Hi,
Nachdem der neue NL4 für mich einen bedientechnischen Rückschritt darstellt, habe ich vor kurzer Zeit auch einen NL3 erstanden.
Ich bin restlos begeistert.
Ist ein typischer Nord - ein richtig gutes Instrument, mit einer enormen Bandbreite an Sounds und er kann richtig Druck machen und macht irre viel Spaß zu spielen.
Die Tastatur finde ich sehr gut, Aftertouch ist nicht ganz so gut wie bei meinem NordStage 73.
Die Tonerzeugung ist enorm vielfältig. Sehr viele durchdachte und sinnvolle Features, die man zuerst gar nicht vermutet. Die Werksounds sind solala, aber das habe ich nicht anders erwartet. Ist halt ein Unterschied, ob da mal in kürzester Zeit 1000 Sounds entstehen müssen, oder ob man sich selber ein wenig Mühe gibt und auch Zeit in die Programmierung steckt. Dann wird man allerdings mit umwerfend guten Sounds belohnt und diese zu spielen macht dann noch mal richtig Spaß.
Ein kleines Manko: Das Filter zeigt im unteren Frequenzbereich etwas *Druck-Schwäche*, man kann es aber durch diverse andere Parameter (z.B. Overdrive oder ein wenig FM) ausgleichen.
Der Sound ist auch typisch Nord - das ist keinesfalls org. *analog*, trotzdem kann er warm, breit, fätt, klirrend, hart, agressiv und wunderschön. Man muss es mögen - und ich mag es.
Die Programmierung geht gut von der Hand, die Morphing-Möglichkeiten sind unglaublich und dank der vielen Encoder mit LED-Kränzen (die ausnahmslos alle sehr feinfühlig und gut aufgelöst reagieren) bleibt das Ganze total übersichtlich. Das LCD zeigt eine wahre Fülle von Informationen (z.B. die Frequenzverhältnisse von den Oszillatoren, Filtern oder LFOs zueinander - bei FM ganz hilfreich) und ich bin heilfroh, daß es bei der Anzahl von 1024 Speicherplätzen ein LCD gibt, welches auch Kategorisierungen und Namensgebung der Sounds zuläßt.
Ich hatte es schon im thread vom NL4 erwähnt, und jetzt, wo ich den NL3 besitze hat es sich bestätigt: Ich kann nicht begreifen, wie Clavia von dem besten UI welches es gibt, wieder abweicht und den NL4 nicht als würdigen Nachfolger des 3'er präsentiert hat.
Die Gründe, warum der NL3 nicht mehr produziert wurde, sind zwar in gewisser Weise verständlich (Motorola hat die DSPs abgekündigt), aber es ist schlichtweg eine Schande, ein solches Instrument zu begraben. Nord hätte den eingeschlagenen Weg weitergehen sollen, dann wäre auch der NL4 für mich interessant gewesen.
So muss man sich im Klaren sein, daß der NL3, wenn er richtig kaputt geht (Mainboard), Schrott ist. Solange er aber lebt, besitzt man wohl mit einen der besten Lead- und Pad-Synths dieser Welt.
Die aktuelle Firmware hat ein Problem bei der Synchronisation des Arpeggiators über MIDI. Das ist bei Nord selber dokumentiert und Nord schreibt auch, daß es kein Update mehr geben wird. Auch das scheint typisch Clavia - in meinen Augen eine Unverschämtheit, denn das ist wirklich ein gravierender Fehler. Aber vielleicht ist ja der Programmierer des Motorola DSPs verstorben.
Wenn man diese Geschichte wirklich braucht, so muss man wohl auf die vorletzte Firmware zurückgreifen. Welche anderen Punkte dann negativ betroffen sind, weiß ich nicht, ich habe noch keine History gefunden.
Da ich den Arpeggiator nicht benutze (ich programmiere meine Sequenzen selber), interessiert mich das allerdings nicht.
Schade, daß es keine Effekt-Sektion gibt. Da muss man Externes bemühen. Ich werde mir wohl ein Boss RE20 zulegen. Phaser, Flanger, Chorus braucht man nicht, das kann er durch die Tonerzeugung selber. Am liebsten hätte ich natürlich die Effektsektion des Nordstage im kleinen roten Kästchen zum Obendraufstellen -
Hallo Clavia, Tomas, hast Du gehört ?
Der PC-Sound Manager ist gewöhnungbedürftig, da tut's auch eine (wichtige) Funktion nicht, aber man kann damit leben und zum Sortieren und Verwalten von Sounds ist er hilfreich.
Alles in allem aber ein sehr sehr geiles Instrument. Ich kann Dir nur empfehlen, den NL3 zu kaufen. 1200 € ist ok, habe ich auch bezahlt, meiner ist im *mint* Zustand.
Liebe Grüße
Bernd