Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar?

godan

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Vor wenigen Tagen ist mir eines der in den späten 80er - Anfang 90er Jahren unerschwinglichen Samplingsystemen zum Kauf angeboten worden. Eines das, neben dem Fairlight CMI und dem Synclavier, immer wieder im Zusammenhang mit großen Produktionen und bekannten Namen genannt wird - das Waveframe Audioframe 1000. Soweit ich weiß und recherchieren konnte, soll es qualitativ mindestens so hochwertig (gewesen) sein, wie die beiden bereits genannten und wohl bekannteren Luxus-Samplesysnthesizer. Nachdem ich mir alle Beiträge, die sich hier speziell mit dem Waveframe / Audioframe befassen, aufgerufen und durchgelesen habe, finde ich darin leider keine tatsächliche Antwort auf die für mich wichtigen Fragen. Lohnt sich solch eine (preislich wahrlich nicht unerhebliche) Anschaffung heutzutage überhaupt noch? Gibt es tatsächlich die von einigen immer wieder angeführten Unterschiede, der deutlich (hörbar) besseren Wandler? Oder ist das alles nur ein Mythos, der damals um die teuren Gerätschaften entstand und heute noch gerne von den einstigen und nicht zuletzt jetzigen Neubesitzern weitergetragen wird. Kennt sich evtl. jemand etwas mit diesem System aus, der mir die Sache halbwegs aufklärend vermitteln kann?
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

In jeder technischen Hinsicht dürfte das Waveframe System mittlerweile komplett überholt sein -- zumal die Rechnertypen und die Software wohl heute eher unter der Rubrik Exoten und andere Kuriositäten laufen dürften. Ob man so alte Software noch ohne Umwege auf modernen Rechnersystemen zum Laufen bekommt? Keine Ahnung. Das wissen andere hier besser. Ob die Wandler heute noch besser klingen als das, was aktuell auf dem Markt erhältlich ist bzw. als ein Emu E4 oder ein Akai Z8? Das Auge sagt ja immer dem Bewußtsein, was es sehen soll und das Bewußtsein sagt dann dem Ohr, was es hören soll.

Von der Handhabung her und der Integration der einzelnen Elemente in eine Arbeitsumgebung ist das System bestimmt noch genauso schlüssig wie ein Fairlight oder Synclavier -- das hat was ganz Eigenes, das nicht den Charme anderer, moderner, rechnergestützter Systeme hat. Vom Mythos des sündhaft teuren, für Normalmenschen unerschwinglichen Produktionswerkzeuges mal ganz zu schweigen. Ich kann mich erinnern, daß ich damals ziemlich platt war, als mir Hermann Quetting (so hieß er, glaube ich) in Hamburg mal das System vorführte -- zu dem Zeitpunkt (1990) war ich aber noch jung und leicht zu beeindrucken.

Viel Geld würde ich dafür allerdings nicht ausgeben -- Service und Ersatzteile gibt es wohl (Hardy Kukuk, kann das?), aber diese Form der digitalen Technik dürfte noch exotischer und teurer zu reparieren sein als so mancher Analogklassiker.

Stephen
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Mit so einer schnellen und ausführlichen Antwort habe ich gar nicht gerechnet. Vielen Dank! Die eigentliche Software, die als eine der ersten DAWs gilt, lief damals und auch heute auf einem herkömmlichen Windows-PC. Das wird auch von der Firma Waveframe weiterhin überarbeitet und angeboten. Was ich allerdings wirklich gerne wissen würde ist die Bestätigung oder das Dementi, der angeblich bis heute unübertroffenen Wandler, die alles andere regelrecht wegblasen sollen. Dabei denke ich nicht zuletzt an die Aussage von Boris Blank (Yello), der genau diese Meinung immer wieder vertreten hat. Nun sehe ich allerdings (in dem Moment, in dem ich das hier schreibe), dass er seinen Fairlight III zum Preis von immerhin $13,668.27 auf Ebay versteigert hat. Vielleicht hat er ja zwischenzeitlich doch etwas besseres gefunden. ;-)
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

soundlab schrieb:
[...] Was ich allerdings wirklich gerne wissen würde ist die Bestätigung oder das Dementi, der angeblich bis heute unübertroffenen Wandler, die alles andere regelrecht wegblasen sollen. Dabei denke ich nicht zuletzt an die Aussage von Boris Blank (Yello), der genau diese Meinung immer wieder vertreten hat. Nun sehe ich allerdings (in dem Moment, in dem ich das hier schreibe), dass er seinen Fairlight III zum Preis von immerhin $13,668.27 auf Ebay versteigert hat. Vielleicht hat er ja zwischenzeitlich doch etwas besseres gefunden. ;-)

Besser? Praktischer vielleicht. In irgendeinem Interview ließ Boris durchblicken, daß er des ganzen Hardware-Geraffels überdrüssig sei und sein Fairlight seit Ewigkeiten defekt und so teuer in der Reparatur und eigentlich lohnt sich das alles nicht und blahblah.

Hans Zimmer sagt ja auch, daß die Arturia-Software so gut sei, daß er seinen GX-1 verkauft habe. Jeder sagt immer irgendwas.

Stephen
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

ppg360 schrieb:
Jeder sagt immer irgendwas.

Stephen
Dann sage ich einfach auch nochmal danke und werde wohl (wie Hans Zimmer :) ) weiterhin froh mit meiner Native- und Arturia Hard/Software sein. Ein wenig schiele ich ja noch auf die dem System beiliegende Sound-Library (eigentlich die aller Audioframe User), aber was solls...
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Naja, die Hardware, mit den so hoch gelobten Wandlern, wäre schon vordergründig gewesen. Dahingehend weiß ich leider immer noch nicht alles. Die von dir vorgestellte Software, inkl. der Waveframe Sound-Auswahl, bildet leider nur einen Bruchteil der Factory-Library ab. Bei dem mir angebotenen Waveframe / Audioframe Angebot, wäre zudem der komplett bekannte Soundpool der Filmstudios und bekannten Musikern dabei gewesen. Was mich allein schon aus "musikhistorischen" Gründen interessiert hätte. Wie aber eingangs kurz angedeutet, hätte das natürlich auch seinen Preis gehabt.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

die Wandler waren früher mal wirklich High End, aber heute ist das alles technisch total überholt. Ein Anschaffung lohnt sich definitiv nicht und nur für "mal so zum Spaß" sollte es schon seeeehr günstig sein.
Ich würde nicht mehr als 1200 Euro für ein funktionierendes System bezahlen, mehr ist der olle Schlunz einfach nicht wert.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

soundlab schrieb:
Naja, die Hardware, mit den so hoch gelobten Wandlern, wäre schon vordergründig gewesen. Dahingehend weiß ich leider immer noch nicht alles. Die von dir vorgestellte Software, inkl. der Waveframe Sound-Auswahl, bildet leider nur einen Bruchteil der Factory-Library ab. Bei dem mir angebotenen Waveframe / Audioframe Angebot, wäre zudem der komplett bekannte Soundpool der Filmstudios und bekannten Musikern dabei gewesen. Was mich allein schon aus "musikhistorischen" Gründen interessiert hätte. Wie aber eingangs kurz angedeutet, hätte das natürlich auch seinen Preis gehabt.

Ich kann mich erinnern, daß Michael Cretu ein paar von den Mini Moog Sounds für die Sample Library beigesteuert hatte -- die klangen schon ziemlich toll. Das Problem bei Sample Libraries, die nicht die eigenen sind, liegt allerdings darin, daß man dieselben Sounds verwendet wie jeder andere auch, der Zugang zu dieser Library hat(te). Das mögen im Falle Waveframe nicht so dermaßen viele Leute gewesen sein, aber trotzdem...

Ich hatte mal eine Sony F-1, die ich für Field Recordings verwenden wollte, weil der Klang legendär ist -- ich habe es irgendwann bleiben lassen, weil die Beschaffung aller benötigten Zubehörteile einfach zu aufwendig war. Von einem Waveframe würde ich genauso die Finger lassen wie von einem PPG Waveterm, einem Fairlight oder einem Synclavier -- sogar, wenn sie billig sind.

Stephen
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Bernie schrieb:
die Wandler waren früher mal wirklich High End, aber heute ist das alles technisch total überholt.

Wenn du dir dahingehend wirklich sicher bist, ist das genau die Info die ich haben wollte. Meine Überlegung war eigentlich die, dass es sich evtl. ähnlich verhält, wie z.B. mit alten Mikrofonen. Die sind ja teilweise auch deutlich besser und dadurch teurer, als die jetzt hergestellten. Wenn das bei den Wandlern aber nicht so ist, hat sich das natürlich erledigt.

Bernie schrieb:
Ein Anschaffung lohnt sich definitiv nicht und nur für "mal so zum Spaß" sollte es schon seeeehr günstig sein.
Ich würde nicht mehr als 1200 Euro für ein funktionierendes System bezahlen, mehr ist der olle Schlunz einfach nicht wert.

Deine Preisangabe x 5 wurde mir tatsächlich angesagt ;-)

ppg360 schrieb:
Ich kann mich erinnern, daß Michael Cretu ein paar von den Mini Moog Sounds für die Sample Library beigesteuert hatte -- die klangen schon ziemlich toll.

Genau, die sind auch alle mit dabei. Ebenso wie die kompletten Sounds von TD (Froese), Peter Gabriel und einigen anderen. Das reizt mich ehrlich gesagt schon etwas.

ppg360 schrieb:
Von einem Waveframe würde ich genauso die Finger lassen wie von einem PPG Waveterm, einem Fairlight oder einem Synclavier -- sogar, wenn sie billig sind.

Na wenn ihr mir so einstimmig abratet, werde ich das wohl doch lassen. Denn billig ist das System nun wahrlich nicht - höchstens im Verhältnis zum damaligen Anschaffungspreis von 250.000 DM in der Ausbaustufe (Sounds natürlich nicht mitgerechnet)
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

wenn du das geld ohne stress zahlen kannst und du die geschichte dahinter magst dann kauf es doch...

oder warum soll man grade bei "diesem" gerät rational sein - da könnt man dann ja auch gleich sagen "nach komplete ultimate ist jede hardware unrentabel und liebhaberei"


mfg
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Im Prinzip bin ich genau so an die Sache gegangen. Immerhin ist es ja ein "musikhistorisch" bedeutsames Instrument, welches in nur sehr geringer Stückzahl gebaut wurde und zudem sehr interessante Vorbesitzer hatte. Dadurch erklärt sich auch der noch vorhandene, installierte Soundpool. Da aber, wie ich nun herausgehört habe, die Hardware zwar teuer, aber der heutigen Zeit weder entsprechen (was nicht so schlimm wäre), noch soundmäßig besonders eigen, also außergewöhnlich sein soll, befürchte ich schon irgendwie, auf einer 6000 Euro teuren Sound-Library zu sitzen, welche, durch die von allen prophezeite technische Anfälligkeit, nicht einmal nutzbar sein wird. Lohnt sich so etwas dann wirklich?
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

soundlab schrieb:
Denn billig ist das System nun wahrlich nicht - höchstens im Verhältnis zum damaligen Anschaffungspreis von 250.000 DM in der Ausbaustufe (Sounds natürlich nicht mitgerechnet)
Der Neupreis ist völlige Utopie, denn die große Grundversion lag bei rund DM 12 - 15.000 und im Vollausbau mit allem Schnickschnack bei maximal 25.000 und nicht bei 250.000.
Da wird, wie bei Synclavier, Kurzweil, PPG und Fairlight, ja gerne mal etwas übertrieben, so ist das halt mit dem Mythos ...
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Okay, die originale Rechnung soll vorliegen. Die lasse ich mir gleich mal als Scan schicken. Mich hat der Preis nicht weiter verwundert, da in den wenigen Beiträgen, die man im Net über das Waveframe / Audioframe 1000 findet, ähnliche Angaben gemacht wurden. 25.000 DM halte ich aber, bei den damals üblichen Preisen für solche Systeme / Synthesizer, für etwas niedrig angesetzt. Woher beziehst du diese Information? Kannst du mir vielleicht einen Link oder die entsprechende Quelle nennen?
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

soundlab schrieb:
[...] einer 6000 Euro teuren Sound-Library [...]

Das ist eine Menge Kohle für eine Sammlung illustrer Presets, aber soviel haben auch schon Leute für die Emaxe von Depeche Mode bezahlt.

Ich habe irgendwo noch den Prospekt vom Waveframe herumfliegen, aber ich kann mich jetzt nicht an außergewöhnliche Features erinnern (außer viel Samplespeicher und Harddisk-Recording), die heute noch einen Reiz haben könnten (wie Resynthese, FFT, FM, Waveform Drawing etc. bei Fairlight und Synclavier). 6.000 Euro halte ich für äußerst gewagt, aber was weiß ich schon?

Froese hatte auch so ein Ding? Ich dachte immer, nur Chris Franke hätte so ein System bei sich in Hollywood gehabt.

Stephen
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Du hast Recht, bestimmte Synthesearten hat das Waveframe / Audioframe 1000 leider nicht. Das stört mich auch sehr. Dafür gibts zwei ganz gute Effekte, EQs und irgend etwas von Resonatoren habe ich noch gelesen. Dein Prospekt könnte u.U. Aufschluss geben. Vielleicht findest du diesen ja irgendwo und kannst ihn mal scannen. Franke und Froese haben sich das Gerät gegenseitig ausgeborgt, steht in einem Interview. Mehr weiß ich auch nicht - man findet ja kaum etwas dazu im Net.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

soundlab schrieb:
[...] Franke und Froese haben sich das Gerät gegenseitig ausgeborgt, steht in einem Interview. [...]

Ehrlich? Das Verhältnis Franke - Froese war nach Frankes Ausstieg bei TD 1987 doch eher kühl und wenig kollegial (also noch weniger als vorher); Franke hat an Froese kein gutes Haar mehr gelassen, was ihm Froese immer sehr übel genommen hat.

Aber wenn's irgendwo steht, wird's wohl stimmen.

Meine Erinnerungen sind nach 26 Jahren auch nicht mehr so megafrisch, aber ich erinnere mich an einen Startpreis von 100.000 DM, der -- abhängig von der Ausbaustufe -- auch gerne mal was größer ausfallen konnte (v. a. unter Verwendung der sündhaft teuren Winchester-HDs, externer MOD-Laufwerke, erweitertem RAM, Mac oder PC etc.). War aber immer noch gut ein Achtel eines vollausgebauten Synclaviers und die Hälfte eines Fairlights.

Stephen
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Vorhin habe ich bei meiner Recherche ein ähnliches Interview gefunden. Darin erwähnte E. Froese auch etwas vom Waveframe (sonst hätte ich es gar nicht gefunden). Ich muss das gleich nochmal suchen. Die von die genannte Preisangabe (100.000 DM) für das Basismodell, entspricht auch meinen Erkenntnissen. Oft wird es auch mit 88.000 Dollar angegeben, was dieser Summe wahrscheinlich entsprach. Interessant wäre, gerade im direkten Vergleich zu dem von dir angeführten Synclavier, ob das Frame auch so anfällig und wartungsintensiv gewesen ist. Dazu findet man leider nichts. Nur eines ist wohl sicher, dass bestimmte Produzenten, wie z.B. Michael Cretu, dieses Gerät immer noch als Herzstück in ihrem Sudio / Setup nutzen. Warum, würde ich gerne wissen.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

ppg360 schrieb:
Meine Erinnerungen sind nach 26 Jahren auch nicht mehr so megafrisch, aber ich erinnere mich an einen Startpreis von 100.000 DM, der -- abhängig von der Ausbaustufe -- auch gerne mal was größer ausfallen konnte (v. a. unter Verwendung der sündhaft teuren Winchester-HDs, externer MOD-Laufwerke, erweitertem RAM, Mac oder PC etc.).
Stephen
Kann sein, das es in den Anfangstagen (1986???) so teuer war, so um 1995/2000 herum hab ich mir das mal ausführlich auf der Musikmesse vorführen lassen und da lag das deutlich darunter.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Der Audioframe 1000 ist modular aufgebaut, daher kann man wohl nicht den "richtigen" Preis nennen. U.a. gab es folgende Module:

-Sampler (44.1 kHz Samplerate, stereo, 2 - 30MB Ram, grafische Samplebearbeitung, 16 Stimmen pro Karte)
-Mischpult mit 16 Eingängen + Reverb & Delay
-Harddiscrecording
-AD und / oder DA Wandler
-Speichererweiterungen

Es gab 10 Slots für solche Module pro Gerät, 4 Geräte waren kaskadierbar. Das Recordingmodul erlaubte nondestruktives Editing. Speichern erfolgte auf SCSI HD (irre langsam) oder auf Videotape (genau so schlimm). Besonders war damals die grafische Umsetzung als "virtuelles Studio" und die umfangreichen Syncmöglichkeiten zur Filmvertonung. Sehr intuitiv zu bedienen. Aber von den Möglichkeiten her nichts, was man nicht mit einer DAW und einem guten Interface so oder gar besser hinbekommen könnte.

Ohnehin kann da von "lohnen" im Sinne eines guten, vorteilhaften Geschäftes keine Rede sein. Es sei denn, man legt "Erfüllen von Jugendträumen" als Maßstab an - was ja okay ist, aber sich eben oft nicht lohnt und manches auch unvorteilhaft entzaubert. Mir selbst hat ein gnädiger Wind vor ein paar Tagen die kompletten Fairlightsamples der Altvorderen auf den Tisch geweht. Das ist historisch in der Tat interessant, aber irgendwie auch erschreckend unspektakulär, selbst auf einer alten Maschine... gefühlsmäßig eher "Eishauch der Geschichte" oder so... jedenfalls wäre mir diese Erfahrung keinen Preis eines alten Fairlight wert gewesen (d.h. vorher schon, jetzt nicht mehr).
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Bernie schrieb:
ppg360 schrieb:
Meine Erinnerungen sind nach 26 Jahren auch nicht mehr so megafrisch, aber ich erinnere mich an einen Startpreis von 100.000 DM, der -- abhängig von der Ausbaustufe -- auch gerne mal was größer ausfallen konnte (v. a. unter Verwendung der sündhaft teuren Winchester-HDs, externer MOD-Laufwerke, erweitertem RAM, Mac oder PC etc.).
Stephen
Kann sein, das es in den Anfangstagen (1986???) so teuer war, so um 1995/2000 herum hab ich mir das mal ausführlich auf der Musikmesse vorführen lassen und da lag das deutlich darunter.
Vielleicht war das bereits die neuere Hardware. Das Audioframe wird ja immer noch gefertigt und vertrieben (waveframe.com). Allerdings soll dieses Modell die damaligen Audioqualität bei weitem nicht mehr erreichen. Und genau das war der Ausgangspunkt meiner ursprünglichen Frage, die Wandler usw. betreffend.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Cyclotron schrieb:
Der Audioframe 1000 ist modular aufgebaut, daher kann man wohl nicht den "richtigen" Preis nennen. U.a. gab es folgende Module:

-Sampler (44.1 kHz Samplerate, stereo, 2 - 30MB Ram, grafische Samplebearbeitung, 16 Stimmen pro Karte)
-Mischpult mit 16 Eingängen + Reverb & Delay
-Harddiscrecording
-AD und / oder DA Wandler
-Speichererweiterungen

Es gab 10 Slots für solche Module pro Gerät, 4 Geräte waren kaskadierbar. Das Recordingmodul erlaubte nondestruktives Editing. Speichern erfolgte auf SCSI HD (irre langsam) oder auf Videotape (genau so schlimm). Besonders war damals die grafische Umsetzung als "virtuelles Studio" und die umfangreichen Syncmöglichkeiten zur Filmvertonung. Sehr intuitiv zu bedienen. Aber von den Möglichkeiten her nichts, was man nicht mit einer DAW und einem guten Interface so oder gar besser hinbekommen könnte.

Ohnehin kann da von "lohnen" im Sinne eines guten, vorteilhaften Geschäftes keine Rede sein. Es sei denn, man legt "Erfüllen von Jugendträumen" als Maßstab an - was ja okay ist, aber sich eben oft nicht lohnt und manches auch unvorteilhaft entzaubert. Mir selbst hat ein gnädiger Wind vor ein paar Tagen die kompletten Fairlightsamples der Altvorderen auf den Tisch geweht. Das ist historisch in der Tat interessant, aber irgendwie auch erschreckend unspektakulär, selbst auf einer alten Maschine... gefühlsmäßig eher "Eishauch der Geschichte" oder so... jedenfalls wäre mir diese Erfahrung keinen Preis eines alten Fairlight wert gewesen (d.h. vorher schon, jetzt nicht mehr).
Danke für die interessanten Fakten und deine persönliche Randbemerkung ;-) Hast du zufällig auch Infos, die Stabilität bzw. Anfälligkeit des Systems betreffend? Da waren ja Fairlight und erst recht das Synclavier wohl die komplette Katastrophe.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

soundlab schrieb:
Vielleicht war das bereits die neuere Hardware. Das Audioframe wird ja immer noch gefertigt und vertrieben (waveframe.com). Allerdings soll dieses Modell die damaligen Audioqualität bei weitem nicht mehr erreichen. Und genau das war der Ausgangspunkt meiner ursprünglichen Frage, die Wandler usw. betreffend.
du kannst einfach mal davon ausgehen, das die allerbesten Wandler aus dieser Zeit gegen jeden moderneren Wandler von heute gnadenlos abkacken. Das ist alles nur lauwarmes Gesülze und ganz viel Mythos.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Bernie schrieb:
soundlab schrieb:
Vielleicht war das bereits die neuere Hardware. Das Audioframe wird ja immer noch gefertigt und vertrieben (waveframe.com). Allerdings soll dieses Modell die damaligen Audioqualität bei weitem nicht mehr erreichen. Und genau das war der Ausgangspunkt meiner ursprünglichen Frage, die Wandler usw. betreffend.
du kannst einfach mal davon ausgehen, das die allerbesten Wandler aus dieser Zeit gegen jeden moderneren Wandler von heute gnadenlos abkacken. Das ist alles nur lauwarmes Gesülze und ganz viel Mythos.
Okay, im Prinzip wäre das auch logisch für mich. Es sei denn, man legt Wert auf eine bestimmte Klangästhetik, wie z.B. 8bit oder so.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Bernie schrieb:
[...] so um 1995/2000 herum [...]

Geht's denn noch vager? Zu dem Zeitpunkt hatten alle schon Akai S-1000/1100, Emu EIII/IV/64, Soundscape, ProTools, tripleDAT oder ähnliche frühe HD-Systeme, oder gleich einen ADAT oder einen Fostex D-irgendwas. Da war in der Zwischenzeit dermaßen viel passiert, da fielen die Preise für High-End-Systeme dermaßen ins Bodenlose, daß einem die Hosenbeine flatterten.

Ich rede von 1990, und so mancher hier im Forum wird sich noch sehr gut erinnern, was für Preise für Speicherplatz, Speichermedien (gerade für enorme Datenmengen) und Prozessoren zu diesem Zeitpunkt aufgerufen wurden -- man erinnere sich an die Preise, die für die externe Festplatte für den EIII aufgerufen wurden. Das müßten knapp 10.000 DM bei SSB gewesen sein. Und wie billig damals noch ein Jupiter 8 war...

Fünf oder zehn Jahre später sah das schon ganz anders aus.

soundlab schrieb:
[...] Da waren ja Fairlight und erst recht das Synclavier wohl die komplette Katastrophe.

Laut Stefan Ingmann haben Kraftwerk 800.000 US$ für ein Synclavier-System ausgegeben, das dafür nie richtig funktionierte und hauptsächlich als Masterkeyboard herhalten mußte.

Stephen
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

Ich dachte immer, "Electric Café" ist hauptsächlich Synclavier (außer Drums)
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

soundlab schrieb:
Danke für die interessanten Fakten und deine persönliche Randbemerkung ;-) Hast du zufällig auch Infos, die Stabilität bzw. Anfälligkeit des Systems betreffend? Da waren ja Fairlight und erst recht das Synclavier wohl die komplette Katastrophe.

Nein, zur Anfälligkeit habe ich leider keine Infos. Diese Highend Systeme neigten tendenziell immer zur Anfälligkeit, da man versuchte, die jeweils aktuellsten Technologien zu verbauen bzw. die Grenze des zu der Zeit technisch machbaren zu erreichen. Und vieles war zu der Zeit "custom made" und ohne Werkstechniker kaum zu reparieren. Ob Waveframe da heute noch Service anbietet?

Meine Randbemerkungen sind übrigens rein subjektiv und nicht abwertend zu verstehen. ;-) Mich würde sowas zunächst auch reizen, wenn ich das Geld "so liegen" hätte. Andererseits ist da das Risiko einer technischen und vielleicht auch persönlichen Enttäuschung, wenn sich manches als Nimbus herausstellt oder etwas kaputt geht.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

ppg360 schrieb:
soundlab schrieb:
[...] Da waren ja Fairlight und erst recht das Synclavier wohl die komplette Katastrophe.

Laut Stefan Ingmann haben Kraftwerk 800.000 US$ für ein Synclavier-System ausgegeben, das dafür nie richtig funktionierte und hauptsächlich als Masterkeyboard herhalten mußte.

Ja, das mit Kraftwerk hat mich auch schon mal zum Schmunzeln gebracht. Das war wohl zu der Zeit, als sie ihre digitalen Mix-Tracks aufgenommen haben. Fragt sich, wie sie das dann letztlich doch noch fertiggestellt haben. Man hat viel zu wenig Wissen.

Cyclotron schrieb:
Nein, zur Anfälligkeit habe ich leider keine Infos. Diese Highend Systeme neigten tendenziell immer zur Anfälligkeit, da man versuchte, die jeweils aktuellsten Technologien zu verbauen bzw. die Grenze des zu der Zeit technisch machbaren zu erreichen. Und vieles war zu der Zeit "custom made" und ohne Werkstechniker kaum zu reparieren. Ob Waveframe da heute noch Service anbietet?
Das mir angebotene System soll wohl aktuelle von der Fa. Waveframe gewartet worden sein. Solche Aussagen nehme ich persönlich eher als Verkaufsstrategie an. Möglich ist natürlich alles. Immerhin muss derjenige ja auch zu dem wohl größten, ja im Prinzip kompletten Soundpool gekommen sein.

Cyclotron schrieb:
...Mich würde sowas zunächst auch reizen, wenn ich das Geld "so liegen" hätte. Andererseits ist da das Risiko einer technischen und vielleicht auch persönlichen Enttäuschung, wenn sich manches als Nimbus herausstellt oder etwas kaputt geht.

Ja, das ist wohl richtig, aber wie soll man sich gegen solche Enttäuschungen wehren? Das Einzige wäre es nicht zu tun. Und wer will das schon? ;-)
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

soundlab schrieb:
Da waren ja Fairlight und erst recht das Synclavier wohl die komplette Katastrophe.
Ich hatte weder mit dem Fairlight noch mit dem Synclavier jemals irgendwelche Probleme, das lief immer sauber.
Die langen Ladezeiten nerven halt und die Technik ist mittlerweile veraltet (Speicher, Rechenpower usw.) ansonsten war das schon alles sehr rund.
Die Dinger waren ja auch recht ausgereift und standen früher in sehr vielen professionellen Studios.
 
Re: Waveframe 1000 / Audioframe 1000 - System noch brauchbar

SvenSyn schrieb:
Ich dachte immer, "Electric Café" ist hauptsächlich Synclavier (außer Drums)

Da ist wohl ein Synclavier zu hören (laut o. g. Quelle z. B. die resynthetisierten Stimmen), aber ich finde, man hört daneben ziemlich viel TX-816, Emu 2 und Kurzweil 250. Schnuffi können wir ja nicht mehr fragen.

Das Synclavier wurde wohl erst richtig zur Produktion von The Mix verwendet, um die Samples und Loops zu archivieren und musikalisch nutzbar zu machen -- und stürzte 1991 beim Düsseldorfer Gig in der Philipshalle spektakulär ab.

Stephen
 


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