Brainstorm Wie wird man musikalischer/fühlender?

Wer von euch hat noch Freude daran sein Instrument zu spielen? Oder seid ihr mehr Bedienpersonal einer Technik die abstrakte musikalische Konstrukte ausführt?

Ich machs durchaus noch gerne händisch - gerade an Instrumenten, die eigentlich nicht "meins" sind. Als Head einer durchgestylten Hybridshow freu ich mich jedesmal auf meine Gitarrenparts - ich klampfe wie der letzte Otto, aber es macht einfach Spass. Gerade weil ich beim Rest auch wirklich gerne Techniker bin, und eine Mischung aus durchprogrammiert, Sachen ein & ausschalten, mixen und live Triggerchords setzen durchaus einen ganz eigenen Reiz hat (und auch Teil meines Session-Setups werden könnte, ich bastle gerade bisschen rum).

Trotzdem, am akustischen Klavier selbst gehe ich nach wie vor am meisten auf - ich spiele nicht sonderlich gut, aber es reicht für vieles.

Und: Eigentlich komme ich von den Drums. Und da hab ich mich, vermutlich aus einem Reflex heraus, auch seit eh und je der technischen Ebene verweigert. Ich kann ein Schlagzeug richtig herum aufbauen, es zur Not rudimentär stimmen, gute von schlechten Becken unterscheiden, weiss welchen Drumstick ich wofür verwende und spiele darüber hinaus ziemlich passabel (acht Jahre Unterricht und viele weitere an Bandpraxis). Aber der ganze technische Kram hab ich ganz bewusst bei der Elektronik und den Tasten gelassen, um mir da noch einen Freiraum zu lassen, in dem es nicht um Optimierung gehen darf, ja, kann.
 
Das relativiert sich gerade etwas
Ja, es gibt natürlich Tools, die sich von Natur aus geiler anhören, oder man kann in der DAW wesentlich besser an Ideen feilen und Fehler ausbügeln als auf dem Multitrack Kassettenrekorder.

Aber ich glaube dass das nur dazu führt, dass die Messlatte für "geil" einfach höher gelegt wird. Geil ist ja keine absolute Skala, sondern damit ich etwas geil finde muss es besser sein als die 200 anderen, die da auch noch sind und auch das geile Tool haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Naja, geiler? Glaub nicht. Wenn man sich weniger anstrengen muss, führt es dazu, dass die Ergebnisse sich schlechter entwickeln, obwohl die technischen Voraussetzungen besser werden.

Sieht man momentan auf breiter Linie.
Von Navi, Smartphoneunterstützung, Rechtschreibhilfen uswusf
 
Der Witz beim Singen ist das Atmen. Beim Atmen spürt man was Lebendiges, beim Potidrehen nicht, da braucht man Bilder, die atmen. Bei Beethoven atmet die Musik fast immer ein, wenn sie am schönsten ist, Mozarts Musik fast immer aus.

Ich finde: Gefühligkeit in der Musik ist körperlich, persönlich, intim, sehnsüchtig. Man muss beim Musikatmen die Hosen runterlassen. Das muss man wollen. Die Kunst besteht jetzt darin, das so stilvoll zu tun, dass sowas wie Erhabenheit entsteht.

Wem das keinen Spaß macht, so an sich zu arbeiten, muss konzeptionell so präzise und kompromisslos sein, dass auch mal das Zitieren von Emotionen reicht, um zu begeistern. Kraftwerk konnten das zum Beispiel. Wobei ich keinem Musiker bei Kraftwerk Emotionslosigkeit beim Musikmachen unterstellen möchte: Ich kenne die Macher ja nicht persönlich, gehe aber schwer davon aus, dass sie ihre Gefühligkeit beim Musizieren genau kennen. Wer Emotionen von Robotern simulieren lässt und es funktioniert, weiß genau was er emotional tut.

Der Dubmusiker Stefan Bethke (Pole) wollte in den 90ern absichtlich emotionslose Elektromusik machen – das Gefühlige war ihm alles zu viel, er wollte nur Konzept. Das weiß ich, weil er mir das gesagt hat. Der hat ewig rumgebastelt, aber niemanden mit seiner Musik hinter dem Ofen vorgelockt. Dann fiel ihm sein 4-Pole von Waldorf runter und ging kaputt – das Ding hat aber von alleine ein scheinbar gefühlvolles, rhythmisches Geknurpse, Geglitche und Plopppen von sich gegeben. Um das Geknackse drumherum hat er dann ziemlich erfolgreich seinen eigenen zauberhaft-minimalistischen, kühlen aber lebendigen Dub-Stil entwickelt. Heute würde ich sagen: Mit dem kaputten Ding fing seine Musik zu atmen an. Ich weiß jetzt nicht, ob Bethke reich beim Musikatmen wurde. Reicher auf jeden Fall.
 
Zuletzt bearbeitet:
Von Navi, Smartphoneunterstützung, Rechtschreibhilfen uswusf
Streng genommen ist es wie Zucker, der oft so genannten Volksdroge Nr. 1, vergärt oder pur, in letzterer Fassung auch für Kinder geeignet:

Komfort hat nicht nur Vorteile. Unterm Strich ist es doch ziemlicher Selbstbetrug, dem auch ich aufsitze: In einer Krise, mit der Stromausfall einherginge, säh ein komfortverdorbener Bits-und-Bytes-Beherrscher und Verkopfling wie ich alt, nein, sogar mausetot aus gegenüber einem praktisch veranlagten anpackenden Prepper, der regelmäßig Survivalretreats besucht.

(Tote) Musik kann man machen, indem man Knöpfe drückt, Potis drehen, Fader schiebt, also "komfortable" minimale Bewegungen ausführt, statt sich an konventionellen Instrumenten on time die Finger zu brechen. Man kann sie, ich weiß ja, modellieren an der virtuellen Werkbank oder gar definieren in einer simplen Textdatei. Besser als nichts, aber viel mehr auch nicht. Bin anspruchslos, mehr kann ich mir nur in Form von Klavierunterricht leisten, der Jahrzehnte zu spät ist. Mein Hirn ist zu alt für weite Entwicklungssprünge, aber ... besser als nix.

Also, Brüder der Art homo musicae syntheticae, lasst uns Knöpfe drücken, Potis drehen, Fader schieben, programmieren, updaten, Plugins lizensieren, aber auch Unterricht nehmen an einem Instrument unserer Wahl, lasst uns mehr oder weniger musikalisch die Krone der Schöpfung in den Feuern der einst grünen Wälder versenken. Besser als Kinder zu zeugen, die besseres verdient hätten als diese zynisch verlogene Welt.

Hat euch meine Ode an die Lebensfreudichmalnichzufrüh gefallen? Schade, Songwriting wurde mir auch nicht komfortabel in die Wiege gelegt. Aber Forenprosa ist besser als nix.
 
Zuletzt bearbeitet:
Komfort hat nicht nur Vorteile. Unterm Strich ist es doch ziemlicher Selbstbetrug, dem auch ich aufsitze: In einer Krise, mit der Stromausfall einherginge, säh ein komfortverdorbener Bits-und-Bytes-Beherrscher und Verkopfling wie ich alt, nein, sogar mausetot aus gegenüber einem praktisch veranlagten anpackenden Prepper, der regelmäßig Survivalretreats besucht.
Sorry, das hat mich gerade an dieses Video erinnert. Auch wenn man mitten in einer Krise sitzt, ist Kunst/Musik möglich und wichtig.
 
Naja, geiler? Glaub nicht. Wenn man sich weniger anstrengen muss, führt es dazu, dass die Ergebnisse sich schlechter entwickeln, obwohl die technischen Voraussetzungen besser werden.
Das könnte sich mit KI vielleicht ändern, aber selbst wenn man mit der DAW praktisch all das machen kann für das man vor etwa 30 Jahren noch ein Studio voller Geräte gebraucht hat, musste man schon damals wissen welche Geräe man braucht, wie man sie richtig einsetzt und die Zusammenhänge verstehen.
Die Anzahl der möglichen Fehler steigt natürlich mit den Personen an die ein Tool nutzen.
 
Was soll sich mit KI ändern? Das der Mensch noch weicher in der Birne wird?
 
Der Witz beim Singen ist das Atmen. Beim Atmen spürt man was Lebendiges, beim Potidrehen nicht, da braucht man Bilder, die atmen.

So wie ich dich verstehe, würde man beim Klavierspielen auch nichts Lebendiges spüren? Sind ja nur Tasten? Ich glaube, so einfach ist es nicht. Musik "resoniert" im Menschen auf ganz vielen unterschiedlichen Ebenen.
 
Was soll sich mit KI ändern? Das der Mensch noch weicher in der Birne wird?

Wir Weicheier von heute geben ja einfach Gas. Nix mit "oh, ein Hügel, ich muss manuell den Zündwinkel ändern" oder "Gemisch muss jetzt etwas weniger fett sein". Wir haben uns sogar an elektrische Anlasser und synchronisierte Getriebe gewöhnt, selbst den manuellen Choke kennen auch viele nicht mehr.

Wünschen wir uns diese Zeiten zurück!?
Für Hobby, vielleicht, aber definitiv nicht für den Alltag.

Ob man matschig in der Birne wird ... ich habe meine wichtigsten 12 Passwörter und PINs noch alle im Kopf. Eigentlich(!) sollte uns die Maschine (incl. KI) repetetive Dinge abnehmen, damit wir die Ressourcen frei haben für das eigentlich Menschliche, Kreative. Leider ist dieses Menschenbild abslout überoptimistisch. So sind Menschen nicht.

Siehe Butlers Dschihad.

Grüße
Omega Minus
 
Was soll sich mit KI ändern? Das der Mensch noch weicher in der Birne wird?
Das ist eine sehr tendenziöse Suggestion, das Gegenteil könnte doch ebensogut der Fall sein.
Ich hatte noch nie so einen guten Sparring-Partner für viele technische Fragen, die mich interessieren, wie aktuell mit ChatGPT4. Und das ist ja nur der Anfang.
Es ist ein bisschen, als hätte man einen fast allwissenden Privatlehrer, den man aber auch ständig kritisch hinterfragen muss, da er gern aufschneidet - und dieses Hinterfragen ist ja auch lehrreich und eine wünschenswerte Fähigkeit.
Wenn Menschen nun die Möglichkeit haben, alle möglichen Fragen mit einer äußerst kenntnisreichen Maschine zu diskutieren, dann könnte sie das in ihrer Entwicklung nach vorn katapultieren und Lernprozesse stark beschleunigen. Lernprozesse im musikalischen Bereich würde ich hierbei auch gar nicht ausnehmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wünschen wir uns diese Zeiten zurück!?

Bin irgendwie baff in welche Richtung du denkst, dabei wird die Auswirkung einer zu einfachen Art zu leben schon lang und breit erforscht, in fast jedem Journal gibt es dazu Verlffentlichungen. Die Smartphone setzen dem nur noch einen drauf (Störung Hirnentwicklung) Schon der Kontext deutet auf dieses Problem hin, nicht mehr in der Lage für einfachste Dinge zu sein und hat mit "Weichei" überhaupt nichts zu tun.
 
Ja, das ist sicher ganz toll, wenn man nicht mehr nachdenken muss ;-)
Manche erreichen diesen Zustand ja, auch ohne KI zu nutzen.
Davon abgesehen rede ich von einer sachlichen inhaltlichen Auseinandersetzung mit einem fachkundigen Gegenpart.
In Foren ist diese, wie man sieht, nicht immer möglich, und auch jenseits der Foren ist es nicht einfach, fachkundige Ansprechpartner zu finden, die motiviert sind und sich die Zeit nehmen, sich mit einem auseinanderzusetzen.
 
Bin irgendwie baff in welche Richtung du denkst, dabei wird die Auswirkung einer zu einfachen Art zu leben schon lang und breit erforscht, in fast jedem Journal gibt es dazu Verlffentlichungen. Die Smartphone setzen dem nur noch einen drauf (Störung Hirnentwicklung) Schon der Kontext deutet auf dieses Problem hin, nicht mehr in der Lage für einfachste Dinge zu sein und hat mit "Weichei" überhaupt nichts zu tun.
Wir sind alle nicht in der Lage einfachste Dinge zu erledigen, die Menschheit ist schon lange von irgendwelchen Tools abhängig, die Abhängigkeiten ändern sich nur mit der Zeit. Die Sache mit der Hirnentwicklung ist auch nix neues, da hat jedes Jahrzehnt so seine Angstmacher.
Ich bin ein Handymuffel, muss nicht überall erreichbar sein, andererseits weiß ich die Optionen moderner Technik zu schätzen, wenn ich sie brauche.
 
Interessanter Thread!

Hat mich ein bisschen zum Nachdenken gebracht...

Hier wurde ja häufiger "Singen" als guter Weg zu mehr Musikalität genannt. Da frage ich mich, wie singt ihr denn mehrstimmig? Im Grunde kann man ja nur "monophone" Melodien singen, um mal im Synthjargon zu bleiben. Klar, ich kann aufnehmen und dann overduben. Aber damit geht die Spontanität und das "natürliche" dann ja schon wieder flöten, oder?

Außerdem ist mir mal was aufgefallen: Ich spiele mit meine Frau hin und wieder ein Spiel. Und zwar pfeift einer einen Song und der andere muss erraten, welcher Song das ist. Dabei ist mir aufgefallen, dass viele Songs, die ich total super finde praktisch nicht zu pfeifen sind (z.B. Front 242 - U-Men oder Nitzer Ebb - Murderous ... die die die Songs kennen, können das ja gerne mal probieren. Vielleicht bin ich ja nur zu blöd zum pfeifen ;-) ).
Ich weiß jetzt auch nicht genau wie das hier weiter hilft, aber irgendwie fand ich es in diesem Kontext relevant. ;-)
 
Wir Weicheier von heute geben ja einfach Gas. Nix mit "oh, ein Hügel, ich muss manuell den Zündwinkel ändern" oder "Gemisch muss jetzt etwas weniger fett sein". Wir haben uns sogar an elektrische Anlasser und synchronisierte Getriebe gewöhnt, selbst den manuellen Choke kennen auch viele nicht mehr.

Wünschen wir uns diese Zeiten zurück!?
Für Hobby, vielleicht, aber definitiv nicht für den Alltag.

Ob man matschig in der Birne wird ... ich habe meine wichtigsten 12 Passwörter und PINs noch alle im Kopf. Eigentlich(!) sollte uns die Maschine (incl. KI) repetetive Dinge abnehmen, damit wir die Ressourcen frei haben für das eigentlich Menschliche, Kreative. Leider ist dieses Menschenbild abslout überoptimistisch. So sind Menschen nicht.
Der eigentliche Sündenfall war doch, als jemand einen spitzen Stock in ein lebendes Tier gesteckt hat, und dieses dann, als es tot war, mit einem scharfen Stein aufgeschnitten hat um es zu essen.

Seitdem benutzen wir Werkzeuge, der eine dieses, der andere jenes.
 
Zurück zum eigentlichen Thema, kann ein Ansatz ja wirklich sein, die Aufmerksamkeit weg vom Thema "Sound" zu nehmen, indem man mit langweiligen Tonerzeugern mit simplen Standardsounds etwas gestaltet. So in Richtung GM Modul anwerfen, eine Handvoll Surrogat-Sounds auswählen und versuchen, daraus etwas zu machen. Wie groß muss das Aha-Erlebnis sein, wenn man die Platzhalter-Sounds dann durch bessere ersetzt, nachdem man schon ein passables Arrangement hat. Ich wollte das immer mal durchspielen, bisher hat es sich aber noch nicht ergeben, vielleicht probiere ich das mal bei einem der nächsten Battles.
 
Was ist denn die Definition für "musikalisch"? Ich verstehe irgendwie nicht, was dieses "musikalisch" mit akkustischen Instrumenten zu tun haben soll. Mit einem Synthesizer haben ich garantiert einen anderen Zugang zur Musik als mit einem Klavier oder einer Gitarre, aber wodurch der eine Zugang schlechter sein sollte als der andere erschließt sich mir nicht.
 
Ich denke, man lässt sich leicht vom fehlenden musikalischen Inhalt ablenken, wenn schon ein einzelner Ton beeindruckend klingt. Der Sound ist dann eben zentraler Inhalt, vielleicht kann man das auch als eine Leistung und Ausdrucksform anerkennen. D.h. vielleicht ist das ja auch musikalisch - nur eben auf andere Weise?
Aber der TE will von dieser Einseitigkeit weg, deshalb ja die Überlegungen zu anderen möglichen Wegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist denn die Definition für "musikalisch"?

Musik emotional und rational erleben, Musik erzeugen, so was in der Richtung.

Ich verstehe irgendwie nicht, was dieses "musikalisch" mit akkustischen Instrumenten zu tun haben soll.

Ein anderer Weg, ein anderer Zugang. Wenn einer Klavier spielt und kommt nicht weiter, dann kann man auch gerne Singen (solo oder im Chor) empfehlen. Ich habe u.A. deswegen (anderer Ansatz) vom klassischen Klavier kommend angefangen Saxophon zu spielen. Nicht weil Saxophon subjektiv oder objektiv besser ist, sondern anders.

Mit einem Synthesizer haben ich garantiert einen anderen Zugang zur Musik als mit einem Klavier oder einer Gitarre

Eben, deswegen.

aber wodurch der eine Zugang schlechter sein sollte als der andere erschließt sich mir nicht.

Habe ich zumindest nicht behauptet.

Allerdings meine ich, dass der Mensch i.A. (sprich: grundsätzlich, aber das trifft nicht auf jeden zu) lernt durch anfassen und unmittelbares Feedback. Nicht umsonst steckt in 'begreifen' auch 'greifen' drin. Die Kette von Aktion bis Klangergebnis ist halt verscheiden lang und verscheiden direkt, je nach gewählter Art des Musizierens. Singen ist z.B. verdammt direkt, eine Audioprogrammiersprache eher indirekt.

Und - so wie ich das verstehe - ging es dem OP um Wege 'musikalischer' zu werden. Und als Brainstorming kommen hier halt verschiedene Vorschläge, was man so machen kann. Ich habe für mich entdeckt, dass das Zusammenspiel mit anderen Menschen mich weiter gebracht hat. Ausgerechnet ich, der Eigenbrötler.

Musik ist für mich auch etwas Körperliches, Sinnliches. Mit einer Maus in der DAW herum klicken ist für mich nicht körperlich und sehr wenig sinnlich. YMMV

Grüße
Omega Minus
 
Bin irgendwie baff in welche Richtung du denkst, dabei wird die Auswirkung einer zu einfachen Art zu leben schon lang und breit erforscht, in fast jedem Journal gibt es dazu Verlffentlichungen. Die Smartphone setzen dem nur noch einen drauf (Störung Hirnentwicklung) Schon der Kontext deutet auf dieses Problem hin, nicht mehr in der Lage für einfachste Dinge zu sein und hat mit "Weichei" überhaupt nichts zu tun.

Ging mir darum zu zeigen, dass wir halt schon länger auf dem Weg sind und das eher ein gradueller Prozess ist. Fing halt schon mit dem Komforttelefon Alpha an, da konnte man Telefinnummern speichern.

Das "Weichei" bezog sich auf die Tatsache, dass wir eben uns nix dabei denken, dass die mannigfaltigen Aufgaben der optimalen Gemischzubereitung in allen Parametern der Maschine überlasen wird und wir uns nicht darum kümmern. Die meisten wissen vielleicht noch nicht einmal, was ein Zündwinkel ist und dass man den anfang 20. Jhd. ggf. manuell ändern muss. Wir nehmen das einfach als gegebene Technologie hin.

Das ist hier das Gegensatzpaar:
- Störung der Hirnentwicklung, Motorik, ....
- alles, was da ist bevor wir 15 werden, ist einfach natürlich, gegeben, so ist das halt, so what!? Neue Technologie kann gefährluch sein!

Wenn Dich diese Art zu denken baff macht ... ja, zur Kenntnis genommen. Sei doch froh, dass Du überrascht werden kannst. Wer noch überrascht werden kann, ist noch nicht tot.

Grüße
Omega Minus
 
Hi!

Ich merks an mir und höre es auch bei den Contests hier, dass es scheinbar den meisten so geht, wenn auch unbewusst.

Ich höre, dass sich das technische Niveau sehr weit entwickelt hat, der Ideenreichtum ist satt.

Also an grundlegendem mangelt es weniger.

Aber so Musikalität, Feeling, Groove, die Geschichte, der weit gespannte Bogen oder sich der rote Faden, der sich dirch ein Track wuselt, fehlt komplett.

Möchte auch nicht dass es hier in "alles ist kacke" oder "früher war alles besser" ausartet. Darum geht es mir nicht.

Gut wäre, wenn wir systematisch, auf lange Sicht ausgelegt eine Art Leitfaden entwickeln, und sei es nur der Erfahrungsaustausch, dass die Musik einfach nen Stück geiler wird.

Früher wollte ich im Sound besser werden und habe mich zu 90% darum gekümmert. Dann merkte ich vor 10-12 Jahren, dass es musikalischer sein könnte und lernte E Gitarre, Schwerpunkt Metal. Totaler Quatsch, weil pures Tech-Shred, aber hauptsache Master of Puppets runterbügeln.

Klavier? Fing ich mehrmals an, bin da zu inkonsequent - aber ich denke, dass der Schlüssel nicht in fehlenden Skills zu suchen ist.


Was meint ihr? Welche Strategie könnte man anwenden, um wieder musikalischer zu werden?

Ich denke, man braucht Leidenschaft für das, was man tut, egal ob man ein Instrument spielt, mit Sequenzern herumhantiert oder wasauchimmer.

Das zweite was meiner Meinung nach sehr entscheidend ist: Disziplin. Ohne die geht nicht viel.

Bezüglich Leidenschaft war für mich sehr hilfreich, mich mal mit folgenden Fragen auseinanderzusetzen:
-Was macht mir am meisten Freude beim Musizieren? Jammen?
Sequenzen bauen? Sounds schrauben? Komponieren?
-Was möchte ich beim Musizieren erreichen? Ein Album erstellen? Einfach nur im Studio abgehen?
-Wo sind meine Stärken? Welche Musikalischen Elemente verwende ich am liebsten? Beats? Drones? Oder doch immer mal abwechseln?

So konnte ich herausfinden, welche Musik ich nun wirklich machen möchte. Wichtig war für mich, dass es sich natürlich anfühlt und nicht irgendwie aufgesetzt.

Daraus ergaben sich für mich weitere Fragen, bei denen es vA um Disziplin geht:
- wann werkle ich an Musikstücken, wann experimentiere ich mit neuen Ideen, wann mische ich ab, wann spiele ich einfach nur herum?
- wie baue ich meine Musikstücke auf? -> Beim Kochen könnte man sich das so vorstellen: Wann benutze ich welchen Topf? Wann kommt der Deckel drauf, wann nicht? Welche Zutaten kombiniere ich wann?

So hat sich für mich eine Arbeitsweise herauskristallisiert, die gut vereinbar war mit der Musik, die ich machen möchte.

Die Antworten habe ich übrigens beim Musizieren selbst gefunden. Entscheiden war mMn dabei auch, dass ich quasi von null angefangen habe, ohne mir gross darüber Gedanken zu machen, welche Musik ich bis zu diesem Zeitpunkt gemacht habe.
 
Ging mir darum zu zeigen, dass wir halt schon länger auf dem Weg sind und das eher ein gradueller Prozess ist. Fing halt schon mit dem Komforttelefon Alpha an, da konnte man Telefinnummern speichern.

Das "Weichei" bezog sich auf die Tatsache, dass wir eben uns nix dabei denken, dass die mannigfaltigen Aufgaben der optimalen Gemischzubereitung in allen Parametern der Maschine überlasen wird und wir uns nicht darum kümmern. Die meisten wissen vielleicht noch nicht einmal, was ein Zündwinkel ist und dass man den anfang 20. Jhd. ggf. manuell ändern muss. Wir nehmen das einfach als gegebene Technologie hin.

Das ist hier das Gegensatzpaar:
- Störung der Hirnentwicklung, Motorik, ....
- alles, was da ist bevor wir 15 werden, ist einfach natürlich, gegeben, so ist das halt, so what!? Neue Technologie kann gefährluch sein!

Wenn Dich diese Art zu denken baff macht ... ja, zur Kenntnis genommen. Sei doch froh, dass Du überrascht werden kannst. Wer noch überrascht werden kann, ist noch nicht tot.

Grüße
Omega Minus

Ich habe dich wohl eher missverstanden. Passt
 
Meine Aussage sollte kein Angriff sein auf irgendwen. Das beruht wirklich auf Interesse. Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen dem Spielen eines Synthesizers auf einem Keyboard (vor allem, wenn es wirklich ein vernünftiges Spielen mit Anschlagdynamik, Aftertouch etc. zulässt) und dem Spielen auf einem Klavier. Natürlich lässt das Klavier da meist mehr Möglichkeiten, den Klang zu gestalten. Aber hilft mir das dabei, musikalischer zu werden? Ist das ein allgemeingültiger Tipp oder beruht der Tipp hier auf der Annahme, dass das für viele hier in einem Synthesizer-Forum einfach mal ein frischer Ansatz wäre?
Ich mach den Musik-Kram ja noch nicht wirklich lange und merke auch, dass es mich persönlich viel weiter gebracht hat, besser mit dem Keyboard zu sein. Ich kann damit auch viel besser Ideen entwickeln, weil ich einfach in der Lage bin, etwas direkt zu probieren statt es zu konstruieren. Aber bei mir liegt es auch daran, dass ich das schlecht abstrahieren kann auf eine Noten-Ebene. Mit Tonleitern kann ich auch mittlerweile was anfangen, weiß, was ein Akkord ist. Ich habe mittlerweile ein besseres Verständnis dafür, welche Instrumente harmonieren, weil sie in anderen Frequenzbereichen unterwegs sind und sich deshalb ergänzen.
Also auch wenn ich wirklich noch ziemlich am Anfang stehe haben mich gerade die Grundlagen, theoretisch wie praktisch wirklich sehr viel weiter gebracht. Aber das sind Hilfsmittel, Dinge umzusetzen. Mittlerweile kann ich Ideen viel besser umsetzen, aber das sind immer nur Ansätze. Ich bekomme es nicht hin, ein komplettes Stück zu erdenken und umzusetzen. Ich brauche einen Anfang und hangle mich dann daran weiter. Und das gibt dann oft (ich glaube, das war einer der Punkte von @Knastkaffee_309 im Anfangspost, wenn ich ihn richtig verstanden habe) eine Ansammlung mehrerer Elemente, aber nicht ein komplettes, durchgängig kohärentes Stück.
Ich denke, dass für mich eher die Ausführung von @htos hilfreich ist, vorneweg Disziplin und das Wissen darum, wo man hin will. Da hapert es bei mir sehr oft, weil ich zuviel will oder nicht weiß, wo ich gerade hin will. Oder es entsteht irgendwas beim Basteln, was mir sehr gut gefällt und deshalb verbastelt werden muss, weil ich da gerade stolz drauf bin, obwohl es im momentanen Stück gar nicht passt.
Aber daher rührt meine Frage nach der Definition von Musikalität und was es mir bringt, ein Instrument zu spielen. Meine Hauptbaustelle ist gerade der kreative Teil, also überhaupt was Stimmiges hinzubekommen. Und mein Eindruck ist, dass das Spielen können (auf niedrigem Level) ist für mich eher ein Mittel zur Umsetzung als zur Idee.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist denn die Definition für "musikalisch"? Ich verstehe irgendwie nicht, was dieses "musikalisch" mit akkustischen Instrumenten zu tun haben soll.
Ob das Instrument akustisch ist oder nicht, ist für die Musikalität tatsächlich irrelevant. Sondern die klang-ursächliche Bewegung, im Rhythmus, nach gefühltem, nie maschinell exaktem, aber affektbehafteten Puls: die garantiert zwar keine Musikalität, bildet aber den Nährboden.

Konventionelle, akustische Instrumente erzwingen solche Bewegungen. Ohne Bewegung keine Musik, die ja auch Bewegung ist für Ohren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich kann auch mit Maschine, nicht exakte Sachen bauen.
Meinst du zufallsbasierten Jitter, Humanization? Das ist nicht ganz das, was ich gemeint hab. Das klingt bestimmt eher einfach nach Anfänger.

Bezogen auf bestimmte Stilepochen nennt man das z.B. Agogik, die könnte man sehen als Merkmal organisch produzierter Musik, die betrifft sehr stark auch die Dynamik und die Tempoverläufe in Abhängigkeit davon, wo einzelne "Phrasen" ihre Schwerpunkte haben. Der Modellierung agogischer Feinheiten könnte ich mir auch annehmen, d.h. die Technik könnts, allein ich beherrsch sie nicht.
 
So wie ich dich verstehe, würde man beim Klavierspielen auch nichts Lebendiges spüren? Sind ja nur Tasten?
Also für mich hat sich noch keine Taste und kein Potiknopf lebendig angefühlt. Alles Lebendige, was ich da spüre bin ich selber. Es geht hier ja um das Erzeugen einer Vorstellung von gefühlvoller Musik, damit es dem Klang im Raum nicht an Gefühl mangelt.

Keine Ahnung, wann wo wer anders beim Potidrehen/Musikmachen was Lebendiges spürt. Das will ich ja niemandem absprechen. Ich wollte eigentlich nur sagen, dass man möglicherweise zu verkopft ist, wenn es an Gefühligkeit beim Potidrehen oder beim Tastendrücken fehlt. Und, dass organische, körperliche (Vor)bilder, wie das Atmen oder beim Singen, dann helfen können.

Und das "Resonieren" von Musik auf verschiedenen Ebenen (auch körperlichen) würde ich voll unterschreiben. Hab ich ja selber. Bei mir hat jede Harmonie und jede Tonart eine Farbe.

Eigentlich resoniert bei mir immer eher zu viel, wenn ich Musik mache. Meine Potis leiden da körperlich extrem drunter :).

Manche Musik, die ich mache, fühlt sich halt gleich lebendiger und gefühlvoller an, wenn ich mir beim Bedienen der Instrumente vorstelle, die Musik würde irgendwie aus einer körperlichen oder organischen Bedienung heraus entstehen. Groove zum Beispiel muss gefühlvoll ficken. Darum mag ich Techno nicht, das bumst nur. (Sorry.)

Wenn ich Bässe mache, tu ich oft so, als würde ich E-Bass spielen können. Ohne Bassgitarre. Ich spiele dann Luftbassgitarre und die Bässe klingen dann besser. Sollte ich mir das nur einbilden – geschenkt. Ich mach das ja nur, um schneller "ein Gefühl" dafür zu bekommen, welche Musik sich besser anfühlt.

Jetzt weiss ich, wie ichs auf den Punkt bringe: Die eigene Körperlichkeit zwischen Gerätschaft und Klang zu schalten, kann meiner Erfahrung nach helfen mehr Gefühligkeit reinzubringen. Wenn mein Körper auf einen Beat schief tanzen will, ist der Beat wahrscheinlich schief.
 


Neueste Beiträge

News

Zurück
Oben