:::Synths in richtigen Songs:::

Moin,

ich bin unter anderem deshalb hier im Forum weil ich die spannende und kreative Seite der ganzen Synthkiste durchforsten möchte.

Mir sind ein paar Kleinigkeiten aufgefallen:

- Jeder Zweite hier macht Musik die von seiner geliebten 909 (Samplesammlung) angetrieben wird.
Four to the floor wherever I look!

- Die Besitzer heißgeliebter Polysynths zeigen in immer gleichen Ambientflächen dass sie drei Tasten gleichzeitig drücken können.

- Menschen mit unverkennbarer 80s-Sozialisation spielen Solos die Keith Emmerson nicht mal auf seiner C-Seiten-Kollektion veröffentlichen würde.

- Kopflose YoutubeSchraubefinger drücken Tasten und drehen den Filter auf. That's it!

- Leute die eigentlich in der IT-Branche ihr Geld verdienen zeigen dass sie neben C++ auch noch Max/MSP beherrschen aber lieber nicht so viel Musik machen.

- Liebhaber grosser Modularschränke zeigen wo sie sich den Sequencer überall hinstecken können und führen ein Leben in 16Steps.

Das ist alles definitiv wunderbar legitim und kriegt einige gut gepflegte Daumen.

Um zum Punkt zu kommen:

Hier möchte ich Songs und Videos sehen und hören in denen der Synthesizer nicht so eigesetzt wird wie schon vier Zarkilliarden mal zuvor.

Das macht die Auslese natürlich etwas kleiner, spart jedoch Zeit beim Wühlen.
 
Kein Plan ob das hier tierisch innovativ ist, aber ein sehr geiler Song mit Synthesizern ist für mich dieser:

 
shebsen schrieb:
Hier möchte ich Songs und Videos sehen und hören in denen der Synthesizer nicht so eigesetzt wird wie schon vier Zarkilliarden mal zuvor.

nach deinem beispiel-link bin ich mir nicht ganz sicher, was die ausführungen im ersten beitrag zu bedeuten haben.
der einsatz von synths als begleitinstrument in popsongs ist doch nicht sehr außergewöhnlich (?)

suchst du nun (indie)pop mit synthsounds oder doch noch was anderes?
 
Recht habt ihr. Das war jetzt nicht so der Padautz der hätte kommen müssen.

Und ja. Im Prinzip suche ich nach Synths die songdienlich und inspiriert eingesetzt werden.
 
shebsen schrieb:
Recht habt ihr. Das war jetzt nicht so der Padautz der hätte kommen müssen.

Und ja. Im Prinzip suche ich nach Synths die songdienlich und inspiriert eingesetzt werden.
Tja, danach suche ich auch. Ich selbst spiele sehr gerne mit Synthesizern herum, setze sie in meiner Musik mittlerweile aber kaum noch ein, und wenn doch, dann meistens nur, um die fehlende Orgel oder das fehlende Streichorchester funktional zu ersetzen.
 
Mein bester Freund und der Sänger meiner Band aus den 80zigern, macht heutzutage ziemlich gute Synth-basierte Musik
http://www.myspace.com/tofuboymusic
vorallem tofu boy 09 und Karl May (letzteres übrigens ein Stück, das wir seit 1982 immer wieder in neuen Versionen aufgenommen haben).

In den 80zigern klangs bei uns so, auch mit ziemlich viel Elektronik (achtung schlechte mp3 qualität):
[mp3]http://fa.utfs.org/musik/florida_project/florida_project-thirty_seven_flowers.mp3[/mp3]
[mp3]http://fa.utfs.org/musik/florida_project/florida_project-white_world.mp3[/mp3]
[mp3]http://fa.utfs.org/musik/florida_project/florida_project-all_the_things.mp3[/mp3]
[mp3]http://fa.utfs.org/musik/florida_project/florida_project-can_you_hear_my_heart.mp3[/mp3]
 
Glaube dieses Posting ist recht "analog" zu dem hier viewtopic.php?f=2&t=48370
Nur noch Genrespezifikum abschalten und die Threads können zusammenarbeiten (natürlich nach Tariflohn und sozialversichert).

Ich finde Uwe Schmidts Festplattenmusik im jazzigen Stil recht ansprechend als Beispiel für soetwas, ob er das live gespielt hat ist mir nicht bekannt. Aber das Ergebnis..
 
shebsen schrieb:
- Menschen mit unverkennbarer 80s-Sozialisation spielen Solos die Keith Emmerson nicht mal auf seiner C-Seiten-Kollektion veröffentlichen würde.
[Oberlehrermodus]Herrn Emerson schreibt man nur mit einem "m". Und den Zusammenhang zu den 80ern verstehe ich nicht ganz, Emerson's kreativste Leistungen stammen aus den späten 60ern, sowie insbesondere den frühen bis mittleren 70ern.[/Oberlehrermodus, nix für ungut :lol: ]

shebsen schrieb:
Hier möchte ich Songs und Videos sehen und hören in denen der Synthesizer nicht so eigesetzt wird wie schon vier Zarkilliarden mal zuvor.
Ist mir jetzt nicht ganz klar: die Auflistung alberner und langweiliger Einsatzmöglichkeiten von Synthesizern ist ja grundsätzlich ok (auch wenn ich persönlich das nicht sooo verallgemeinern würde, das könnte ein wenig arrogant wirken. Aber da gibt's einen kleinen anderen Thread dazu, speziell was musikalische Qualität und Einsatz von Modularsystemen betrifft...)

Aber: warum dann ausgerechnet unter der Überschrift "Synths in richtigen Songs"? In Songs (so richtig mit Gesang und Strophe-Bridge-Refrain-etc-Aufbau?) würde ich jetzt nicht gerade besonders kreativen Einsatz von Synthesizern erwarten, wenn's denn songdienlich bleiben soll. Lasse mich aber gerne belehren und bin gespannt auf die weitere Diskussion. 8)
Andreas
 
Hier mal ein ganz "klassischer" Popsong mit höchst musikalisch eingesetztem Moog Modularsynthesizer:

 
Moogulator schrieb:
Beeindruckender Synthesizereinsatz ist hier nicht zu erkennen.
Das sehe ich anders, der Moog-Synthesizer spielt zwar nur eine kontrapunktische Melodie im Hintergrund, ist aber nahezu während des ganzen Stückes präsent und wird eben "musikalisch" und "songdienlich" eingesetzt. Es handelt sich nicht um elektronische Musik, aber der Synthesizer liefert einen entscheidenden Beitrag zum Arrangement. Das ist es genau, was mich interessiert: Synthesizer nicht als musikalischer Selbstzweck, sondern als Stimme in einem Instrumentarium. Muss auch erlaubt sein. Übrigens ist das einer der ersten Popsongs, bei dem ein Synthesizer überhaupt in dieser Form (als Hintergrund-Stimme) eingesetzt wurde.
 
den höchst musikalischen einsatz vom moog modular in "here comes the sun" will ich auch nicht unterschätzt wissen - der ist einfach grandios! und neben "because" einer der gründe, warum ich elektronische musik so liebe.


ok... synthesizer in songs... habs nicht so mit überinnovativ und letzter modulierter schrei in popsongs,
ABER...

für 1973 ein sehr song orientierter einsatz eines arp modular systems:


ich liebe die musikalische EMS AKS einbindung von francois de roubaix


einfach-geniale analog sequenzen und oberheim sounds im song kontext von einer bekannten deutschen band:


"love you" von den beach boys hat viel untypischen synthesizer einsatz, zB als verstimmter bass:


richard Tandy ist sowieso ein gott:



womit wir bei ELO wären - solche überladenen phased flanger sequenzen sind einfach traumhaft:


very funky polysynthpostpunkfun:


die produktion von "tango" der gruppe Matia Bazar ist unter analogsynthesizerfans ein popmusik-monument:




es können sogar frühes wavesequencing und digitalsynthschrott geil sein:

also neu ist da gar nix. synthies sind eben musikinstrumente. sind die songs genial, passen auch die synths rein :)
 
eisblau schrieb:
also neu ist da gar nix. synthies sind eben musikinstrumente. sind die songs genial, passen auch die synths rein :)

Wo wuerdest du die Synths denn einordnen, Solo-Instrument, fuer Akkorde, Drums, Percussion? Ist schwer, denn gute Synthesizer decken den kompletten Bereich ab, der kann gezupft oder geblasen, getrommelt oder gestrichen klingen. Ich denke genau da liegt auch der Unterschied zu herkoemmlichen Instrumenten, letztendlich kommt man auch ohne den Rest der Band zur abwechslungsreicher Musik und es gibt ja nicht nur Songs aka Musik mit Gesang.
 

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Moogulator schrieb:
Beeindruckender Synthesizereinsatz ist hier nicht zu erkennen.

Ein Teil der Einstiegs lautete: "Hier möchte ich Songs und Videos sehen und hören in denen der Synthesizer nicht so eingesetzt wird wie schon vier Zarkilliarden mal zuvor"

Nun, allein unter diesem Aspekt ist der Einsatz des Moogs bei den Beatles schon etwas gewesen, was für immer mit diesem Song verbunden sein wird und ich gebe zu, dass ich diesen Song in seiner Ganzheit inkl. Synthesizer-Klängen immer noch beeindruckend finde. Und viel "zuvor" gab es damals nicht. Selbst Emersons Solo in "Lucky Man" (übrigens mein erstes bewusstes Hörerlebnis eines Synthesizers) sitzt heute noch genau so tief wie damals.
Ich denke, man sollte nicht zu sehr in beeindruckenden Klängen denken, indem man die Synthesizer-Passagen seziert, sondern die Song-Dienlichkeit und den hohen Wiedererkennungswert als Kriterium heranziehen.
Oder eben die atmosphärische Dichte, die aufgrund der Spielweise und der Verschmelzung mit dem Rest des Arrangements zu einem beeindruckenden Erlebnis führen. Als Beispiel weise ich zu diesem Zweck gern auf Wakemans (von ihm selbst nicht so geliebte) Arbeit auf "Tales From Topographic Oceans" von Yes hin. Da sind es nicht die Klänge allein, sondern mehr die Schichten und die räumliche Verteilung und in erster Linie die Musik und damit das gesamte Gebilde.
Insofern waren alle drei Beispiele mal innovativ.
Ich denke schon, dass man da auch ruhig in die Vergangenheit schauen und vor allem hören darf.
 
Auf jedsten.

Gerade an der popmusikalischen Schnittstelle an der die Musiker erstmals die möglichen Einsatzgebiete erkundet haben ist sehr viel interessantes passiert.

Da sind wunderbare Sachen zwischen euren Postings.
 
Summa schrieb:
eisblau schrieb:
also neu ist da gar nix. synthies sind eben musikinstrumente. sind die songs genial, passen auch die synths rein :)

Wo wuerdest du die Synths denn einordnen, Solo-Instrument, fuer Akkorde, Drums, Percussion? Ist schwer, denn gute Synthesizer decken den kompletten Bereich ab, der kann gezupft oder geblasen, getrommelt oder gestrichen klingen. Ich denke genau da liegt auch der Unterschied zu herkoemmlichen Instrumenten, letztendlich kommt man auch ohne den Rest der Band zur abwechslungsreicher Musik und es gibt ja nicht nur Songs aka Musik mit Gesang.

guter einwurf! ein synthesizer kann praktisch jede "rolle" übernehmen. von daher kannst du so gut wie immer einen konventionellen platz (solo, lead, bass, drums, perc., akkorde etc.) durch einen elektronischen synthesizersound ersetzen. wenn du weißt, welche rolle der synth einnimmt, wird auch das ergebnis passend klingen. ich glaube, das ist grundsätzlich das wichtigste.

spannender wird dann der nächste schritt... zB bei matia bazar. sie ersetzen nicht nur zugedachte rollen mit synthesizern, sondern lehnen sich damit auch noch gewaltig "aus dem fenster" was die atmosphäre der sounds betrifft, in welcher die stimme der sängerin zu schweben scheint. auf was ich hinaus möchte ist jenes: man merkt, dass bands, die sich in den "pioniertagen" neuer technologien überlegt haben, wie sie synthesizer musikalisch effektvoll einsetzen können, oft ein überdurchschnittlich gutes song-arrangement überlegt haben (das gilt auch für den minimalbereich). vielleicht aus furcht, sich damit nicht zu blamieren (weil elektronische musik vor +30 jahren allerorts als unmusik galt ;-)). diese songs funktionieren dann ebenso toll ohne synthesizer!

somit zu shebsens erkenntnis, dass ein analytischer blick in die vergangenheit sehr hilfreich sein kann. heute läuft es bei den meisten synthifreaks leider umgekehrt: man spielt mit einem synthesizer stundenlang rum und hofft, damit irgendwie auf ein interessantes arrangement zu "stoßen" (was ab und an mal funktionieren kann). aber oftmals spielt dabei leider angst indirekt die musikalische hauptrolle:
nämlich die künstlerische freiheit der eigenen genialität durch komplexere regeln zu beschränken. :mrgreen:
 
Nehmen wir "Won't Get Fooled Again" und "Baba O'Riley" von den Who. Diese funktionieren nicht in der bekannten Weise ohne Synthesizer.
 
phaedra schrieb:
Nehmen wir "Won't Get Fooled Again" und "Baba O'Riley" von den Who. Diese funktionieren nicht in der bekannten Weise ohne Synthesizer.

sehr gute beispiele - so ist synthesizereinsatz natürlich auch möglich.

das sind keine konventionellen songs, sondern schon sehr progressive, erweiterte strukturen mit jams, improvisationen rund um den synthesizer-sound. the who wussten nämlich ganz genau, wie sie ihre songs machen und verstanden es darüber hinaus (als eine band von ganz wenigen) die neue technik als erweiterte rahmenbedingungen miteinzubeziehen. die stones sind ja im gegensatz dazu am modular fast verzweifelt und schickten es wieder zurück an den hersteller.
 


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