Yamaha VL1/ VL7 Demo

kpr schrieb:
Diese VP1 Tools sind nett, aber nur für jemanden interessant, der sich bereits mit Instrumentenbau auskennt und dementsprechend zielgerichtet vorgeht.

Alle anderen sind gut bedient mit der Bewältigung der Spielmöglichkeiten, wofür Yamaha traditionsgemäß eine Menge Controller am Instrument selbst bereitstellt. Wie man schon an den abgebildeten 3 Foot Controls erahnen kann, und 3 Wheels hat der VP1 ja dann auch noch.

yamaha-vp1.jpg


Es ist wie beim Modelleisenbahnbau: Die ganzen Features sind von der einen Perspektive aus zu bewundern, von der anderen zu benutzen :D


Das sehe ich anders.
Ohne Editiermöglichkeit ist Virtual Acoustics nichts anderes als ein Digitalklavier, an dem man ein bisschen an den Equalizern herumschrauben kann, um die Presets zu verändern.
Jeder ambitionierte Synthesizerbesitzer wird die meisten Klänge an seinem Instrument entdecken, indem er Stunden am Instrument sitzt und herumexperimentiert. Er wird "zielgerichtet" seinem Gehör (und später seiner Erfahrung) folgen und interessanten Veränderungen nachgehen. Genauso ist es mit VL/VP1. Kaum jemand im professionellen Bereich (für den diese Instrumente konzipiert sind) wird ein nicht ganz optimal nachgebasteltes Saxophon einem echten Saxophonisten vorziehen. Die interessanten Aspekte bei Virtual Acoustics sind die Grenzbereiche, die Veränderungen, die in den Real Acoustics nicht möglich sind. Du beginnst Dein Stück mit einer Marimba und veränderst sie sukzessive zu einem Xylophon. Oder Du spielst Metallsaiten und veränderst in Echtzeit kontinuierlich die Exzitation vom Anschlagen zum Anblasen. Kenntnisse im Instrumentenbau sind hier überflüssig und Abenteuerlust genauso angesagt wie am großen Modularsystem.
Die Frage, ob Virtual Acoustics der Synthesizerwelt etwas lohnend Neues (und wirklichkeitsnahe Imitation von Instrumenten zähle ich nicht hierzu) gebracht hat, muss ich bedingungslos bejahen. Diese Instrumente bringen Klänge und Klangveränderungen hervor, die es sonst in dieser Form nicht gibt.
Physical Modeling wurde und wird in den Labors entwickelt, um Musikinstrumente und die menschliche Stimme zu simulieren, aber zum Synthesizer weiterentwickelt ist sie weit mehr als Imitation. Natürlich kann ein VL-1 klingen wie ein wirkliches Saxophon. Wie ein guter Saxophonist mit jahrelanger Übung wird er aber nur klingen, wenn man am VL-1-Saxophonmodell jahrelange Übung hat, und ich kenne niemanden, der sich dieser Mühe unterzieht - wie gesagt, holen wir lieber gleich ein echtes Saxophon.
Ich stimme Dir zu, daß viele Nutzer eine Zeit lang ausreichende Beschäftigung mit der Bewältigung der vorhandenen Spielhilfen finden werden.Trotzdem wird Virtual Acoustics erst interessant, wenn man die Geduld aufbringt, selbst zu editieren und zu entdecken, anstatt an einer schlechten Imitation herumzuüben.
Bei Yamaha hätte man wohl kaum Sounddisketten für den VP-1 herausgebracht, wenn man nicht die Aufmerksamkeit der Musiker auf die Möglichkeit der Editierung hätte richten wollen.
 
Du hast einen weiteren wichtigen Grund vergessen.
Unabhängig davon wie ein echtes Saxofon klingen zu wollen, erlaubt der VL1 einen organischen Sound, wie es Rompler oder Digitalsynthies nicht imstande sind.
Man hat die Möglichkeit, viele musikalische Controller zu steuern, ähnlich wie beim Minimoog, aber mit ganz anderem Sound. Was einer gewissen Übung bedarf.

fermate schrieb:
Du beginnst Dein Stück mit einer Marimba und veränderst sie sukzessive zu einem Xylophon. Oder Du spielst Metallsaiten und veränderst in Echtzeit kontinuierlich die Exzitation vom Anschlagen zum Anblasen. Kenntnisse im Instrumentenbau sind hier überflüssig und Abenteuerlust genauso angesagt wie am großen Modularsystem.
Das ist imo so nicht ohne weiteres möglich.
Zumindest gibt es dafür kein Morph-Hilfen wie etwa beim Nordlead.
 
Das ist imo so nicht ohne weiteres möglich.
Zumindest gibt es dafür kein Morph-Hilfen wie etwa beim Nordlead.[/quote]

Der VP1 hat einen scene-slider, der zwischen drei Patches mit unterschiedlichen Parametereinstellungen kontinuierlich morphen kann. So kann man sich zusätzlich zu den 3 Pedalen respektive control slidern und 3 Modulationsrädern mit einem Scene-Pedal zwischen den Einstellungen von bis zu 18 Parametern hin- und herbewegen. Der VL1 ist mit seinem einzigen Controllerpedal vergleichsweise asketisch ausgestattet.

Zum organischen Sound: Dieser ist zweifelsohne auch bei Romplern oder Samplern oft vorhanden. Dies bedeutet aber nicht, daß die Musik auch organisch klingt. Das Gehör reagiert äußerst empfindlich, wenn die Feinheiten in Ausdruck, Ansatz, Phrasierung oder Atmung "nicht stimmen".
Ehrlich gesagt, beeindruckt mich am VL-1 vor allem die Breite seiner Klangpalette. Virtual Acoustics auf Emulation von Saxophoh und Klarinette zu reduzieren, wird dieser Entwicklung einfach in keinster Weise gerecht.
 
fermate schrieb:
kpr schrieb:
Diese VP1 Tools sind nett, aber nur für jemanden interessant, der sich bereits mit Instrumentenbau auskennt und dementsprechend zielgerichtet vorgeht.

Alle anderen sind gut bedient mit der Bewältigung der Spielmöglichkeiten, wofür Yamaha traditionsgemäß eine Menge Controller am Instrument selbst bereitstellt. Wie man schon an den abgebildeten 3 Foot Controls erahnen kann, und 3 Wheels hat der VP1 ja dann auch noch.

yamaha-vp1.jpg


Es ist wie beim Modelleisenbahnbau: Die ganzen Features sind von der einen Perspektive aus zu bewundern, von der anderen zu benutzen :D


Das sehe ich anders.
Ohne Editiermöglichkeit ist Virtual Acoustics nichts anderes als ein Digitalklavier, an dem man ein bisschen an den Equalizern herumschrauben kann, um die Presets zu verändern.
Jeder ambitionierte Synthesizerbesitzer wird die meisten Klänge an seinem Instrument entdecken, indem er Stunden am Instrument sitzt und herumexperimentiert. Er wird "zielgerichtet" seinem Gehör (und später seiner Erfahrung) folgen und interessanten Veränderungen nachgehen. Genauso ist es mit VL/VP1. Kaum jemand im professionellen Bereich (für den diese Instrumente konzipiert sind) wird ein nicht ganz optimal nachgebasteltes Saxophon einem echten Saxophonisten vorziehen. Die interessanten Aspekte bei Virtual Acoustics sind die Grenzbereiche, die Veränderungen, die in den Real Acoustics nicht möglich sind. Du beginnst Dein Stück mit einer Marimba und veränderst sie sukzessive zu einem Xylophon. Oder Du spielst Metallsaiten und veränderst in Echtzeit kontinuierlich die Exzitation vom Anschlagen zum Anblasen. Kenntnisse im Instrumentenbau sind hier überflüssig und Abenteuerlust genauso angesagt wie am großen Modularsystem.
Die Frage, ob Virtual Acoustics der Synthesizerwelt etwas lohnend Neues (und wirklichkeitsnahe Imitation von Instrumenten zähle ich nicht hierzu) gebracht hat, muss ich bedingungslos bejahen. Diese Instrumente bringen Klänge und Klangveränderungen hervor, die es sonst in dieser Form nicht gibt.
Physical Modeling wurde und wird in den Labors entwickelt, um Musikinstrumente und die menschliche Stimme zu simulieren, aber zum Synthesizer weiterentwickelt ist sie weit mehr als Imitation. Natürlich kann ein VL-1 klingen wie ein wirkliches Saxophon. Wie ein guter Saxophonist mit jahrelanger Übung wird er aber nur klingen, wenn man am VL-1-Saxophonmodell jahrelange Übung hat, und ich kenne niemanden, der sich dieser Mühe unterzieht - wie gesagt, holen wir lieber gleich ein echtes Saxophon.
Ich stimme Dir zu, daß viele Nutzer eine Zeit lang ausreichende Beschäftigung mit der Bewältigung der vorhandenen Spielhilfen finden werden.Trotzdem wird Virtual Acoustics erst interessant, wenn man die Geduld aufbringt, selbst zu editieren und zu entdecken, anstatt an einer schlechten Imitation herumzuüben.
Bei Yamaha hätte man wohl kaum Sounddisketten für den VP-1 herausgebracht, wenn man nicht die Aufmerksamkeit der Musiker auf die Möglichkeit der Editierung hätte richten wollen.


Interessanter Vortrag.

Nur sind neben dir und mir und den anderen 3 Leuten weltweit zuwenig Musiker tatsächlich so hands on, dass all die lieben Angebote Yamahas gefruchtet hätten. Also haben die das teure Entwicklungsbudget unter Lehrgeld verbucht und sich mehr auf samplebasierte Instrumente konzentriert. Ist für Hardcoresynthesisten mit gesunder Bodenhaftung dennoch kein Problem: Es gibt genügend PM Instrumente und man nimmt sich dann seins und hat nicht nur was Besonderes sondern bedient auch die eigenen Neugier auf Sounds und freut sich über den eigenen Fleiß dazu.

Ich mag PM ziemlich, aber ich bin ja auch ein Exot.
 
Es gibt genügend PM Instrumente

Welche wären denn da empfehlenswert?

Ich gebe zu, daß mir da tatsächlich zuallererst die Yamahas einfallen, dazu noch Tassmann (mit doch recht anderer Zielsetzung).
Nord Modular und Reaktor können das möglicherweise auch, ich gebe aber zu, daß mir das schon zuuu sehr auf atomarer Ebene ist für den Einstieg...

Grüße,
Rallef
 
Tja lieber Rallef, empfehlenswert finde ich zuvor ein kleines wirklich nicht überforderndes Studium akustischer Instrumente. Dort lernt man was über Mensur, Saitenlänge und -stärke, Rohrdurchmesser und Schalllochgrößen usw. usf. Mit diesen Infos ausgestattet fasst sich ein PM Synth viel besser an, denn es folgen keine trial/error Handhabungen, sondern schön gezielte Vorhaben. Ein Gitarrenbauer überlegt auch ein wenig, bevor er das schöne alte Tonholz, das viel Geld gekostet hat, einfach so in Stücke haut oder stattdessen lieber einen Resonanzboden draus dengelt. Genauso klappt das mit Synth PM Systemen. Die Hersteller bieten auf den Edit Pages sehr schön ausgedachte Parameter an, mit denen zimmert man sich dann seine Phantasieinstrumente zusammen. Eins meiner bestgelungensten war ein E-Bass, den ich mit einem Plucked Model des Z1 gemacht habe. Der E-Bass ist im unteren Bereich heavy geslappt, im Diskant aber klingt der wie ein Klavier. Das ist nur ein klitzekleines Beispiel, was man mit PM tolles anstellen kann. Beim Fusion habe ich mit dem Wind Model eine Phantasieflöte gebaut, die im Bass wie ein Didgeridoo klingt, aber Obertöne via Anschlagsdynamik erlaubt. Klingt sehr spektakulär für meine Begriffe.

Neben meinem Dauerfavoriten Z1, der allgemein dermaßen unterschätzt ist, finde ich auch das Pianoteq klasse. Die Modelle sind zwar zuerst sehr nah am Original dran und "ersetzen" wohl Samples, aber man kann denen so krass zuleibe rücken, dass weniger Phantasieinstrumente sondern eher andere Klaviere rauskommen. Also starke Betonung des Anschlags etwa, was sehr prägend für den Gesamtklang ist.

PM wird hin und wieder auch überschätzt, besonders dann, wenn jemand meint, damit vor allem was sehr großes bauen zu können. Das ist gar nicht der Sinn der Sache, es geht oft eher um das Gegenteil, also sich um charakterlich prägende Details zu kümmern.
 
Interessanter Vortrag.

Nur sind neben dir und mir und den anderen 3 Leuten weltweit zuwenig Musiker tatsächlich so hands on, dass all die lieben Angebote Yamahas gefruchtet hätten. Also haben die das teure Entwicklungsbudget unter Lehrgeld verbucht und sich mehr auf samplebasierte Instrumente konzentriert. Ist für Hardcoresynthesisten mit gesunder Bodenhaftung dennoch kein Problem: Es gibt genügend PM Instrumente und man nimmt sich dann seins und hat nicht nur was Besonderes sondern bedient auch die eigenen Neugier auf Sounds und freut sich über den eigenen Fleiß dazu.

Ich mag PM ziemlich, aber ich bin ja auch ein Exot.[/quote]


Es wäre nicht Yamaha, wenn sie nicht mehr aus einer Technologie herausholen würden, als Du glaubst.
Nicht nur hat man Teile der Virtual Acoustics Synthese in EX-5 und Motiv integriert, und eine VA-Audiokarte herausgebracht, vielmehr hat das VA-Team bei Yamaha die Virtual Acoustics Technologie zur VCM (Virtual Circuitry Modeling) weiterentwickelt, mit der man "individuelle Charakteristiken vielfältiger Komponenten, die den Klang analoger Schaltkreise ergeben, emulieren kann". Federführend war auch hier der Projektleiter der Gruppe, die einst VP-1 und VL-1 entwickelt hat.
Kürzlich hat Yamaha auch eine strategische Partnerschaft mit Rupert Neve Designs geschlossen, nachdem der Meister selbst sich davon überzeugt hatte, daß Yamahas Technologie tatsächlich die Klangqualität der RND Portico Module emulieren kann.

Genau wie beim GX-1 hat also Yamaha auch beim VP-1 einen hochpreisigen Prototyp geschaffen, der mehr oder weniger als Versuchsballon und exklusiver Imageträger auf den Markt geworfen wurde, gleichzeitig ein abgespecktes, leistbareres und breitenkompatibleres Modell (VL-1, wie ehemals den CS-80) herausgebracht und dann die Technologie für weitere Produkte verwendet.

Du meinst, der VP-1 war für Yamaha ein Fehlschlag, ich meine, es ist Strategie. Ein Massenhersteller von Musikinstrumenten weiss schliesslich, dass der Preis der Schlüsselparameter für den Verkaufserfolg eines Produktes ist.

.)
 
fermate schrieb:
Es wäre nicht Yamaha, wenn sie nicht mehr aus einer Technologie herausholen würden, als Du glaubst.
Nicht nur hat man Teile der Virtual Acoustics Synthese in EX-5 und Motiv integriert, und eine VA-Audiokarte herausgebracht, vielmehr hat das VA-Team bei Yamaha die Virtual Acoustics Technologie zur VCM (Virtual Circuitry Modeling) weiterentwickelt, mit der man "individuelle Charakteristiken vielfältiger Komponenten, die den Klang analoger Schaltkreise ergeben, emulieren kann". Federführend war auch hier der Projektleiter der Gruppe, die einst VP-1 und VL-1 entwickelt hat.
All' das ist aber nicht dazu angetan, die Hoffnung auf bisher Ungehörtes durch Physical Modeling zu nähren.

Denn die von Dir geschilderte Entwicklung war vor allem durch den Wunsch motiviert, einen möglichst großen Kundenkreis anzusprechen, damit man endlich mit den Ergebnissen der teuren Grundlagenforschung Geld verdienen kann. Dazu mussten aber (a) die Anzahl der dem Anwender zugänglichen Parameter reduziert werden und (b) deren Wertebereiche so eingeschränkt werden, dass der ungeübte Anwender nur noch selten durch nicht chromatisch spielbare Klänge oder gar Stille – unterbrochen von ein paar Klappengeräuschen – frustriert wird.

Kürzlich hat Yamaha auch eine strategische Partnerschaft mit Rupert Neve Designs geschlossen, nachdem der Meister selbst sich davon überzeugt hatte, daß Yamahas Technologie tatsächlich die Klangqualität der RND Portico Module emulieren kann.
Niemand stellt die Klangqualität der Yamha-PM-Instrumente in Frage. Nur ist auch die von Dir erwähnte strategische Partnerschaft ein weiterer Beleg dafür, wo Yamaha zur Zeit das kommerziell erfolgversprechendste Anwendungsgebiet des Physical Modeling sieht: in der möglichst kostengünstigen Emulation des bereits Bestehenden.

Als weiterer Beleg für diese Haltung von Yamahas Product Marketing kann die von Dir angeführte VCM mit ihrer Emulation analoger Schaltkreise gesehen werden, siehe AN1X von 1997-1998 als erstes Yamaha-Produkt dieser Art. Wobei ich übrigens glaube, dass dieser Synthesizer eher eine Reaktion auf den Verkaufserfolg von Clavias Nord Lead war als ein Abfallprodukt von Yamahas PM-Forschung. Denn wie Clavia gezeigt hat, muss man ja nicht erst Physical-Modeling-Forschungsarbeit betreiben, um subtrakive Synthese hinreichend überzeugend digital zu emulieren.

Genau wie beim GX1 hat also Yamaha auch beim VP1 einen hochpreisigen Prototyp geschaffen, der mehr oder weniger als Versuchsballon und exklusiver Imageträger auf den Markt geworfen wurde, gleichzeitig ein abgespecktes, leistbareres und breitenkompatibleres Modell (VL-1, wie ehemals den CS-80) herausgebracht und dann die Technologie für weitere Produkte verwendet.
Das ist etwas unvollständig dargestellt: Der CS-80 war ja alles andere als "leistbar", also erschwinglich, er war daher nicht "breitenkompatibel" und erscheint mit 100kg Gewicht nun auch nicht gerade "abgespeckt".

Letztlich sind aus Yamahas GX-CS-Entwicklungslinie, also ihren analogen subtraktiven Synthesizern, keine Instrumente hervorgegangen, die etwas "Neues" einem größeren Publikum zugänglich gemacht hätten – wie gesagt, die wunderbaren Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten des CS-80 waren ja mitnichten für jeden erschwinglich. Yamaha versuchte letztlich – gerade mit den monophonen Ablegern der CS-Serie –, eine am Markt bereits etablierte Technologie ebenfalls wettbewerbsfähig bereitstellen zu können.

Nur einmal hat Yamaha ein Tasteninstrument hervorgebracht, bei dem die – übrigens eingekaufte – Technologie eines hochpreisigen "Versuchsballons" später in einem Verkaufsschlager wahre Triumphe feierte: den vom GS1 und GS2 abstammenden DX-7.

Bei allem, was Yamaha danach in diesem Bereich probierte, muss ich immer an Ralph Siegel denken, der mit Nicoles "Ein bisschen Frieden" 1982 den Eurovision Song Contest gewann und seitdem – laut eigener Aussage – besessen davon ist, diesen Triumph zu wiederholen. Tragischerweise verschliesst er sich dabei der Erkenntnis, dass es nicht nur der gut gemachte und eingängige Song ist, der über den Erfolg entscheidet, sondern auch das kulturelle Umfeld, auf das der Song trifft. Und das war in den damals friedensbewegten Zeiten einfach reif für ein zart knospendes Mädchen, das sich in leicht konsumierbarer Form – stellvertretend für den Rest Europas – die Angst vor dem nuklearen Untergang von der Seele sang.

Auch beim DX7 stimmte das "kulturelle Umfeld": Er brachte nicht nur Speicherbarkeit, Anschlagsdynamik und großzügige Polyphonie in für die Massen bezahlbare Preisregionen, vor allem aber füllten seine Klänge ein Vakuum, ein für analoge Synthesizer schlichtweg unerreichbares Gebiet. Und spätestens mit der massenhaften Verbreitung des Sampling gibt es ein solch großes akustisches "Terra Incognita" nicht mehr, zumindest ist es mittlerweile in so kleine Gebiete zerfallen, dass die meisten einen neuen Klang nicht mehr als solchen erkennen würden, selbst wenn sie ihn hören würden, da er dem Bestehenden einfach zu sehr ähnelt.

Und darunter leidet PM: Sicherlich, Du und ich und noch ein paar andere Spezialisten hier sind froh, endlich den Klangraum zwischen Flöte und Trompete erkunden zu können und eventuell sogar bisher nicht vorhandene Blasinstrumente erschaffen zu können, aber die dabei entstehenden Klänge klingen für die Masse dann doch wieder nach einer "Flöte aus dem Synthesizer" und somit nach nichts, was nicht auch mit einer Kombination aus FM, Sampling und subtraktiver Synthese hätte erreicht werden können.

Du meinst, der VP-1 war für Yamaha ein Fehlschlag, ich meine, es ist Strategie.
Bitte hilf mir auf die Sprünge: In welchen Yamaha-Instrumenten außer dem VP1 kommt ein physikalisches Saitenmodell zum Einsatz?

Ein Massenhersteller von Musikinstrumenten weiss schliesslich, dass der Preis der Schlüsselparameter für den Verkaufserfolg eines Produktes ist.
Aber nicht der einzige.
 


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