Ciao @Nick Name
das was @Sonamu sagt:
Aber mit einem Pitchshifter Pedal dahinter kommst Du wahrscheinlich nicht weit, die können normal keine komplexen Signale verarbeiten (ginge eh nicht in Echtzeit). Mein Whammy kann nur einfache Töne und simple Akkorde maximal ±zwei Oktaven shiften, mehr muss es aber für mich nicht können. Sobald aber die Schaltung da drin den Ton/die Töne nicht detektieren kann, ist Ende. Das gilt für Whammy als auch für POG, Pitchfork usw.
Eine Möglichkeit für Dich ist das Ding wie eine Tapeaufnahme zu behandeln (also wie in den Tascam PS). Du nimmst auf und änderst die Wiedergabegeschwindigkeit der gesamten Aufnahme. Weitere Möglichkeit: Du renderst bzw. resamplest den ganzen Kram in einer neuen Tonhöhe, das ist aber ebenfalls nicht in Echtzeit.
Die DJs machen das auch nicht in Echtzeit, sondern die Pulte machen das mit "sample 'n hold" und anständig viel lookahead als Puffer.
Gruss
claudio
Das stimmt nicht so ganz.
Erstens vermischt Du Pitchshifter und Octaver. Fangen wir mal bei den Octavern an:
Die gibt es in Monophon und analog. Der Boss OC 2 ist ein Beuspiel. Solche geräte sind meistens Schmittrigger, die Nulldurchgänge der Eingangsschwingung "zählen" und mit Frequenzteilern verdoppeln oder halbieren. Mit dem Signal wird dann ein Schalter getriggert, der dann ein um eine Oktave verschobenes Signal erzeugt. Problem dabei sind polyphone komplexe Signale und Transienten. Da glitcht so ein analoger Octaver. Das wird heute meistens als Feature gesehen.
Der POG (PolyOctave Generator) ist ein polyphoner Octaver, auch er erzeugt also ganzzahlige Vielfache des Eingangssignals, keine Kopien des Signals. Die Wellenform der Oktave kann wie bei jedem Octaver ganz anders als das Eingangssignal sein. Polyphone Octaver funktionieren digital. Sie analysieren das Eingangssignal nach den Grundtönen. Das ist eine ziemlich komplizierte Berechnung. Im Pedalformat braucht es starke DSPs dafür und darum ziehen diese Kisten auch gut Strom. Je nachdem wie stark der DSP und wie gut der Code ist, tracken diese Kisten ziemlich gut. Der POG ist meiner Meinung nach einer der besten. Auch hier gibt es aber Probleme bei Transienten und gelegentlichen Glitch. Vorteil ist aber, dass sich auf Basis desselben Codes auch leicht Quinten, Terzen und andere Intervalle erzeugen lassen. Die Geräte heißen dann Harmonizer. Das Brainwaves von TC ist da ziemlich gut, finde ich.
Ich glaube, die Octaver und Harmonizer TC funktionieren mit vom Grundton getrackten in festen Intervallen verstimmten resonanten Filtern. Dafür sprechen die Regler in der Toneprint App.
Echte Pitchshifter funktionieren anders. Sie tracken nicht den Ton, sondern erzeugen eine Kopie des Signals das in der Tonhöhe verschoben ist. Es gibt zwei Varianten. Die eine ist überhaupt kein Problem. Man muss das Signal nur aufnehmen und dann langsamer oder schneller abspielen. Bzw. das das Signal stretchen oder stauchen. Das ginge sogar analog, indem man etwa ein Tonband langsamer oder schneller laufen lässt.
Das funktioniert aber nicht mehr wenn das kopierte und gepitchte Signal genau so lang sein soll wie das ursprüngliche. Beim gestretchten Signal muss dann etwas herausgeschnitten werden und beim gestauchten, etwas hinzugefügt. Wenn um Oktaven oder andere feste Zahlverhältnisse gepitcht wird, ist das noch halbegs machbar. Man schneidet beim gestrechten Signal einfach jede zweite, dritte, oder vierte Schwingung heraus, und klebt die ganze Schnipsel wieder zusammen. Beim gestauchten Signal werden die gestauchten Schwingungen dann einfach wiederholt. Wenn man sich eine Bandmaschine vorstellt heißt das:
Dow-Ppitch um eine Oktave: Aus dem Band wird jeder zweite Zentimeter herausgeschnitten und weggeworfen und dann dann die Reste zusammen geklebt und auf halben Tempo abgespielt. Noch besser ist es, wenn die Reste nicht weggeworfen werden, sondern auch zu einem neuen Band verklebt und beide gleichzeitig abgespielt und gemischt werden. Dann gibt es keinen Informationsverlust.
Up-Picth um eine Oktave: In der Metapher des Tonbandes wird nun eine Kopie des Bandes angefertigt. Das ursprüngliche Band und die Kopie werden in lauter Zentimerstücken zerschnitten und abwechselnd aber in der korrekten Reihenfolge ein Stück des einen und des anderen zu einem neuen doppelt so langem Band verklebt. Also A+A(copy)+B+B(copy)+C+C(copy).... Das neue doppelt so lange Band wird dann doppelt so schnell abgespielt.
Natürlich schneidet man digital nicht in Zentimeterstücken, sondern an den Nulldurchgängen der Schwingung. Je kürzer die Schnipsel desto besser, aber desto aufwendiger wird die Berechnung.
Schwierigkeiten treten auch auf, wenn die Zahlverhältnissse nicht glatt sind. Wenn z.B. um den Faktor 1,3648 peitcht werden soll. Dann werden die Berechnungen komplexer und wenn das dann noch ohne viel Latenz in Echtzeit passieren und Pitch auch noch in Echtzeit verstellt werden soll. Das ist bei einem Whammy Pedal der Fall. Am Stromverbrauch dieser Kisten sieht man schon, welche Rechenpower da drin steckt. Die werden auch richtig gut warm.
Das Whammy ist hier glaube ich die ausgereifteste Kiste, bei der die sauberste gepitchte Kopie erzeut werden kann. Da stecken ja schon viele Jahre Entwicklung drin. Für Gitarre (gerade verzerrte) ist das Whammy auf jeden Fall gut genug. Für komplexe Signale habe ich es noch nie probiert. Gerade Drums oder so bestehen ja nur aus Transienten, die eigentlich keinen Pitch haben.
Viele Grüße
Martin