Modulare Kompetenz

Meine Frage als jemand, der auf diesem Feld sowohl ein ungeübtes Ohr hat als auch auf der Ebene des Sachverstands und der eigenen Praxis bezüglich "Modular" nicht reich beschenkt ist, ist folgende: An welchen Kriterien erkennt man den "Könner" am Modularsystem, also damit auch einen guten, womöglich gar von Zufällen befreiten Patch? Woran jemanden, der einfach mal ohne Vorwissen, allenfalls etwas talentiert herumdaddelt? - Wohl gemerkt, mit geht es nicht darum, jemanden schlecht zu machen! Ist es das Dilemma, dass man es nur bewerten kann, wenn man sich damit beschäftigt hat?
Diese Frage ist sicherlich auch allgemein und auf andere (kreative) Betätigungsfelder übertragbar.

Ich stelle ein paar wenige Beispielsequenzen vor, die ich gefunden habe, meine bescheidene Meinung dazu, und bitte auch um eure gefällige Ansicht, Gegenmeinungen sowie möglichst um weitere Beispiele, die die Spreu vom Weizen trennen - sofern man denn es tun möchte.

Bsp. 1

Iftah von Skinnerbox - zwei m.E. sehr musikalische Jungs, die ich auch mal live gehört habe und durchaus schätze.
Ich weiß nicht, ob er sich jemals mit Modularen befasst hat. Mein Gefühl: Es ist nicht schlecht, wirkt aber doch eher nach Zufallsgeschraube, und der zweifellos schöne Buchla fühlt sich unter seinen Fingern noch etwas unwohl. Die anerkennenden Worte, die ihm auf Facebook zuteil werden, fallen eher aus Höflichkeit.

http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v= (ich raffe das mit dem Einbinden nicht, sorry).
ADMIN: den Code kopieren und Youtube drücken, dann paste. NUR den Code wie hier - so sieht das im Editor aus:
Code:
 [Youtube]sBLHfZdl9TA[/Youtube]
(das ist eine von 2 in about:Forum beschriebenen Methoden.

Bsp. 2

mudlogger, hat auf SoundCloud knapp 300 Verfolger.
Meine Meinung: Man findet auf seiner Seite auch richtig krudes Zeug, wo ich mit meiner Beurteilung ins Schwimmen komme (z.B. fürchterliches Quietschen). Dieses Stück aber sagt mir, dass mudlogger weiß, was er tut (wenn er will).

src: http://soundcloud.com/mudlogger/durian-day

Bsp. 3

7thDanSound. Die sphärischen Klänge finde ich durchaus schön. Aber, mit den 7 Dan bin ich mir trotzdem ziemlich unsicher.

src: http://soundcloud.com/7thdansound/291e-scary

Bsp. 4

bartonmusic. Mir sagt das nicht allzu viel. Im Vergleich zu Bsp. 2 für mich ein Qualitätsunterschied.

src: http://soundcloud.com/user7621213/266e-rhythmic-jam

Schließlich Bsp. 5

Pascal. aus Athen. Er deckt ein relativ breites Spektrum ab. Ich glaube, dass er weiß, wovon er spricht und wie er es einsetzen kann.

src: http://soundcloud.com/mododd/sequence

Gruß,
Alexandros
 
Das zu beantworten ist alleine eine Frage der musiklischen Bildung des Zuhörers.
 
Hi Alexandros!

Bei Modular wird der Spieltrieb stark gereizt und gehört meiner Meinung nach auch dazu. Ich möchte keine Wertung über die Schöpfer deiner Beispiele abgeben, doch glaube ich dass sie wissen was sie tun. Ist sicher auch den jeweiligem Ansatz bzw. Soundvorlieben geschuldet. Dazu kommen noch die verwendeten Systeme. Ein normales Synthpatch sollte auch für dich kein Problem darstellen.

Ein Modular ist eine Spielwiese und sollte auch so genutzt werden. Nur auf diesem Wege gelangt man zu neuen Erkenntnissen und kann diese in weiteren Patches einfliessen lassen. Stecken, Schrauben, Spielen!
 
MinorThree schrieb:
...die die Spreu vom Weizen trennen...
Schon wieder solch eine sinnfreie Diskussion. Solange Spreu und Weizen spass mit ihrem Modularsystem haben ist doch alles OK.

Q960 schrieb:
...Ein Modular ist eine Spielwiese und sollte auch so genutzt werden. Nur auf diesem Wege gelangt man zu neuen Erkenntnissen und kann diese in weiteren Patches einfliessen lassen. Stecken, Schrauben, Spielen!
+1
 
Ja, das ist ein berechtigter Einwand, der Ausdruck "Spreu von Weizen" mag etwas überspitzt oder abgenudelt sein, den Gedanken möchte ich aber nicht aufgeben, denn ich gehöre tendenziell zu denen, die finden, dass es (wenn auch in Nischen) quasi objektivierbar Gelungenes und Nicht-so-Gelungenes durchaus gibt und geben sollte, bzw. dass man sich auf entsprechende Merkmale einigt - abseits von jeglichem Spaß, den jemand am eigenen Tun haben mag. Warum applaudieren die Follower zu Duzenden, wenn jemand Bekannteres in der Szene sein neues Quietsch-Schnipsel präsentiert?

Ob die musikalische Bildung des Schaffenden/Zuhörers eine Voraussetzung ist... das ist die Frage. Ich glaube durchaus, dass sie eine wesentliche Rolle spielt. Allerdings: Ich selbst halte mich für musikalisch nicht ungebildet, die modularen Frickeleien sind aber schon ziemlich verwirrend und lösen meist doch Verwunderung aus (vielleicht, weil sie bis jetzt allesamt schlecht waren?). Entweder bin ich noch nicht ausreichend musikalisch gebildet, oder mit fehlt anderweitige Sachkenntnis. :?

Dass die Systeme eine einladende Spielwiese sind, ist mir klar (hab selbst ein kleines Set). Aber durch meine Fragen möchte ich auch v.a. das eigene Schaffen kritisch betrachten. (Nicht, weil ich damit groß rauskommen möchte, sondern aus einem gewissen eigenen Anspruch heraus). Mir geht es auch, aber nicht nur um den "Spaß". "Spaß" ist schon längst selbst zu einem inhaltslosen Allerwelts-Wort geworden.

Vielleicht kann ich auch meine Frage noch nicht so richtig fassen bzw. sollte sie anders formulieren, hehe. Pardon. :agent:
 
MinorThree schrieb:
...Ich selbst halte mich für musikalisch nicht ungebildet, die modularen Frickeleien sind aber schon ziemlich verwirrend und lösen meist doch Verwunderung aus (vielleicht, weil sie bis jetzt allesamt schlecht waren?). Entweder bin ich noch nicht ausreichend musikalisch gebildet, oder mit fehlt anderweitige Sachkenntnis. :?...
Ich hingegen bin musikalisch ziemlich ungebildet - was auch immer "Musikalische Bildung" ist - und dadurch ist meine Kategorisierung sehr einfach: mir gefällt etwas oder nicht. Basta.

Und der Spass am Erzeugen von dem was mir gefällt - ich nenne es bewusst nicht "Musik" - ist für mich keineswegs ein leeres Wort, sondern ein wichtiges Stück Lebensqualität.
 
nanotone schrieb:
Ich hingegen bin musikalisch ziemlich ungebildet - was auch immer "Musikalische Bildung" ist - und dadurch ist meine Kategorisierung sehr einfach: mir gefällt etwas oder nicht. Basta.

Und der Spass am Erzeugen von dem was mir gefällt - ich nenne es bewusst nicht "Musik" - ist für mich keineswegs ein leeres Wort, sondern ein wichtiges Stück Lebensqualität.

Ich glaube, so ganz meinte ich das nicht, wie du es auffasst. Und hm, auch wenn ich dich nicht kenne, und ich möchte dich auch nicht in endlose Nerv-Diskussionen verwickeln: Es könnte aus dem Blauen heraus durchaus bezweifelt werden, dass du musikalisch ziemlich ungebildet bist, und dein Geschmacksurteil wird schon seine Gründe haben.
Und ja, ich zweifle selbst auch daran, ob das, was ich mache, als "Musik" zu bezeichnen wäre. Was ich mache, geht auch für mich (zeitweise) mit einem hohen Maß an Erfüllung einher. Eben deswegen würde es nicht (nur) unter dem Wort "Spaß" subsumieren wollen. Im Gegenteil, manchmal ist der Prozess sogar ganz schön bitter. -- Diesen Maßstab, den möchte ich mir aber gelegentlich auch für die anderen Schaffenden vorenthalten.

Es gibt also im Bereich modularer Synthesizer"musik" keine allgemeinen Erkennungsmerkmale, die auf Expertise schließen lassen, mitunter weil die Systemvielfalt so groß ist. Ich denke jetzt auch an den Thread über die modularen Schmankerl (oder wie er genannt wurde).
 
Ich glaube, mit der Idee der Kompetenz beim Erzeuger eines akustischen Modulardingens wirst Du nicht weit kommen: ähnliche Fragestellungen gibt es ja bei moderner Kunst ("hmm, das kann ich auch, was soll da toll dran sein?"). Da lauert dann auf der anderen Seite die Verehrung der dressierten Äffchen, die irgendwelche Tonleitern in möglichst hoher Geschwindigkeit spielen können (kennt man aus der Gitarren-Ecke bzw. aus größeren Teilen der Klassik-Branche noch etwas ausgeprägter).
Aber eigentlich ist es doch egal, was ein Modularschrauber "kann" (oder nicht), solange ich durch das Ergebnis angesprochen und bereichert werde. Die Qualität eines Stückes lässt sich dadurch zwar nicht "objektiv" feststellen (was eh nicht funktioniert), sondern nur im Kontext der eigenen Bedürfnisse, Erwartungen, usw.
Andreas
 
AndreasKrebs schrieb:
Ich glaube, mit der Idee der Kompetenz beim Erzeuger eines akustischen Modulardingens wirst Du nicht weit kommen: ähnliche Fragestellungen gibt es ja bei moderner Kunst ("hmm, das kann ich auch, was soll da toll dran sein?"). Da lauert dann auf der anderen Seite die Verehrung der dressierten Äffchen, die irgendwelche Tonleitern in möglichst hoher Geschwindigkeit spielen können (kennt man aus der Gitarren-Ecke bzw. aus größeren Teilen der Klassik-Branche noch etwas ausgeprägter).

gitarristen so zu betitulieren ist doch etwas überzogen,und zeugt von dumpfer ignoranz, da sind mitunter auch echte musiker dabei, verehrung hin oder her.....

es gibt ja in der musikalischen welt , die mathematiker, die dir wirklich alles erklären können, also echte könner und spezialisten, finde ich auch bewundernswert,

und diejenigen die einfach im flow drauflosspielen ohne gross nachzudenken und doch faszinierende klangwelten erschaffen...... unterm strich hat kompetenz

etwas von der vermittlung einer begeisterungsfähigkeit zu tun ohne sich selbst zu sehr in den vordergrund zu stellen. allein das liebevolle zusammenstellen

diverser systeme, selbstbau usw ist schon ein teil davon und meiner ansicht nach sehr kompetentes "art" im klassischen sinne.
 
MinorThree schrieb:
An welchen Kriterien erkennt man den "Könner" am Modularsystem, also damit auch einen guten, womöglich gar von Zufällen befreiten Patch?
interessante fragestellung, aber irgendwie auch müssig
also "Könner" und "Zufall" würde ich als erstes nicht gegeneinanderhalten.
..........kann sogar genau ins gegenteil rauslaufen.



MinorThree schrieb:
Woran jemanden, der einfach mal ohne Vorwissen, allenfalls etwas talentiert herumdaddelt? -
ich daddle immer noch nur rum.
einfach nicht ganz ohne vorwissen und mit nem gewissen angeeigeneten talent sozusagen :lol:
das nach 6 jahren des rumpatchens, mit ca. 4000 patchstunden in den ersten 4 jahren
es hört nie auf.
und wenn du meinst du kennst die grenzen dann bringt irgend ein bekloppter ein noch beklopteres modul heraus,
und die ganze suche nach " wie kanns tönen" geht von vorne los.

klangliche spielwiese. wie vom Q960 schon gesagt
wenn man mdoularsynths als das betrachtet wirds als aussenstehender wohl eher nachvollziehbar was abgeht wenn man sich nen synth aufgebaut hat.
Lego
Bilder malen mit frequenzen,
aber erstmal die farben erforschen, rumkleckern,
RUMSAUEN :lollo:
das grosse gemälde malt man dann später ;-)
 
Reproduzierbarkeit von Schaltungen ist ein wichtiger Schritt zur modularen Kompetenz. Ob man durch Zufall, Nachdenken oder Fremdeinfluss auf die Schaltung bzw. den Klang kommt, ist dabei egal. Ob das Ergebnis als Musik oder Lärm empfunden wird, ist ebenso egal. Von einem kompetenten Modularbetreuer erwarte ich mir die Fähigkeit, mal die eigenen Schaltungen zu reproduzieren und in weiterer Hinsicht "fremde dokumentierte Schaltungen" umzusetzen, unabhängig davon mit welchen Tricks eine Schaltung wieder erzeugt wird (Photokamera, Parameter- und Verkabelungsliste, Verständnis, Übung, Intuition, usw.). Weiters sollte natürlich ein kompetenter Modularbetreuer auch über ein Reportoire an unterschiedlicher Klängen und Techniken verfügen.
Also wer nur eine oder zwei Schaltung reproduzieren kann, den würde ich noch nicht als kompetent anerkennen.
 
Modulare Kompetenz misst man in gepatchten Verbindungen pro Minute :selfhammer:

Für mich steht das Werk im Vordergrund, dahinter versteckt sich der Künstler.
Sein Können kann er sich aber sonst wo hinschmieren, wenn entweder der Künstler oder sein Werk scheisse ist.
Zugegeben empfinde ich aber auch schon eine Abneigung gegenüber dem Begriff "Kompetenz".
 
AndreasKrebs schrieb:
Ich glaube, mit der Idee der Kompetenz beim Erzeuger eines akustischen Modulardingens wirst Du nicht weit kommen: ähnliche Fragestellungen gibt es ja bei moderner Kunst ("hmm, das kann ich auch, was soll da toll dran sein?"). Da lauert dann auf der anderen Seite die Verehrung der dressierten Äffchen, die irgendwelche Tonleitern in möglichst hoher Geschwindigkeit spielen können (kennt man aus der Gitarren-Ecke bzw. aus größeren Teilen der Klassik-Branche noch etwas ausgeprägter).
Aber eigentlich ist es doch egal, was ein Modularschrauber "kann" (oder nicht), solange ich durch das Ergebnis angesprochen und bereichert werde. Die Qualität eines Stückes lässt sich dadurch zwar nicht "objektiv" feststellen (was eh nicht funktioniert), sondern nur im Kontext der eigenen Bedürfnisse, Erwartungen, usw.
Andreas

+1


psicolor schrieb:
Für mich steht das Werk im Vordergrund, dahinter versteckt sich der Künstler.
Sein Können kann er sich aber sonst wo hinschmieren, wenn entweder der Künstler oder sein Werk scheisse ist.

+1

(mit ergänzend der optimistischeren lesweise, dass künstler oder werk auch gut sein können... drei töne zu einer guten melodie verknüpft, aber stümperhaft gespielt, sind mir immer lieber als ein technisch gut gespielter, aber schlechter song. ("schlecht" ist hierbei natürlich 100% subjektiv und somit indiskutabel. ;-))


:nihao:
 
lambshain schrieb:
AndreasKrebs schrieb:
Ich glaube, mit der Idee der Kompetenz beim Erzeuger eines akustischen Modulardingens wirst Du nicht weit kommen: ähnliche Fragestellungen gibt es ja bei moderner Kunst ("hmm, das kann ich auch, was soll da toll dran sein?"). Da lauert dann auf der anderen Seite die Verehrung der dressierten Äffchen, die irgendwelche Tonleitern in möglichst hoher Geschwindigkeit spielen können (kennt man aus der Gitarren-Ecke bzw. aus größeren Teilen der Klassik-Branche noch etwas ausgeprägter).
gitarristen so zu betitulieren ist doch etwas überzogen,und zeugt von dumpfer ignoranz, da sind mitunter auch echte musiker dabei, verehrung hin oder her.....

War ja nicht böse gemeint (spiele selbst Gitarre - und sehr gerne), sondern sollte überspitzt sagen: Virtuosität alleine sagt noch gar nichts über den musikalischen Wert / Gehalt (der ist meiner Meinung nach zudem subjektiv) eines Stückes. Manchmal treibt aber die Bewunderung von "Super-Virtuosen" ganz merkwürdige Blüten.
Andreas
 
Ich finde das völlig unwichtig.
Entweder mag ich etwas gerne anhören (auch wenn es nur zufällig entstandenes Gedudel ist) oder ich mag es eben nicht.
Ob der Schöpfer dabei eine hohe musikalische Kompetenz besitzt, ist mir dabei doch völlig schnuppe.
 
Bernie schrieb:
Ich finde das völlig unwichtig.
Entweder mag ich etwas gerne anhören (auch wenn es nur zufällig entstandenes Gedudel ist) oder ich mag es eben nicht.
Ob der Schöpfer dabei eine hohe musikalische Kompetenz besitzt, ist mir dabei doch völlig schnuppe.
+1 :supi:
 
Ich mag kein Gedudels, egal ob zufällig oder nicht, und ich mag auch keine Musik von musikalisch inkompetenten Leuten.
 
MinorThree schrieb:
An welchen Kriterien erkennt man den "Könner" am Modularsystem, also damit auch einen guten, womöglich gar von Zufällen befreiten Patch?...
- Geht es Dir nun eher um die handwerkliche Fähigkeit des Patchens (Patchkompetenz)
oder darum,
- was mit dem Patchergebnis (dem gefundenen Klang) gemacht wird; nennen wir es mal "Musik"?

Sollte es Dir um Letzteres gehen, könnte man das Thema auch auf normale Synths ausweiten
(die man ja auch bedienen muß).
Und: Es gibt Polysynths, die nicht einfacher handzuhaben sind, als so manches Modularsystem.
 
synths.jpg
:mrgreen:
 
@island:
mit den paar Käbelchen am Sequencer ist der aber nicht weit gekommen...
 
Die Antwort auf die Frage, ob jemand kompetent oder inkompetent sei, erfordert - wie bei jeder Frage nach gut und schlecht - die Angabe des Standpunktes des Bewerters. Darüber macht sich hier leider keiner Gedanken: ist der Bewerter Musikrezipient (das ist der Standpunkt den die meisten hier einnehmen) oder ist er Modularsystembediener. Für den ersteren Standpunkt (der mir durchaus nahe läge), ist die technische Bedien-Kompetenz irrelevant - nur das subjektive Gefallen des Ergebnisses zählt.
Für den zweiten Standpunkt finde ich die Aussage: "kompetent ist, wer Patches gezielt und reproduzierbar bauen kann" ganz gut. Ob das aber schon einen Wert an sich darstellt, darf bezweifelt werden. Nur weil jemand Orientierungsvermögen hat und Stadtpläne lesen kann, ist er noch lange kein angenehmer Autofahrer.

Ich habe zwar den Verdacht, dass Du gerne beide Positionen vermengen möchtest, aber Du stellst nicht die entscheidende Frage: "Kommt jemand, der Patches gezielt und reproduzierbar baut, auch zielsicher zu musikalisch gefallenden Ergebnissen?"

Entlarvend sind in dieser Hinsicht vorallem die Soundcloud die Beispiele. Die zeigen, dass da Leute durch bewussten Einsatz bestimmter Module musikalisch stumpfsinniges schönzupolieren versuchen. Das sind musikalisch allesamt belanglose Sequenzen und Rhythmen, die ein modular-synth geübtes Ohr schnell als billiges Drüberbügeln mit Bitcrusher und Ringmodulator entlarvt (ich weiss wovon ich rede: Ich lasse regelmäßig mit einem Bitrman hinter einer TR808 ohne Patternwechsel hartgesottenen Elektromusikhörer die Knie weich werden - sie fallen alle drauf rein. Dabei ist das sooo billig).
Das Youtubebeispiel ist aussagefrei, da es nicht zeigt, ob das, was man da hört willentlich entstand. Die einzige Aussage des Beispiels ist: "der Mensch kann mehrer Stepsequenzer synchronisieren".

Offengestanden, stecken hinter dem Beispiel von 7thdansound noch die interessantesten musikalischen Entwicklungen, und es ist auch am schwierigsten auseinanderzudröseln. Der Einsatz von sehr langsamen Modulationen und des langen Echos scheint mir sehr gelungen, da er auf diese Art in jedem Zyklus einen anderes Element betont.
 
Ich glaube die Schönheit der Musik liegt im Ohr des Zuhörers.

Aus Sicht eines Musikkonsumenten müsste es also gleichgültig sein, mit welcher Kompetenz auch immer organisierte Klänge an einem Modularsystem entstanden sind.

Andererseits glaube ich, dass es sich beim Konsum von Musik ähnlich verhält wie beim Konsum von Drogen: die Wirkung hängt ab von der Substanz (also der Musik), dem Mindset und dem Setting. Somit könnte ein Musikkonsument organisierte Klänge aus einem Modularsystem anderes beurteilen, wenn ihm musikalische Kompetenz wichtig wäre und der Ersteller der Klänge eine solche hätte. Von einem Modularsystembetreiber würden die angegebenen Beispiele sicherlich anders beurteilt werden als von einem "regulären" Musikkonsumenten, weil er vermutlich ein anderes Mindset hat.

Wenn es überhaupt eine relevante Kompetenz in diesem Bereich braucht, dann ist es die Kompetenz die richtige Auswahl treffen zu können. Auch bei völlig randomisierten Klängen aus einem Modularsystem ohne menschlichem Dazutun ist der künstlerische Prozess im Cageschen Sinne die Auswahl, also die Entscheidung den einen oder anderen Schnipsel auf soundcloud oder youtube zu stellen.

Elektronische Musik ist die Volksmusik der Gegenwart, vom Volk, durch das Volk und für das Volk und das ist gut so, wie es auch die vielen Interessenten an diesem schönen Hobby auf diesem Forum beweisen. ("Auf dem Wunschzettel stand ein Sampler drauf, aber Mama und Papa ham' ne Gitarre gekauft"). Ähnlich wie beim Akkordspiel auf der Gitarre kann man mit Elektronik mit wenig Einsatz respektable Ergebnisse erzielen.

Modularsystembesitzer sind eine merkwürdige Subpopulation der generellen Instumentenbesitzer und als solche nicht besonders homogen. Es gibt darunter den Musiker oder den Sammler oder den Elektronikbastler und das ist schön so, denn, wie es an einer Stelle in "I dream of wires" heisst: wenn alle Modularsystembesitzer nur Musiker wären, gäbe es überhaupt keinen vernünftig grossen Markt für die mittlerweile vielen Hersteller von Modulen und Systemen.
 
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man erst, wenn man ca. 10.000 Stunden mit seinem Modular verbracht hat, mit ihm so langsam warm wird. Ich bin Modular-Anfänger und manchmal bekomme ich schon ganz brauchbare Patches innerhalb von Minuten hin und manchmal bekomme ich gar nichts hin. Wichtig ist mir, dass die Stimmung zu meinen anderen Synths passt und nichts aus dem Ruder läuft. Bis ich mich jedoch als kompetenten Modularbesitzer bezeichnen kann läuft noch viel Wasser den Rhein herunter.
 
Worsel schrieb:
Ich glaube die Schönheit der Musik liegt im Ohr des Zuhörers.
Das ist alles schön und richtig, war aber nicht die Frage des Threadstarters. Die Frage war (in meiner Formulierung): Was ist "Kompetenz am Modularsystem" oder "Wie erkenne ich Kompentenz am Modularsystem aus der dort erzeugten Musik"?
 
florian_anwander schrieb:
Worsel schrieb:
Ich glaube die Schönheit der Musik liegt im Ohr des Zuhörers.
Das ist alles schön und richtig, war aber nicht die Frage des Threadstarters. Die Frage war (in meiner Formulierung): Was ist "Kompetenz am Modularsystem" oder "Wie erkenne ich Kompentenz am Modularsystem aus der dort erzeugten Musik"?
Nun ja, aus der Musik auf die Kompetenz des Spielers auf seinem Instrument zu schließen, kann schon teuflisch schwer sein. Oder für manchen auch einfach - he klingt blöd, also: Spieler keine Ahnung (von was auch immer), bzw. he das klingt ganz toll (in welcher hinsicht auch) und das kann Musiker auch schön wichtig erklären, also Genie.
Für mich alles Kappes ;-)
Ahnung von seinem Instruemnt hat ein Musiker, wenn er bewusst Klänge damit erzeugen und reproduzieren kann, je komplexer um so mehr, ob er von Musik Ahnung hat entscheidet der Zuhöhrer (für sich).
 


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