Könnt ihr beim Gehen etwas im Nicht-Schrittempo machen?

P

ps4074iclr

Guest
Eigentlich sollte die Betreffzeile lauten "Why does it hurt when my heart misses the beat" ;-)

Folgendes Phänomen konnte ich beobachten: Wenn ich gehe (also mich zu Fuß fortbewege) ist es mir völlig unmöglich, in einem anderen Tempo als dem Schrittempo zu kauen oder zu singen oder Akkordeon zu spielen. Entweder ich stolpere über meine Füße oder ich "verkaue" oder "versinge" mich oder so. Selbst wenn ich mich extrem konzentriere geht das nicht - zumindest nicht ohne weiteres - es fühlt sich immer so an, als müsste man dazu ewig üben, etwa so wie ein Drummer wochenlang zuhause übt ein 11/12-tel Pattern gleichzeitig mit einem 4/4tel Pattern zu spielen.

Wenn ich mich nicht konzentriere, dann gibts sowas den Lock-In Effekt: Wenn ich Musik spiele oder singe, dann passe ich mein Schrittempo an die Musik an (was bei einem gemeinsamen Sonntagsspaziergang auf meine Mitspazierer manchmal ganz schön viel Hektik erzeugt), wenn ich Kaue, passe ich mein Kautempo an das Schrittempo an.

Ich bin mir sicher, dass ich das "Problem" mit viel Übung lösen könnte (wenngleich mir die Zeit dafür zu schade wäre, denn der Nutzen is ja ziemlich gering...). Jetzt frag ich mich: "Gehts" euch auch so? Oder bin ich behindert?

Und: Wenn es jemandem nicht so geht, also wenn es jetzt hier jemanden gibt, der zB in einem anderen Tempo singen kann als er läuft, dann müsste man das doch auch nutzen können, um zB auf einer Orgel zwei Tempi gleichzeitig zu spielen....
 
Hm?
Ich hätte gedacht Das Du als Klavierspieler das auseinander halten könntest.
Jedenfalls konnte mein Klavierspielerkumpel auch gleich Schlagzeug spielen als er sich das erste mal drangesetzt hat.

Müßten bei Dir nicht die Füße und alle Finger taktmäßig durch das Klaviespielen entkoppelt/entkoppelbar sein?
Oder ist es bei allen Klavierstücken so das sich alle Finger und die Füße immer im gleichen Taktraster bewegen?

Vielleicht ist aber auch nur dein Kiefer noch nicht musikalisch "mitsozialisiert"?



PS: Da gibts doch so schöne Sachen wie:
- Fuß unterm Tisch kreisförmige Bewegungen machen lassen, und auf dem Tisch seinen Namen schreiben. Bei Hirnis schreibt der Fuß den Namen mit...
 
ist denke ich bei praktisch allen Menschen so. Bei mir ist es nicht der mp3-Player, sondern die Musik, die ich eigentlich immer im Kopf habe, wenn ich nicht kognitiv beschäftigt bin.

Akkordeon, das ist eine aussergewöhnliche Beschäftigung beim gehen. Sympathisch.
 
Ja das ist bei mir auch schon immer seit ich denken kann. Ich ertappe mich dabei wie ich beispielsweise zum Tick-Tack der Uhr oder dem Autoblinker Kaugummi kaue oder mit den Fingern klopfe. Selbst Zähneknirchen ergibt bei mir beim laufen einen Beat der zum Schritt passt. Schlagzeug spielen hab ich als Jugendlicher angefangen. Weiß nicht ob es damit etwas zu tun hat und ob es vorher anders war.
 
Xpander-Kumpel schrieb:
Oder ist es bei allen Klavierstücken so das sich alle Finger und die Füße immer im gleichen Taktraster bewegen?

Ja, meistens - wenn nicht immer - spielen Finger und Füße im selben Tempo. Der linke Fuß wippt im Tempo um den Körper in Schwingung zu bringen und dadurch den Rhythmus zu stabilisieren. Der rechte Fuß bedient das Haltepedal und da das ja nur den Sound und das Abklingverhalten von den Tasten verändert, is das auch immer im selben Tempo wie das Zeug was die Hände machen (sehr oft läufts sogar so, dass das Pedal einfach getreten bleibt. Wenn dann eine neue Harmonie kommt, lässt man das Pedal pünktlich zum Anschlag der neuen Harmonie ganz kurz los und lässt den Fuß im darauffolgenden Moment wieder auf das Pedal fallen)

Hab mal ein Jahr lang Kirchenorgel gespielt (eigentlich nur dieses geile Stück von Bach was sicher jeder kennt) und sogar da war's auch so, dass alle drei geführten Linien (rechte Hand, linke Hand, Pedal) im selben Tempo spielten.
 
Phil999 schrieb:
ist denke ich bei praktisch allen Menschen so. Bei mir ist es nicht der mp3-Player, sondern die Musik, die ich eigentlich immer im Kopf habe, wenn ich nicht kognitiv beschäftigt bin.

Ich muss hier leider etwas kleinlich sein, aber deine Formulierung suggeriert, dass die Kopfmusik dein Tempo nicht mehr bestimmt, wenn du anderweitig kognitiv beschäftigt bist. Ist das richtig?

Das würde meine Vermutung stützen, dass das Gehirn sich selbst beschäftigt, wenn man ihm nichts zu tun gibt (Insbesondere wenn sich das Gehirn vorrübergehend für 6-24 Stunden im ungefilterten, hyperaktiven Modus befindet)

Phil999 schrieb:
Akkordeon, das ist eine aussergewöhnliche Beschäftigung beim gehen. Sympathisch.

Es is zwar sehr anstrengend im Gehen zu spielen, aber der Sound is phantastisch! Einerseits der Doppler-Effekt der durchs Rumlaufen kommt und andererseits die Schritte, die dem Sound des Akkordeons so eine fühlbare "Bodenständigkeit" geben .... unglaublich! Ich krieg oft selber ne Gänsehaut davon, weils mich so mitnimmt.


Schön zu hören, dass es offenbar was Fähigkeiten (und nicht mit Behinderung) zu tun hat, ob man zwei Tempi nebenher laufen lassen kann oder nicht.
 
dbra schrieb:
Ich hab das übrigens auch, also mit der Kopfmusik im gleichen Tempo. Scheint nur bei Hochbegabten aufzutreten. :)

Du meinst nur bei Hochbegabten die coole Klamotten tragen, abgefahrene Partys feiern, die heissesten Chicks kennen und an Wände hochklettern können!
 
dbra schrieb:
psicolor schrieb:
Das würde meine Vermutung stützen, dass das Gehirn sich selbst beschäftigt, wenn man ihm nichts zu tun gibt
Da dürftest du zu 100% recht haben. Das heckt immer was aus... :)

Ich hab das übrigens auch, also mit der Kopfmusik im gleichen Tempo. Scheint nur bei Hochbegabten aufzutreten. :)

:tralala: :party:
 
bin drummer mit backroundgesang ... habe also kein problem damit - mag es auch in meiner e-mucke gerne wenn loops "auseinander" laufen - auch meine art zu singen geht eher über die loops hinweg als sich an taktvorgaben zu halten
 
Baoh ich hab letztens ne Band auf ner Jam Session gesehen die so Jazz mäßig abgejammt haben. Ziemlich junge Leuts. So 18 oder so. Da hat jeder eine andere Geschwindigkeit und anderen Song gespielt. Nach 4 Minuten war der Laden leer und alle vor der Tür eine rauchen :mrgreen:

Jeder dachte das sind halt üble Anfänger. Als die Kippen abgeraucht waren musste das Publikum feststellen das die danach perfekt einen eigenen Song gespielt haben.

Will sagen: ich könnte das gar nicht absichtlich konsequent einen anderes Tempo spielen :waaas: Und dann noch 4 Leute mit eigenem Tempo.

Wer weiß - vielleicht ist das die Zukunt ? :lollo:
 
Der Grund, weshalb ich beim Joggen keine Musik hören kann. Da komme ich sofort aus dem Tritt, weil meine Beine das Tempo aufnehmen wollen.
Um so schlimmer die Nummern, die sich dann a-capella und perfekt gebeatmatched ins Ohr schleichen. Eine 25km Runde 'von den blauen Bergen kommen wir' nicht loszuwerden, da möchte man sich am liebsten das Hirn zu Brei schlagen, ich war dabei.
 
Ich kann's problemlos. Beim Klavier- und Schlagzeugspielen "koppeln" sich die Beine irgendwann von den Handbewegungen ab. Wenn ich unterwegs bin, habe ich gerne einen monotron dabei. Bringt mich auch nicht aus dem Tritt.
 
Zaphod schrieb:
Der Grund, weshalb ich beim Joggen keine Musik hören kann. Da komme ich sofort aus dem Tritt, weil meine Beine das Tempo aufnehmen wollen.

Man kann dann schon ein Vielfaches oder 'nen Teiler des anliegenden Rhythmus laufen oder sonst was machen. Passiert das nicht ganz automatisch? Brauch' man doch schon beim tanzen... :shock:
 
psicolor schrieb:
Das würde meine Vermutung stützen, dass das Gehirn sich selbst beschäftigt, wenn man ihm nichts zu tun gibt (Insbesondere wenn sich das Gehirn vorrübergehend für 6-24 Stunden im ungefilterten, hyperaktiven Modus befindet)
das ist jetzt nicht so einfach zu beantworten. Weil diese Sachen eh unbewusst ablaufen. Dass sich das Gehirn selbst beschäftigt, wenn keine Reize oder Aufgaben da sind, ist wohl ziemlich sicher. Interessant dabei ist, dass diese Leistung zwar Energie verbraucht, aber widersprüchlicherweise sehr leicht geht. Wenn Du Dich dafür noch mehr interessierst, studiere mal Hugo Kükelhaus. Gute Ideen zum selber beobachten, und natürlich auch den Menschen tiefer kennenzulernen. Muss aber nicht Kükelhaus sein, Selbstbeobachtung reicht eigentlich völlig. Ein weitreichendes, spannendes Forschungsgebiet.

Viele interessante Inputs hier, das kann man gar nicht in einem Posting abhandeln.

Ich würde sagen, dass die Kopfmusik sich dem Schritttempo anpasst. Also wenn ich von meiner mentalen Jukebox ein Lied abspiele, gleicht es sich dem Schritt an. Was zu unpassenden Slow-down-Effekten führen kann bei Eile, dann lade ich ein schnelleres Stück das besser passt. Aber wie gesagt, das passiert alles im Hintergrund, ohne spezielle Intention, und ich weiss es eigentlich nicht so genau. Da das aber seit Kindheit die Regel ist, kenne ich es etwas. Ist nicht bei jedem Menschen so. Manche sind eher optisch orientiert, andere nehmen Gerüche sehr gut wahr (ich z.B. nicht, bzw. beschränkt), und dann solche die akustisch orientiert sind. Übrigens, links und rechts ist individuell. So wie links- und rechtshändig. Und das ist auch wieder etwas kompliziert, manche Rechtshänder sind in Wahrheit Linkshänder. Der Lakmustest ist, welche Hand oben ist beim klatschen.

Wenn ich über was nachdenke, ist die Jukebox meist aus. Aber eben, da gibt es noch das bekannte Phänomen des parallelen Denkens. Man studiert an einer erlebten Situation rum, und merkt gar nicht, dass da immer noch eine Melodie im Hintergrund läuft und der Schritt taktgenau dazu passt.

Das mit dem Joggen ist interessant. Man sieht ja viele Jogger mit Stöpseln in den Ohren. Ich glaube, das könnte ich nicht. Es muss (Vermutung) sich um nicht akustisch orientierte Menschen handeln.

Jazz macht sich manchmal lustig über geordnete Strukturen der Musik. Daher auch der Name. Jazz oder verjazzt bedeutet nach meiner Meinung eine Weigerung oder Vernachlässigung von Regeln, auch tonal. Die absolute musikalische Freiheit. Jazz eben.

Im Gesang und auch im Perkussiven ist es ähnlich. Eine Verschleppung, ein zu frühes oder zu spätes Einsetzen macht die Sache doch erst richtig interessant! In der Klassik spricht man glaube ich von Synkopen, aber da weiss ich zuwenig davon. Jedenfalls, das aus-dem-Takt-fallen erzeugt eine Spannung, die kompositorisch eher schwierig zu beschreiben ist. Darum ist Jazz oder Freejazz eine Blasphemie der kompositorischen Musik. Verständlich, denn wer Bach hört ist einfach derangiert bei freier und improvisierter Musik.
 
Summa schrieb:
Zaphod schrieb:
Der Grund, weshalb ich beim Joggen keine Musik hören kann. Da komme ich sofort aus dem Tritt, weil meine Beine das Tempo aufnehmen wollen.

Man kann dann schon ein Vielfaches oder 'nen Teiler des anliegenden Rhythmus laufen oder sonst was machen. Passiert das nicht ganz automatisch? Brauch' man doch schon beim tanzen... :shock:

Bei einer leichten Veränderung von plusminus 10bpm pro Song fällt mir kein guter Teiler zum entspannten Tempohalten ein. Und die Pulsuhr liefert dann die Quittung.
Ich würde auch eher zu Gitarrenlärm laufen. Da wird es dann sehr kompliziert für mich. Ich hab das alles probiert, keine Chance.
 
Phil999 schrieb:
Das mit dem Joggen ist interessant. Man sieht ja viele Jogger mit Stöpseln in den Ohren. Ich glaube, das könnte ich nicht. Es muss (Vermutung) sich um nicht akustisch orientierte Menschen handeln.

Ich muss mir viel rhythmus orientierte Musik von der Sorte anhoeren, die mir fuers Wohnzimmer zu eintoenig ist, das mach ich fast nur beim joggen und ueberlege mir nebenbei wie man bestimmte Sounds nachbauen koennte. Das joggen geht im Normalfall ganz von alleine, das Tempo findet sich genau wie beim tanzen...
 
Zaphod schrieb:
Bei einer leichten Veränderung von plusminus 10bpm pro Song fällt mir kein guter Teiler zum entspannten Tempohalten ein. Und die Pulsuhr liefert dann die Quittung.
Ich würde auch eher zu Gitarrenlärm laufen. Da wird es dann sehr kompliziert für mich. Ich hab das alles probiert, keine Chance.

Wenn ich LPs hoere gibts schon Song die ich ueberspringe, weil sie zum joggen zu langsam sind und dann doch eher auf dem Spaziergang nachhause hoere. Ansonsten sollte es schon tanzbares sein das man sich auf den Player packt.
 
Summa schrieb:
Zaphod schrieb:
Bei einer leichten Veränderung von plusminus 10bpm pro Song fällt mir kein guter Teiler zum entspannten Tempohalten ein. Und die Pulsuhr liefert dann die Quittung.
Ich würde auch eher zu Gitarrenlärm laufen. Da wird es dann sehr kompliziert für mich. Ich hab das alles probiert, keine Chance.

Wenn ich LPs hoere gibts schon Song die ich ueberspringe, weil sie zum joggen zu langsam sind und dann doch eher auf dem Spaziergang nachhause hoere. Ansonsten sollte es schon tanzbares sein das man sich auf den Player packt.

ich finde dafür podcasts ideal oder DJ Mixe. zum rad fahren schon +144bpm auf die Ohren :fahrrad:
 
@psicolor: Wie ist das denn, wenn Du Musik "im Inneren" vor Dich hinsingst? Also nur so sich die Musik vorstellen, aber nicht wirklich summen oder so. Ich hab das vorhin in der Mittagspause mit Beethovens 7ter, vierter Satz probiert (die kann ich fast auswendig singen). Das ist zB definitiv zu schnell zum Gehen, und dann kann man sich da viele ritardando Stellen "reinsingen". Aber trotzdem konnte ich wunderbar dazu laufen. Dann hab ich (hoffentlich hats keiner mitbekommen) das gleich mit laut Singen probiert -> kein Chance. Entweder rumstolpern oder Beethoven im Marschtempo.
 
die Polizei
von der SoKo Disko hat mich neulich beim Spazieren geblitzt
und vom Gehweg gezogen
weil ich mehr als 125 bpm im Schritt hatte.
:oops:
oops !
 


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