Als Kind/Jugendlicher hatte ich eine fast unheilbare chronische Mittelohrentzündung über 8 Jahre hinweg, große Gehörprobleme, Trommelfellperforation und ständig halt diese Entzündung, mit ihrem ekelhaften stinkenden Eiter. War u.a. in der Schule ein Handikap, vor allem ein soziales Handikap, weil ich schon bei einer normalen Unterhaltung die größten Probleme hatte, dieser zu folgen. Dazu kam Tinnitus in Mittel- und Höhenlagen, unregelmäßig auftretend, meist aber laut.
Dann fand der Arzt, der vorher alle Antibiotika und was weiß ich noch für Sachen mit mir durchdeklinierte (mindestens 2 Besuche die Woche...) auf die Idee, den angegriffenen Gehörgang/Innenohr mit konzentrierter Tanninlösung zu spülen. Fast schlagartig setzte die Heilung ein, nach einem komplett unentzündeten Jahr wurde dann das Innenohr geräumt, an den angegriffenen Gehörknöchelchen modelliert, und die Perforation mit einem Hautfetzen des Schläfenmuskels verschlossen.
Prima! Ich konnte wieder hören, und paradoxer Weise verbesserte sich auch die Gehörleistung des gegenüber liegenden Ohres deutlich. Nur hatte ich noch rund zwei Jahre lang meine Tinnitus-Attacken, aber immer seltener, immer leiser, bis sie dann ganz fortblieben. Wenn ich heute lange Musik mache (Lautstärke spielt eine Rolle, aber vor allem das konzentrierte Zuhören), dann kann es sein, dass - ganz leise und wenig nervend - dieser Tinnitus wieder da ist, allerdings nur in hohen Lagen.
Messungen wurde verschiedene gemacht, und insgesamt liegt meine Hörfähigkeit deutlich über meinem Altersschnitt, allerdings mit gewissen Problemen bei der Sprachortung, wenn Hintergrundgeräusche vorhanden sind. Mein linkes und mein rechtes Ohr unterscheiden sich im Frequenzgang ein wenig, das führt aber paradoxer Weise dazu, dass ich sogar besonders gut (!) höre - gerade auf Rauschen, räumliche Anteile und Hall bin ich sehr empfindlich, und höre zudem auch das "Fernsehpiepsen" von Röhrenfernsehern, und sehr, sehr viele Displays.
Im Grunde genommen bin ich dankbar, für jeden einzelnen Tag, wo ich gut hören kann. Extrem dankbar! Meinen ehemaligen HNO bete ich an, der hat mich auch im Krankenhaus operiert, zusammen mit einem Riesenteam. Leider ist er inzwischen verstorben, aber er war selber sehr überrascht, wie gut sich die Sache am Ende noch entwickelt hat.
Worauf ich achte: Entspanntes Hören und Hörpausen. Nach Möglichkeit auch Kopfhörer vermeiden, weil ich dann dazu neige, viel zu laut und zu lange zu hören. Ich denke mal, ich habe so richtig Glück gehabt. Ach ja, und alle zwei Jahre lasse ich mir die Gehörgänge durchspülen, danach staune ich immer wieder, über die beinahe urwaldähnlichen Tier- und Vogellaute mitten in der Stadt...
