Moog - finden alle toll, weshalb?

Aber schon, wenn wir uns über Dinge wie Ergonomie zu unterhalten beginnen, müssen wir anerkennen, dass verschiedene Menschen darunter gänzlich andere Dinge verstehen – nur ein Beispiel: Was für den einen beim originalgroßen Minimoog ein ergonomisch gelungenes, da großzügiges Layout der Bedienelemente ist, samt der zugehörigen variablen Anordnung von Bedienpanel und Tastatur, mag für jemand anderen eine obszöne Platzverschwendung sein, die mittelbar verantwortlich ist für das vergleichsweise hohe Gewicht des Instruments, dessen magere eine Stimme so im buchstäblichen wie übertragenen Sinne "untragbar" wird.

Der eine spielt den Steinway und hat ihn sich mit zahllosen Nachtschichten hart erarbeitet, und der andere stolpert nur versehentlich drüber und gibt dem Instrument auch noch die Schuld für den Unfall, verklagt dann natürlich den Hersteller und hält obendrein beide für völlig überflüssig. Das ist in diesem Forum strukturbedingt nicht anders zu machen, mit diesem Spektrum muss man leben :)
 
Och man stolpert über so einiges in seinem Leben. :D
Ansich ist ja die frage auch totaler Quatsch. Natürlich finden Moog ja auch nicht alle Toll aber ebend halt viele. Das kann sehr Unterschiedlich sein. Die einen wegen dem Spiel Gefühl und dem Spirit usw. Und die anderen weil Sie damit die Hit's ihrer Jugend verbinden und wieder Andere weil Sie irgendwelche Live Aktionen in irgendwelchen Clubs erlebt haben und von dem Sound total geflasht waren.
Fertig.
 
Innovative Konzepte gab es vereinzelt auch damals schon. W. Palm's PLEX zum Beispiel ist Baujahr 2002.
Die ersten Sachen von Ugo sind auch kaum jünger.
NI Generator, der Vorgänger von Reaktor kam bereits 1996 auf den Markt.
Das fand ich super spannend, so sehr, dass ich irgendwann Hardware wollte in Form des Nord Modulars.
Aber der Plex hatte auf jeden Fall auch einen innovativer Ansatz.
 
Auch wenn wir alle aus der Geschichte wissen, dass weder Moog noch Buchla ihre Synthesizer entwickelt haben, um diesen Novelty-Ansatz zu fahren. Auch so eher exotische Instrumente, wie der Electronic Sackbut von Hugh le Caine wurden nicht zum Emulieren von herkömmlichen Sounds gebaut. Nur liess sich mit diesem Konzept das Publikum begeistern.

Nicht ganz.

W. Carlos' "Switched-on Bach" von 1968 war die damals erfolgreichste Klassik-Platte in den USA (#10 in den US Billboard 200 Charts, und stand von 1969 bis 1972 an der Spitze der Billboard Classical Albums Charts), und nur sehr wenige der darauf verwendeten Klangfarben versuchten, "herkömmliche Sounds zu emulieren". Der Erfolg dieses Albums liegt vielmehr darin begründet, dass Carlos mit den als neu empfundenen Klangfarben der elektronischen Musik eben nicht versuchte, schwer verdauliche Avantgardekompositionen einzukleiden – wie viele seiner ehemaligen Mitstudenten im Fach Komposition es taten –, sondern damit leicht & gut Gehörgängiges aus dem Bereich der klassischen Musik spielte.

Die Flut, nachgerade Pest der imitativen Klangsynthese begann später, als Moog und Arp aus finanzieller Notwendigkeit heraus begannen, über deutlich günstigere Kompakt- und Presetsynthesizer neue Käuferschichten erschließen zu wollen, womit der Keyboarder zum Klangdienstleister wurde.
 
Der Antrieb zur Entwicklung kam bei Moog und Buchla aus der akademischen Ecke. Teilautomatisiertes Produzieren dank Voltage Control statt Tapes schneiden und kleben. La Carlos hat auf "Switched-on Bach" dann tatsächlich in weiten Teilen imitative Sounds verwendet, nur bei einem Stück lässt sie die synthetische Sau raus. Aber das hat ja mit dem initialen Antrieb von Moog zur Entwicklung nichts zu tun.
 
womit der Keyboarder zum Klangdienstleister wurde.

Was natürlich böse ist :)

Nein, ist es nicht. Gibt einfach nur unterschiedliche Herangehensweisen. Feuilletonisten haben es Carlos und Tomita schon immer übel genommen, Klangfarben auszuprobieren. Wie kann man nur! Und ein Hersteller versucht Geld in die Kasse zu spülen, damit der Elfenbeinturm ungestört weiter seinen Sachen nachgehen kann. Auf den Trichter kam schon Artur Brauner, der seinen Laden dritteln musste, indem Klamauk, Kunst und Problemfilm gleichermaßen realisiert werden konnte.

Aber gut, obwohl ich ja auch gerne Anspruch realisiere (z.B. Lepleja Soundtrack), ein bisschen Bodenhaftung tut immer gut. Und genau dort ist auch Moog angesiedelt. Auch wenn Model 15 Spieler gerne abheben, selbst wenn sie nicht in Oregon oder Amsterdam wohnen.
 
Die alten Moog klingen schon sehr geil, der Source und Rouge, Memorymoog ... tolle Instrumente. Die neue Generation gefällt mir klanglich gar nicht. Ich hatte den Sub Phatty, schaut super aus, ebenso super verarbeitet, aber klanglich nicht mehr meins. Die Grandmother klingt aber wieder eher wie die alten Modelle, den Eindruck hatte ich beim testen im Laden.
 
Ich hab jetzt nicht 11 Seiten gelesen, aber ich mag Moog weil er nie nervig ist. So ein Moog Bass/Lead/Brass/Pad macht einfach immer Spaß, wie eine 909 oder 808 - Weiss nicht wie man es beschreiben soll. Zudem mag ich es das alles auf der Oberfläche verfügbar ist, das liebe ich generell bei Synths... ebenso die Filter machen einfach Spaß. Moog ist für mich wie ein Preset, das mir einfach gefällt. Vor allem den neuen Grandmother finde ich cool...den Sub37... ich mag die Teile einfach.
 
Der Antrieb zur Entwicklung kam bei Moog und Buchla aus der akademischen Ecke. Teilautomatisiertes Produzieren dank Voltage Control statt Tapes schneiden und kleben.
Richtig, das war bei beiden die Initialzündung.

La Carlos hat auf "Switched-on Bach" dann tatsächlich in weiten Teilen imitative Sounds verwendet, nur bei einem Stück lässt sie die synthetische Sau raus.
Dann haben wir unterschiedliche Auffassungen davon, was "imitative Sounds" sind.

Ich glaube nicht, dass man auch nur eine einzige der damaligen Rezensionen von "Switched-On Bach" wird fnden können, in der der Kritiker die Nähe der darauf zu hörenden Klänge zu bereits bekannten Instrumentenklängen lobend erwähnt hätte, indem er oder sie beispielsweise geschrieben hätte, wie "unheimlich echt", "nah am Original" oder "einem Orchester zum Verwechseln ähnlich" usw. der Moog-Synthesizer auf dieser Platte klingen würde.

Zugegeben, bei der "Air" (BWV 1068) ist das Ziel, Violinenklänge zu imitieren, unüberhörbar, aber das ist in dieser extremen Ausformung ebenso eine Ausnahme wie das Gegenteil, die von Dir bereits erwähnte Improvisation über den zweiten "Satz" des Dritten Brandenburgischen Konzerts, in der Carlos die "synthetische Sau" ("Analogkäse"?) rauslässt. Man höre dagegen den "Opener" der Platte, die Ratswahl-Kantate (BWV 29), oder den grandiosen Schluß, das erwähnte Dritte Brandenburgische Konzert (BWV 1048): Da sind auch mit größter Phantasie überhaupt keine Anklänge an Pfeifenorgel oder Streichorchester mit Cembalo mehr wahrzunehmen.
 
hhhmmmm … ich kann mich noch daran erinnern, dass gerade die Pseudo-Streicher, -Oboen … Gegenstand der Häme der Kritiker waren, a la "möchte gern, und kann nicht". Ich habe mich nicht darauf eingelassen, weil ich Synthesizer von vornherein als eigenständige Instrumente begriffen habe.
Ich möchte nochmal bei der Praktikabilität einhaken: mein D war für die Bühne ein Alptraum. Stimminstabil bei wechselnden Raumtemperaturen, und wer einmal mit den Stimmschrauben auf der Rückseite gekämpft hat, braucht in diesem Leben vor nichts mehr Angst zu haben. Patches nicht speicherbar, und so musste der Gitarrist immer mal wieder Zeit überbrücken, bis ich die Potis da hatte, wo ich sie haben wollte. Die Legende, dass Leute mehrere Minis gekauft haben, um zwei oder drei Patches vorrätig zu haben, oder warum Tom Oberheim seinen Expander entwickelt hat, mögen vielleicht Legende sein, geben aber die damaligen Nöte ganz gut wieder.
Nebenbei hat es mich immer tierisch gewurmt, dass der Gitarrist nur schnell seine Klampfe und seinen Amp verstauen musste, und dann schon wieder an der Bar die Ladies anbaggerte, während ich noch mit einer empfundenen halben Tonne Equipment zu kämpfen hatte :)

Ehrlich gesagt weiß ich nicht einmal, wie denn "DAS Modell D" genau klingt: meines Wissens klingt jede Kiste ein wenig anders, da die Fertigungstoleranzen der sounderzeugenden und -manipulierenden Bauteile doch ganz beträchtlich gewesen sein müssen.

Ansonsten versuche ich, Musik als sie selbst zu nehmen: ob auf Switched-On andere Instrumente emuliert werden sollen, oder ab der Synth als ganz eigenständiges Instrument auftritt, oder als eigenständiges Instrument mit Anklang an eine Orgel, Streicher, Cembalo... ist mir eigentlich gleich: wenn der Gesamtsound mich anspricht, ist es gut. Und wenn eine Kopie gut gemacht ist, vielleicht nicht ganz an das Original herankommt, vielleicht noch etwas Anderes/Neues hinzugibt, kann ich damit gut leben.
 
Da sind auch mit größter Phantasie überhaupt keine Anklänge an Pfeifenorgel oder Streichorchester mit Cembalo mehr wahrzunehmen.
Wobei auch schon Pfeifenorgeln als imitierende Instrumente konzipiert waren, wie man an den Beschriftungen der Register ("Rohrflöte", "Vox Humana", Gamba" etc.) sehen kann.

Aber zum Thema (falls das noch jemanden interessiert: Ich zumindest finde den Moogsound toll, weil ich quasi damit aufgewachsen bin (Sekundärsozialisation), und schließlich und endlich bin ich bei zwei finalen Instrumenten gelandet, die die für mich relevanten Sounds erzeugen (Minitaur für das "Taurus"-Preset, Minimoog Reissue für den Manfred-Mann-Leadsound aus "Don't Kill It Carol" und die beiden leicht detunten Sägezähne mit Filter auf und zu machen). Reicht mir. Ich bin aber auch eine etwas banausige Klischeeschlampe.
Ob überhaupt und wenn ja warum alle anderen Moog toll finden, finde ich für mich persönlich zweitrangig.

Schöne Grüße,
Bert
 
Letztlich ist das hier daran schuld, …
9d0bd7f5336e4d16b1db172865cbeb11


…dass ich hiermit endete:
150916 moog model 15 *mitdermaterieschmus*.jpg

Fetischismus?
Selbstverständlich!

Hat aber meinen Respekt vor den Leistungen von Carlos und Tomita nochmals gesteigert.

EDIT: Tippfehlerkorrektur.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ohne Strom spiele ich nackt Bongos. Das wollte ich immer mal machen. Am Strand natürlich, wo es warm ist (keine Heizung).

Der berühmt-berüchgte Pianist Friedrich Gula ist auch mal nackt das Krummhorn spielend aufgetreten.

Nett ist auch:
"...
Einen großen Streich spielte er am Ende der ganzen Musikwelt: Gulda schickte 1999 ein gefälschtes Telegramm über sein vermeintliches Ableben an die Medien, angeblich um darauf die Nachrufe über ihn zu lesen. Nach einigen Wochen gab es dann ein großes „Auferstehungskonzert“ mit Stripperinnen und Guldas eigenen Kompositionen.
..."
https://www.niusic.de/artikel/video-friedrich-gulda-extravaganzen
(Warum muss ich gerade an Bender ("with Hookers and Black Jack" denken?)

Zum Thema "Sitched-on Bach" stand auch was im Buch "Analog Days". Tenor: Neue Musik und neue Klangfarben aus dem Synth, das überforderte die Leute. Die Leute kennen auch eher Houstens schmalzige 80er-Jahre FM-Eüianos als 'Stria' vom Erfinder Chowning:



Neue Ideen, ja bitte, aber nicht zuviele, sonst ist es zu anstrengend ...


Zum Thema: Ein MiniMoog klingt irgendwie musikalisch, organisch, interessant. Wie ein Musikinstrument, nicht wie ein billiges Düdeldüt. Aber, das ist nicht die einzig selig machende Klangphilosophie. Vive la différence!

Grüße
Omega Minus

Update:
Wieso klappt das mit der Medieneinbettung nicht!?

View: https://www.youtube.com/watch?v=988jPjs1gao
 
Für mich ist der Moog Sound der des Minimoogs. Es gibt auch einige Patches am großen Moog Modular System, die dann doch recht ähnlich zum Minimoog klingen.
Wenn ich den Mini spiele, dann habe ich natürlich eine Erwartungshaltung am Sound, zB die schnellen Küllkurven, der lebendige Klang, die schwebenden Oszillatoren,
der leicht angzerrte Sound. All das mag ich sehr. Natürlich passt der Sound nicht zu jeder Produktion. Muss er aber auch nicht. Nur wenn ich den Moog Sound im
Kopf habe, dann muss dieser auch vom Moog kommen. Es macht auch Spaß, die DAW auf Record zu schalten, mit einer MIDI Sequenz den Moog zu triggern und
dann kleine Veränderungen am Filter und den Envelopes frei aufzunehmen. Diese kleinen Ungenauigkeiten sind es dann auch, die eine scheinbar monotone
Sequenz sehr lebendig klingen lassen.
 
Habe am Samstagg den One (8-Voice) mal direkt sehen und hören können.
WOW -Das Ding ist schon ein ziemlicher Hammer.

Drückt ungemein und klingt extrem gut, hat eine tolle Bedienoberfläche, das ist alles sehr stimmig.

Wenn man das Monster mal so in natura begutachtet, dann sieht man auch sofort, warum er so teuer ist.
Alles wirkt sehr edel, besonders auch die Details, wie Mod Wheels aus massivem Aluminium, viele Displays, keine Wackelpotis, bis hin zum Lochblech, das sich rückseitig bis in die Seiten zieht.
Absolut bildschönes Design, mit edlem Holz und hochwertigem Alu, da wirkt nichts irgendwie billig.

Ich war von der Größe etwas überrascht und ein Leichtgewicht ist das auch nicht, also eher nichts fürs kleine Gepäck und schnellen Livegig.
Jou, wirklich ein toller Synthesizer!
 


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