† Jóhann Jóhannsson verstorben

serge

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Habe seine Arbeiten seit "IBM 1401, A User’s Manual" (2006), verfolgt und ihn in der Elbphilharmonie einmal live erlebt. Er wurde mit 48 Jahren in seiner Berliner Wohnung tot aufgefunden, die Todesursache ist unklar.

Danke für die Musik!
 
Habe seine Arbeiten seit "IBM 1401, A User’s Manual" (2006), verfolgt und ihn in der Elbphilharmonie einmal live erlebt. Er wurde mit 48 Jahren in seiner Berliner Wohnung tot aufgefunden, die Todesursache ist unklar.

Danke für die Musik!

Ich auch seit 2006 gefolgt, das geht mir gerade sehr nahe. Ruhe in Frieden, Jóhann.
 
Info am Rande: er hatte einen Dekards Dream mit der Seriennummer: 001 für seine arbeit am OST zu Bladerunner 2049 zu dem es aber leider nie kam.
 
Genauer: Jóhannsson wurde vom "Bladerunner 2049" abgezogen. Wieviel er bereits komponiert hatte, ist unklar. Ich bin wahrscheinlich nicht der Einzige, der auf eine Veröffentlichung dieses "Unreleased Soundtrack" gewartet hat.

Die Filmmusikgeschichte bietet ein paar interessante Fälle, in denen ein Komponist die Arbeit begonnen hat, um dann von einem anderem ersetzt zu werden, hier der vielleicht bekannteste:

"2001 – Odyssey im Weltraum": Stanley Kubrick vs. Alex North

So wurde Alex North seinerzeit von Stanley Kubrick beauftragt, die Filmmusik zu "2001 – A Space Odyssey" zu schreiben. North machte sich ans Werk, samt Aufnahmen, nur hatte sich Kubrick mittlerweile derart in seine Auswahl an Originalmusiken verliebt, dass Norths Arbeiten nicht zum Einsatz kamen – wovon North erst erfahren haben soll, als "2001" in die Kinos kam.

Mittlerweile gibt es zwei CD-Releases von Norths Musik, eine von 1997 unter Jerry Goldsmith eingespielt, und eine der Original-Aufnahmen von 1968. Ich habe mal versucht, mir ausgewählte Filmstellen mit der Musik von North anzuhören, aber das war auf mehreren Ebenen ein vergebliches Unterfangen: Zum einen ist es schlicht unmöglich, hinter die bereits gemachte Erfahrung zurückzutreten, "2001" mit dem bekannten Soundtrack bereits gesehen zu haben – ich kann "2001" nicht so sehen, als sähe ich ihn zum ersten Mal, nur eben mit Norths Musik.

Zum anderen muss die Filmmusik von North hinter der von Kubrick ausgewählten Musik zurück bleiben, da erstere eben einfach nur Filmmusik ist, die außerhalb des Films keinerlei Referenzpunkte hat, während letztere zahlreiche kulturelle Anknüpfungspunkte bietet, die weit über den Film hinausgehen: Man nehme nur die Szene, in der zum Walzer "An der schönen blauen Donau" um die Erde kreisende Waffensatelliten zu sehen sind – die Ironie, die sich aus der Gegenüberstellung der Eleganz des Tanzes, der Bewegung der Satelliten im Raum und ihrem Zweck ergibt, kann Norths Musik zu dieser Szene einfach nicht leisten.

Welche Gründe die Produzenten von "Bladerunner 2049" bewogen haben mögen, Jóhannsson durch Zimmer zu ersetzen, was meiner Ansicht nach in einem Soundtrack endete, der über weite Strecken versucht, an Vangelis' Vorlage anzuknüpfen, wissen nur die Götter. Ich hätte zu gerne gehört, was Jóhannsson dazu geschrieben hatte.
 
Das ist ja leider das Problem in allen Soundtrackproduktionen, dass die Produzenten sich zu sehr an die Musik gewöhnen, die man zum schneiden ersteinmal unter den Film legt. So bleiben den Komponisten wenig Möglichkeiten und es begrenzt die Kreativität. Darunter haben alle Komponisten zu leiden.
 
...Welche Gründe die Produzenten von "Bladerunner 2049" bewogen haben mögen, Jóhannsson durch Zimmer zu ersetzen, was meiner Ansicht nach in einem Soundtrack endete, der über weite Strecken versucht, an Vangelis' Vorlage anzuknüpfen, wissen nur die Götter. Ich hätte zu gerne gehört, was Jóhannsson dazu geschrieben hatte.
M. W. waren irgendwo hier im Forum (Blade Runner 2049-Thread?) Links, die zu dieser Musik führten.
WENN es die tatsächlich war, so fand ich die ziemlich öd bzw. nichtssagend.

Die Zimmer-Musik war halt ein Fließbandprodukt; professionell hingerotzt und für den
Durchschnittskinogänger ausreichend.
 
...Welche Gründe die Produzenten von "Bladerunner 2049" bewogen haben mögen, Jóhannsson durch Zimmer zu ersetzen, was meiner Ansicht nach in einem Soundtrack endete, der über weite Strecken versucht, an Vangelis' Vorlage anzuknüpfen, wissen nur die Götter. Ich hätte zu gerne gehört, was Jóhannsson dazu geschrieben hatte.
M. W. waren irgendwo hier im Forum (Blade Runner 2049-Thread?) Links, die zu dieser Musik führten.
WENN es die tatsächlich war, so fand ich die ziemlich öd bzw. nichtssagend.

Die Zimmer-Musik war halt ein Fließbandprodukt; professionell hingerotzt und für den
Durchschnittskinogänger ausreichend.

Nein, das muss was anderes gewesen sein. Diese Stücke von Jóhannsson sind bis dato unveröffentlicht.
 
Danke, @Centurion. Aus dem Artikel:
"Johannsson nahm wegen einer Erkrankung Medikamente. Doch erst eine starke Dosis Kokain ließ seinen Kreislauf zusammenbrechen."
Ein Jammer.

Ich kann nicht anders, als mir im Kopf so eine – sicherlich zu klischee-artige & an der Realität vorbei gehende – Geschichte zusammenzuspinnen, dass er, von Selbstzweifeln befallen, mit dem Druck des Musikgeschäfts nicht klar kam und deshalb zum Kokain griff.
 
[...] "2001 – Odyssey im Weltraum": Stanley Kubrick vs. Alex North [...]

Kubrick scheint das öfter als nur einmal gemacht zu haben: Wendy Carlos komponierte mehr als eine Stunde Musik für "The Shining", von der Kubrick nur die Eröffnungssequenz verwendete. Der Rest verschwand auf immer und ewig ungehört im Giftschrank.

Danke, @Centurion. Aus dem Artikel:
"Johannsson nahm wegen einer Erkrankung Medikamente. Doch erst eine starke Dosis Kokain ließ seinen Kreislauf zusammenbrechen."
Ein Jammer.

Ich kann nicht anders, als mir im Kopf so eine – sicherlich zu klischee-artige & an der Realität vorbei gehende – Geschichte zusammenzuspinnen, dass er, von Selbstzweifeln befallen, mit dem Druck des Musikgeschäfts nicht klar kam und deshalb zum Kokain griff.

“The music business is a cruel and shallow money trench, a long plastic hallway where thieves and pimps run free, and good men die like dogs. There's also a negative side.” ― Hunter S. Thompson

Man sollte immer wissen, worauf man sich einläßt und sich immer die Frage stellen, ob das, was man tut, auch den Preis wert ist, den man am Ende dafür bezahlen muß.

Stephen
 


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