Nach dem intensiven Studium des Videos, bin ich der Meinung das man hier die Lösung der Schwierigkeiten bei der Editierung von FM-Synthesizern mit dem Nutzerinterface des DX1 schon vor fast 40 Jahren sehr gut gelöst hatte. Einzig, der alleinige Value-Regler ist etwas mau.
Die direkte Operatorenanwahl und die direkte ein/aus-Möglichkeit für eben diese ist toll.
Ja, der DX1 bot schon eine sehr komfortable Benutzeroberfläche. Als DX7-Anwender der ersten Stunde (meinen ersten DX7 habe ich Ende 1984 ergattern können) bin ich aber überzeugt, dass das größte Hindernis bei der Gestaltung eigener Klänge nicht die Benutzeroberfläche des "kleinen Bruders" DX7 war, sondern die grundsätzlich andere Funktionsweise der FM-Synthese.
In anderen Worten: Selbst wenn der DX7 bei gleichem Preis die luxoriöse Bedienoberfläche des DX1 geboten hätte, hätte es trotzdem den gleichen Bedarf an käuflich zu erwerbenden bzw. raubkopierten DX7-Klangbibliotheken gegeben, da sich damals kaum jemand die Mühe machte, die Funktionsweise der FM-Synthese zu erlernen.
Was der DX1 dem DX7 durch seine großzügigeren Benutzeroberfläche voraus hatte, war letztlich "nur" eine schnellere Anwahl bestimmter Klangparameter und ein schneller zu gewinnender Überblick über die Einstellungen bestimmter Klangparameter. Die grundsätzliche Art der Programmierung, nämlich nur einen Parameter zu einer Zeit bearbeiten zu können, teilte er hingegen mit dem DX7.
Zwei Beispiele zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten (siehe dazu auch die u.a. Bilder):
1) Ein- und Ausschalten sowie Anwahl der Operatoren
Der DX1 bot für beide Funktionen (Operator Select und Operator On/Off) jeweils separate Taster. Dagegen bot DX7 nur für Operator On/Off eigene Taster (siehe Abbildung unten, Tasten 1-6 in violetter Beschriftung) und einen OPERATOR-SELECT-Taster. Den musste man im Zweifelsfall bis zu fünf Mal drücken, um z.B. von Operator 2 zu Operator 1 zu gelangen. Aber: Der OPERATOR-SELECT-Taster wählte nur die aktiven Operatoren an, wenn man also z.B. nur Operator 1, 2 und 3 angeschaltet hatte (z.B. weil man sich gerade nur mit dem linken Klangstrang von Algorithmus 3 beschäftigte), muss man nur zwei Mal drücken, um von Op2 zu Op1 zu kommen. Hier ist der Unterschied zwischen DX1 und DX7 meiner Ansicht nach einigermaßen verschmerzbar.
2) Programmierung der Hüllkurven und des Keyboard-Level-Scalings
Für den gewählten Operator stellt der DX1 alle Hüllkurven- und Keyboard-Level-Scaling-Parameter gleichzeitig dar, allerdings im Falle der Hüllkurven nur rein numerisch – die "Umrechnung" in eine Hüllkurvenform muss man nach wie vor im Kopf vornehmen.
Dennoch ist dies der Bereich, in dem der DX1 seinen Geschwindigkeitszugewinn dem DX7 gegenüber am deutlichsten ausspielen kann, denn im Vergleich ist es beim DX7 doch arg anstrengend und "lahm": Da dieser nur jeweils einen Taster für RATE (Taste 21) und LEVEL (Taste 22) hat, mit denen man zyklisch durch alle vier Hüllkurvensegmente durchhoppeln muss, braucht man allein schon acht Tastendrücke, um sich alle Hüllkurvenwerte anzeigen zu lassen, die man dabei auch noch im Kopf behalten muss, um sie dort in ein Bild der Hüllkurve zu übersetzen – beim DX1 ist es hingegen nur ein Tastendruck (Operator Select).
Und falls man statt Level 4 des dritten Operators nun mal eben Level 3 des zweiten Operators ändern will (und alle sechs Operatoren angeschaltet sind), ist man ebenfalls acht Tastendrücke unterwegs – beim DX1 sind es nur zwei (Operator Select und Level 3).
Und wehe dem DX7-Klangprogrammierer, wenn er einmal zu oft gedrückt hat, dann heisst es "noch eine Runde auf dem Karussell"!
3) Zur Ehrenrettung des DX7
Aber wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, dass die Klanganwahltaster eben nicht nur Klänge anwählen, sondern in der EDIT-Betriebsart auch zur Wahl der Klangparameter (violet) zuständig sind, und in der dritten Betriebsart FUNCTION Spielhilfen- und Hausmeister-Funktionen (grün) steuern, dann stellt man fest, dass der DX7 – einmal abgesehen von den Hüllkurven – die meisten Klangparameter in einen so direkten Zugriff stellt, dass er am Ende des Tages doch hinreichend gut zu programmieren ist…wenn man das Prinzip der FM-Synthese erst einmal verinnerlicht hat…
…was mich allerdings nicht davon abgehalten hat, mir einen
DT7-Programmer für meinen DX7s zu kaufen
Auch die herangehensweise von Cuckoo und seine einfachen Erklärungen finde ich sehr gut und für Laien gut verständlich.
Eins hätte er besser machen können: Den Klang aus der Grundeinstellung, dem sog. "Voice Init", heraus aufzubauen. Dann hätte es diese "ich weiß nicht, warum das jetzt so klingt"-Momente nicht geben müssen.
Heute könnte man das Interface des DX1 fast 1 zu 1 übernehmen, eine handvoll Regler zufügen(z.B. Feedback, Level, coarse/ratio, alle ENV-Parameter, usw...) und fertig wäre ein sehr gut zu bedienender FMSynth.
Diese Idee könnte auch die Programmer für FM-Synth, wie z.B. Jellinghaus und Clones aufräumen oder stark vereinfachen. Es gibt alles nur einmal und ncht 6-8mal.
Zwei Einwände dazu: Die Regler, deren Wert sich je nach gewähltem Operator ändert, müssten dann als Endlos-Regler (Encoder) ausgeführt werden, sonst beginnt das sehr schnell zu nerven. Weiterhin muss man bei einem solchen System (es werden alle Werte für jeden Operator angezeigt, aber nicht alle Werte für alle Operatoren) die Werte der nicht zu sehenden Parameter – und das sind viele – im Kopf behalten, was auch nicht jedermanns Sache ist.