tb-303 random patterns

hi,

ich schreibe gerade an meiner diplomarbeit über synthesizer interfaces. es geht im speziellen um ästhetische und funktionale eigenschaften von digitalen emulationen analoger synthesizer.

es ist bekannt, dass man, wenn man die batterien aus der tb-303 herausnimmt, nach einiger zeit der internen speicherbatterie der saft ausgeht und somit zufallsSequenzen generiert werden.

meine frage:
wer hat diese methode in produktionen nachweislich eingesetzt? in welchen songs?

ich brauche einen beleg, ein interview oder einen quellnachweis...

thx,
chipchap
 
Ich kann dir zwar nicht helfen, aber das hoert sich ja interessant an. Erzhaehl doch ein bisschen mehr :D. Was studierst du?
 
ich studiere kommunikationsdesign mit dem schwerpunkt neue medien.
grob zusammengefasst geht es in meiner arbeit darum, dass jedes interface auch eine ideologie transportiert. ein interface repräsentiert nicht nur die funktionalität eines geräts, sondern auch bestimmte damit verbundene kulturelle werte.

wenn man z.b. annimmt, dass bei einem analogen synthesizer aufgrund der bauweise eine gewisse notwendigkeit für bedienelemente wie knöpfe, schieberegler etc. besteht (oder bei einer gitarre den saiten), so gilt das nicht zwangsläufig für musiksoftware.
die verknüpfungen von eingabe und feedback können willkürlich gewählt werden, sind arbiträr miteinander verbunden. dennoch werden beim grossteil kommerzieller softwaresynthesizer paradigmen aus der welt des analogen tonstudios verwendet zb. "virtuell-analoge" synthese, photorealistische clones von analogen synthesizern, das ziehen von patchcords bei reason etc.
all das steht für eine bestimmte epoche, einen musikstil, eine bestimmte art der benutzung.

die 303 dient mir nur als populäres beispiel, um den aktuellen retro-sound-wahn zu untersuchen. es geht dabei auch um den mythos der zweckentfremdung von maschinen und dem ausreizen der systemgrenzen eines instruments.

für anregungen bin ich gerne offen... :D
 
ich habe von dem Phänomen der Zufallspattern eher über Tr606 gelesen, da schrieb vor Jahren mal jemand, dass er eine Roland tr606 gekauft hatte und absolut begeistert war, was für unglaublich "kranke" Rhythmen der Vorbesitzer da programmiert hatte. Irgendwann ist er dann dahinter gekommen, dass das wohl die Zufallsrhythmen waren, wenn die Batterie leer ist.

Da es bestimmt über 10000 Tracks gibt, die im wesentlichen nur aus Drumcomputer und tb303 bestehen, wird wohl ein nicht geringer Bestandteil auch aus Zufallspattern oder leichten Abwandlungen davon bestehen.

Meiner Meinung nach ist es bei der TB aber gerade die relativ komplizierte Programmierung (erst Tonhöhe, dann Notenlänge und Pausen) in Zusammenhang mit fehlendem Wissen über die Programmierung, die Zufallspattern erzeugt. Es gibt sicherlich nur ganz wenige, die ein Pattern so programmieren können, wie sie es im Kopf haben.
Dazu kommt, dass viele die eine gebrauchte TB erwarben, wohl selten eine Anleitung dazu bekommen hatten. So war man froh, dass man nach Stunden überhaupt was aus der Maschine bekam. Bis Ende der 90er Jahre konnte man ja auch nicht einfach ein Manual aus dem Internet runterladen
 
hey cleanx,

danke für die antwort! ja, dass die eigenartige Sequencer-systemstruktur der auslöser für diese random bzw. semi-random programmierweise war, ist mir klar. ich würde das halt gern irgendwie belegen, im stil von:

robert hood in <i>the wire</i> 02/1994:
"blah blah... ich hab noch nie ein pattern selbst programmiert, das macht die maschine von allein... blah blah"

oder halt:
"der track spastik von plastikman enthält..."

@e605:

die roland bedienungsanleitungen aus den 80er jahren sind was besonderes. da werden eigentlich einfache dinge unglaublich verkompliziert... ich weiss allerdings nicht ob das für einen japaner evtl. mehr sinn macht.
 
ja klar, ist ein Problem mit Quellennachweisen für eine Diplomarbeit.

ich habe hier nur zwei Hinweise bezüglich Phutures "Acid Tracks" gefunden, der zweite link ist ein Interwiev with Natan Jones aka Dj Pierre

http://www.discogs.com/release/1949
"We didn’t know how to program. When we plugged it, it was already making that sound. It had plenty of different acid loops. As we didn’t know how to ‘create’, we worked on the only one that sounded good. No one really invented it, it was already in there. We <a href="https://www.sequencer.de/specials/sequencer.html">Sequencer</a>uenced it, and Spanky made the beats”, said Pierre... leider ohne Hinweis vorher das Zitat stammt

http://www.trackitdown.net/news/100249.html


wobei es hier darum geht, dass die Phuture leute anscheinden gar keine Ahnung hatten, wie sie da was programmieren können und einfach das bestklingende Pattern genommen haben, welches sich in der gebraucht erworbenen tb303 befand. in sofern thema wieder knapp verfehlt...
 
hallo!
ich hatte auch mal eine tb303 und da war es so!
wenn die batterien draussen, bzw leer waren, hat sich der speicher gelöscht. komischerweise aber erst nach ca. 24 stunden.
ich hab sie dann immer jeden tag angehabt ;-)
 
das pierre zitat ist ziemlich gut, vielen dank. habe dem typ der es geschrieben hat eine email geschickt - er müsste ja wissen, woher das zitat kommt...

es ist ja tatsächlich nur knapp verfehlt - man kann da halt nicht von einer strategischen erweiterung der benutzeroberfläche sprechen, eher, wie du andeutest, von dilettantismus...
 
bin gerade über dessen discogs-seite auf diese Internet?-radio-sendung (portugisisch englisch) mit dj pierre gestossen, da sind es aber nur 2 Sätze

http://www2.uol.com.br/smartbiz/radio/r ... iz_97.html

1:40min - 2:35min

interessant ist auch, dass er dort erzählt, sein erstes eigenes Equipment erst 1990/91 gekauft zu haben. Davor hat er immer das von Spanky genutzt.
 
"diie schäy pierrräy dou schhiggago..." haha. alain patrick hat mir grade geantwortet, das interview mit dem zitat er selbst geführt. lustig ist, dass er auch aus brasilien kommt.
 


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