Das mit Anlassen ist doch eher größtenteils im Reich der Mythen zu verorten. Das stammt zu Teil aus der Zeit von Röhrengeräten und Papierkondensatoren.
Seit etwa Anfang der 80er Jare altern elektronische Bauteile nicht nennenswert bei Nichtbenutzung. Einige wenige altern bei Benutzung (Tantal-Kondensatoren) nennenswert. Das ist aber alles nicht signifikant. Die meisten Defekte elektronischer Bauteile, die man nach 30 /40 Jahren in die Werkstatt bekommt, hätten auch schon 1 Woche nach Auslieferung aus der Fabrik auftreten können.
Der wirkliche Knackpunkt sind elektromechanische Bauteile bzw ihre Kontakte: Buchsen, interne Steckerverbindungen, Schalterkontakte in Schaltern, Tastern und Tastaturen, und Schleiferbahnen in Reglern (Fader/Potis). Diese Bauteil brauchen dringlich regelmäßige Verwendung, denn durch die Verwendung werden sie von Oxidschichten gereinigt und somit funktionsfähig gehalten.
Ein fieses Beispiel für "seltene Nutzung": Ich hatte den Pro-One von Peter Grandl / amazona da. Der hat ihn immer mit den CV/Gate-Buchsen betrieben, die auch perfekt funktionierten. Die Filter-CV-Buchse hat er offensichtlich sehr selten, wenn nicht gar nie benutzt. Ich hab da einmal ein Kabel reingesteckt -> funzt (der extCV-In geht dann statt Keytracking auf das Filter). Kabel wieder rausgezogen -> Keytracking des Filters funktioniert nicht mehr. Was war los? Der Schaltkontakt der Buchse war so korrodiert, dass das einmalige Öffnen des Schaltkontakts dazu geführt hat, dass nach dem wieder Schließen, kein Kontakt mehr gegeben war.
Auch wenn man den Synth selbst ständig nutzt, macht eine selten genutzte Buchse Schwierigkeiten. Ursache und Behebung ist harmlos, aber für den Amateur nicht einfach zu erkennen.
Und wie so oft: Software hat meist eine viel kürzere Verfallszeit als Hardware. Die meisten Standardbauteile von 1970 werden heute noch hergestellt. Versuch mal eine Software von 1997 auf einem aktuellen Rechner zum Laufen zu bringen.