Split: Sounds, Gequietsche, Kompositionen, was ist Musik!?

Split aus diesem Thread: Ist Doepfer murks?

Ich hoffe der Titel ist ungefähr das Thema...!?

tim schrieb:
Thema splitten, ja gerne.

READYdot schrieb:
P.S. Zum Goldenen Schnitt: Ohne Hochnäsigkeit: Ich bin Kunstlehrer und habe Arbeiten zur Kompositionsanalyse geschrieben, wir können die Diskussion auch in diese Richtung verschieben, aber dann wird es dir (Tim) dann vielleicht ergehen, wie mir bei dieser.
Ich wollte mich eigentlich diesem Thread fernhalten. Aber ich gebe zu dass ich hier dennoch rumgelurkt habe :), und da ich hier direkt angesprochen werde, melde ich mich halt wieder.

Lieber READYdot, ich darf Dich daran erinnern dass Du folgendes geschrieben hast:
Regeln und Maße sind kein Garant für objektives Schönfinden, indes schon ein Wiederspruch in sich.
Nun, wenn Deine Arbeiten darauf hindeuten, dass es dennoch objektive Fakten zu diesen Themen gibt, unterminierst Du obige Aussage. Wenn das so ist, würden mich Deine Arbeiten aber ernsthaft interessieren. Gut möglich dass der goldene Schnitt ein schlechtes Beispiel war. Zeige mir ein besseres. Du weisst da sicherlich besser Bescheid.
Oder aber Deine Arbeiten sind in ihrer Essenz lediglich die undsovielte Paraphrase des pluralistisch-relativistischen Ansatzes ("Schönheit ist Sache des Betrachters"), und zerstören sich letztendlich selber bei genauerer Analyse (wie alle diese Standpunkte) aufgrund ihres selbstreferenzierenden Widerspruchs (eine objektive Aussage, die aussagt, dass keine objektiven Aussagen möglich sind. :selfhammer:).
Nein, nein. Was ich sage ist nur daß, auch wenn es Regeln gibt, sowie beim Komponieren (Musik oder Kunst), sind diese kein Garant dafür daß etwas nachher allgemein als schön empfunden wird. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich habe die Weisheit beileibe nicht mit Löffeln gefressen, bin kein Experte und möchte auch keiner sein. Aber eins weiss ich bestimmt: Nämlich dass ein pluralistisch-relativistisches Kulturverständnis Schwachsinn ist, und ein darauf basierendes Konzept von Kunst daher im Grossen und Ganzen nur Müll fabriziert. Da es in einem solchen System keine objektiven Kriterien mehr dafür gibt, was Kunst und was Schrott ist, wird der Wert von Kunstobjekten nur noch an ihrem gesellschaftlichen Status gemessen, und der lässt sich (da die Gesellschaft aus genau denselben Gründen orientierungslos ist) mit Marketing und Hype problemlos erzwingen -wie überall und in allen Sparten ja unschwer zu erkennen ist. ;-)

Es stimmt schon daß vieles in der Kunst vom Kunstmarkt bestimmt wird. Trotzdem gibt es auch hier weiter Werte an denen auch das modernste und verrückteste oder schrottigste Werk sich messen muss. Auch wenn es für den Aussenstehenden so scheint als würde nur noch Schrott produziert werden, hier dann wirklich pluralistisch-relativistisches "Kultur"-Verständnis, bleibt aber als Wert oder Messlatte immer noch die Tradition, ob sie nun als Wegweiser oder als Gegenbeispiel fungiert. Es reicht aber nicht jegliche Form von Neuem als relativistisch anzusehen, denn dann negierst du alle Neuerungen der Kunst, bei der Renaissance angefangen: die Perspektive war auch ein neues, modisches Zeug. Damit man sich auf alten Werten ausruhen kann müssen Neue geschaffen werden um sich der alten erst mal bewußt zu werden.

Der wahre künstlerische Akt war und ist ein Akt der Transzendenz des Mediums und letztendlich von sich selber -weil das Streben nach dem Zustand der Transzendenz seit Urzeiten in allen Kulturen stets DAS zentrale Thema der Menschheit war und ist. Das Problem mit elektronischer Musiktechnologie ist ja genau der, das gerade dieses Medium auf Grund der erschlagenden Vielfalt von Möglichkeiten diesen Zustand der Transzendenz so enorm erschwert ("too many options" wie Brian Eno so schön sagte). Und mit der digitalen Revolution sind die Möglichkeiten nochmals um ein schwindelerregendes Vielfaches gewachsen, und droht, diesen Zustand gänzlich zu ersticken. DAS ist der wahre Grund für die ganze Retro-Vintage-Bewegung. DAS ist auch der Grund warum die Digital-Analog- und Hardware-Software-Glaubenskriege trotz erfolglosen (oder erfolgreichen, je nach Gesinnung ;-)) Blindfoldtests immer und immer wieder entflammen. Denn es SIND Glaubenskriege, dh. moralische Issues. Das Herz lässt sich nicht betrügen. Das Problem ist nur, dass das nicht erkannt wird. Und durch dieses Unwissen pervertiert dann die Retro-Vintage-Bewegung (ansich ein wertvoller Ausdruck eines menschlichen Bedürfnisses) zum fetischistischen Selbstzweck -und damit sind wir angelangt bei den zig Youtube-Video, bei denen sich stolze Besitzer von Analogkisten mit grenzdebilem Getröte bar jeden musikalischen Gehaltes profilieren --und eben auch beim "fiependen Doepferkoffer". :lol:

Da kann ich dir eigentlich nur zustimmen. ABER... das YT-Gefiepe hat ja auch auf gar keinen Fall irgendeinen künstlerischen Wert oder möchte es diesen haben, hier geht es vor allem um das Vorzeigen von Patches, um den Austausch, das Kennenlernen... vergleiche es in diesem Fall mit Modell-Eisenbahn-Freaks. Du kannst es auch meiner Meinung nach nicht mit dem Retro-Vintage in ein Boot setzen. Bei den Modularen geht es nicht ums Retro-Vintage... nur im Falle halt von Moog und dergleichen verstorbenen Systeme. Es geht um Technik, um Physik, etc. Transendenz kann aber auch durch dieses Medium erreicht werden. Die Transendenz ergibt sich ja durch das Manipulieren, das Benutzen, das Biegen, etc. des jeweiligen Mediums, oder besser kann sich dadurch ergeben. Die Absicht die bei den Modularen dahinter sticht in den Fällen von denen du redest ist aber seltenst ein Überschrieten von Grenzen, der des guten Geschmacks vielleicht, ja. Aber was ist ein Modular anderes als ein Synthesizer den man selbst aus Teilen zusammenbaut!?

Auch das G.A.S. liegt in dieser Unwissenheit begründet, da man irrtümlicherweise die unbewusste Befriedigung des Urbedürfnisses nach Transzendenz in der Anschaffung von Gear sucht, nicht in dessen künstlerischer Beherrschung. So wird wacker gekauft und verkauft, anstatt an seinem kunsthandwerklichen Können und an sich selbst zu arbeiten. Das Ergebnis ist Schrott: Kulturschrott und Elektronikschrott.

Das ist deine Sicht der Dinge. Jemand der ein bestimmtes Modul kauft, denkt aber nicht über künstlerische Benutzbarkeit dieses nach, sondern über all die Möglichkeiten die man damit ausprobieren und ausreizen kann. Akustische Spielwiese. Ob es nun Schrott ist liegt wie schon vorher erläutert auch im Auge/Ohr des Betrachters/Zuhörers.

MfG!
 
Ich habe den Post von Andreas hier auch nochmal aufgegriffen:

AndreasKrebs schrieb:
tim schrieb:
Oder aber Deine Arbeiten sind in ihrer Essenz lediglich die undsovielte Paraphrase des pluralistisch-relativistischen Ansatzes ("Schönheit ist Sache des Betrachters"), und zerstören sich letztendlich selber bei genauerer Analyse (wie alle diese Standpunkte) aufgrund ihres selbstreferenzierenden Widerspruchs (eine objektive Aussage, die aussagt, dass keine objektiven Aussagen möglich sind. :selfhammer:).
Das Argument verstehe ich, bin mir aber nicht sicher, ob nicht die "Gegenposition", nämlich die Annahme objektiver Aussagen über Ästhetik ebenfalls in eine Problematik läuft: zumindest nämlich die, dass die Wahrnehmung von Schönheit zwischen verschiedenen Kulturkreisen und / oder Zeitepochen zu manchmal sehr unterschiedlichen Ergebnissen führt. Biologische determinierte Dinge wie z.B. Kindchenschema (ist nicht Thema der Ästhetik, nur als schnelles Beispiel) mal außen vor, es ist ja nicht so, dass es zwischen verschiedenen Kulturen nicht auch viele Gemeinsamkeiten gibt.
Ein weiteres Problem bei der Annahme der objektiven ästhetischen Kriterien lauert in der "Verhandwerklichung" von Kunst. Wagner z.B. hat das mit seiner Figur des Beckmesser persifliert, aber die Diskussion ist möglicherweise noch älter, inwiefern das Handwerk die Kunst determiniert oder nicht. Viele, die Picasso ganz schrecklich finden, werden versöhnt, wenn sie Studienarbeiten von ihm sehen, bei denen er höchst "Lehrbuchgemäß" gemalt hat (und simit bewiesen habe, dass er's ja konnte und nicht aus Scharlatanerie und Unvermögen heraus so merkwürdig gemalt hat).
Herzliche Grüße,
Andreas
 
Ich finde Ihr verhakt euch in einer Diskussion, die mit der Ausgangsfrage von Summa "Haben Melodien keinen Anspruch auf interessante Sounds?" nicht mehr soviel zu tun hat. Diese Frage hat diese Diskussion doch ausgelöst, nicht wahr?

Aber gut; Ich frage mich ehrlich gesagt, warum nun überhaupt so stark kategorisiert werden muss? Das eine wird vom klassischen Ansatz der Kompositions- und Harmonielehre her entwickelt , das andere ist eher der rhythmische und geräuschhafte Ansatz, der sich durch technische Experimente aus sich selbst entwickelt. Dann gibt es noch den dritten Weg, der beides miteinander kombiniert und zuguterletzt noch das simple Gequietsche und Gerumpel, das einfach nur sagen will: "Hey hört mal, was mit meinem Baukasten alles so geht - toll oder?" Ist es wichtig, was davon nun Musik, oder Kunst ist?

Ob etwas künstlerisch wertvoll ist oder nicht, oder ob es einfach nur uninterressantes Geblubber ist, oder ob das Ganze musikalisch zwar gut, aber klanglich uninteressant ist usw., entscheidet in der Regel ohnehin die Masse der Hörer für sich selbst.
 
Noiseprofessor schrieb:
Ob etwas künstlerisch wertvoll ist oder nicht, oder ob es einfach nur uninterressantes Geblubber ist, oder ob das Ganze musikalisch zwar gut, aber klanglich uninteressant ist usw., entscheidet in der Regel ohnehin die Masse der Hörer für sich selbst.

vor vielen tausenden von jahren haben unsere vorfahren am lagerfeuer gesessen, sich bis zum *geht_nimmer* diverse pilze und vergorenes obst reingezogen, mit knüppeln und steinen auf hohle baumstämme gekloppt und den vollmond angesungen.

das war damals schon gewissermaßen kunst und damit auch künstlerisch wertvoll ;-)
evtl. war das sogar um klassen besser als die volksverdummung ala DSDS und diese ganze „wohlkomponierte“ chartmukke- aber das spielt jetzt hier keine rolle…
 
vor vielen tausenden von jahren haben unsere vorfahren am lagerfeuer gesessen, sich bis zum *geht_nimmer* diverse pilze und vergorenes obst reingezogen, mit knüppeln und steinen auf hohle baumstämme gekloppt und den vollmond angesungen.

das war damals schon gewissermaßen kunst und damit auch künstlerisch wertvoll Wink

Du sagst es und für viele hat sich seitdem auch nichts geändert. :lol: ;-)
 
Neo schrieb:
vor vielen tausenden von jahren haben unsere vorfahren am lagerfeuer gesessen, sich bis zum *geht_nimmer* diverse pilze und vergorenes obst reingezogen, mit knüppeln und steinen auf hohle baumstämme gekloppt und den vollmond angesungen.

das war damals schon gewissermaßen kunst und damit auch künstlerisch wertvoll Wink

Du sagst es und für viele hat sich seitdem auch nichts geändert. :lol: ;-)

Wozu auch? Die haben doch genau das gemacht worum es geht, seltsame oder nicht seltsame Gefühle mit ebensolchen Geräuschen auszudrücken. Dass die Baumstämme heutzutage Midi haben ist doch ganz egal ...

Und Kunst??? Da möchte ich meine Meinung zu mit dem klassischen Spruch
F**k art, let's dance!
zum ausdruck bringen :D
 
Ist eine Frage des Anspruchs und hier wird ja mit zwei vollkommen verschiedenen Ansätzen diskutiert. Ist ein Klang, schon Musik ? Ich verneine das, aber anscheinend gibt es viele die anderer Meinung sind.

Wo das Problem ist ? Die Ergüsse werden ja der Welt aufgedrängt, ähm angeboten und allein von der Quantität ist kaum noch ein durchkommen, bzw. aussuchen möglich, was jetzt Musik ist und was schlicht Krach.

Es gibt Musik die ich ganz schrecklich finde, aber wo ich zumindest zugeben muß das es sich um Musik handelt. Heute wo selbst ungewollt erzeugte Sounds als Musik bezeichnet werden, gibt es eine Beliebigkeit die der Tod jedes halbwegs sinnvollen schaffens ist. Dann ist jeder versehentlich gemachte Bleistiftstrich auch mit Picasso gleichzusetzen.
Gegen vieles was aus der sogenannten Electroszene kommt, ist "Schni, Schna, Schnappi" tatsächlich noch hohe Kunst.
 
Klang = Musik? Jein IMO
Ein Klang kann Musik in jenem seine Ohren sein.
Aber wenn ich da an sowas hier denke
https://www.sequencer.de/synthesizer/viewtopic.php?t=33077
Sind dicke Klangteppiche, aber das ist keine Musik, sondern fällt unter Kakophonie.
Sind "coole" Sounds, ist interessant, aber defintiv keine Musik.
Damit ich Musik als jene empfinde muss ich mich darin fliessen lassen können. Schranz und Gabber ist IMO keine Musik mehr. Da wirds aber viele geben die was andres sagen.

Liegt vieles auch irgendwo im Auge des Betrachsters.
Man kennt das doch dass die heute 70j sagen, so vonwegen das sei keine Musik mehr (Techno etc) Wenn Ihr wisst was ich meine.

Das ist ein Thema da scheiden sich die Geister, da wird man NIE auf einen gemeinsamen Nenner kommen.
 
Neo schrieb:
Ist eine Frage des Anspruchs und hier wird ja mit zwei vollkommen verschiedenen Ansätzen diskutiert. Ist ein Klang, schon Musik ? Ich verneine das, aber anscheinend gibt es viele die anderer Meinung sind..

diese diskussion ist schon älter als dieses forum und wurde hier schon bis zum abwinken durchgekaut:
es gibt einige sehr alte instrumente wie zb maultrommel oder didgeridoo, die im wesentlichen nur über klang klang und/oder rythmik artikuliert werden. jetzt kann man latürnisch viele totschag-argument für und wider rauskramen…

kakophonie isses eher, wenn man endlos drüber streitet und dabei neben dem spass an der sache auch die toleranz flöten geht - auf der anderen seite jeder konserven-mainstram-mist bis in den himmel hochgelobt wird ;-)



:roll: genüssliches furzen kann ja auch als musik durchgehen, vorallem weil jede menge erleichternde emotionen damit verbunden sind :harhar:
 
Hier, die Jungs von Wikipedia haben sich echt ne Mühe gemacht, Musik zu erklären. Ist genügend Stoff, um sich sogar sachlich über Einzelheiten zu unterhalten. Auch die Dynamik innerhalb der Entwicklungsgeschichte ist hübsch dargelegt. Das wäre dann hier zu finden: http://de.wikipedia.org/wiki/Musik

Ich selber bin immer froh, wenn ich die gewünschten Tasten in der jeweils benötigten Geschwindigkeit treffe (gilt auch für Saiten), mir was halbwegs Gescheites einfällt, das ich nicht gleich wieder vergesse und das Zeug bezahlen kann, was ich unbedingt haben will. Wenn ich das alles hingekriegt habe, freue ich mich und da ist es mir egal, was Musik denn eigentlich genau ist :D
 
...und ist kein Klang ueber eine bestimmte Zeitspanne auch Musik? (John Cage - 4:33)

...oder sogar nicht mal eine Zeitspanne? (John Cage - 0:00)
 
sowas wie "keine zeit" aber auch "kein klang" gibt es für mich nicht aber ich bilde mir ein, dass ich die aussage vom herrn cage begreife...

absolute stille in so räumen die "akustisch tot" sind ist grausam und mir wir da schlecht und ein wenig schwindelig

deswegen mag ich cage er bringt einen zum nach denken...
 
Ich habe dein Post aus dem anderen Thread mal hier beantwortet, weil das hier wohl besser reinpasst Psychotronic.

Psychotronic schrieb:
ich bin nur nicht davon überzeugt, das melodie ohne klang funktionieren kann, klang aber sehr wohl ohne oder mit sehr einfacher melodie. deine melodie these halte ich wie bereits gesagt für überzogen.
Du meinst jetzt aber nicht wirklich ohne jeglichen Klang, oder ? "Alle Meine Entchen" geht auch mit nur einem Sinus und einer Orgelhüllkurven. Die Melodie bleibt auch bei grauenhaften Klängen noch erhalten und man erkennt sie.

Ich habe in den letzten Tagen für mich festgestellt, dass es wohl sinnvoll ist, wenn ich das was ich in meinen Sachen mache, also wenn nicht der Zufall waltet, den tonalen Aspekt (ich hoffe das nennt man so) mehr herausschäle, weil so halten das viele eben nur für Klang/Sound. Mir gefällt das zwar, wird aber offensichtlich nicht verstanden. Ich will das wie, was und warum bez. meinem Kram auch nicht erläutern, habe aber begriffen das es so nicht auf dauer funktioniert und die Zeiträume in denen ich etwas mache wohl zu lang sind in dieser "Das am besten bis gestern Gesellschaft" wo alles im Eiltempo ablaufen muss, möglichst noch an einen festen Takt gebunden bzw. in einem festen Raster. Deshalb sollte ich das dann eben offensichtlicher gestallten. Mal sehen ob das klappt. Ach so, ich habe eben meist nur einen Akkord über den gesamten Zeitraum anliegen und mache alles andere über Automation der Synthese Parameter, also über die klangliche Ebene. Sage das nur falls du das noch nicht wusstest.
 
Max schrieb:
...und ist kein Klang ueber eine bestimmte Zeitspanne auch Musik? (John Cage - 4:33)

...oder sogar nicht mal eine Zeitspanne? (John Cage - 0:00)

John Cage ist der grösste Heuchler der Musikgeschichte. Dennn wenn er selber wirklich praktiziert hätte was er ständig gepredigt hat, hätte er die Klappe gehalten und garkeinen Ton "Musik" "komponiert". Denn seiner Meinung nach war der Strassenlärm vor seiner Wohnung in NYC ja schon Musik. Das mag von einer mystisch-spirituellen Perspektive aus ja durchaus stimmen -nur macht sich jemand, der diesen radikalen Standpunkt vertritt, als Musiker selber überflüssig. Cage hat es sich aber dennoch nicht nehmen lassen, sich für Kompositionsaufträge bezahlen zu lassen und für seine Konzerte Eintritt zu verlangen. Pseudomystische Heuchelei.

"Wenn die Kunst im Weglassen besteht, ist es dann nicht die höchste Kunst, garnichts zu machen?"
(Michael Ende, "44 Fragen an den geneigten Leser")
 
tim schrieb:
John Cage ist der grösste Heuchler der Musikgeschichte.
Ich halte solche Superlative ja gerne für eine Kinderei. Deine weiteren Ausführungen kommen mir auch so vor, als wüsstest Du nicht, wovon spirchst.

Ich kenne Cage ironischer Weise (?) eher vom Lesen als vom Hören und kann Dir versprechen, sowohl Stücke, wie die genannten, als auch das eigene Komponieren trotz der Auffassung, dass wir Menschen von Geräuschen und damit Musik umgeben sind, passt alles zusammen.

Auch das Ende-Zitat zeigt , dass Du nicht verstanden hast, worum es Cage ging. Es war nicht die Absicht deutlich zumachen, dass die "Kunst im Weglassen besteht", sondern es ging um die Bedeutung der Stille (also die Zeit zw. [musikalischen] Ereignissen) und die Frage, ob es sowas wie eine vollständige Stille überhaupt geben kann.

Um Missverstädnisse zu vermeiden: Es ist mir völlig egal, was Du von Cage hälst. Was mich dagegen stört ist das Ausgeben von Halb- und Unwissen aus dem vor allem Ablehnung spricht als sachlich fundiertes Statement.
 
Ilanode schrieb:
Auch das Ende-Zitat zeigt , dass Du nicht verstanden hast, worum es Cage ging. Es war nicht die Absicht deutlich zumachen, dass die "Kunst im Weglassen besteht"...

"I have nothing to say and I am saying it."
-John Cage

Interessant auch in diesem Zusammenhang:

"If you have nothing to say, you won't find it in music."
-Keith Jarrett

Soll sich jeder selber einen Reim drauf bilden. :)

Ilanode schrieb:
Was mich dagegen stört ist das Ausgeben von Halb- und Unwissen aus dem vor allem Ablehnung spricht als sachlich fundiertes Statement.
Danke, Dir auch einen wunderschönen Tag. :)
 
Das find ich an so Musikdiskussionen cool, es gibt keinen Konsenz, weil Musik mindestens so vielseitig ist wie deren Macher.
 
Neo schrieb:
vor vielen tausenden von jahren haben unsere vorfahren am lagerfeuer gesessen, sich bis zum *geht_nimmer* diverse pilze und vergorenes obst reingezogen, mit knüppeln und steinen auf hohle baumstämme gekloppt und den vollmond angesungen.

das war damals schon gewissermaßen kunst und damit auch künstlerisch wertvoll Wink

Du verwechselst das nicht mit einem Goa Openair?
 
gringo schrieb:
Neo schrieb:
vor vielen tausenden von jahren haben unsere vorfahren am lagerfeuer gesessen, sich bis zum *geht_nimmer* diverse pilze und vergorenes obst reingezogen, mit knüppeln und steinen auf hohle baumstämme gekloppt und den vollmond angesungen.

das war damals schon gewissermaßen kunst und damit auch künstlerisch wertvoll Wink

Du verwechselst das nicht mit einem Goa Openair?

:D

Er hat aber recht. Religiöse Rituale sind ganz oben auf der Liste als Ursache für Musik unserer Vorvorfahren. Und um den wahren "Blick" zu kriegen, haben die ja ohne BTM-Gesetz noch keinen Anlass gehabt, auf irgendeine "Gabe der Götter" zu verzichten.

Allerdings hat sich da nicht so viel dran geändert, wenn ich mir so manches Festival anschaue. Na ja, und Gesetze werden ja auch immer wieder mal "aktualisiert" :)
 
Max schrieb:
tim schrieb:
John Cage ist der grösste Heuchler der Musikgeschichte.

Du verwechselst ihn mit Schoenberg...
Bei dem hat er ja lange studiert. Irgendwoher muss es ja kommen. :lol:

Edit: Aber im Gegensatz zu Cage hatte Schönberg wenigstens konventionelle Harmonielehre begriffen. Mit anderen Worten: Er kannte wenigstens die Regeln, bevor er sie brach.

Von Cage stammt ja die Aussage, dass Musik eine Frage der Hörbereitschaft des Hörers sei. (Hm, ob das auch für Analogklang gilt? :twisted:) Das ist ja wie wenn ein Koch sagt, Speise sei eine Frage der Essbereitschaft des Gastes, und z.B. einen alten Turnschuh auf dem Teller serviert.
 
Ich denke, Cage waren die Regeln durchaus auch bewusst...

Persoenlich kann ich halt mit Cage sehr viel anfangen, mit Schoenberg dagegen kaum etwas. Ich moechte aber auch nicht ausschliessen, dass sich mir Schoenberg irgendwann noch erschliesst - oder dass ich Cage irgendwann doof finde.

Wie auch immer, ich finde deine Aussagen sehr dogmatisch, da ist es natuerlich schwer Gedanken auszutauschen.
 
Nachtrag: Cage ist mit dem Bestreben, seine Arbeiten auf östliche mystische Bewusstseinslehren zu beziehen (er hat ja auch eine Zeit lang Zen-Buddhismus praktiziert), so wie viele Westler gewissen fundamentalen Missinterpretationen verfallen, welche Ken Wilber als "Boomeritis-Buddhismus" bezeichnet und in seinem Buch "Integrale Spiritualität" so treffend beschreibt.
Dessen Blütezeit war aber erst in den Sechzigern. In diesem Sinne war Cage immerhin seiner Zeit voraus. Wenigstens das muss man ihm zugute halten. :lol:
 

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