Was ist fett?

Jeder will den großen fetten Sound aus seiner Synthi-Kiste locken, doch was ist eigentlich fett? Darüber scheinen sich die Geister zu streiten.
Für mich ist fett: eine schöne frei schwingende Schwebung zwischen analogen Oszillatoren, wie sie z.B. der Minimoog sehr gut kann.
Dazu ein knackige Hüllkurve und das Kaskadenfilter - das klingt dann sehr fett, breit, fast über den kompletten Tastaturumfang.
Auch fett: Akkorde von einem polyphonen Ánalogen, z.B. die des Oberheim OB-X oder OB8 finde ich sehr fett, weil jede Stimme nicht
hundertprozentig sauber gestimmt ist und dadurch ein wenig anders klingt. Lebendiger. Läßt sich recht schwierig glaubhaft mit
digitalen Mitteln simmulieren. Wer der Memorymoog kennt weiß was ich meine. JP-8 kann auch fette Synth-Akkorde voller
schöner Schwebungen.
 
A) Ester des dreiwertigen Alkohols Glycerin (Propan-1,2,3-triol) mit drei, meist verschiedenen, überwiegend geradzahligen und unverzweigten aliphatischen Monocarbonsäuren
B) Boba
 
intercorni schrieb:
...doch was ist eigentlich fett? Darüber scheinen sich die Geister zu streiten...
Vor allem scheint fett nur mit analog in Verbindung gebracht zu werden.
Ab wann ist digital fett - oder gibts das für Euch gar nicht?
Würde man z. B. einem PPG Wave 2.2 oder Blofeld die Fettheit absprechen?
 
Tja darüber habe ich auch schon nachgedacht und ich denke, dass dies auch eine Sache der eigenen Vergleichsmöglichkeiten ist.
Ein Beispiel: kenne ich z.B. nur den Subtractor aus Reason, so wird mir der Sound des Microwaves extrem fett vorkommen.
Ich finde den Microwave sehr schön und fette sind sind mit dem auch möglich. Auch digitales, wenn die Wellen ins Clipping geraten.
Aber das geht dann schon eher in Richtung harscher Sound.
 
gute Frage ... ich hab mehrere Begriffe für mich entdeckt:

Fett: wenn ein schöner tiefer Bauchbass oder ne weiche Kick von unten raus in meinen Magen subbt
Flauschig: wenn ein Arp oder ein Pad wie ein seidiges Wattebauschi durch den Song schwebt
saftig: wenn ne Kick schön platziert durch die Mitte des Songs pumpt
genial: wenn zwei Saws durch gegenseitige Phaseneinstellungen und nem leichten Phaser aus einfachen Sequenzen, geniale machen
Luschig: ist mein Begriff für z3ta und Vanguard Sounds
Weinerig: wenn ein Vibrato nen Sound zum zarten Heulen bringt
kalt: so klirrende digitale Sounds
...


Ich glaub auch das ist ne absolute Stylefrage, denn fett finden es ja manche auch, wenn ne 32-fach Super SAW mit höchster Multiband Kompression einfach nur fett und LAUT aus den Boxen heraus schreit ...
 
Also wir sind uns hier sicher alle einig, dass man nur mit fetten Sounds keine Musik machen kann und fette Sounds nur dezent eingesetzt werden sollten.

"Fett" is in manchen Kreisen ja auch ein Synonym für "toll" und das is dann natürlich sehr individuell! Einer sagt "fette Sounds" und meint eigentlich verzerrte (übersteuerte) Klänge, der andere sagt "fette Sounds" und meint damit aber hauchdünnes Dreiecksrumgeflöte, weil es ihn halt mal jedesmal ne Gänsehaut verpasst...

Ich persönlich verstehe das Wort auch erstmal im klassischen Sinne, also breitbandiges Signal.
Da es die ganzen Missverständnisse gibt, versuche ich das Wort "fett" möglichst immer zu vermeiden.
Da ich inzwischen Vegetarier bin, brauch ich das Wort selbst beim Grillen nicht mehr zu verwenden :)
 
psicolor schrieb:
Also wir sind uns hier sicher alle einig, dass man nur mit fetten Sounds keine Musik machen kann und fette Sounds nur dezent eingesetzt werden sollten.
Daher bin ich ein Verfechter von analog mit FM oder analog + digital. Die geben sich gegenseitig
genügend Raum im Mix.
 
intercorni schrieb:
200px-FettbobaJB.png

Setzen, 6.
 
Um den subjektiven Aspekt von Fett zu lindern schlage ich Folgendes vor:

Wir erweitern den Definitionsbereich von Fett mit den Wörtern:

- Dufte (D wie digital Fett)
- Knorke(K wie äh analog Fett)
-Seemannsgarn(?)
-Bobafett (den fand ich gut)

Die genaue Definition sollte in demokratischer Abstimmung erfolgen und notariell beglaubigt werden.

Gruß
 
Zotterl schrieb:
intercorni schrieb:
...doch was ist eigentlich fett? Darüber scheinen sich die Geister zu streiten...
Vor allem scheint fett nur mit analog in Verbindung gebracht zu werden.
Ab wann ist digital fett - oder gibts das für Euch gar nicht?
Würde man z. B. einem PPG Wave 2.2 oder Blofeld die Fettheit absprechen?

Hallo
"fett" ist in dem Zusammenhang nichts weiter wie ein Modewort unter dem sich jeder etwas anderes vorstellen kann. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir damals den Klang der großen analogen Synthesizer gegenüber den Neulingen wie z.B. DX7 und den Kisten mit digitalen VCOs abgegrenzt hatten. Zunächst waren die Digitalen Kisten erst einmal "anders", sie klangen härter, technischer, gläserner und waren genau deshalb bei Synthesisten beliebt weil eine neue "Klangwelt" entdeckt wurde. Spätestens bei der Erwähnung von CMI Fairlight bekamen die Leute einen irren Glanz in den Augen ;-) Meiner bescheidenen Ansicht nach ist es eine Fehlentwicklung gewesen, mit digitaler Technik, die analoge Klangwelt nachbauen zu wollen. So ist auf der einen Seite die Entwicklung im Bereich der Analogen Kisten ins Stocken geraten, auf der anderen Seite sind auch digitale Kopien von analogen Klängen eben nur Kopien und immer irgendwo statischer, weniger lebendig.
Wir hatten damals nur analoge Instrumente mit Ausnahme des PPG Wavecomputer 360a. Der machte wunderbare Klänge und die passten in fast unheimlicher Weise extrem gut zu dem Klang des PPG Modularsystems. (Palm hatte das nicht bewusst gemacht, jede Wette). Das Ding gurgelte, klingelte und zischelte, sowas hätten wir mit unserem ganzen, nicht kleinen Gerätepark nicht hinbekommen. ("Klaus, mach mal das "Gejammer" vom Programm 86!") Als FETT würde ich diese Klänge nicht mal rückwirkend bezeichnen. Wuchtig, Monumental, Gewaltig, Brachial, Breit..... das waren so eher Worte die fielen wenn man die großem Moogs und Oberheimer erlebte.
Was Du zu Schwebungen sagtest, stimmt natürlich, die sorgen für ein lebendiges Klangbild. Ganz geschickt hatte die Supergroup UK die Schwebungen bei einem Konzert in Berlin eingesetzt. Da waren die Klänge der Band so aufeinander abgestimmt, dass über längere Passagen der Boden unter den Füßen sanfte aber deutlich spürbare Wellen zu schlagen schien. Eine Meisterleistung in Sachen Klangdesign war das. HYPER-FETT sozusagen ;-)
 
Ahab schrieb:
Um den subjektiven Aspekt von Fett zu lindern schlage ich Folgendes vor:

Wir erweitern den Definitionsbereich von Fett mit den Wörtern:

- Dufte (D wie digital Fett)
- Knorke(K wie äh analog Fett)
-Seemannsgarn(?)
-Bobafett (den fand ich gut)

Die genaue Definition sollte in demokratischer Abstimmung erfolgen und notariell beglaubigt werden.

Gruß

Schnieke ist dann für die eher filigranen Klänge reserviert?
 
Definitionen und so:
In den Definitionen schwingt viel Bewertung mit. Fett scheint "besser" zu sein, als Nicht-fett.

Den Wave 2.2 - den ich übrigens mit "drahtig" und "kristallin" in Verbindung bringe, statt mit "kalt" -
empfand ich ebenbürtig zu Oberheim-Fettbrocken. Sozusagen auf Augenhöhe.
 
Ja der Wave 2.2 kann sehr breit klingen. Schade dasd ich übers WE keine Zeit habe, sonst hätte ich dazu eine Kostprobe geliefert.
 
intercorni schrieb:
Jeder will den großen fetten Sound aus seiner Synthi-Kiste locken, doch was ist eigentlich fett? Darüber scheinen sich die Geister zu streiten.
Für mich ist fett: eine schöne frei schwingende Schwebung zwischen analogen Oszillatoren, wie sie z.B. der Minimoog sehr gut kann.
Dazu ein knackige Hüllkurve und das Kaskadenfilter - das klingt dann sehr fett, breit, fast über den kompletten Tastaturumfang.
Auch fett: Akkorde von einem polyphonen Ánalogen, z.B. die des Oberheim OB-X oder OB8 finde ich sehr fett, weil jede Stimme nicht
hundertprozentig sauber gestimmt ist und dadurch ein wenig anders klingt. Lebendiger. Läßt sich recht schwierig glaubhaft mit
digitalen Mitteln simmulieren. Wer der Memorymoog kennt weiß was ich meine. JP-8 kann auch fette Synth-Akkorde voller
schöner Schwebungen.

Ich mach's mir einfach: Fett schwimmt oben, d. h., trägt. Du kannst das fühlen, wenn du z. B. einen fetten Synthsound spielst: Der Sound fasst dich an den Hüften und hebt dich. Ein gutes Gefühl, dass dir Geborgenheit – Nestwärme – verspricht. Das Gegenteil von Fett durchdringt dich: Der Sound geht durch deinen Körper durch. Das kann richtig schmerzhaft sein, aggressiv, aber dadurch dich auch in Bewegung setzen. Die Bewegung dient dazu, mit der Gefühlskälte umzugehen und quasi den Körper zu erwärmen. Am Ende läuft es wie immer darauf hinaus, dass ein natürlicher Ausgleich, d. h., ein Gleichgewicht zwischen warm und kalt angestrebt wird. Und beide bedingen sich: Der eine Zustand kann nicht ohne den anderen existieren.
 
Stadler schrieb:
Ich mach's mir einfach: Fett schwimmt oben, d. h., trägt. Du kannst das fühlen, wenn du z. B. einen fetten Synthsound spielst: Der Sound fasst dich an den Hüften und hebt dich. Ein gutes Gefühl, dass dir Geborgenheit – Nestwärme – verspricht. Das Gegenteil von Fett durchdringt dich: Der Sound geht durch deinen Körper durch. Das kann richtig schmerzhaft sein, aggressiv, aber dadurch dich auch in Bewegung setzen. Die Bewegung dient dazu, mit der Gefühlskälte umzugehen und quasi den Körper zu erwärmen. Am Ende läuft es wie immer darauf hinaus, dass ein natürlicher Ausgleich, d. h., ein Gleichgewicht zwischen warm und kalt angestrebt wird. Und beide bedingen sich: Der eine Zustand kann nicht ohne den anderen existieren.
Also ich habs lieber, wenn der Sound mich an den Eiern packt :mrgreen:
 
"Fetter Sound" oder "Fette Beats" hab ich zum ersten mal Anfang der 90er in Verbindung zu div. Hip Hop Produktionen gehört.
 
tronique schrieb:
"Fetter Sound" oder "Fette Beats" hab ich zum ersten mal Anfang der 90er in Verbindung zu div. Hip Hop Produktionen gehört.

Stimmt, The 2 live Crew z. B. fand ich sogar als eigentliches Techno Kiddi super FETT, auch heute noch DICK, war das 90er oder doch noch früher hmmm, weiß ich nicht mehr ... ?? :mrgreen:

 
Digitales fett, ehhm Analogkäse :mrgreen: Effekte können auch fett sein.

play:
 
Zotterl schrieb:
Definitionen und so:
In den Definitionen schwingt viel Bewertung mit. Fett scheint "besser" zu sein, als Nicht-fett.

Den Wave 2.2 - den ich übrigens mit "drahtig" und "kristallin" in Verbindung bringe, statt mit "kalt" -
empfand ich ebenbürtig zu Oberheim-Fettbrocken. Sozusagen auf Augenhöhe.

phatt = :phat:

klingt eine maschine, wenn man sie so darstellt, wie sie bestenfalls klingen könnte.

somit beste räumliche dichte und in the face, präsent.
 
tronique schrieb:
"Fetter Sound" oder "Fette Beats" hab ich zum ersten mal Anfang der 90er in Verbindung zu div. Hip Hop Produktionen gehört.

timbaland mit missy eliot klangen sehr oft einfach nur :phat:
 
Ich sage ja: jeder empfindet darunter etwas anderes. Es gab damals in der Keyboards mal einen Artikel, von Peter Georges glaub ich, der hatte versucht, bestimmte Soundeigenschaften
mit Farben zu beschreiben.
 
chain schrieb:
tronique schrieb:
"Fetter Sound" oder "Fette Beats" hab ich zum ersten mal Anfang der 90er in Verbindung zu div. Hip Hop Produktionen gehört.

timbaland mit missy eliot klangen sehr oft einfach nur :phat:

Bemerkenswert find ich dem Zusammenhang auch, wie man sich an die Sachen gewöhnt!
Um die Oldschoolhiphop-Sachen, die mich früher umgeblasen haben, heute wieder "fett" finden zu können, muss ich erstmal ganz lange Abstinenz von moderner Popmusik halten, ansonsten klingt der Oldschoolshit zu lasch.
 


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