Was live spielen?

4

44tz0ultzejrag

Guest
Guten Abend,

ich bin gerade dabei einen kleinen Hiphop-Track in Kollaboration mit 'nem Bekannten zu basteln. Der soll dann live vorgefuehrt werden. Er wird ein paar Shouts, Rappassagen und Vocoder-FX einsetzen und ich werde Keyboard stehen und da Samples, etc. abfeuern.

Technisch sind wir einigen Limits unterworfen:
1. Ich hab nur einen Soundeingang am Computer, der fuer die Vocals gebraucht wird (wie gesagt Vocoder, u.a.), mein Soundinterface ist sehr einfach.
2. Der Song an sich ist kaum durch eine durchgaengige melodische Struktur zusammengehalten, bis auf eine simple Bassline. Wir wollten die Sache einfach halten, weil es einfach 'cool' klingen soll.
3. Die Samples, die ich spielen will sind eher perkussiv, d.h. die Performance ist sehr zeitkritisch und alles muss exakt gespielt werden. Da sind z.B. computergenerierte oder aufgenommene und extrem verzerrte Shouts dabei.
4. Ich hab also ein Keyboard mit dem Computer verkabelt, der FX auf die Vocals legt, als Sampler fungiert und alles was nicht live ist abspielt. Das ist aber in meinen Augen eher ein Vorteil, da ich den Soundcheck dadurch verkuerzen und die Pegel der Instrumente schon vorher genau einstellen kann. Es kommt nur ein Signal von uns in die PA.

Jetzt brauche ich wirklich einen guten Rat.
Man koennte einfach zur Show ein paar Sachen, wie Drumcomputer, noch ein Soundinterface und Synth verkabeln, die dann schoen bunt blinken und nichts machen.
Was soll man wirklich live machen? Die Musik ist sehr konstruiert, da sind keine Passagen drin, die tatsaechlich mal drei Minuten lang aufgenommen wurden. Ist es ratsam einzelne Samples manuell zu spielen oder ist das eher nicht die Regel? Die Bassline zu spielen wuerde echt komisch aussehen, weil ich dann ca. 50 mal die gleichen Handbewegungen machen muesste. Ein wenig mehr Abwechslung waere nicht schlecht.
Was spielen Electronicaleute so live, die ihre Musik auch eher am Computer als am Klavier zusammenbasteln, ich seh die meistens nur an irgendwelchen Reglern drehen. Sieht aber echt unspektakulaer aus, da so einen Filter aufzudrehen oder 'nen Fader zu bedienen um irgendwelche Passagen ueberzublenden. Ich kann mich da konkret an eine Performance von so einem Typen erinnern der nur an irgendwelchen Delays rumgedreht hat und dabei wie ein epileptischer Gorilla rumgezappelt hat, echt albern und das Ergebnis der Effektsektion klang sehr willkuerlich. Ich meine, da kann man sich sowas dann auch gleich schenken, die LP pressen lassen und zuhause bleiben, oder? Ich weis, ich bin da ein bisschen skeptisch. Dieses mal ist es jedoch sehr wichtig, dass da jemand ist, der was macht, da es sich nicht um eine Tanzveranstaltung handelt, sondern Teil eines Unterhaltungsprogramms ist.

Prinzipiell sehe ich nur vier Moeglichkeiten:

a) Samples spielen, Steuersignal ggf. quantisieren und zu frueh spielen, um Praezision zu erreichen.
b) Carriersignale des Vocoders (wird oft eingesetzt) spielen, dann einige wenige Samples. Problematisch ist die Tatsache, dass man die Noten halten muss, was langweilig aussehen koennte (da keine rhythmischen Bewegungen).
c) Bassline spielen, was kacke aussehen wuerde.
d) Alles Playback, ich wuerde das echt HASSEN.

Habt ihr vielleicht Ideen, was ich machen koennte?
 
oft ist der ganze kram vollplayback. meiner beobachtung nach.
da spielen USB sticks oder festplatten. sonst spielt da nix.

machen die flippers übrigens auch. und die haben auch ein megapublikum.

the audience ist strohdoof. :selfhammer:
 
Sicher? Ich kaeme mir irgendwie komisch dabei vor... Naja, die frage ist dann auch wer sich fuer den Hampelmann da hinten interessiert. Die Meisten werden eh auf den MC gucken.
 
Hy, ich baue auch grad an einem neuen Live-set, und stehe vor der gleichen Frage!

Bei früheren Live-acts von mir, kam damals alles aus der Mc-909 und einem Waldorf Q + Machinedrum, und wurde live on the fly verwurstet.
Heute mach ich alles im Rechner (+HWSynths), und möchte damit auf die Bühne.

Einerseits finde ich, ein Live-act sollte auch soviel wie möglich "Live" sein, auf der anderen Seite möchte man soviel präzision wie möglich (sprich ausgefallene Breaks bei der Studioproduktion) behalten. Der Laie da unten checkt das sowieso nicht, ob du das jetzt machst, oder ob das programmiert ist und automatisch abgespielt wird.

Mein Spagat wird wohl der werden, daß ich von meinen Studioproduktionen Bounces mache, wo gewisse Synthlines fehlen, die ich dann Live mit Synths schraube!
Großer Live-faktor für die Crowd, und trotzdem größtmögliche Präzision.
 
Ja, das ist am cleversten. Aber meine Synth-Parts sind entweder zu sporadisch (ein Akkord und dann nie wieder) oder zu simpel ...
Ich stell am besten nen Drumcomputer hin, dreh an den Reglern und tu so, als wuerde das irgendwie wichtig sein (Sonnenbrille tragen)
 
Jo viel ist Vollplayback. Da buchen dann Acts unbedingt den Clavia II oder Virus usw, du besorgst den und dann wird der nichtmal angeschlossen und die drehen nur blöd dran rum :roll:

Die andere Hälfte verwendet die Synths als Midicontroller um ein paar vordefinierte Cutoffs usw. in z.b. Ableton Live damit anzusteuern, der Synth tut akustisch da rein gar nix.

Freunde haben mal Ihr DJ Set nach dem Live Act gespielt (war ein grösserer Gig), ich hab mich spasshalber kurz an den noch danebenstehenden Synth gestellt (war aus) und ein bischen an den Reglern gedreht .... Jubel und Gekreische im Publikum :selfhammer:
 
Ich persönlich würd sowas lieber nicht live spielen wollen.

Es kommt gelegentlich vor, dass ich vor einer Bühne stehe, wo jemand auf die beschriebene Weise einen konstruierten Track vorführt. Da dabei so vieles an einen Bandauftritt erinnert (Bühne, tanzendes Publikum, Beleuchtung), oben aber nur Maschinen konservierte Schnipsel von sich geben, fühle ich mich von solchen Darbietungen nicht nur verarscht, sondern auch in meiner Würde als aufmerksamer Zuhörer verletzt. Acts mit Modularsystem und Sequencer sind was anderes, werden aber auch nicht als Live Musik vermarktet sondern als unvorraussehbares Klangerlebnis.
 
pweggert schrieb:
Ja, das ist am cleversten. Aber meine Synth-Parts sind entweder zu sporadisch (ein Akkord und dann nie wieder) oder zu simpel ...
Ich stell am besten nen Drumcomputer hin, dreh an den Reglern und tu so, als wuerde das irgendwie wichtig sein (Sonnenbrille tragen)

Dann richt dir doch ein paar Effekte ein, die du da über gewisse Spuren rüberschwurbelst (*gg*).
Hauptsache du hast was zu tun. Faken ist scheiße, da sollte man gar nicht auf die Bühne gehen, sondern gleich nur auflegen.
Den Spagat finden, zwischen fertig und noch was zu tun haben!
 
VEB_soundengine schrieb:
oft ist der ganze kram vollplayback. meiner beobachtung nach.
da spielen USB sticks oder festplatten. sonst spielt da nix.

machen die flippers übrigens auch. und die haben auch ein megapublikum.

the audience ist strohdoof. :selfhammer:
Das muss aber nicht sein, gibt genügend Leue, die alles lve machen, wro es auch heute eher geht.
 
Moogulator schrieb:
Das muss aber nicht sein, gibt genügend Leue, die alles lve machen, wro es auch heute eher geht.

Ja gut, der Sound der Flippers ist ja auch nicht das Ziel, sondern halt Hiphop. Von dir weis ich ja auf jeden Fall, dass du in Clubs spielst. Was konkret machst du z.B. hier:

Icke hab leider nich so viel Knoeppe zum drehen (also keine explizit als Midicontroller ausgewiesenen Geraete, das Teil, welches ich mitnehme hat vier Potis), da muss ich mir was ueberlegen. Vermutlich werden es dann wirklich die Carriersignale des Vocoders plus ein paar ausgesuchte Samples werden.

Ich werd morgen mal den Track hochladen, da wird dann das gerappe druebergelegt.
 
Hab so n Zwei-Mann-Semi-Live-Projekt wo wir armen Schluckern die sich keine richtige Band mit richtigen Musikern leisten können (einer von uns studiert Jazz, der andere Physik, demnach ist keiner ein echter Musiker) coole Partymusik bieten.

Wir ham auch ne Hiphopnummer im Programm die aus 4 Parts besteht: Drums, Bass, ein Akkord, und Rapteil. Is alles fertig in der MPC. Die Darbietung läuft so:
- Alles muten, nur Akkord und Bassspur anlassen.
- Play drücken, 15 Takte mit dem Kopf nicken.
- Takt 16 wird der Bass weggenommen, auffordernde Blicke ins Publikum
- Ab Takt 17 kommt Bass rein und Drums dazu, mein Kopfnicken verwandelt sich in epileptisches Zucken :phat:
- Nach 32 Takten :phat: spielt Jimmy vieleicht einen Solo
- Irgendwann kommt der Rapteil, wobei der aus Wort-Samples besteht, die ich mit den Drumpads der MPC abfeuer
- Am Ende kurz den Bass weg und die Drums weg, dann wieder rein und nochmal 64 Takte lang wie ein Gängster mit Koksnase rumhotten :phat:
Nach 15 Minuten geht der Track zuende und vermutlich werde ich keine einzige Taste am Keyboard drücken!

Wie weiter oben lesbar bin ich kein Freund von so Fake-Live-Gigs, aber Hiphop is total minimalistische Musik die von Bass und Schlagzeug lebt. Finds richtig cool mal auf der Bühne 15 Minuten lang ganz offensichtlich NICHTS zu machen und sich trotzdem (oder gerade desshalb) vom Publikum feiern zu lassen. Beim ersten Gig wo wir des so präsentiert haben kamen dannach sogar Hiphopleute her und meinten sie fandens richtig amtlich (vmtl weil sie von unten auf einem der Kästchen "MPC" entziffern konnten...)
 


News

Zurück
Oben