaetssicherung.
Wenn da ein Mensch in den Weg des Roboterarms kommt und die Personenerkennung versagt (bzw. nicht vorhanden ist, muss ja nicht sein bei abgesperrten Bereichen) dann wird der Mensch mitverarbeitet, also punktgeschweisst und ordentlich gestanzt usw. Sehr intelligent!

Intelligenz ist etwas anderes als ein bisschen linearer code der nichtmal dazulernen kann. Das "Anlernen" ansich wird bei den ganzen KI-Diskussionen gerne mal unterschlagen. Die Intelligenz entseht leztenendes nicht kuenstlich bzw. im system selbst. Es sitzt immer einer dahinter des es implementieren und pruefen muss. Die Fehlerwahrscheinlichkeit bei selbstlernenden KI systemen ist in Bezug zu anderen mathematischen Verfahren oft grottig, wenn man nicht sehr viel Aufwand treibt oder die Funktionalitaet soweit abspeckt, dass es auch ein einfacher Algorithmus tut. In den meisten Anwendungsfaellen braucht man ein deterministisches System, und da faellt eine KI die irgendetwas entscheiden koennte aus. Neuronale Netze sind out, um das mal zu konkretisieren. Dafuer gibt es bessere Algorithmen, eigentlich schade, der der Grundansatz ist interessant.
Wir haben heute noch keine "starke" KI, sondern nur bereichsweise menschliche Verhaltensmuster nachimplementiert. Bis jetzt doktoren da sehr viele einzelne Gruppen unvernetzt an irgendwelchen Randproblemen, die mehr oder weniger schache KI Bereiche abdecken. Die "Nuss" ist noch nicht geknackt. So mein Eindruck.
 
Phil999 schrieb:
Ich bin von Natur aus nicht einer, der liest, was andere sagen, um es widerzukäuen.
Wer ist das, im Gegensatz zu Dir? Lesen bedeutet allgemein halt lernen, wer nicht liest lernt auch nicht, ausser Du gehst davon aus, dass Du klüger als alles Geschriebene bist. Lesen und lernen sind auch relativ, auch wenn zwei Personen den gleichen Text lesen, werden sie evtl. nicht alles gleich deuten oder verstehen, es hängt von ihrem Vor- und Grundlagenwissen zu diesen und relevanten Themen ab.

Irgendwie ist mir aufgefallen, dass Kurzweil Synthesizer in diesem Forum eher selten genannt werden, z.B. der K2000. Wie falsch liege ich in dieser Annahme? Wie ist zum Beispiel der Kurzweil K2000 im Vergleich zum JV-2080?
 
C0r€ schrieb:
Die "Nuss" ist noch nicht geknackt. So mein Eindruck.
der Meinung bin ich eben auch. Sogar selbstlernende künstliche Systeme, die ihre Algorithmen durch Sensordaten laufend verbessern, sind nicht intelligent an sich. Es ist kein vergleichbarer Prozess zum menschlichen und tierischen kreativen Denkprozess. Man mag es meinetwegen KI nennen, aber hat mit dem Wort Intelligenz streng genommen nichts zu tun. Ich bin ein furchtbarer Pedant und habe es nicht gerne, wenn Worte nicht korrekt verwendet werden. Solange in Videospielen "KI" vorkommt, ist es mir egal. Aber wenn Akademiker den Begriff nicht korrekt verwenden, dann stört es mich. Das wird dann nachgeplappert und zieht einen ganzen Rattenschwanz von Fehleinschätzungen mit sich, die allen nur Nachteile bringen.

Wer ist das, im Gegensatz zu Dir? Lesen bedeutet allgemein halt lernen, wer nicht liest lernt auch nicht, ausser Du gehst davon aus, dass Du klüger als alles Geschriebene bist. Lesen und lernen sind auch relativ, auch wenn zwei Personen den gleichen Text lesen, werden sie evtl. nicht alles gleich deuten oder verstehen, es hängt von ihrem Vor- und Grundlagenwissen zu diesen und relevanten Themen ab.
da hast Du natürlich recht, ich habe mich da ungeschickt ausgedrückt, und hatte es auf diesen speziellen Fall bezogen. Es ist für mich völlig irrelevant, was im Brockhaus oder in Wikipedia steht über KI, da ich den Begriff wörtlich nehme und somit über genügend Kriterien verfüge, ob eine Maschine intelligent ist oder nicht, und ob maschinelle Intelligenz überhaupt möglich ist.
Allgemein gesehen konsultiere ich selbstverständlich fast täglich Nachschlagewerke und Bücher. Ich will mich weder als klug hinstellen noch den guten Kurzweil zerpflücken. Mich interessieren einfach die Themen, und kritisiere den leichtfertigen Umgang damit.

Kurzweil-Keyboards kenne ich leider noch nicht, scheinbar ist das Midiboard das beste Keyboard mit polyphonem Aftertouch. Bei den anderen Keyboards sollen Klangerzeugung und Samples auch vom Feinsten sein.
 
Kurzweil ist ohne Zweifel ein kluger Kopf, aber seine typisch amerikanische Technikgläügigkeit darf man durchaus kritisieren. Ich habe letztens das Interview auf 3Sat mit ihm gesehen und so manche Gedankengänge fand ich dann doch deutlich zu optimistisch. Beispiel: "Fortschritt kommt immer allen zugute, auch den Armen". Bis jetzt verrecken immer noch ganze Bevölkerungsgruppen in Afrika an HIV, weil sie sich die Medikamente nicht leisten können. Das R. Kurzweil fürs US Militär arbeitet, macht ihn mir auch nicht gerade sympathischer.
 
Neo schrieb:
Beispiel: "Fortschritt kommt immer allen zugute, auch den Armen".
Das würde nur dann stimmen, wenn man für den Fortschritt nicht etwas braucht, was "die Armen" nicht besitzen. Zum Beispiel Geld, Internet, Strom, möglichst hochqualitative Bildung, Gesundheit, Essen. Nach den Grundbedürfnissen wie Gesundheit und Nahrung, wird die Unterscheidungslinie meist durch den Bildungsgrad gezogen, wofür in der Regel Geld der Eltern notwendig ist. Auch hier in Deutschland ändert sich die Situation leider nicht zum Guten.

Aber klar, ansonsten profitieren auch die Armen langsam und indirekt irgendwie vom Fortschritt, aber eben nicht auf die gleiche Weise, solange der Fortschritt nur durch Geld erkauft werden kann. Für einen ganz tollen aktuellen PC muss man ja auch immer mehrfach bezahlen, wie für die Technologie vom Vorjahr.
 
Ich habe mir das Interview auch angesehen. Mir gingen dabei immer wieder Gedanke durch den Kopf wie: Ist das eine Marketing-Sendung für Kurzweil? Wann stellt der Moderator denn die angekündigten kritischen Fragen? Wie kann ein so gebildeter Mann so blauäugig sein (Thema Energieversorgung)? Warum kommen die Risiken der Nanotechnologie so gar nicht ins Gespräch (http://tinyurl.com/ct5gz)?

Der Moderator kam mir oft eher wie ein Stichwortgeber vor, worauf Kurzweil dann sich und seine Produkte preisen konnte. Fast eine Stunde kostenloses Marketing für Kurzweil im schweizerischen Fernsehen. So billig kommt der da nie wieder dran.

Sehr überrascht war ich, als Kurzweil sagte dass Kurzweil Instruments einer japanischen Firma gehöre. Ich nahm immer an, dass Kurzweil einer der wenigen noch amerikanischen Hersteller sei. So kann man sich irren.
 
Tischhupe schrieb:
Wie kann ein so gebildeter Mann so blauäugig sein (Thema Energieversorgung)?
Fast eine Stunde kostenloses Marketing für Kurzweil im schweizerischen Fernsehen. So billig kommt der da nie wieder dran.

Sehr überrascht war ich, als Kurzweil sagte dass Kurzweil Instruments einer japanischen Firma gehöre.
Young Chang ist koreanisch. Energieversorgung und Blauäugigkeit? Warum, hast Du Kurzweils Aussage überhaupt verstanden? Ausserdem, meinst Du wirklich dass Ray Kurzweil es noch nötig hat irgendwo gross Werbung für seine Produkte zu machen? Die Leute rennen wohl eher ihm hinterher, nicht umgekehrt. Kurzweil hat mehrere Firmen gegründet, und sie später verkauft, um die nächste bahnbrechende Firma zu gründen. Nebenbei hält er wohl Vorträge und berät das US-Militär oder besucht das Schweizer Fernsehen. :) Egal, viel Erfolg in zwei Stunden im Spiel gegen Chile.
 
Vor 25 Jahren saß ich vor einem Rechner mit Monitor, Tastatur und Maus.
Jetzt nach 25 Jahren sitze ich hier immer noch vor einem Rechner mit "Monitor, Tastatur und Maus . :mrgreen:

Vor 25 Jahren gab es fette Analogsyntesizer, die richtig guten Sound gemacht haben.
Jetzt nach 25 Jahren sitze ich hier vor einem VA, der versucht einen Analogsyntesizer zu sein :fawk: .

Das zum Thema der exponentiellen Entwicklung neuer Technologien.
 
es war überdeutlich, dass es kein Streitgespräch werden sollte. Das ist bei "Sternstunde Philosophie" immer der Fall. Man lässt den Gast reden, auch wenn man anderer Meinung ist.
 
Phil999 schrieb:
Man lässt den Gast reden, auch wenn man anderer Meinung ist.
Aber nicht jede Meinung ist gleich viel wert. Auch wenn Millionen ganz anderer Meinung sind, könnten sie alle zusammengezählt evtl. weniger Wert sein als z.B. Kurzweils Meinung, oder früher Galileos oder Kopernikus. Philosophieren kann auch fast jeder, aber wieviel das Ergebnis wert ist, ist wieder eine andere Frage. Zum Beispiel kenne ich Sprachwissenschaftler (oder die sowas studiert haben), die sich so gut wie gar nicht mit Mathematik oder Programmierung auskennen, für mich ist das ein Widerspruch in sich. Auf die Meinung solcher Sprachwissenschaftler kann ich dann gut verzichten - aus meiner Sicht haben sie irgend etwas falsch gemacht.

Ich bin auch der Meinung, dass derjenige der weniger weiss auch weniger reden, dafür umso mehr zuhören sollte, aber auf keinen Fall umgekehrt.
 
Ich fänd´s ja mal ganz hilfreich, wenn die Kurzweiljünger Kritik an ihrem Guru nicht immer nur mit "du verstehst IHN nicht" beantworteten, sondern vielleicht auch mal argumentieren könnten. Bei begrifflichen Unklarheiten wäre es der Diskussion sicherlich auch dienlich, diese aus dem Weg zu räumen, statt andere Leute einfach nur für doof zu erklären.

Danke.
 
b166er schrieb:
Ich fänd´s ja mal ganz hilfreich, wenn die Kurzweiljünger Kritik an ihrem Guru nicht immer nur mit "du verstehst IHN nicht" beantworteten, sondern vielleicht auch mal argumentieren könnten. Bei begrifflichen Unklarheiten wäre es der Diskussion sicherlich auch dienlich, diese aus dem Weg zu räumen, statt andere Leute einfach nur für doof zu erklären.
Ja, sorry, hast schon recht, aber alles zu erklären ist die lange Variante, ich schreibe zumindest kurz die Fakten, damit die andere Seite die Antwort vielleicht selber suchen und finden kann. Wem das Thema dafür zu unwichtig ist, macht dies nicht, und alles ist trotzdem in Ordnung und niemand hat Energie verschwendet. Ich denke heutzutage braucht man im Prinzip nur einen entsprechenden _richtigen_ Hinweis und den Rest sollte die andere Seite selbständig herausfinden können. Ausserdem erklärt das Kurzweil in vielen seiner Videos selbst, immer wieder auf die gleiche Art. Einfach diese Videos anschauen, an der richtigen Stelle, Video stoppen, nachdenken, Video zurückspulen, nochmal anhören, nochmal nachdenken... also nicht zu schnell über die Informationen hinwegspringen wenn etwas evtl. unklar war. Das wären meine Tips zu diesem Thema. Ansonsten nochmal sorry, wenn das zu doof rüberkam, wenn hier jemand doof ist, dann ich selbst. Danke für die Aufmerksamkeit. :)
 
:supi: Freut mich, dass es angekommen ist wie gemeint ! Die Themen, die Ray anreisst, sind ja nicht ohne und lohnen durchaus. Ist aber auch knifflig, immer in die Glaskugel zu schauen. Die Streitereien bzgl. KI haben ja Minsky und Weizenbaum schon mal angefangen, mal kucken ob wir die hier zu Ende bringen :mrgreen:

Exponentielles : ich versuch mal in der obigen Aussage einen Kern Wahrheit zu finden... Man könnte das so verstehen: Die Technologien haben sich vielleicht exponentiell entwickelt (vom Atari zum Quadcore, von der diskreten Analogschaltung zur Simulation derselben), aber das Benutzerinterface kaum und vor allem der Benutzer noch weniger. Was heisst das für die weitere Entwicklung ?

Mir scheint, die technologische Entwicklung hat den Menschen schon länger hinter sich gelassen, die Beherrschbarkeit nimmt in dem Masse ab, wie die Technikfolgen zunehmen. Atomkraft war so ein Thema, dem man schon nicht gerecht wurde. Die irrationale Angst auf der einen Seite, die Märchen von der Sicherheit auf der anderen.

Ich zitier mal das schöne Bild aus La Haine, sinngemäß: "Ein Mann fällt aus dem 80. Stockwerk. Bei jeder Etage, an der er vorbeikommt, denkt er: Bis hierher isses nochmal gutgegangen. Aber es kommt nicht auf den Fall an, sondern auf die Landung." In dem Film ist´s auf die gesellschaftlich soziale Entwicklung bezogen, aber das lässt sich auch ganz gut in dem Thema hier anbringen.
 
dns370 schrieb:
Wer kann da noch reinen Herzens sprechen? ;-)
;-) Stille kann auch schön sein, vor allem in Meetings. Ich hatte mir sogar mal überlegt wie Meetings ablaufen sollten, aber egal das interessiert hier sowieso niemanden.
 
Das eigentliche Problem ist nicht die ungenügende Rechenkapazität, sondern die Komplexität der realen Welt.

Das Gehirn ist beispielsweise nicht nur ein integrierter Schaltkreis, sondern auch eine Chemiefabrik.

Eine Nachbildung des menschlichen Gehirnes müsste also auch im Stande sein, chemische Botenstoffe zu versenden, zu empfangen und verarbeiten zu können. Das wiederum würde als Baumaterial organische Substanzen voraussetzen, womit wir praktisch wieder beim Original angelangt wären. Bis wir jedoch diese ungeheuere Komplexität verstanden haben, geschweige denn nachbauen können, wird mit Sicherheit mehr Zeit vergehen als von Kurzweil prognostiziert.

Wir können froh sein, wenn die Menschheit die nächsten hundert Jahre überlebt.


Was Kurzweil aber zugute gehalten werden muss ist, dass man sich automatisch seine Gedanken macht, warum das nicht stimmen kann…



Ich möchte an dieser Stelle auch noch Jaron Lanier zitieren:

„Dinosaurier wurden nicht so gross wie das Universum, die Arbeit verschwand nicht im Jahre 2000 und die Liebe eroberte nicht alle Menschen im Jahre 1969. Dies waren alles reale Trends, wurden aber entweder unterbrochen, zerbrachen an ihrer eigenen Logik oder wurden von anderen Trends abgelöst oder geschluckt.“
 
warum nicht das Gehirn oder die Seele ins Internet stellen? Zitat aus einem NZZ-Artikel:

Der «Transhumanist» Ray Kurzweil nimmt nach eigenem Bekunden nicht nur ungefähr zweihundert Pillen mit Nahrungsmittel-Ergänzungen täglich ein, er hofft auch, in nicht allzu ferner Zukunft den «Inhalt» seines Gehirns in die computerisierte Wolke des Internets «hochladen» zu können – ein erlösender Upload in die technologische Transzendenz.

Wieder mal ein Beispiel, wie nahe Genie und Wahnsinn sein können. Bei allem Respekt, der Typ ist doch völlig durchgeknallt.

http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/ak ... 04726.html
 
Phil999 schrieb:
warum nicht das Gehirn oder die Seele ins Internet stellen?
Vor einigen Jahren dachten wir auch ähnlich über Videos im Internet, jetzt nicht mehr. Jede neue Erkenntnis ist nicht wieder rückgängig zu machen, jetzt kommt es nur noch auf die Geschwindigkeit neuer Erkenntnisse an. Steht auch schon fest: Exponentiell. Alles was nur an Speicher- und Rechenkapazität scheitert wird früher als später kein Hindernis mehr darstellen. Eine Videoaufnahme ist auch nicht identisch mit der Realität, trotzdem können sie später Zeit- und Raummomente von damals exakt genauso wiedergeben. Hätten wir also eine 3D-Kamera ständig um uns herum (was in alle sechs Richtungen aufnimmt, vorne, hinten, rechts, links, oben, unten), was ständig im Record-Modus läuft, von Tag 1 in unserem Leben bis zum letzten Tag, könnten andere Menschen oder Roboter später diese Videos nachverfolgen, analysieren... sie hätten also die gleiche Information insgesamt. Das wäre dann vermutlich der Inhalt unseres Gehirns wenn man auch die DNA-Informationen dazumischt.
 
Das ganze Künstliche-Intelligenz-Rumgetue erinnert mich stark an den Futurismus am Anfang des 20. Jahrhunderts.

Damals waren es die mechanischen Neuerungen, heute ist es die Informationstechnologie.

Kurzweil propagiert Dinge wie die "Singularity" und die Überwindung des Tods :shock:
total bescheuert, Technologie als Religionsersatz
 


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