Ich halte den Fokus auf Innovation bei elektronischen Musikinstrumenten für überholt.
Bei meinem dreitägigen Gang über die diesjährige Superbooth ist mir das sehr deutlich vor Augen geführt worden.
Für mich war die Superbooth voll von Geräten, die neue Lösungen für Probleme bieten, die ich nicht habe, die neuartige Klänge erzeugen, die ich nicht mag, oder die mir eben aus irgendeinem Grund sympathisch sind und in den Kram passen. Und welche das sind, das kann nur ich entscheiden - jemand anders tut das für sich, nach ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten.
Mein Highlight war der Moog Messenger, ein Instument, das genau gar nichts Innovatives bereitstellt. Und der MSF Drop, der auch bloß eine Zusammenstellung altbekannter Prinzipien ist. Und der Lightning von Wildwood Soundworks, ein Sampleplayer/FM-Synth mit Sequencer.
Fazit (MEIN Fazit!): Eine objektive Kritik (im Sinne von "Kriterien erstellen") kann es kaum geben - bzw. es kann sie schon geben, sie würde aber zu nichts führen (das mit der Weltkarte und dem Späti war schon eine gute Analogie).
Instrumente müssen zum Musiker passen, ob sie das nun in puncto Klang, Haptik, Funktionsumfang, Neuartigkeit oder Preis tun. Und je mehr unterschiedliche Instrumente es gibt, desto wahrscheinlicher ist es, dass es zwischen mir und einem von ihnen "klickt".
Als Erstes muss ich wissen, was für Musik ich machen möchte und auf welchem Weg ich das tun möchte - und dabei hilft mir keine Systematisierung, nur eigene Erfahrung.
Innovationen sind für die Hersteller auch mit hohem Risiko behaftet, siehe zum Beispiel Syntonovo mit ihrer revolutionären Tastatur und dem PAN-Synthesizer. Weg vom Fenster, überholt vom Osmose. Oder Korg Berlin mit ihrem akustischen Synthesizer - bis sie den mal fertig haben, wird garantiert irgendwer ein leistungsfähigeres Konkurrenzprodukt vor- und herstellen.
Verständnisfrage:
Was genau ist eigentlich mit "Selbstzweck" gemeint?
Das kann von "l'art pour l'art" bis zum reinen Kommerzprodukt alles sein, was der Hersteller sich vorstellt. Oder der Käufer, noch nicht mal das verstehe ich.
Schöne Grüße
Bert