Brainstorm Wie wird man musikalischer/fühlender?

Knastkaffee_309

Knastkaffee_309

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Hi!

Ich merks an mir und höre es auch bei den Contests hier, dass es scheinbar den meisten so geht, wenn auch unbewusst.

Ich höre, dass sich das technische Niveau sehr weit entwickelt hat, der Ideenreichtum ist satt.

Also an grundlegendem mangelt es weniger.

Aber so Musikalität, Feeling, Groove, die Geschichte, der weit gespannte Bogen oder sich der rote Faden, der sich dirch ein Track wuselt, fehlt komplett.

Möchte auch nicht dass es hier in "alles ist kacke" oder "früher war alles besser" ausartet. Darum geht es mir nicht.

Gut wäre, wenn wir systematisch, auf lange Sicht ausgelegt eine Art Leitfaden entwickeln, und sei es nur der Erfahrungsaustausch, dass die Musik einfach nen Stück geiler wird.

Früher wollte ich im Sound besser werden und habe mich zu 90% darum gekümmert. Dann merkte ich vor 10-12 Jahren, dass es musikalischer sein könnte und lernte E Gitarre, Schwerpunkt Metal. Totaler Quatsch, weil pures Tech-Shred, aber hauptsache Master of Puppets runterbügeln.

Klavier? Fing ich mehrmals an, bin da zu inkonsequent - aber ich denke, dass der Schlüssel nicht in fehlenden Skills zu suchen ist.


Was meint ihr? Welche Strategie könnte man anwenden, um wieder musikalischer zu werden?
 
Aus Erfahrung, die ich niemandem wünsche: Hörstürze sind praktisch. In meinem Zustand schraubt man nicht mehr am perfekten FM-Sound. Da guckt man, wozu einem die Presets inspirieren und passt sie ggf. an, investiert dabei aber umso mehr ins spielerische.

Banale akustische Klangerzeugung hilft auch, dann muss man sich mit dem auseinander setzen, was man da macht, dann kann man die Sounds nicht mal ändern. Hat mich weiter gebracht als ich manchmal denke.


Der Rest ist; mehr hören. Wir sind umgeben von Algorythmen, die uns Dinge empfehlen, und Freunde und deren Spotify-Playlisten sind nur noch ein-zwei Klicks entfernt. Sich in der eigenen Blase verkriechen muss man schon proaktiv machen.

Gleichzeitig glaube ich, der musikalische Funke, das kreative - das ist nicht jedem gegeben. Manche bleiben bis zu einem gewissen Grad Handwerker, andere sprudeln von Haus aus vor Kreativität, welche die Leute erreicht, selbst auf einem Kazoo. Es gibt schon einen Grund, warum Coldplay die Stadien füllen, ihre 400 oftmals technisch besseren Klone aber nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit anderen Jammen. Das hat mir in meinem Musikerleben bisher immer die besten Ideen und Anreize verschafft. Das kann aber nicht jeder, wie ich auch schon oft beobachten konnte. Manche Leute sind kein bisschen Jam-kompatibel, dafür aber im Bandgeschehen mit ausgearbeiteten Songstrukturen fantastisch. Und andere wiederum können es einfach gar nicht. Die brauchen ihr stilles Kämmerlein.
 
Fange an zu singen. Erst mal im Chor. Später, wenn Deine Stimme geschulter ist gerne auch solo. Deine Stimme ist Instrument, mit dem Du Musik super einfach machen kannst. Wenn Du das kennengelernt hast dann kannst Du auch mit Maschinen fühlender Musik machen.

(mein ich Ernst. Ich hab 15 Jahre in verschiedenen Chören gesungen und möchte es nicht missen.)
 
Möglichkeiten einschränken. Weniger ist mehr.

Mittlerweile bin ich der Meinung, dass es weniger damit zu tun hat viel zu haben, dafür aber mehr damit zu tun hat, wie gut man das kennt was man hat.

Kontakt mit anderen Musiker hilft auch ganz enorm, gerne auch aus komplett anderen Genres.

Hatte ich meheren Bands gespielt und nie das Gefühl gehabt, dass es meinen Horizont bedeutend erweitert, sondern eher ausbremst, ablenkt

der musikalische Funke, das kreative

Klick dich mal durch die Contests. Es liegt weniger am Kreativen, selbst Musikalität ist vorhanden, aber das Gesamtergebnis verdudelt sich in beliebigem.

Fange an zu singen.

Guter Punkt, aber auch nicht jedermanns sache. Im Instrumentenunterricht lernt man schon, was du aus dem Kopf summen kannst, kannst du auch spielen. Da gibts definitiv Zusammenhänge!
 
Aber so Musikalität, Feeling, Groove, die Geschichte, der weit gespannte Bogen oder sich der rote Faden, der sich dirch ein Track wuselt, fehlt komplett.
Das ist imho schon wieder zu viel Kopf/Technik und zu wenig Gefühl, ich denke man sollte sich eher die Frage stellen ob einen die Musik selbst berührt und da ist dann auch schon das Problem bei so einem Wettbewerb, denn man versucht eher den kleinsten Gemeinsamen Nenner zu finden, zumindest wenn man in den oberen Plätzen zu landen will.
 
Aber gefühllos.

Auch wenn der Hörer etwas fühlt, wenn man plump einfach das macht, was der durchschnittliche Hörer hören will.

Da trennt sich dann Genialität und Produkt,
aber in die Ruchtung möchte ich nicht abdriften. Wir machen hier weder das eine, noch das andere. Ich möchte mich mit dem Thema auseinandersetzen, Strategien entwickeln, wie man sich gegenseitig musikalisch weiterentwickelt.

Nochmal mit Verweis auf die letzten Contests. Die technische Entwicklung der letzten Jahre ist "krass", ohne zu übertreiben und das spiegelt sich auch in sämtlichen Diskzssionen hier wieder. Es geht selten um Musik.
 
Ich weiß, jeder will einzigartig als Künstler sein
Da interpretierst du zu viel in meine Aussage, es geht nicht darum ein Künstler zu sein, sondern sich beim Musik machen mehr aus das eigene Gefühl zu verlassen und nicht nur an die Votes denken zu müssen.
Einen Mehrheitsgeschmack stilsicher zu treffen, ist auch ein Skill!
... oder man ist in der Beziehung einfach nur ein Naturtalent, weil der eigene Geschmack ziemlich genau den kleinsten gemeinsamen Nenner trifft. ;-) Aber Skill trifft die Sache recht gut, ich fand die Jingle Produktion ziemlich anstrengend, fast schon schmerzhaft. War in dem Bereich mal kurz als Aushilfe unterwegs.
 
den musikalischen horizont erweitern, über den tellerrand hinaussehen ohne berührungsängste oder vorurteile. dazu ist man nie alt genug. einfach anfangen und genau hinhören.
 
Da Du Dich auf Contests hier im Forum beziehst - Ist es nicht paradox die Leute zu fragen, denen es an dem mangelt das Du suchst?
Andererseits kann man nicht vorraussetzen, dass die Ergebnisse in Contests immer unbedingt das Bestmögliche widerspiegeln. Viele haben gar keine Zeit dafür, ein Stück von vorne bis hinten durchzukonzipieren und immer wieder zu überarbeiten bis es perfekt ist. Noch dazu ist das auch noch subjektiv.

Ansonsten finde ich es nie verkehrt, alles um sich herum abzuschalten das stören könnte, sich ein Instrument zu nehmen, anzufangen damit zu spielen und sich selbst dabei gut zuzuhören.
Was berührt mich? Was ist nur banal? Welche Modulation des Tons ergibt Sinn, welche nicht? Usw ...
Es ist auch nicht so einfach wie es klingt. Oft bekommt man den Kopf nicht frei genug dafür.
 
Im Instrumentenunterricht lernt man schon, was du aus dem Kopf summen kannst, kannst du auch spielen.
Das finde ich sehr ... ambitioniert. Nur weil ich es summen kann, können meine Finger es noch lange nicht spielen ;-)
Aber das wichtige ist, dass beim Singen eben "die Finger" nicht die Phantasie behindern.

Ich hab ein oder zwei mal bei Veranstaltungen Kurse für "Live elektronische Musik improvisieren" gegeben, und war immer wieder verwundert, dass fast alle Leute keine Vorstellung im Kopf davon haben, was sie eigentlich spielen wollen. Wenn ich dann gesagt hab: "Sing doch mal die Bass-Line vor, die Du spielen willst", oder "Klatsch mal den Rhythmus, den Deine Stabs haben sollen", dann wurde ich meist verwundert - oder zumindest verunsichert - angeschaut. Irgendwie kommen die Leute bei der Geräte-Musik nicht auf den Gedanken, dass die Musik erst im Kopf da sein muss, bevor sie am Instrument gemacht wird - egal ob das Instrument eine Saite hat oder Transistoren.
 
Das finde ich sehr ... ambitioniert. Nur weil ich es summen kann, können meine Finger es noch lange nicht spielen ;-)
Aber das wichtige ist, dass beim Singen eben "die Finger" nicht die Phantasie behindern.

Gemeint ist damit, dass man relativ schnell die physische Fähigkeit erreicht hat und es dann nur noch reine Kopfsache ist. Ist es oben angekommen, kannst du es auch sauber und gefühlvoll spielen.
 
Da Du Dich auf Contests hier im Forum beziehst - Ist es nicht paradox die Leute zu fragen, denen es an dem mangelt das Du suchst?

Es sind auch viele Titel der Leute, mir eingeschlossen. Contest nur erwähnt, weils schnell zugänglich ist. Möchte hier auf niemanden mitm Finger zeigen, bitte nicht falsch verstehen, sondern sehe die wenigen Foren, die sich noch mit Musik beschäftigen, als Teil einer Informationsblase, in der jeder was davon hat, wenn alle anderen sich weiterentwickeln.

Das Thema soll ein Versuch sein, da etwas aufzuarbeiten und evtl eine Fokusänderung zu provozieren.
 
"Persönlicher ausdruck versus inspiration"
dass die Musik erst im Kopf da sein muss, bevor sie am Instrument gemacht wird
Das ist richtig - ist aber nur die halbe (verschulte) wahrheit... (sorry)
die ganze ist, das man den "geräten" ein mitsprache-recht einräumt!

und...

man wird auch durch reisen musikalischer - sprich "lebenserfahrung/reife"

und...

Bei wirklich guten ideen haben viele das gefühl ein "kanal" zu sein und das die ideen nicht von ihnen stammen...

Es geht also um "öffnen/loslassen" und da sind wir wieder bei "reife" und reife braucht zeit, die kann man nicht erzwingen
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer sich lang und breit über das Mastering von Tracks, die dann doch kaum jemand hört, Gedanken macht, der hat halt weniger Zeit für die musikalischen Aspekte. Oder darüber ob Filter X oder Y passender wäre. Da werden Schwerpunkte gesetzt, die natürlich einen Einfluss auf das Ergebnis haben.
Außerdem, auch wenn es vielleicht manche nicht so gerne hören, schadet auch ein wenig musiktheoretisches Hintergrundwissen nicht.
Generell weniger den Maschinen überlassen und mehr selbst machen wäre mein Tipp.
 
Mit dem Synthesizer einfach nur so rumspielen ohne mit dem Ziel jetzt eine neue Nummer machen zu wollen kann dazu führen das es musikalischer und fühlender wird.
So meine Erfahrungen.
Und während des rumspielen kann irgendwann etwas bei sein was irgendwas in dir auslöst wie ein wow oder so und womit dann spontan ein neuer Track entsteht was überhaupt nicht geplant war.
Alles natürlich auch je nach Tagesform abhängigjeit.
 
Das finde ich sehr ... ambitioniert. Nur weil ich es summen kann, können meine Finger es noch lange nicht spielen ;-)
Aber das wichtige ist, dass beim Singen eben "die Finger" nicht die Phantasie behindern.
Das hat mich bei Rory Gallagher oder Thijs van Leer immer sehr beeindruckt. Die konnten Melodien improvisieren und sie gleichzeitig singen und auf dem Instrument spielen. Wer das kann, kann z.B. auch rein mental ein Musikstück üben, ohne die Finger dabei zu bewegen, weil man sich die Bewegungen vorstellen kann und gleichzeitig eine genaue Vorstellung vom Klangergebnis hat. Das ist das Ideal. Wenn man das kann, kann man auch noch Sinfonien komponieren, obwohl man vollkommen taub ist, so wie Beethoven in seinen späten Jahren.

Auf die unmittelbare Musikalität kommt es also an. Die bildet sich in der Regel durch eine Kombination von Gesangs- und Hörfähigkeit in Verbindung mit der Beherrschung eines Instruments. Die schlechte Nachricht: Was bzgl. der unmittelbaren Musikalität nicht schon in den ersten 10, spätestens den ersten 20 Lebensjahren erlernt wurde, kann man später nur unendlich langsamer und mühevoller sich erarbeiten.
 
Ich gehe für mich den anderen Weg, hab' die Idee(n) im Kopf und dann muss ich Wege suchen die mit DAW und Klangerzeugern umzusetzen.
 
Irgendwie kommen die Leute bei der Geräte-Musik nicht auf den Gedanken, dass die Musik erst im Kopf da sein muss, bevor sie am Instrument gemacht wird - egal ob das Instrument eine Saite hat oder Transistoren.

Der für mich ganz entscheidende Punkt.

Hal Galper, pointing at the piano:
"This is not the instrument. It's an illusion. You're the instrument."


Grüße
Omega Minus
 
ich versuche immer das was ich im Kopf höre nachzuspielen. Also ich erfinde im Kopf Tonfolgen die mir gefallen und spiele das auf dem Keyboard.
Ganz ohne Musiktheorie oder Musikstudium. Auch ich weiss ,dass man von einem Grundakkord aus zig Varianten erzeugen kann und so selbst forschen kann was alles geht.
Ist sinnvoller, als den ganzen Tag zu gucken wie sich die Synthesizer oder Effektgerätpreise verändern oder zu schauen und zu diskutieren was es alles neues am Markt gibt.
Aber das gehört natürlich auch dazu zum leben eines Synthesizerfreund.:taetschel:
 
... seine Komfortzone verlassen und ein neues Instrument lernen - und regelmäßig üben.

Was zumindest mir (als Klavierspieler) hilft:
- trommeln/Percussion spielen (gut für Groove/Timing)
- Bass spielen (gut um gegenläufige Melodien spontan zu finden bzw.Harmonien zu um-/erspielen)

Wichtigster Punkt: Singen (wie bereits von @fanwander erwähnt).

Singen: Dafür habe ich eine trashige Karaoke Anlage - macht Laune :)

Und - nochmal singen: Mein Klavierlehrer hatte mir regelmässig die Aufgabe gegeben, je eine Stimme aus (leichten) Bachfugen zu singen - während die restlichen Stimmen gespielt werden mussten.
Kann ich ausdrücklich empfehlen - um Melodien in den Kopf zu bekommen bzw. diese sich vorstellen zu können. Und: Die Finger an den Tasten agieren unabhängiger - sensitiv-mentales Training hat mein Klavierlehrer das genannt, denn man beginnt so zu begreifen wie es klingt und wie es sich anfühlt.
 
Eigentlich haben wir das ja schon öfters eingesehen:
  1. Instrumentalunterricht nehmen
  2. Üben, üben, üben.
  3. Rumschrauben an Klängen und Akustik (Mixing, Mastering), der Kauf und Verkauf von Geräten, das Schmökern auf digitalen Märkten, Herstellerseiten und Foren hat nichts mit Musikmachen zu tun. Darüber lässt sich streiten, keine Frage. Aber das hätte auch nichts mit Musikmachen zu tun.
  4. Kenntnisse in Notenlehre und Musiktheorie sind ein Vorteil. Wem der Kopf raucht: das ist kein Rauch, das ist aufgewirbelter Staub.
  5. Bildung braucht keine Apps.
 
Warum bist du traurig, @Summa? Aber traurig sein, dass das vielleicht in deiner spezifischen Lebenssituation unmöglich wäre, ist erlaubt.

Sicher hat so mancher verhinderter Lokführer in seinem Keller schon die immergleichen Züge seiner Modelleisenbahn beim Rumkurven beobachtet und sich die Ego-Perspektive am Führerstand lediglich vorgestellt, mal genüsslicher, mal melancholischer. Aber ein Modelleisenbahner kann dafür Bäume ausreißen und umpflanzen, verlang das mal von nem "echten" Lokführer, der will da ja gleich wieder mehr Geld und streikt.

Die Beethovensche Pathètique, die ich seit einiger Zeit in der Mache habe, war bisher "echten" Pianisten vorbehalten. Meine entstehende synthetische Interpretation steht ganz in der Tradition von Wendy Carlos, Itsao Tomita u.a. und ich weiß, Beethoven und Finger-auf-schwarz-weißen-Tasten-Choreographen in seiner Tradition würden den Kopf schütteln, mir zürnen, sich im Grabe umdrehen, wenn sie die fehlende, stellenweise wenn überhaupt nur in Ansätzen ausgebildete Phrasierung, Musikalität hörten. Mein eigentlich künstlerischer Anteil kommt erst, wenn alle Noten im Kasten sind: jedes Thema, jede Stimme, jedes markante Motiv kriegt dann einen ganz individuellen Klang. Das kann wiederum kein Pianist, so what?
 


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