Peter Brötzmann (1941-2023)

Interview vom Juni 2023:

Seit den Sechzigerjahren verwendete Peter Brötzmann das Saxofon alsmusikalisches Maschinengewehr und wehrte sich damit gegen Krieg, Rassismus und denZeitgeist. Er gehörte zu den Paten des Freejazz, blieb jedoch lange ZeitAußenseiter und Missverstandener. Vielleicht gab er auch deshalb kaum Interviews. Anfang Juni jedoch wollte sich der da bereits geschwächte Brötzmann noch einmal Gehör verschaffen und sprach mit uns. Wir wollten das Interview in diesen Tagen veröffentlichen, nun hat es eine traurige Aktualität erlangt: Peter Brötzmann ist am Donnerstag im Alter von 82 Jahren gestorben. Wir haben den Wortlaut und Verlauf des Gesprächs nicht verändert, Brötzmann hat die Abschrift vor wenigen Tagen in exakt dieser Form autorisiert.

ZEIT ONLINE: Eigentlich beginnt man so kein Interview, aber die Frage sei angesichts IhresGesundheitszustands erlaubt: Wie geht es Ihnen?

Peter Brötzmann: Ich plage mich seit etwa 20 Jahren mit COPDherum (einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, bei der sich die Atemwege entzünden und anhaltend verengen – Anm.d. Red.). Im Lauf der Covidjahreist es schlechter geworden, was dazu geführt hat, dass ich vor einigen Monaten nachKonzerten in Warschau und London einen Totalzusammenbruch mit Intensivstation undall dem Scheiß erlitten habe. Seither bin ich zu Hause und versuche, mich zuerholen. Bloß wie die Zukunft aussieht, das weiß der Teufel. Um realistisch zusein: Im Augenblick habe ich wohl keine.

 
Ich habe Peter Brötzmann vor 30 Jahren live gesehen und es war mir ehrlich gesagt eine Nummer zu hart. Auf dem selben Festival sind auch Peter Kowald und Baby Sommer aufgetreten. Dass Peter Brötzmann für den Jazz international so einflussreich war ist jedenfalls schön und auch etwas tröstlich!
 


Kann mich noch an ein Konzert in Moers im Schlosshof erinnern.
Peter Brötzmann (ts, bs), Fred van Hoove (p), Han Bennink (perc)
Han Bennink stapelte als Schlagzeugsolo rhythmisch Brennholz und hin und wieder hat er auch mal Nägel mit seinen typisch holländischen Holzschuhen im Takt in die Bühne gehauen. Ein etwas introvertiert aussehender Fred van Hove Cluster spielend am Klavier und darüber das Spiel von Peter Brötzmann.
 


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