Ich denke wenn es darum geht, ob das Gerät mehr Instrument und dafür nicht ganz so mächtig ist (was die anderen Funktionen betrifft) - ziehe ich das einem Gerät, dass mehr DAW ist, vor. Und ja Songmode sollte schon sein - wobei ein einfacher Modus reichen könnte, wenn der Rest stimmt.
Ich habe hier einige Geräte der Kategorie im Fundus und maße mir allerdings nur an, über Gear zu schreiben, das ich besitze.
Am Ende des Tages kommt es meiner Meinung nach primär darauf an, was für Musik Du machen und wie Du das Gear konkret nutzen willst.
Der erste Cluster sind die samplebasierten Elektron-Geräte in verschiedenen Ausprägungen mit ihrem Step-Sequenzer und ihren Parameter- und Soundlocks (pro Step). Verschiedene Tracklängen in Steps für Polyrhythmik, ideal für technoide Musik… MIDI Sequenzing geht auch, wäre jetzt aber nicht ein primärer Use-Case. Dafür keine Synth-Klangerzeugung wie bei den Roland MCs oder Akai MPCs. Flashspeicher ist begrenzt aber sollte wohl reichen.
Der zweite Cluster sind die neueren Akai MPCs (z.b. One, Live,…): Anderer Sequenzer, sehr potente Geräte (Polyphonie, Tracks, diverse Synth Plugins, riesen Display/Touchscreen, Sampleediting, riesige Kapazität für SD/SSD…, Akku bei MPC Live) - aber ganz anderer Workflow. MIDI Sequencing ist no-Brainer. Manche bezeichnen das als „DAW in a box“. Hier gibt es richtig was für das Geld.
Akai Force falls Du das als clipbasierten Workflow bevorzugen würdest. Sonst die gleiche Engine.
Der dritte Cluster sind die Roland-Geräte. Zencore-basierte Klangerzeugung, tausende Presets, aber bei den MCs vollen Zugriff auf alle Parameter für die Erstellung eigener Synth Patches. Kein Songmode bei den MCs (dafür Clips) und ein Performance-basierter Sequencer, dafür bei der MV1 ein klassischer Songmode. Wenn Du viel mit Sampleloops arbeiten willst, bist Du falsch - da ist die Hardware sehr limitiert. Für MIDI Sequencing musst Du jeweils einen vollen der max. 8 Tracks opfern. Motionrecording und Parameterautomatisierung per Step geht auch, aber lange nicht so elegant und umfangreich wie bei Elektron. Wiederum ganz anderer Workflow.
Es gibt dazu Weiteres:
Synthstrom Deluge: Ebenfalls sehr potenter Sequenzer, step-basiert, clip-basiert, Arranger/Songmode, Samplestreaming von Disk (analog static bei Elektron und inzwischen auch bei MPCs), Synths als Instruments, riesige SD-Kapazität. Unlimitierte Tracks (Sample Kits, Synths, MIDI) - bis die Hardware schlapp macht. Open Source Firmware wird inzwischen durch eine Community weiterentwickelt. Sehr portabel mit Akku.
Polyend Play, Play+: Ein inspirierender Sequencer in der Tradition vom Deluge - aber ansonsten sehr limitiert (monophone Tracks (Samples, Synthvoices), nur 3 Synth-Instruments gleichzeitig, eine Handvoll Stimmen, langsam beim Laden der Projekte, kein umfassendes Sample-Editing, kein Sampletransfer über USB (d.h. Karte raus, Karte in den Cardreader vom PC/Mac, danch wieder Retour) - eine Inspirationsmaschine, aber meiner Meinung nach für das Geld zu wenig. Wenn man das Backstage-Forum bei Polyend verfolgt gewinnt man den Eindruck, dass das Gerät instabil und buggy sein kann und die Weiterentwicklung der Firmware zäh wie 2 Turtles f*cking uphill ist. Scheint sich gebraucht auch schwer wieder zu verkaufen. Ich glaube, ich habe für meinen Play+ letztes Jahr 250€ bezahlt (Wertverlust bei Nichtgefallen droht).
Hardware-Tracker:
Ein weiterer, ganz anderer Workflow/Sequencer, keine Ahnung, ob das etwas für Dich ist…
Dirtywave m8: Ultraportabel, sehr umfangreicher Sequencer, Automatisierungen, Samplestreaming von SD, sehr nerdig - aber auch auf 8 monophone Tracks limitiert. Hat eine große Fanbase, lebhafte Weiterentwicklung der Firmware durch den Developer.
Polyend Tracker+, Tracker Mini, Tracker:
Auch einen Blick wert, aber mit den möglichen Polyend-Herausforderungen.
Ansonsten:
Korg Electribe 2 Sampler: Nett und portabel, aber auch limitiert, Timing bei Patternwechsel war für mich ein No-go. Scheint immer dann auzutreten, wenn im Zielpattern andere Effekte neu initialisiert werden müssen. Es gibt einen Grund, dass der Gebrauchtmarkt mit den Electribes der Version 2 geflutet ist. Habe ich ebenfalls wieder schnell verkauft.
Roland TR8s/TR6s wäre noch eine Option, wenn man eine exzellente Drummachine mit Roland Stepsequencer und Modelling sucht, die auch Samples abfeuert.
Exoten wie Spectralis, Spectralis 2 mal außen vor.
Meine Empfehlung:
Viele Youtube-Videos anschauen, bis Du ein Gefühl hast, was Dir nützt (Leistungsumfang) und vom Workflow entgegenkommt. Manuals dann mal querlesen. Gebraucht kaufen und bei Nichtgefallen ohne größeren Wertverlust wieder verkaufen. Die Geräte sind mitunter sehr deep: Einarbeiten, praktisch ausprobieren und nicht zu schnell aufgeben.
Just my 2 cents…